Neurofibrom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Neurofibrom ist ein meist gutartiger Tumor, der im Rahmen der genetischen Störung Neurofibromatosis auftreten kann. Die Tumoren betreffen das Nervengewebe und müssen bei Beeinträchtigung ggf. entfernt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Neurofibrom?

Neurofibrome haben genetische Ursachen, ausgelöst durch Mutationen, die entweder durch ein Elternteil an das Kind weitergegeben wurde oder sich spontan entwickeln.
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Ein Neurofibrom ist eine genetische Störung, die Zellenwachstum innerhalb des Nervensystems auslöst, aus denen sich dann Tumore entwickeln. Diese Tumore können überall im Körper entstehen, inklusive Gehirn und Wirbelsäule.

Die Veranlagung zur Ausbildung von Neurofibromen wird häufig bereits in der Kindheit oder im jungen Erwachsenenalter entdeckt. Die Tumore sind in den meisten Fällen gutartig, doch kann sich in Ausnahmefällen auch Krebs entwickeln. Von Nerofibromen betroffene Menschen erleiden meist nur geringfügige Symptome. Allerdings können die Auswirkungen auf die Nerven bis zum Hörverlust, Lernschwierigkeiten, Herzkranzproblemen, Sehverlust und zu ernsthaften Nervenschmerzen führen.

Die Behandlung der Neurofibrome konzentriert sich auf die Vermeidung bösartiger Tumore und der Behandlung von Komplikationen, sobald sie eintreten. Große Tumore und Tumore, die die Nerventätigkeit einschränken, werden in manchen Fällen chirurgisch entfernt.

Ursachen

Neurofibrome haben genetische Ursachen, ausgelöst durch Mutationen, die entweder durch ein Elternteil an das Kind weitergegeben wurde oder sich spontan entwickeln. Es existieren verschiedene Formen von Neurofibromen, die ihre Ursache in Mutationen verschiedener Gene haben.

NF 1 (Neurofibromatosis 1) befindet sich auf dem 17. Chromosom. Das Gen produziert das Protein Neurofibromin, das in das Nevensytem abgegeben wird und das Zellwachstum stimuliert. Eine Mutation des NF1-Gens produziert viel Protein und bewirkt unkontrolliertes Zellwachstum.

Ähnliches geschieht auch bei der Mutation des NF2-Gens auf dem 22. Chromosom. Hier wird das Protein Merlin produziert, worauf ebenfalls unkontrolliertes Zellwachstum resultiert. Die dritte Mutation wird Schwannomatose genannt und entwickelt sich ebenfalls auf dem 22. Chromosom. Die Auswirkungen und Ursprünge dieser Mutation konnten noch nicht genauer ergründet werden.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Neurofibrome sind äußerlich meist nicht zu erkennen. Die Tumoren sind unter der Haut verborgen und rufen nur selten Schwellungen hervor. Gelegentlich zeigen sich Neurofibrome jedoch in Form von Knötchen, die unter der Haut ertastbar sind. Vor allem unter den Achseln, im Brustbereich und im Nacken können die knotigen Hautveränderungen gut ertastet werden.

Die Tumoren können je nach Lokalisation zu Bewegungseinschränkungen, Schmerzen und Lähmungserscheinungen führen. Gelegentlich treten auch Schwindel und andere Ausfallerscheinungen auf. Bei Beteiligung der Gehörgänge kann es zu Schwerhörigkeit bis zum Hörverlust kommen. Große Wucherungen sind mit besonders vielen Komplikationen verbunden. Die Patienten fühlen sich meist sehr unwohl, begleitend zu chronischen Schmerzen, Nervenstörungen und einer Vielzahl anderer Begleitsymptome.

Viele Patienten entwickeln durch die Tumoren zudem seelische Probleme, wie zum Beispiel Minderwertigkeitskomplexe, Ängste oder Depressionen. Da es sich bei Neurofibromen um gutartige Tumoren handelt, hat eine frühzeitige Behandlung meist Erfolg. Die beschriebenen Krankheitszeichen klingen ab, sobald die Tumoren entfernt wurden. Falls die Ursache nicht behandelt wird, können immer wieder Neurofibrome auftreten und den Patienten erheblich belasten. Langfristig wirken sich die schmerzhaften Tumoren sehr negativ auf die Lebensqualität der Betroffenen aus.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose wird der Arzt auf Grundlage der persönlichen Krankengeschichte, der familiären Krankengeschichte und der Symptome treffen. Neurofibrome, die als Resultat einer NF1-Erkrankung entstehen, werden zuerst durch eine physische Untersuchung festgestellt.

Hier kann eine spezielle Lampe zum Einsatz kommen, mit der farbige Punkte auf der Haut des Patienten sichtbar werden. Da Neurofibrome an bestimmten Stellen des Körpers gehäuft auftreten, werden Spezialisten evtl. bestimmte Regionen separat untersuchen. Bei einer Augenuntersuchung wird nach charakteristischen Fehlern in der Iris gesucht, die auf ein Neurofibrom hinweisen. Ein Ohrenarzt wird die Hörfähigkeit und den Gleichgewichtssinn testen, um eventuelle Auswirkungen auf diesen Nervenzweig festzumachen.

Falls die Vermutung naheliegt, dass das Neurofibrom sich auf Knochen, Gelenke oder die Wirbelsäule auswirkt, können bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen oder CT's in Erwägung gezogen werden. Auch eine DNA-Untersuchung ist für alle Versionen der Krankheit vorhanden und kann ggf. bereits vor der Geburt durchgeführt werden.

Komplikationen

Neurofibrome sind erblich bedingte gutartige Tumoren, die nur sehr selten zu Komplikationen führen. In den meisten Fällen haben die betroffenen Patienten noch nicht einmal Beschwerden. Ob Symptome auftreten, ist auch davon abhängig, wo sich die Tumore befinden und welche genetische Grundkrankheit dahintersteckt. Manchmal kommt es jedoch zu solch schweren Beeinträchtigungen, dass eine chirurgische Entfernung der Neurofibrome notwendig wird.

Das ist dann der Fall, wenn die Tumore zu groß werden und die Nerventätigkeit erheblich einschränken. In seltenen Fällen kann es unter anderem zu Schwerhörigkeit bis zum Hörverlust, zu erheblichen Nervenschmerzen oder zu Problemen der Herzkranzgefäße kommen. Bei vielen Patienten verursachen die multiplen Neurofibrome allerdings auch psychische Probleme, die bis zu ihrer gesellschaftlichen Isolation führen können.

Als Folge entwickeln sich oft Depressionen und verschiedene andere psychiatrische Erkrankungen. Das veranlasst viele Betroffene, die Neurofibrome bereits aus kosmetischen Gründen entfernen zu lassen. Ganz selten kommt es aber auch vor, dass Neurofibrome maligne ausarten. In diesen Fällen ist ihre Entfernung immer dringend erforderlich.

Eine chirurgische Entfernung von Neurofibromen kann aber ebenfalls zu dauerhaften Nervenschäden führen. Da Neurofibrome eng mit den anhängenden Nerven verbunden sind, müssen diese bei Operationen notgedrungenerweise mit entfernt werden. Somit besteht bei einer Operation von Neurofibromen immer die Gefahr, dass es zu Funktionsausfällen im Zentralnervensystem oder an den peripheren Nerven kommt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wer bei sich oder seinem Kind Anzeichen einer Neurofibromatose bemerkt, sollte zügig einen Arzt konsultieren. So müssen Symptome wie Schwellungen, undefinierbare Schmerzen oder sichtbare Veränderungen der Haut ärztlich untersucht werden. Selbiges gilt für psychische Veränderungen oder hormonelle Schwankungen, die auf keine bestimmte Ursache zurückzuführen sind. Die Erkrankung bedarf in jedem Fall einer ärztlichen Diagnose und Behandlung, da ansonsten ein Wachstum des Tumors und die damit verbundenen Komplikationen zu befürchten sind.

Personen, die bereits einmal an einem Tumor erkrankt sind, sollten mit dem Verdacht auf Rezidiv in jedem Fall den zuständigen Arzt informieren. Mit einem Neurofibrom kann zum Allgemeinmediziner oder zu einem Facharzt für Tumorerkrankungen gegangen werden. Verschiedene Internisten wie zum Beispiel Nephrologen oder Gastroenterologen sind für die Behandlung von Tumoren in den entsprechenden Körperregionen zuständig. Ein Neurofibrom muss meist operativ entfernt werden. Während der Behandlung muss der Patient regelmäßig einen Arzt aufsuchen und so sicherstellen, dass keine Komplikationen auftreten.

Behandlung & Therapie

Die Ursache der Neurofibrome, die Neurofibromatose, kann derzeit nicht geheilt werden. Doch durch fortlaufende Überwachung der Symptome werden Komplikationen möglichst gering gehalten. Je früher die Diagnose und die anschließende Beobachtung durch einen Spezialisten beginnt, desto besser die Lebensqualität trotz des genetischen Defekts.

Bei Patienten mit NF1 gehören zur fortlaufenden Behandlung die regelmäßige Kontrolle der Hautoberfläche, des Blutdrucks, des Körperwachstums und Gewichts (vor allem bei Kindern), der Knochen und Gelenke, der Lernfähigkeiten von Kindern und Jugendlichen, des Auges. Besonders in der Kindheit und Pubertät ist eine häufige Kontrolle der Symptome und Körperveränderungen notwendig, um negative Entwicklungen frühzeitig zu behandeln.

Wenn das Erwachsenenalter erreicht ist, sind die Untersuchungen abhängig von den individuellen Ausprägungen des Defekts. Menschen mit nur geringen Symptomen benötigen weniger Untersuchungen, als Menschen mit deutlicheren Anzeichen. Auch gutartige Neurofibrome können durch ihr Wachstum Nerven beeinträchtigen und müssen ggf. chirurgisch entfernt werden. Falls ein Neurofibrom krebsartig sein sollte, wird eine gängige Krebsbehandlung eingeleitet (Operation, Chemotherapie, Strahlentherapie).


Aussicht & Prognose

Menschen, bei denen ein Neurofibrom diagnostiziert wurde, leiden an einer unheilbaren Erkrankung. Da ist die Prognose im grundsätzlichen ungünstig. Die Ursache der gesundheitlichen Beeinträchtigung ist ein genetischer Defekt. Rechtliche Vorgaben untersagen nach dem derzeitigen Stand eine Veränderung der menschlichen Genetik. Daher kann keine vollständige Genesung erfolgen.

Wird keine medizinische Versorgung in Anspruch genommen, kann es über die gesamte Lebensspanne zu unterschiedlichen Komplikationen kommen. Wenngleich die Tumore gutartig sind, können sie dennoch auf umliegendes Gewebe oder andere Organe drücken. Zusätzlich besteht ein erhöhtes Risiko, dass Mutationen entstehen. Damit ist eine Verkürzung der durchschnittlichen Lebenszeit wahrscheinlicher.

Treten die Tumore im Kopfinneren auf, drücken sie auf das Gehirn. In diesen Fällen sind unterschiedliche Funktionsstörungen möglich. Die Betroffenen benötigen zur Verbesserung der allgemeinen Lebensqualität und zur Vermeidung von Folgeerkrankungen eine regelmäßige und kontinuierliche ärztliche Betreuung. Die Entwicklung der Erkrankung muss beobachtet werden, um gegebenenfalls operative Eingriffe vornehmen zu können. Die Wucherungen werden entfernt, sodass keine weiteren Schäden auftreten können.

Auf diesem Weg können durch eine gute medizinische Versorgung mögliche Entwicklungsstörungen verhindert werden oder eine rechtzeitige Verbesserung der allgemeinen Gesundheit eingeleitet werden. Da die Erkrankung für den Betroffenen eine starke emotionale Belastung ist, kann es jederzeit zu psychischen Folgestörungen kommen. Die Prognose wäre dann verschlechtert.

Vorbeugung

Eine Prävention von Neorofibromen existiert zur Zeit nicht, da die Krankheit genetisch weitergegeben wird. Eltern mit NF1 oder NF2 geben die Krankheit mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% an ihre Kinder weiter. Die Risiken für das Eintreten von Schwannomatosis sind noch weitgehend unklar.

Nachsorge

Bei vereinzelt auftretenden Neurofibromen, die chirurgisch entfernt werden, ist meist keine Nachsorge nach der Operation notwendig. Die Haut vernarbt an der entsprechenden Stelle. Bei großflächigem Auftreten und einer starken Schädigung der Haut durch die Operationen, kann über eine kosmetische Nachsorge nachgedacht werden. In Frage kommen hier Hauttransplantationen. Jedoch ist dies medizinischen nicht notwendig.

Erstmals auftretende Neurofibrome sind allerdings ein Anlass, sich regelmäßig auf Hautveränderungen untersuchen zu lassen. Diese Form der Nachsorge kann im Wachsen begriffene Nervenveränderungen frühzeitig ausfindig machen. Entsprechend kann es zu schnelleren Eingriffen kommen.

Zudem stellen Neurofibrome meistens ein Symptom einer genetischen Erkrankung dar. Neurofibrome können auch innerhalb des Körpers auftreten und hier beispielsweise auf Organe oder das Gehirn einwirken. Entsprechend sind Nachsorgeuntersuchungen wichtig, um Risiken frühzeitig zu erkennen. Es gibt mehrere Genmutationen, die lebenslange Kontroll- und Nachsorgeuntersuchugnen in diesem Zusammenhang mit sich bringen.

Auch kann es bei entfernten Nervenknötchen zu einem Funktionsausfall kommen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die betroffenen Nerven teilweise mit entfernt werden müssen. Eine Nachsorge besteht hier in einer Therapie zum Wiedererlangen der Funktionen, wo dies möglich ist. Teilweise entartet eine Neurofibrom auch und es kommt zu Krebs. Die Nachsorge richtet sich in diesem Fall nach der Erkrankung.

Das können Sie selbst tun

Menschen, die an einem Neurofibrom erkrankt sind, sollten sich umfassend über die Erkrankung und die möglichen Beeinträchtigungen informieren. Da es in Einzelfällen zu Mutationen kommen kann, sollte keinesfalls die Gefahr einer bösartigen Entwicklung unterschätzt werden. Regelmäßige ärztliche Kontrollen und Untersuchungen sind notwendig, um keine lebensgefährlichen Situationen auszulösen. Bei auffälligen Veränderungen ist unverzüglich der Kontakt zu einem Arzt herzustellen.

Im Alltag ist es wichtig, trotz der Erkrankung optimistisch und zuversichtlich den Entwicklungen entgegen zu treten. Mit einer positiven Lebenseinstellung lassen sich anfallende Herausforderungen besser bewältigen. Zum Abbau von Stress ist eine mentale Unterstützung hilfreich. Trainings und Übungen aus dem Repertoire verschiedener Mentaltechniken helfen dabei, um das innere Gleichgewicht herzustellen und das Wohlbefinden zu stärken. Das Neurofibrom ist eine genetische Erkrankung und kann mit den vorhandenen medizinischen Möglichkeiten gut behandelt werden. Daher sollten Experimente oder Selbstversuche vermieden und stattdessen das Vertrauen in die schulmedizinischen Möglichkeiten aufgebaut werden. Eine rechtzeitige Abklärung aller Beschwerden kann zu einer verbesserten Behandlung führen.

Werden die Schwellungen am Körper als unangenehmer optischer Makel empfunden, sollte der Betroffene sich durch Kleidung ausreichend schützen. Zudem ist eine Unterstützung des Selbstbewusstseins anzuraten, um den Umgang mit der Erkrankung im Alltag besser bewältigen zu können.

Quellen

  • Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010
  • Pfeifer, B., Preiß, J., Unger, C. (Hrsg.): Onkologie integrativ. Urban & Fischer, München 2006
  • Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014

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