Harnsäure

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Harnsäure bezeichnet man das Endprodukt des Purinstoffwechsels. Purin ist notwendig für den Aufbau von Ribonukleinsäure (RNS) sowie Desoxyribonukleinsäure (DNS), die in den körpereigenen Zellen zu finden sind und die genetische Information tragen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Harnsäure?

Beträgt der Urin-pH beispielsweise 7,0 so ist die Harnsäureausscheidung zehnmal schlechter als bei einem pH-Wert von 5,7.
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Purin wird mit der Nahrung (z.B. durch Fleisch) aufgenommen und ist daher nicht essenziell. Im Rahmen des Purinstoffwechsels entsteht Harnsäure, die mit dem Urin über die Nieren bzw. den Darm ausgeschieden wird.

Harnsäure ist im Blut nur äußerst gering löslich, wobei die Löslichkeit vom pH-Wert bestimmt wird. Beträgt der Urin-pH beispielsweise 7,0 so ist die Harnsäureausscheidung zehnmal schlechter als bei einem pH-Wert von 5,7. Ist der Purinstoffwechsel gestört und die Harnkonzentration steigt an, so kann dies zu unterschiedlichen Erkrankungen führen.

Funktion, Wirkung & Aufgaben

Harnsäure entsteht als Abbauprodukt der Purinbasen und zwar aus Xanthin oder Hypoxanthin. Zu 75 Prozent wird Harnsäure über die Niere ausgeschieden, die restliche Ausscheidung erfolgt über den Darm, den Speichel oder den Schweiß.

Die Menge der Harnsäure im Körper hängt dabei vom Geschlecht, vom Alter bzw. von der Ernährung ab. Bei Männern liegen die Harnsäurewerte zwischen 3,6 mg/dl (Untergrenze) und 8,2 mg/dl (Obergrenze), bei Frauen zwischen 2,3 mg/dl (Untergrenze) bzw. 6,1 mg/dl (Obergrenze). Der Harnsäurewert wird vorwiegend bei folgenden Erkrankungen bestimmt:

Die Konzentration der Harnsäure wird dabei sowohl im Urin als auch im Blutserum gemessen. Vor der Blutentnahme sollten daher drei Tage lang kein Alkohol bzw. keine Innereien aufgenommen werden. Im Blut hat die Harnsäure eine antioxidative Wirkung und schützt außerdem die Blutgefäße vor Schädigungen, die auf Grund oxidativer Prozesse entstehen können. Wenn der Harnsäurespiegel sehr stark ansteigt, so entstehen aus der Säure Kristalle, die sich in den Nieren oder Gelenken ablagern können.

Bildung, Vorkommen, Eigenschaften & optimale Werte

Purinkörper sind aus zwei stickstoffhaltigen Ringen aufgebaut. Sie sind in der RNS bzw. DNS aber auch in Energieträgern (z.B. GTP, ATP) zu finden. Im RNS- bzw. DNS-Molekül sind die Stickstoffbasen Adenin und Guanin zu finden, die im Energiestoffwechsel eine wesentliche Rolle spielen. Beim Abbau der beiden Purinderivate wird zuerst der Phosphatrest mit Hilfe bestimmter Enzyme abgespalten, anschließend erfolgt die Trennung der Base vom Zucker.

Über verschiedene Reaktionen entsteht dann aus der Stickstoffbase die Harnsäure. Gebildet wird die Säure im Dünndarm und in der Leber, wobei ein Teil durch den endogenen Purinabbau entsteht, der andere Teil wird aus Purinen gebildet, die mit der Nahrung aufgenommen werden.

Es gibt Nahrungsmittel, die sehr viele Purine enthalten und sowohl pflanzlichen als auch tierischen Ursprungs sein können. Werden eher purinarme Lebensmittel aufgenommen, so kann der Körper die Harnsäure, die beim Abbau entsteht, ohne Probleme mit dem Urin ausleiten. Wenn purinreiche Nahrungsmittel aufgenommen werden, so entsteht im Rahmen des Stoffwechsels auch viel Harnsäure, die oftmals nicht zur Gänze ausgeschieden werden kann. Daher verbleibt sie im Blut und es kommt zu einem Ansteigen des Harnsäurespiegels.

Außerdem gibt es Produkte, die zwar purinfrei sind, durch die aber der Harnsäurespiegel dennoch angehoben wird, da sie die Ausscheidung der Harnsäure hemmen und den Abbau von Purin fördern. Zu dieser Gruppe zählen vor allem alkoholische Getränke wie Bier oder Schnäpse. Eine weitere Quelle ist Fructose, vor allem beim Einsatz als Süßungsmittel. Wird Fructose abgebaut, so steigt der Harnsäurespiegel sehr stark an und das Gichtrisiko wird erhöht. Bei einer erhöhten Konzentration von Harnsäure im Blut spricht der Mediziner von einer so genannten Hyperurikämie. Dabei wird zwischen einer primären bzw. einer sekundären Hyperurikämie unterschieden:

  • Eine primäre Hyperurikämie entsteht durch eine Störung im Harnstoffwechsel.
  • Eine sekundäre Hyperurikämie wird druch verschiedene Erkrankungen bzw. durch die Einnahme von Medikamenten verursacht.


Krankheiten & Störungen

Bei einer hohen Harnsäurekonzentration entstehen vor allem in den Gelenken so genannte Harnsäurekristalle. Dadurch werden Entzündungsreaktionen hervorgerufen und die Betroffenen erleiden einen Gichtanfall.

Die überschüssige Harnsäure wird in weiterer Folge im Gewebe abgelagert, wobei vor allem die Zehen- und Fingergelenke bzw. die Niere davon betroffen sind. Die Harnsäurekristalle verursachen starke Schmerzen und führen außerdem zu Funktionsstörungen und Verformungen. An der Niere kommt es auf Grund der Ablagerungen zu Nierensteinen bzw. Entzündungen. Um einen erhöhten Harnsäurespiegel zu senken, sollten die Betroffenen auf eine fettarme Ernährung achten und auf Alkohol verzichten.

Bleibt der Harnsäurespiegel dennoch erhöht, so ist eine Medikamenteneinnahme notwendig, um die Produktion von Harnsäure vermindern zu können. Die erhöhte Harnsäuremenge bei Gicht bzw. auch beim Lesch-Nyhan-Syndrom sind genetisch bedingt. Ein zu hoher Harnsäurewert kann darüber hinaus folgende Gründe haben:

  • Nierenfunktionsstörungen
  • Gesteigerte Bildung von Purin im Körper
  • Vermehrte Aufnahme von Purin über die Nahrung

Außerdem bildet der Körper verstärkt Harnsäure bei:

  • Thrombozythämie
  • Leukämie
  • Vergiftungen
  • Unterfunktion der Schilddrüse
  • Überfunktion der Nebenschilddrüse
  • Medikamenteneinnahme wie Acetylsalicylsäure, Antihypertensiva oder Tuberkulostatika

Ein zu niedriger Harnsäurewert tritt bei einem Mangel an Xanthinoxidase bzw. bei der Einnahme von Medikamenten wie Probeneciol oder Allopurinol auf.

Quellen

  • Gerok, W., Huber, C., Meinertz, T., Zeidler, H. (Hrsg.): Die innere Medizin – Referenzwerk für den Facharzt. Schattauer, Stuttgart 2007
  • Löffler, G.: Basiswissen Biochemie. Springer, Berlin 2008
  • Schänzler, N., Bieger, W.P.: Laborwerte. Gräfe und Unzer, München 2009

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