Hypophysenadenom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Liegt der Ursprung des Hypophysentumors am Vorderlappen der Hypophyse, spricht man von einem Hypophysenadenom. Die Ursache, weshalb ein derartiger Tumor entsteht, ist unklar. Der Verlauf der Erkrankung ist jedoch nicht lebensbedrohlich.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Hypophysenadenom?

Da ein Hypophysenadenom in der Regel langsam wächst, können erste Symptome in manchen Fällen erst nach Jahren wahrgenommen werden.
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Unter dem Begriff Hypophyse bezeichnet der Arzt eine Hormondrüse, die gerade einmal die Größe einer Kirsche aufweist. Dieses Hormon ist mit dem Gehirn, über einen relativ dünnen Stiel, verbunden. Die Hypophyse ist die klassische Schnittstelle, welche das Gehirn mit dem Hormonsystem verbindet und stellt somit einen wesentlichen Faktor bei der Hormonregulation im menschlichen Körper dar.

Die Hypophyse enthält kein Hirngewebe, weshalb der Tumor auch nicht unter die Kategorie Hirntumor fällt. Jedoch erfolgt die Behandlung über einen Neurochirurgen. Die Hypophyse wird in einem Vorder- und Hinterlappen gegliedert, wobei der Tumor meist vom Vorderlappen ausgeht und somit ein Hypophysenadenom besteht.

Der Tumor kommt relativ häufig vor; Mediziner entdecken bei knapp jeder zehnten Autopsie eine Bildung des Hypophysentumors, den der Patient zu Lebzeiten nicht bemerkt hat. Im Regelfall erkranken Personen im Alter zwischen 35 und 45 Jahren.

Ursachen

Bislang ist es den Medizinern nicht gelungen, dass sie eine Ursache finden, weshalb ein Hypophysenadenom entsteht. Fakt ist jedoch, dass der Tumor seinen Ursprung in den Vorderlappen der Hypophyse hat.

Die Zelle entwickelt sich nicht normal, sodass ein Wachstum, die Teilung sowie Alterung und das Absterben der Zelle behindert wird. Weshalb eine Störung auftritt und sich sodann der Tumor bildet, ist nicht bekannt.

In einzelnen Fällen ist jedoch eine erbliche Ursache mitunter ein Grund, weshalb sich das Hypophysenadenom bildet. Hier wird oftmals das MEN-1-Syndrom verantwortlich gemacht, welches nachweislich dafür sorgt, dass die Patienten an einem Hypophysenadenom erkranken.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Da ein Hypophysenadenom in der Regel langsam wächst, können erste Symptome in manchen Fällen erst nach Jahren wahrgenommen werden. Wann und welche Anzeichen der Erkrankung auftreten, hängt vor allem mit der genauen Lage des Tumors zusammen. Zuerst kann es zu Einschränkungen des Gesichtsfelds wie Halbseitenbildheit kommen.

Häufig kommt es zu weiteren Sehproblemen wie etwa Doppeltsehen oder unscharfes Sehen. Bei den meisten Betroffenen treten Kopfschmerzen im Bereich der Stirn und der Augen auf. Zudem fallen die äußeren Gesichtshälften oftmals aus. Diese Beschwerden können wechseln und in unterschiedlicher Intensität auftreten. Die Ausschüttung der Sexualhormone kann gestört sein.

Bereits im frühen Stadium eines Hypophysenadenom nehmen viele Patienten einen deutlichen Libidoverlust wahr. Männer haben oftmals Erektionsprobleme und bei Frauen kann es zu Menstruationsstörungen kommen. Sie nehmen oftmals ohne bestehende Schwangerschaft einen Milcheinschuss wahr. Bei männlichen Betroffenen wächst die Brust an und nimmt eine eher weibliche Form an.

Ein zunehmender Hormonmangel kann sich durch allgemeine Abgeschlagenheit, Frieren, niedrigen Blutdruck oder Kreislaufstörungen äußern. Diese Beschwerden können bei Belastungen zu Kreislaufversagen führen. Bei einem größeren unbehandelten Hypophysenadenom treten allgemeine Symptome eines Hirntumors wie ein Wasserkopf, Erbrechen, Übelkeit oder Muskellähmungen auf. Des Weiteren kann es zur Blindheit eines oder beider Augen kommen.

Diagnose & Verlauf

Der Mediziner stellt - mit Hilfe von bildgebenden Verfahren fest - ob es sich um ein Hypophysenadenom handelt. Hier fertigt er ein MRT - eine Magnetresonanztomographie - des Kopfes des Patienten an. Hierfür wird dem Patienten ein bestimmtes Kontrastmittel verabreicht, damit der Mediziner auf den Bildern deutlich erkennt, ob ein Tumor besteht oder nicht.

Ist der Arzt unsicher, kann er ein CT - eine Computertomographie - anfertigen lassen. Des Weiteren helfen diverse Blutuntersuchungen dabei, damit sich der Mediziner vergewissern kann, dass es sich um ein Hypophysenadenom handelt. Vorwiegend ist hier der Hormonspiegel von wesentlicher Bedeutung. Liegt der Prolaktin-Spiegel bei über 200 Nanogramm, ist die Chance, dass es sich um ein Hypophysenadenom handelt, relativ hoch.

Auch eine Messung des Wachstumshormons kann mitunter eine Bestätigung dafür sein, dass der Patient unter einem dementsprechenden Tumor leidet. Weitere Maßnahmen der Diagnostik liegen auch im Bereich der Sehschärfenüberprüfung. Viele Hypophysenadenome verursachen Sehbeeinträchtigungen, sodass es ratsam ist, die Sehstärke des Patienten zu kontrollieren.

Die Erkrankung selbst sorgt nicht für einen lebensbedrohlichen Verlauf. Das Hypophysenadenom wächst relativ langsam, sodass eventuell einige Personen daran erkrankt sind, welche keine Beschwerden verspüren und schlussendlich erst bei der Autopsie festgestellt wird, dass der Patient unter einem Hypophysenadenom litt. Jedoch sollte, nach der Diagnose, eine Behandlung unbedingt eingeleitet werden. Unbehandelt ist ein Verlauf nicht exakt vorherzusagen.

Komplikationen

In der Regel handelt es sich bei einem Hypophysenadenom nicht um ein lebensgefährliches Symptom. Eine Behandlung ist allerdings trotzdem erforderlich, wobei es nicht zu Komplikationen kommt. Durch das Hypophysenadenom kommt es zu einem Tumor, der zu einem Ausfall verschiedener Gesichtsfunktionen führt. Der Betroffene kann damit verschiedene Bereiche nicht mehr steuern und leidet dabei an einer starken Lähmung.

Ebenso können Sehstörungen auftreten, sodass der Patient an Schleiersehen und an Doppelbildern leidet. Durch einen erhöhten Gehirndruck treten auch starke Kopfschmerzen auf. Der Patient fühlt sich krank und abgeschlagen und die Belastbarkeit sinkt extrem. Weiterhin kann es zu einer kompletten Erblindung oder im schlimmsten Falle auch zu einem Herzstillstand kommen. Bei Frauen kommt es nicht selten auch zu Sexualstörungen.

In den meisten Fällen treten neben den physischen Beschwerden auch Depressionen oder andere psychische Beschwerden auf, die das Leben der Patienten stark beeinflussen und die Lebensqualität erheblich verringern. Die Entfernung des Tumors ist in der Regel nur dann notwendig, wenn es zu Beschwerden kommt. Dabei treten keine besonderen Komplikationen auf und die Lebenserwartung des Patienten wird nicht eingeschränkt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Personen, die plötzlich unter wiederkehrenden Sehstörungen, Kopfschmerzen oder Kreislaufbeschwerden leiden, sollten einen Arzt aufsuchen. Wenn den Beschwerden ein Hypophysenadenom zugrunde liegt, muss rasch eine Behandlung eingeleitet werden. Durch eine frühzeitige Therapie kann das Wachstum des Adenoms verlangsamt und Komplikationen ausgeschlossen werden. Frauen, die unter ungewöhnlich starken Menstruationsbeschwerden leiden, sprechen am besten sofort mit dem Gynäkologen.

Auch unspezifische Symptome wie zum Beispiel ein niedriger Blutdruck oder Frieren sollten zeitnah abgeklärt werden. Wurde im Rahmen einer vorherigen Untersuchung ein Gendefekt wie das MEN-1-Syndrom festgestellt, kann beim Auftreten der erwähnten Symptome von einem Hypophysenadenom ausgegangen werden. Betroffene Patienten sollten noch am selben Tag einen Arzt aufsuchen. Spätestens, wenn sich Komplikationen wie starke Sehstörungen oder Migräne-Attacken einstellen, ist ein Arztbesuch angezeigt. Neben dem Hausarzt kann ein Neurologe oder ein Internist hinzugezogen werden. Bei starken Beschwerden wird idealerweise der Notarzt gerufen, da möglicherweise eine ernste Komplikation zugrunde liegt, die unbehandelt schwere gesundheitliche Schäden hervorrufen kann.

Behandlung & Therapie

Eine Therapie ist, nach der Diagnose, nicht immer notwendig. Handelt es sich um einen relativ kleinen Tumor, genügt es, wenn der Arzt diesen regelmäßig kontrolliert und auf sein Wachstum überprüft. Leidet der Patient unter keinen Beschwerden, ist eine Therapie ebenfalls nicht notwendig.

Treten jedoch Symptome auf, empfiehlt der Mediziner eine Operation und eine Entfernung des Tumors. Vor allem bei Sehstörungen ist es ratsam, dass der Tumor operativ entfernt wird. Die Entfernung erfolgt, im Regelfall, durch die Nase. Dies liegt an der durchaus günstigen Positionierung des Tumors. Hat der Tumor eine stattliche Größe erreicht, muss jedoch das Schädeldach geöffnet werden. Eine komplette Entfernung ist nicht immer möglich.

Sind nach der Operation noch Reste vorhanden, muss man diese weiter (mit Hilfe von MRT-Untersuchungen oder auch einer Kontrolle des Hormonspiegels) beobachten. Verändert sich der Tumor in seiner Größe, kann eine weitere Operation erfolgen. Es gibt auch die Möglichkeit, dass eine Strahlentherapie zur Bekämpfung verordnet wird. Dies tritt jedoch nur in den seltensten Fällen ein.


Vorbeugung

Da keine Ursachen bekannt sind, weshalb sich das Hypophysenadenom bildet, ist es auch nicht möglich zu sagen, wie der Tumor verhindert werden kann. Mediziner raten jedoch, dass Menschen unnötige Strahlungen sowie auch Chemikalien vermeiden sollten. Ebenfalls sind eine abwechslungsreiche und gesunde Ernährung sowie der Verzicht auf Alkohol und Nikotin und regelmäßiger Sport (somit eine Stärkung des Immunsystems) gute Anhaltspunkte, damit eine etwaige Tumorbildung verhindert werden kann.

Nachsorge

Bei einem Hypophysenadenom sollte der Betroffene in erster Linie sehr schnell einen Arzt aufsuchen, damit es nicht zu weiteren Komplikationen oder zu einer weiteren Verschlechterung der Beschwerden kommt. Dabei kann im schlimmsten Fall der Tod des Betroffenen eintreten, falls das Hypophysenadenom nicht behandelt wird. Bei dieser Krankheit kann es nicht zu einer selbstständigen Heilung kommen.

Im Vordergrund steht daher die frühzeitige Erkennung der Krankheit, wobei die Maßnahmen der Nachsorge meist stark eingeschränkt sind. In den meisten Fällen erfolgt dabei die Behandlung durch eine Strahlentherapie. Dabei sind die meisten Patienten auf die Hilfe und die Unterstützung der eigenen Familie und der Freunde im Alltag angewiesen.

Weiterhin sind intensive und liebevolle Gespräche notwendig, um vor allem psychische Verstimmungen oder Depressionen zu verhindern oder zu behandeln. Sollte das Hypophysenadenom durch einen operativen Eingriff entfernt werden, so sollte sich der Betroffene nach dem Eingriff auf jeden Fall ausruhen und seinen Körper schonen. Dabei ist von Anstrengungen oder von stressigen und körperlichen Tätigkeiten abzusehen. Ob es durch das Hypophysenadenom zu einer verringerten Lebenserwartung des Betroffenen kommt, kann nicht universell vorhergesagt werden.

Das können Sie selbst tun

Das Hypophysenadenom zählt zu den gutartigen Tumoren und kann in sehr vielen Fällen gut behandelt werden. Für den Patienten ist eine positive Lebenseinstellung und der grundsätzliche Wunsch, die Krankheit zu besiegen, eine sehr große psychologische Hilfe. Wie bei vielen gravierenden Erkrankungen kann auch hier die Hilfe eines Therapeuten zur besseren Bewältigung in Anspruch genommen werden.

Das Hypophysenadenom kann vom Patienten nicht selbst therapiert werden und bedarf ständiger ärztlicher Überwachung und Kontrolle. Sehr wichtig ist es, dass der Patient ein vertrauensvolles Verhältnis zu seinem behandelnden Arzt aufbaut und dem Therapieplan zustimmt. Nur dann wird der Patient den Teil der Therapie, der ihm selbst obliegt, auch konsequent durchführen und zum Beispiel seine Medikamente regelmäßig und in der vereinbarten Dosis einnehmen. Der Patient kann aktiv an seiner Genesung mitwirken, indem er die notwendigen Maßnahmen unterstützt und durchführt.

Den Alltag kann sich der Patient meist erleichtern, indem er Dinge, die ihm zunehmend schwer fallen oder die für ihn großen Stress bedeuten, an andere Personen auslagert. So kann zum Beispiel für eine begrenzte Zeit eine Haushaltshilfe in Anspruch genommen werden. Ein gesunder Lebensstil fördert grundsätzlich das Wohlbefinden. Regelmäßige leichte Bewegung an der frischen Luft fördert die Abwehrkräfte und wirkt sich positiv auf das Herz-Kreislaufsystem aus.

Quellen

  • Berlit, P.: Basiswissen Neurologie. Springer, Berlin 2007
  • Pfeifer, B., Preiß, J., Unger, C. (Hrsg.): Onkologie integrativ. Urban & Fischer, München 2006
  • Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014

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