Penicillium
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Penicillium ist ein Schimmelpilz, der nahezu weltweit verbreitet ist sowie vorwiegend im und am Boden vorkommt. Auch auf Pflanzen ist er zu finden. Wegen der verzweigten Form seiner Fortpflanzungsorgane wird er auch Pinselschimmel genannt.
Die Sporen sind zumeist leicht grün gefärbt. Der Pilz fühlt sich unter warmen und feuchten Bedingungen am wohlsten. Besonders häufig befällt Penicillium Brot, Käse, Obst (Äpfel, Pfirsiche, Zitrusfrüchte), Marmelade und Fruchtsäfte. Einige seiner Arten werden zur Herstellung des antibiotischen Wirkstoffs Penicillin sowie zur Veredelung von Lebensmitteln wie Schimmelkäse (Camembert, Roquefort) verwendet.
Weil sie das Auftreten konkurrierender Pilze verhindern, werden einzelne Arten ebenso bei der Herstellung von Wurstprodukten eingesetzt. Penicillium kann Asthma auslösen sowie verschiedene allergische Reaktionen herbeiführen, so beispielsweise Husten, Nesselfieber, Niesattacken und Schnupfen, aber auch Bronchitis und Rhinitis (Entzündung der Nasenschleimhaut).
Darüber hinaus setzen viele Arten der Pinselschimmel Mykotoxine frei, die in ihrer Wirkung hochgiftig sind. Diese Stoffe werden durch den Menschen hauptsächlich über verdorbene Lebensmittel aufgenommen.
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Was ist Penicillium?
In den kühlen und gemäßigten Klimazonen ist Penicillium so gut wie überall zu finden, wo organisches Material abgebaut wird. Besonders häufig kommen diese Schimmelarten auf Gartenerde und im Laub vor. Gewöhnlich lassen sie sich leicht in feuchten Kellerräumen sowie an Wasserleitungen, Matratzen, Deckentapeten, Fensterbretten und Polstermöbeln finden. Auch im Hausstaub, im Biomüll und ebenso im Heu lässt sich Penicillium sehr gern nieder. Der Schimmelpilz ist unter für ihn idealen Bedingungen in der Lage, Zellulose abzubauen. Es sind mehr als 200 verschiedene Arten des Pinselschimmels bekannt.
Penicillium zeichnet sich durch sehr schnelles Wachstum in den Kolonien aus. Der Sporenflug erstreckt sich auf die Zeit zwischen April und September. Das Myzel ist am Anfang weiß gefärbt, verändert sich dann jedoch hin zu grünlichen oder gelblichen Farbtönen.
Die antibiotische Wirkung dieser Schimmelpilze wurde Ende der 1920er Jahre bei Versuchen an Bakterienkulturen entdeckt. Der Schimmel hatte unter Laborbedingungen keine Verbreitung von Bakterien mehr zugelassen.
Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften
Bei insgesamt rund 250.000 verschiedenen Pilzarten ist es unmöglich, für jede einzelne einen Allergietest zu entwickeln. Allergische Reaktionen auf Penicillium sind jedoch wissenschaftlich nachgewiesen. Dabei wurde herausgefunden, dass sich die entsprechenden Erreger überwiegend in Innenräumen aufhalten und dort wiederum vor allem verderbende Nahrungsmittel und Bio-Abfälle bevölkern. Die besten Bedingungen dafür finden sie bei einer Luftfeuchtigkeit von 80 Prozent aufwärts sowie Temperaturen zwischen 20 und 25 °C vor.
Die Pilze können auch dann in Nahrungsmitteln vorkommen, wenn diese äußerlich keine Schimmelspuren aufweisen. Allergiker entwickeln die Symptome gegen die speziellen Erreger vor allem dann, wenn sie Alkohol getrunken haben oder Käse, stark gesalzene und hefehaltige Lebensmittel zu sich genommen haben.
Bedeutung & Funktion
Die Schimmelpilzart Penicillium chrysogenum ist der namhafteste Lieferant des Antibiotikums Penicillin. Bereits am Ende des 19. Jahrhunderts wurde entdeckt, dass Schimmelpilze bestimmte Säurestoffe enthalten, die das Wachstum von Körperschädlingen hemmen können. Der Milzbranderreger war das erste Beispiel dafür, dass in diesem Zusammenhang Bakterien abgetötet werden.
Penicillin wurde und wird bis heute aus den Mikroorganismen der Pilze veredelt, so dass es in chemisch verwertbarer Form zur Verfügung steht. Es begründete den großen Erfolg der Antibiotika in der Medizin. Die meisten der heute noch üblichen Antibiotika haben natürliche Vorbilder.
Krankheiten & Beschwerden
Im Magen-Darm-Bereich führen Allergien zu häufigen Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall, wiederholtem Erbrechen und permanenter Übelkeit. Auf der Haut äußern sich allergische Empfindlichkeiten in Ekzemen, Juckreiz, sogenannten Quaddeln (Urtikaria) oder Neurodermitis. Im Allgemeinbefinden machen Abwehrreaktionen gegen Pinselschimmel in Form von Dauermigräne, Schlafstörungen und allgemeiner Schwäche auf sich aufmerksam. Werden sie nicht wirksam behandelt, bringen sie auf Dauer erhebliche Nachteile im täglichen Lebensrhythmus mit sich.
Kann der Arzt eine genaue Diagnose aufstellen, besteht die einfachste Behandlung einer Schimmelpilzallergie im vollständigen oder vorübergehenden Meiden der auslösenden Nahrungsmittel. Parallel dazu werden unter Umständen Medikamente verabreicht, um akute Beschwerden zu vertreiben. Üblich ist der Einsatz von Antihistaminika und Cortisonpräparaten. Die allergische Reaktion selbst wird damit allerdings nicht therapiert.
Wird die Ursache allergischer Reaktionen auf Penicillium oder andere Schimmelpilze nicht genau ermittelt, sollten bestimmte Nahrungserzeugnisse vorsorglich nicht mehr verzehrt werden. Dazu gehören Hefeerzeugnisse, Schimmelkäse, Fruchtsäfte, alkoholische Getränke und sämtliche Fertiggerichte. Große Vorsicht ist auch bei Obstessig, Weintrauben, industriell hergestellten Backwaren, malzhaltigen Produkten, Eiscreme und Tomatenketchup geboten.
Schimmelpilze sind oft auch in essighaltigen Erzeugnissen wie Sauerkraut und Salatdressings vorhanden. Ebenso sollten Allergiker beim Verzehren von Sojasauce und Gemüsebrühe Obacht geben. Nicht zuletzt kann Zitronensäure, die sehr oft als Zusatzstoff in Nahrungsmitteln zum Einsatz kommt, zu allergischen Beschwerden führen. Diese wird unter direkter Zuhilfenahme eines Schimmelpilzes hergestellt. Die Zitronensäure ist wiederum Ausgangsstoff weiterer Zusatzstoffe wie zum Beispiel E 380 (Triammoniumcitrat) und E 1505 (Triethylcitrat), die ebenfalls allergische Symptome herbeiführen können.
Quellen
- Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Thieme, Stuttgart 2013
- Kohl, F.: Die Hefepilze. Ihre Organisation, Physiologie, Biologie und Systematik sowie ihre Bedeutung als Gärungsorganismen. Unikum, Lindau a.B. 2012
- Studt, H. H.: Allgemeine und spezielle Infektionslehre. Lehrbuch für Pflegeberufe. Kohlhammer, Stuttgart 2003