Nierenersatztherapie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei der Nierenersatztherapie wird die Nierenfunktion eines Patienten mit Niereninsuffizienz partiell oder total ersetzt. Die Verfahren reichen über verschiedene Dialysemethoden bis hin zur Nierentransplantation. Ein Transplantat wird schon deshalb nötig, weil die Dialyse dauerhaft mit schweren Schäden des Blutkreislaufs verbunden ist.
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Was ist die Nierenersatztherapie?
Die Nierenersatztherapie entspricht dem medizinischen Behandlungsweg bei vollständiger Niereninsuffizienz. Nierenersatztherapeutische Behandlungen ersetzen partiell oder total die Nierenfunktion. Therapeutisch gibt es mehrere Einzelverfahren mit diesem Ziel: Die Hämodialyse, die Peritonealdialyse und die Nierentransplantation sind die bekanntesten davon.
Therapiewege wie die Hämodialyse und die Peritonealdialyse werden auch unter dem Begriff der Nierenersatzverfahren zusammengefasst. Nierenersatzverfahren werden sowohl bei temporärem, als auch dauerhaftem Teil- oder Gesamtverlust der Nierenfunktionen angewandt. Auch Verfahren wie die Ultrafiltration fallen in diese methodische Gruppe. Als Verpflanzung einer Spenderniere in einen Organempfänger ist die Nierentransplantation das rigoroseste Nierenersatzverfahren.
Funktion, Wirkung & Ziele
Nach einer Lebendspende oder einer postmortalen Spende wird dem Patienten dabei in einer allogenen, heterotopen oder substitutiven Transplantation eine neue Niere verpflanzt. Die Blutgruppe und immunologische Konstitution von Spender und Empfänger müssen weitestgehend übereinstimmen, damit eine Transplantation erfolgen kann. Meist wird die Niere nicht an die eigentliche Position der Nieren verpflanzt, sondern in den Beckenbereich. Die eigenen Nieren bleiben in der Regel im Körper und die neue Niere unterstützt sie fortan bei der Arbeit. Die Blutgefäße der Spenderniere werden zu diesem Zweck mit den Beckengefäßen vernäht. Die Harnleitung des Transplantats wird direkt an die Blase angebunden. In aller Regel nimmt die neue Niere noch während der Transplantation die Arbeit auf.
Um Abstoßungen durch das Immunsystem zu vermeiden, werden dem Patienten in der Regel Immunsuppressiva gegeben. Manche Patienten kommen allerdings generell nicht als Transplantatempfänger infrage. Das gilt speziell für Patienten, bei denen eine bestimmte Krankheit das Nierenleiden auslöst und auch nach einer Transplantation wieder eintreten lassen wird. In solchen Fällen sind Dialyseverfahren als Nierenersatztherapie angezeigt. Dasselbe gilt für Patienten, für die sich zeitnah keine geeignete Spenderniere findet. Bei der nierenersatztherapeutischen Peritonealdialyse dient das Peritoneum, also das Bauchfell als Dialysemembran. Dialysat wird bei der Behandlung in die Bauchhöhle eingelassen. Das Bauchfell wird als Membran zur Ausschwemmung ausscheidungspflichtiger Stoffe verwendet.
Der Zugang zum Bauchfell wird durch ein Kathetersystem ermöglicht. Dieses System wird anhand von subkutaner Tunnelung bis in die Bauchhöhle geführt. Bei der Hämodialyse filtert ein Dialysator die ausscheidungspflichtigen Substanzen dagegen aus dem Blut heraus. Um den Blutfluss in den Dialysator zu gewährleisten, legt der Nephrologe dem Patienten einen sogenannten Dialysehunt an. Diese drei Verfahren der Nierenersatztherapie sind nicht bei Weitem nicht die einzigen. Im Bereich der Dialyseverfahren zählen zum Beispiel auch die SLEDD und die Ultrafilitration zu den Nierenersatzverfahren, die als eine Art Spezialdialysen gelten. Keine Dialyse kann eine Niere allerdings dauerhaft ersetzen. Sobald die Nieren vollständig ausfallen, ist auf lange Sicht gesehen also eine Transplantation angezeigt.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Verglichen mit der Hämodialyse werden bei der Peritonealdialyse mehr Proteine, dafür aber weniger Kreatinin und Harnstoff ausgeleitet. Auf lange Sicht kann jede Dialyse die Blutgefäße, die Gelenke oder sogar das Herz Schaden nehmen lassen. Dialyseverfahren sind für den Patienten sowohl körperlich, als auch psychisch eine große Belastung und erfordern die strikte Orientierung bestimmte Ernährungsregeln. Kaliumhaltige Nahrungsmittel müssen zum Beispiel gemieden werden, da ansonsten das Risiko für Herzerkrankungen steigt. Da die Dialyse lebenswichtige Vitamine aus dem Körper schwemmt, müssen Dialysepatienten außerdem Nahrungsergänzung betreiben. Ihre Lebensqualität empfinden sie meist als eingeschränkt.
Da viele Dialyseverfahren einmal pro Tag stattfinden, sind sie sogar in der Planung ihres Alltags nicht mehr ungebunden. Die Nierentransplantation beschränkt die Lebensqualität auf lange Sicht deutlich weniger. Dieser Therapieweg ist außerdem die einzige Nierenersatztherapie, die dauerhaft wirksam angewandt werden kann. Sie verbessert die Lebensqualität und den allgemeinen Gesundheitszustand der Patienten, ist wie auch die Dialyse aber mit Risiken verbunden. Neben den allgemeinen Risiken von Operationen und Anästhesien besteht bei einer Nierentransplantation immer das Risiko einer Abstoßung. Dieses Risiko ist für den Patienten psychisch enorm belastend. Eine Abstoßung kann unter Umständen auch dann noch erfolgen, wenn der Körper die Niere unmittelbar nach der Operation angenommen zu haben scheint.
Obwohl Immunsuppressiva die Abstoßungsrate im Allgemeinen verringern, ist eine Abstoßung bei einer Transplantation niemals vollkommen ausgeschlossen. Auch entzündlich Immunreaktionen sind ein gewisses Risiko. Nichtsdestotrotz ist die Transplantation ab einem bestimmten Stadium die einzig mögliche Nierenersatztherapie.
Quellen
- Geberth, S., Nowack, R.: Praxis der Dialyse. Springer, Berlin 2014
- Hillebrand, G.F.: Nierentransplantation nachgefragt – 50 Fragen und 50 Antworten. Thieme, Stuttgart 2009
- Nowack, R. et al.: Dialyse und Nephrologie für Fachpersonal. 3. Auflage, Springer, Berlin 2009