Nervus suprascapularis
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Anatomie Nervus suprascapularis
Der Nervus suprascapularis innerviert spezielle Muskeln des Schulterbereiches. Die Funktionen des Nervs erklären sich durch die Lage und die Art der Signalweiterleitung. Mechanische und biochemische Nervenschädigungen können zu nachfolgend näher erläuterten Krankheiten und Beschwerden führen.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist der Nervus suprascapularis?
Der Nervus suprascapularis ist ein sensomotorischer Nerv. Umgangssprachlich wird von einem gemischten Nerv gesprochen. Motorische Nervenfasern des N. suprascapularis innervieren Muskeln, während sensible Fasern zum Schultergelenk ziehen.
Die Fasern, die ausschließlich die Skelettmuskulatur versorgen, werden als somatomotorische Fasern bezeichnet. Die Fasern, die Impulse aus Schleimhäuten, Haut, Muskelspindeln sowie Rezeptoren in Sehnen und Gelenkkapseln vermitteln, werden als allgemein-somatosensible Fasern bezeichnet. Der Nervus suprascapularis ist ein peripherer Nerv und besitzt, wie die meisten peripheren Nerven, nicht nur eine der genannten Leitungsqualitäten. Durch die Art der Innervierung hat der Nerv sowohl somatomotorische als auch allgemein-somatosensible Fasern bzw. Anteile. Die Fasern des Nervs sind Teile eines Nervengeflechtes, das wiederum zu den Spinalnerven projiziert.
Anatomie & Aufbau
Dann zieht der Nerv entlang der Fossa supraspinata und entlang des Collum scapulae in die Fossa infraspinata. Dort bildet der Nerv motorische und sensible Äste. Die motorischen Fasern innervieren den M. supraspinatus und den M. infraspinatus, während ein sensibler Nervenast zum Schultergelenk zieht. Der Nervus suprascapularis ist ein peripherer Nerv. Wie die meisten peripheren Nerven besteht auch der Nervus suprascapularis aus mehreren Axonen die von Markscheiden, den sogenannten Schwann-Zellen umhüllt sind. Schwann-Zellen sind periphere Gliazellen, welche die Myelinisierung neuronaler Fortsätze bilden. Schwann-Zellen sind ausschließlich im peripheren Nervensystem zu finden und dienen der saltatorischen Erregungsweiterleitung.
Funktion & Aufgaben
Die somatomotorischen Nervenfasern innervieren den Musculus supraspinatus und den Musculus infraspinatus. Als somatomotorische Nervenfasern leiten sie die Erregung aus dem ZNS weiter zu den Muskeln. Die innervierten Muskeln reagieren auf die Erregung und erfüllen die ihnen zugedachten Aufgaben. Der Muskulus supraspinatus sorgt für die Abspreizung des Armes bis zu einem Winkel von 15°. Der Muskel agiert als Agonist.
Die Abspreizung des Armes wird medizinisch auch als Abduktion bezeichnet. Die weiteren Rotations- und Abduktionsbewegungen werden anschließend von zwei weiteren Muskeln, dem Muskulus deltoideus und dem Muskulus infraspinatus geleistet. Ohne die Innervation eines Nervs kann kein Muskel arbeiten. Deswegen ist der Nervus suprascapularis für die Arbeit eines weiteren Muskels, des Muskulus infraspinatus verantwortlich. Dieser Muskel befindet sich im dorsalen Bereich der Schultermuskulatur und ist zusammen mit den o. g. Muskeln für die Rotationsbewegung des Armes verantwortlich. Der Muskel sorgt bei der Rotationsbewegung vor allem für die Außenrotation des Oberarmes. Der Nervus suprascapularis innerviert das Schultergelenk und vermittelt sensorische Informationen.
Die Informationen können beispielsweise Druck- und Schmerzinformationen beinhalten und werden über das Rückenmark zum ZNS weitergeleitet. Sensorische Informationen werden in Abhängigkeit von Rezeptoren vermittelt. Reagiert ein Rezeptor, führt diese Reaktion zur Informationsweitergabe an entsprechende Nervenzellen. Der Auslöser für eine Reaktion eines Rezeptors ist unterschiedlicher Natur. So reagieren beispielsweise Druckrezeptoren erst ab einem bestimmten Druck. Zusammengefasst erfüllt der Nervus suprascapularis folgende Aufgaben:
- Erregungsweiterleitung zu innervierten Muskeln
- Abduktion des Armes bis zu 15°
- Außenrotation des Oberarmes
- sensorische Informationsweitergabe vom Schultergelenk zum ZNS
Krankheiten
Beim Kompressionssyndrom tritt eine Lähmung des Nervs auf. Durch die Lähmung des Nervs können die innervierten Muskeln nicht mehr bewegt werden. Das führt zu einem Ausfall der Rotatorenmanschette und kann in einer Luxation des Schultergelenks münden. Eine Lähmung des Nervus suprascapularis tritt aber nicht nur beim Kompressionssyndrom auf, sondern kann auch durch das Incisura-Scapulae-Syndrom erfolgen. Dieses Syndrom beschreibt zwar auch die Kompression des Nervs, allerdings ist die Ursache der Kompression eine Andere. Durch die Verknöcherung eines Bandes (Ligamentum transversum scapulae superius)entsteht ein knöcherner Kanal.
Durch diesen Kanal zieht der Nerv und erleidet eine Kompression. Die Kompression wird unter Umständen durch Drehbewegungen der Schulter maximiert. Die Folge ist eine Lähmung des Nervus suprascapularis. Natürlich kann eine Traktion (Kompression oder Dehnung) des Nervs auch durch sportliche Aktivität infolge einer Über- bzw. Fehlbelastung auftreten. Eine Ruptur der Rotatorenmanschette wäre durch eine sportliche Fehlbelastung denkbar. Die Traktion führt ebenfalls zu Beschwerden.
Angefangen von Beschwerden im Bewegungsablauf bis hin zur Luxation der Schulter. Treten Schulterschmerzen und Probleme beim Bewegungsablauf der Schulter auf, sollte unbedingt der Orthopäde aufgesucht werden. Dieser kann eine Traktion des Nervus suprascapularis entweder bestätigen oder ausschließen. Der rechtzeitige Gang zum Arzt verhindert eine dauerhafte Neuropathie infolge einer Fehlbelastung bzw. einer sportlichen Verletzung. Auch die Folgen der altersbedingten Verknöcherung eines Bandes kann der Orthopäde behandeln.
Quellen
- Baenkler, H.-W., et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin. Thieme Verlag, Stuttgart 2010
- Frotscher, M., et al.: Taschenatlas Anatomie, Band 3: Nervensystem und Sinnesorgane. Thieme, Stuttgart 2018
- Mumenthaler, M., Mattle, H.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012