Hormonsystem

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Hormonsystem steuert als komplexes System die Abstimmung der Funktionen aller Organe des Organismus. Beim Menschen sind dafür über dreißig verschiedene Hormone (Botenstoffe) verantwortlich. Der medizinische Fachbereich Endokrinologie beschäftigt sich mit den Störungen innerhalb des Hormonsystems.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Hormonsystem?

Die innerhalb des Hormonsystems erzeugten Botenstoffe üben jeweils individuelle Funktionen an den Zielorganen aus. So sind die Langerhans-Inseln der Bauchspeicheldrüse für die Produktion von Insulin verantwortlich.
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Zum Hormonsystem gehören sowohl endokrine Drüsen als auch isolierte Zellgruppen in anderen Organen, welche sogenannte Hormone (Botenstoffe) produzieren. Diese Hormone werden entweder endokrin über den Blutkreislauf an die Zielorgane geführt oder wirken parakrin bereits auf die Nachbarzellen ein.

Innerhalb des Hormonsystems (endokrines System) wird die Produktion der einzelnen Hormone gut miteinander abgestimmt. So gibt es Botenstoffe, die direkt an den Zielorganen wirken. Andere Hormone haben regulatorische Aufgaben. Sie steuern die Produktion anderer Hormone. Über den Hypothalamus ist das Hormonsystem mit dem zentralen Nervensystem verknüpft. Der Hypothalamus gilt als übergeordnetes Steuerorgan aller Hormondrüsen und produziert Releasing- und Inhibing-Faktoren (Hormone, welche die nachgeordnete Hormonproduktion fördern oder hemmen).

Grundlage ihrer Funktion ist die Umsetzung verarbeiteter Sinneseindrücke in körperliche Reaktionen über das endokrine System. Die enge Kopplung von Nervensystem mit Hormonsystem wird unter der Bezeichnung neuroendokrines System zusammengefasst.

Anatomie & Aufbau

Das Hormonsystem besteht aus verschiedenen, über den Körper verteilten, endokrinen Drüsen und isolierten hormonproduzierenden Zellgruppen aus anderen Organen. Zu den endokrinen Drüsen zählt die Hypophyse, die Schilddrüse, die Nebenschilddrüse, die Zirbeldrüse, die Nebenniere oder die Langerhansschen Inseln aus der Bauchspeicheldrüse.

Gelbkörper, Ovarialfollikel im Eierstock und die Leydig-Zwischenzellen im Hoden sind genauso Bestandteil des endokrinen Systems wie die Paraganglien, die als Ansammlung von Nervenzellkörpern infolge ihrer teilweisen endokrinen Funktion endokrines System und Nervensystem miteinander zum neuroendokrinen System verknüpfen. Des Weiteren enthalten alle Epithelien endokrine Zellen, deren Hormone allerdings meist parakrin (auf das benachbarte Gewebe) wirken. Die Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) stellt das Bindeglied zwischen dem Hypothalamus und den nachgeordneten endokrinen Drüsen dar.

Während der Hypothalamus als Teil des Kleinhirns noch zum zentralen Nervensystem gehört, ist die Hypophyse bereits eine Hormondrüse. Sie kann somit als Bindeglied zwischen Nervensystem und Hormonsystem angesehen werden. Die Hirnanhangsdrüse produziert eine Reihe von steuernden oder direkt am Zielorgan wirkenden Hormonen. Als zentrales endokrines Organ steuert sie die Funktionen der anderen Hormondrüsen.

Über einen Regelkreis wird die Produktion der einzelnen Hormone kontrolliert. Sind beispielsweise zu wenig Schilddrüsenhormone vorhanden, wird die Hypophyse zur Produktion des Schilddrüsen stimulierenden Hormons TSH angeregt. Umgekehrt gilt das Gleiche. So sind beispielsweise neben der Schilddrüse auch die Nebennieren oder die Gonaden diesem Regelmechanismus innerhalb des Hormonsystems unterworfen.

Funktion & Aufgaben

Die innerhalb des Hormonsystems erzeugten Botenstoffe üben jeweils individuelle Funktionen an den Zielorganen aus. So sind die Langerhans-Inseln der Bauchspeicheldrüse für die Produktion von Insulin verantwortlich. Insulin reguliert den Blutzuckerspiegel. Bei einem Insulinmangel kommt es zu Diabetes. Die Schilddrüse wiederum produziert Schilddrüsenhormone, die den Stoffwechsel anregen. So verlangsamt sich der Stoffwechsel bei Schilddrüsenhormonmangel.

Bei einem Überschuss an Schilddrüsenhormonen kommt es umgekehrt zur Beschleunigung des Stoffwechsels. Die Geschlechtshormone regulieren wiederum die primäre und sekundäre Ausbildung der Geschlechtsmerkmale und beeinflussen maßgeblich das sexuelle Verhalten. In den Nebennieren werden verschiedene Glukokortikoide produziert. Das sind Steroidhormone, deren Grundbaustein Cholesterin ist.

Glukokortikoide erfüllen unterschiedliche Aufgaben. Sie wirken auf den Stoffwechsel, sind verantwortlich für den Mineralhaushalt, haben Einfluss auf das Herz-Kreislaufsystem und besitzen eine entzündungshemmende sowie immunsuppressive Wirkung. Cortisol als Vertreter der Glukokortikoide steuert beispielsweise die Glukoneogenese (Umwandlung von Proteinen in Kohlenhydrate). Die in der Hypophyse produzierten (Hypophysenvorderlappen) oder gespeicherten (Hypophysenhinterlappen) Hormone haben unterschiedliche Funktionen. So wirken STH (Somatotropin, Wachstumshormon), Prolaktin oder Melanotropin direkt auf die Erfolgsorgane ein. Somatropin reguliert das Wachstum.

Prolaktin ist in der Stillzeit für die Milchproduktion verantwortlich und Melanotropin stimuliert das Wachstum der Melanozyten. Die Hormone TSH, ACTH, FSH und LH stimulieren in dieser Reihenfolge die Schilddrüse, die Nebennierenrinde oder die Gonaden. In der Neurohypophyse (Hypophysenhinterlappen) werden die aus dem Hypothalamus stammenden Hormone Vasopressin und Oxytocin gespeichert und bei Bedarf freigesetzt.

Während Vasopressin (antidiuretisches Hormon) die Wasserresorption in den Nieren regelt, ist Oxytocin für die Zusammenziehung der glatten Muskulatur der Gebärmutter bei der Geburt verantwortlich. Verschiedene verstreut liegende endokrine Zellen des Hormonsystems in Herz, Nieren, Leber, Magen-Darm-Trakt, Thymus, zentralem Nervensystem und anderen Organen üben jeweils spezielle Funktionen aus.


Krankheiten

Erkrankungen innerhalb des Hormonsystems äußern sich auf unterschiedliche Weise. Sind spezielle Organe betroffen, kann es zum Mangel, Ausfall oder Überschuss einzelner Hormone mit den entsprechenden gesundheitlichen Störungen kommen. Ein Insulinmangel ruft beispielsweise Diabetes hervor.

Bei einer Schilddrüsenunterfunktion verlangsamt sich der Stoffwechsel und damit alle körperlichen Funktionen. Eine Schilddrüsenunterfunktion äußert sich durch starkes Abnehmen, Nervosität, höhere Herzfrequenz und Diarrhoe. Eine Überproduktion an Cortisol ruft das sogenannte Cushing Syndrom mit Stammfettsucht und erhöhter Infektanfälligkeit hervor. Bei einem Funktionsverlust der Nebenniere kommt es zum potenziell lebensbedrohlichen Morbus Addison durch Cortisolmangel sowie durch den Mangel an Mineralkortikoiden.

Fällt der Hypophysenvorderlappen aus, sind gleich eine ganze Reihe von Hormonen betroffen. Der als Sheehan-Syndrom bekannte Funktionsausfall der Adenohypophyse äußert sich in der Kombination von Symptomen verschiedener Hormonmangelzustände. Oftmals ist eine lebenslange Hormonsubstitution erforderlich. Sind die Sexualhormone von Hormonstörungen betroffen, kommt es häufig zu Hypogonadismus, Sexualfunktionsstörungen oder Unfruchtbarkeit. Da endokrines System und Nervensystem eng miteinander verbunden sind, können auch psychische Störungen Auswirkungen auf das Hormonsystem haben.

Quellen

  • Kleine, B., Rossmanith, W.: Hormone und Hormonsystem. Lehrbuch der Endokrinologie. Springer Verlag, Berlin 2013
  • Schmidt, R., et al.: Physiologie des Menschen. Springer, Heidelberg 2010
  • Wolff, H.-P., Weihrauch, T.R. (Hrsg.): Internistische Therapie. Urban & Fischer, München 2012

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