Neuroendokrinologie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Behandlungen Neuroendokrinologie

Hierzulande sind hormonbedingte Erkrankungen wie etwa Diabetes, Rheuma oder Funktionsstörung der Schilddrüse weit verbreitet. Diese gehören zum Behandlungsspektrum des Endokrinologen. Wenn jedoch neurologische oder psychiatrische Störungen hinzutreten, gehören die Diagnostik und Behandlung dieser Krankheiten zu den Aufgaben der Neuroendokrinologie.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Neuroendokrinologie?

Als Teilgebiet der Endokrinologie widmet die neuroendokrine Wissenschaft sich der Interkation zwischen dem Nerven- und Hormonsystem.

Die Neuroendokrinologie beschäftigt sich sowohl mit der Erforschung als auch mit der Diagnostik und Behandlung neuroendokriner Erkrankungen. Als Teilgebiet der Endokrinologie widmet die neuroendokrine Wissenschaft sich der Interkation zwischen dem Nerven- und Hormonsystem. Dabei wird einerseits untersucht, welche Wirkung das Zentralnervensystem auf die hormonalen Prozesse hat. Anderseits geht es darum, inwiefern die im Blut zirkulierenden Hormone die Aktivität von Nervenzellen beeinflusst.

Die zentrale Schnittstelle zwischen dem Nervensystem und dem Hormonsystem befindet sich im Gehirn des Menschen. Diese heißen Hypothalamus und Hypophyse (Hirnanhangdrüse) und sind für die Regulation wichtiger Körperfunktionen zuständig. So steuern sie etwa die Stoffwechselprozesse, die Nahrungsaufnahme, die Fortpflanzung und das Stillen. Auch die Funktion der Schilddrüse sowie die der Nebennieren unterliegen der Steuerung des Hypothalamus und der Hypophyse. Erkrankungen neuroendokriner Herkunft rufen vielfältige und unspezifische Symptome hervor, sodass sie in vielen Fällen erst nach vielen Jahren diagnostiziert werden.

Behandlungen & Therapien

Hauptgegenstand der neuroendokrinen Forschung sind die Hormone, allen voran die Peptidhormone. Diese fungieren im Körper nicht nur als Botenstoffe, sondern auch als Neurotransmitter bei der Signalübertragung innerhalb des Zentralnervensystems.

Eine Störung in den hormonproduzierenden Zellen und Geweben kann verschiedenartige Krankheitsbilder hervorrufen. Jährlich werden tausende Patienten behandelt, die an Hormon- und Stoffwechselerkrankungen erleiden. Die neuroendokrinen Krankheiten werden in verschiedene Kategorien unterteilt:

  • Erkrankungen der Hypothalamus-Hypophysen-Achse,
  • Erkrankungen der peripheren Drüsen,
  • Störungen der Geschlechtsentwicklung.

Die Folge einer hypophysären Störung kann entweder eine Hypophyseninsuffizienz oder sogar ein Hypophysentumor sein. Die Pathogenese und Therapie von Hypophysentumoren sind derzeit aktuelle Forschungsschwerpunkte der neuroendokrinen Forschung. Indem die in den Hypophysentumoren interaktiven Mechanismen aufgedeckt werden, können immunsuppressive Therapiemethoden entwickelt werden. Darüber hinaus spielt die Erforschung von metabolischen Störungen für die Entwicklung von antidepressiven Behandlungsmethoden eine wesentliche Rolle, da bei depressiven Patienten oft auch eine Veränderung des Stoffwechsels beobachtet wird.

Bei Patienten, die unter aktiven Hypophysenadenomen leiden, ist die Lebensqualität stark beeinträchtigt. So kann es zu Schlafstörungen oder verstärktes Schmerzempfinden kommen. Eine Besserung tritt erst nach einer erfolgreichen Therapie des Hormonexzesses ein. Auch gehört die geschlechtsangleichende Hormonbehandlung bei Transsexualität zum Behandlungsspektrum der Neuroendokrinologie. Eine Hormonbehandlung kommt auch dann infrage, wenn bei einem Patienten eine Hormoninsuffizienz vorliegt. Diese ist etwa nach einem Schädel-Hirn-Trauma oder einer Subarachnoidalblutung der Fall. Insgesamt sind die Forschungsschwerpunkte sowie das Behandlungsspektrum dieses Teilgebietes sehr breit gefächert.


Diagnose & Untersuchungsmethoden

Zur Diagnose einer neuroendokrinen Erkrankung gibt es verschiedene Untersuchungsmethoden. Welche Methode die geeignete ist, hängt ganz von den Beschwerden und auftretenden Symptomen ab. So können etwa mithilfe eines Ultraschallgerätes nichtinvasive Untersuchungen vorgenommen werden, die außerdem nicht strahlenbelastet sind.

Die Sonographie zeigt ein morphologisches Bild von Organen wie Schilddrüse, Hoden und Leber. An diesem kann der Arzt erkennen, ob das Gewebe eines Organs Auffälligkeiten zeigt. Eine Knochendichtemessung mittels DXA gibt Aufschluss darüber, ob die Knochendichte eines Menschen vermindert ist. In der Regel wird das Knochengewebe ständig abgebaut und neu gebildet. Bei einer endokrinologischen Erkrankung ist dieser Prozess jedoch gestört, sodass das abgebaute Knochengewebe nicht schnell genug neugebildet werden kann. Diese Störung tritt etwa bei Frauen nach der Menopause auf. Mithilfe von Magnetfeldern und Radiowellen können die inneren Gewebestrukturen über MRT abgebildet werden, indem ein Computer ein Schnittbild des Körpers erstellt.

Mit dieser Methode kann jede kleine Veränderung im Körper entdeckt werden, so auch bei Verdacht auf ein Hypophysenadenom. Die Methode zur Darstellung der elektrischen Aktivität des Herzens heißt EKG. Dabei wird diese abgeleitet und als Kurven aufgezeichnet. An den Kurven kann der Arzt sehen, ob der Herzrhythmus und die Herzfrequenz eine Störung aufweisen. Wenn eine der Kurven von der Norm abweicht, liegt möglicherweise eine Erkrankung oder eine Überdosierung bestimmter Medikamente vor. Mit der UKG (Echokardiographie) werden hingegen nicht die Herzaktivitäten, sondern die anatomischen Strukturen des Herzens abgebildet. Diese Methode ist für den Patienten ungefährlich, da sie sonographisch durchgeführt wird.

Auf diese Weise können auch die Herzmuskulatur und –klappen dargestellt und deren Funktion beurteilt werden. Eine Messung der Körperzusammensetzung kommt etwa dann infrage, wenn eine Gewichtsreduzierung als Therapiemaßnahme erforderlich ist. Mithilfe dieser Methode kann die Verteilung des Fettgewebes im Körper berechnet werden. Dabei wird zum Beispiel das Verhältnis aus Taillen- und Hüftumfang bestimmt. Eine weitere Methode zur Messung der Körperzusammensetzung ist die Bioelektrische Impedanz Analyse (BIA). Ein schwacher Messstrom wird über zwei Elektroden durch den Körper geschickt, um den Körperfettanteil, die Muskelmasse sowie den Wasseranteil zu messen.

Denn bei einigen Erkrankungen des Stoffwechsels wie etwa Diabetes sollte die Ernährung umgestellt werden. So bieten viele neuroendokrinologische Ambulanzen ihren Patienten auch eine Ernährungs- und Diabetesberatung an, um diese bei der Steigerung der Lebensqualität und Minderung der Beschwerden zu unterstützen. Bei dieser Methode werden zuerst die Ernährungsgewohnheiten des Patienten analysiert. Anschließend wird ein individueller Ernährungsplan erstellt, der auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt ist. Oft wird auch eine Grundumsatzmessung zur Erstellung des Diätplans herangezogen. Denn unter Einfluss von bestimmten Medikamenten oder Krankheiten kann auch der individuelle Grundumsatz verändert sein.

Quellen

  • Allolio, B., Schulte, H.: Praktische Endokrinologie. Urban & Fischer, München 2010
  • Kleine, B., Rossmanith, W.: Hormone und Hormonsystem. Lehrbuch der Endokrinologie. Springer Verlag, Berlin 2013.
  • Marischler, C.: BASICS BASICS Endokrinologie. Urban & Fischer, München 2013

Das könnte Sie auch interessieren