Nicotinsäure
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Nikotinsäure/Nicotinsäure und Nikotinamid werden auch als Niacin oder Vitamin B3 bezeichnet. Beide Stoffe wandeln sich im Körper ineinander um. Als Vitamin B3 erfüllt Nikotinsäure viele wichtige Funktionen im Energiestoffwechsel.
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Was ist Nicotinsäure?
Sowohl Nikotinsäure als auch Nikotinamid werden als Niacin oder Vitamin B3 bezeichnet. Im Organismus unterliegen sie einer ständigen gegenseitigen Umwandlung. Niacin wird oft als Nikotinamid mit der Nahrung aufgenommen und im Darm in Nikotinsäure umgewandelt. Als Nikotinsäure erfolgt dann auch ihre Speicherung in der Leber.
Nikotinsäure wurde früher als Pellagra-Preventing-Faktor (PPF) bezeichnet, da ein Mangel an Vitamin B3 zur Erkrankung Pellagra führt. Heute ist diese Bezeichnung jedoch veraltet. Es ist eine zu den Heterozyklen gehörige chemische Verbindung. Das Grundgerüst besteht aus einem Pyridinring mit einem Stickstoffatom im aromatischen Ring, an dem eine Carboxylgruppe gebunden ist. Nikotinsäure ist ein Feststoff, welcher farblose Kristalle bildet. Der Schmelzpunkt liegt bei 236,6 Grad Celsius. Wie die anderen Vitamine des B-Komplexes ist Nikotinsäure wasserlöslich.
Sie ist als Bestandteil der Koenzyme NAD und NADP ein Wasserstoffüberträger und in dieser Funktion sehr wichtig für den Energiestoffwechsel. Vitamin B3 muss mit der Nahrung aufgenommen werden. Geringe Mengen an Nikotinsäure kann der Körper auch aus der Aminosäure Tryptophan herstellen.
Funktion, Wirkung & Aufgaben
Des Weiteren ist Nikotinsäure an der Regeneration von Muskeln, Nerven, Haut oder DNA beteiligt. Außerdem besitzt sie eine antioxidative Wirkung, die sie an vielen enzymatischen Reaktionen teilnehmen lässt. Nikotinsäure oder Nikotinamid ist zudem für die Verringerung der Blutfette im Körper verantwortlich. Der Bedarf an Vitamin B3 ist abhängig von der körperlichen Belastung. Je höher der Energieverbrauch im Organismus ist, desto mehr Nikotinsäure benötigt er auch. Auch auf die Merk- und Konzentrationsfähigkeit hat Vitamin B3 einen großen Einfluss, da es die Nervenfunktion positiv anregt.
Bildung, Vorkommen, Eigenschaften & optimale Werte
Das meiste Vitamin B3 wird über die Nahrung aufgenommen. Dabei gelangt es oft als Nikotinamid in den Körper. Nach der Aufnahme durch den Darm wird Nikotinamid in Nikotinsäure umgewandelt und in der Leber gespeichert. Nikotinsäure kann auch in geringen Konzentrationen im Organismus selber hergestellt werden. Das geschieht über den Abbau der Aminosäure Tryptophan. Die meisten Nahrungsmittel enthalten Niacin, wobei die Aufnahme über tierische Produkte einfacher ist als über pflanzliche Lebensmittel. In relativ hoher Konzentration kommt Nikotinsäure in Wild, Geflügel, Fisch, Pilzen, Eiern oder Milchprodukten vor.
Hohe Konzentrationen sind auch in der Leber, Vollkornprodukten, Cashewkernen oder Kaffee enthalten. Auch Obst und Gemüse enthalten Nikotinsäure, wobei dessen Verwertung etwas schwieriger ist als aus tierischen Lebensmitteln. So haben Veganer etwas mehr Schwierigkeiten, den Körper ausreichend mit Niacin zu versorgen, aber mit dem Konsum von Erdnüssen, Champignons, Bierhefe, Weizenkleie, Datteln, getrockneten Aprikosen oder Hülsenfrüchten können auch sie ihren Bedarf an Vitamin B3 gut decken. Einige dieser Nahrungsmittel enthalten auch viel Tryptophan, aus welchem im Körper dann Niacin synthetisiert werden kann. Dabei ist der Bedarf an Niacin, wie bereits erwähnt, auch abhängig vom Energiebedarf des Körpers. Bei größeren körperlichen Aktivitäten wird auch der Energiestoffwechsel verstärkt. Das verursacht den größeren Bedarf an Nikotinsäure bei körperlicher Aktivität, beim Stillen oder bei Schwangeren.
Der durchschnittliche tägliche Niacinbedarf für die Umsetzung von 1000 Kilokalorien liegt bei Erwachsenen bei ca. 6,6 Milligramm. Damit haben Frauen einen durchschnittlichen täglichen Bedarf zwischen 13 bis 15 Milligramm und Männer einen täglichen Bedarf zwischen 15 bis 20 Milligramm. Kinder brauchen zwischen 5 und 6 Milligramm Vitamin B3 pro Tag. Ein Vitamin-B3-Mangel hat nur für Bevölkerungsgruppen eine Bedeutung, die sich einseitig mit Mais- und Hirseprodukten ernähren. Bei diesen pflanzlichen Lebensmitteln wird Niacin erst durch eine besondere Verarbeitungsweise so freigesetzt, dass es vom Körper aufgenommen werden kann.
Krankheiten & Störungen
Besonders in Südeuropa, Afrika und Nordamerika trat die Erkrankung Pellagra nach der spanischen Eroberung von Mittelamerika und der Ausfuhr von Mais häufig auf. Die aufwendige Aufarbeitung, welche die Ureinwohner von Mittelamerika noch durchführten, wurden von den Spaniern nicht übernommen. Erst am Anfang des Zwanzigsten Jahrhunderts wurde der Zusammenhang zwischen der hauptsächlichen Ernährung mit Mais und der Erkrankung entdeckt. Pellagra äußert sich durch starke Hautveränderungen, Durchfall, Depressionen, Schleimhautentzündungen von Mund und Magen/Darm sowie durch Merkfähigkeitsstörungen, die zu Demenz führen können. Selbstverständlich können auch Resorptionsstörungen im Darm durch chronische Darmerkrankungen zu einem Vitamin-B3-Mangel führen.
Dabei kommt es jedoch auch zum Mangel anderer Vitamine. Bei einer Überdosierung von Vitamin B3 treten keine toxischen Wirkungen auf. In Einzelfällen kann es jedoch zu einem gefäßerweiternden Flush kommen, der bei sehr hohen Dosen über 2500 Milligramm pro Tag zu Schwindelgefühlen, Blutdruckabfall und Steigerung des Harnsäuregehaltes im Blut führt. In Medikamenten wird Nikotinsäure in Kombination mit anderen Medikamenten oft zu Senkung von Blutfettwerten eingesetzt.
Quellen
- Gressner, A. M., Arndt, T.: Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik. Springer Verlag, Berlin 2007
- Kohse, K. P., Dörner, K.: Taschenlehrbuch Klinische Chemie und Hämatologie. Thieme, Stuttgart 2019
- Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 266. Auflage. De Gruyter, Berlin 2015