Phenethylamin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Phenethylamin (PEA) ist die Stammsubstanz der Katecholamine wie Adrenalin, Noradrenalin oder Dopamin. Oft wird es für die Auslösung von Glücksgefühlen verantwortlich gemacht. Es kommt sowohl weitverbreitet im Pflanzenreich als auch als Hormon im menschlichen Körper vor.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Phenethylamin?

Phenethylamin kommt sehr verbreitet im Pflanzenreich vor und dient dort als Vorläufersubstanz für bestimmte Alkaloide. Hauptsächlich in Bittermandelöl oder Kakao wurde viel Phenethylamin gefunden.
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Phenethylamin gilt als Stammsubstanz für die Katecholamine, die im Körper als Neurotransmitter oder Hormone weitverbreitet sind. Die Wirkstoffe Adrenalin, Noradrenalin oder Dopamin leiten sich von der Stammsubstanz PEA ab. Die korrekte chemische Bezeichnung von Phenethylamin ist 2-Phenylethylamin.

In der Pflanze fungiert diese Verbindung als Vorläufer für die Benzylisochinolin-Alkaloide. Daher ist dieser Wirkstoff im Pflanzenreich weit verbreitet. Neben den wichtigen im menschlichen Körper wirkenden Katecholaminen wie Dopamin, Adrenalin oder Noradrenalin leiten sich von Phenethylamin auch viele psychedelisch wirkende Halluzinogene ab. Phenethylamin wurde als körpereigenes Hormon erkannt, welches für das Entstehen von Lust- und Glücksempfindungen verantwortlich ist.

Als chemisches Molekül besteht es aus einem aromatischen Phenylring mit einer Seitenkette aus Ethylamin. Phenethylamin ist eine farblose Flüssigkeit mit fischartigem Geruch und einem Siedepunkt bei 200 Grad. In Wasser ist die Verbindung schlecht löslich. Besonders häufig kommt sie im Bittermandelöl und Kakaobohnen vor. Des Weiteren wurde sie auch im Gehirn und im Urin gefunden.

Funktion, Wirkung & Aufgaben

Phenethylamin ist ein körpereigenes Hormon, welches Lust- und Glücksgefühle erzeugt. Im Zustand höchsten Glücksgefühls werden im Körper erhöhte Konzentrationen an PEA gefunden.

Ausgangspunkt der Biosynthese von Phenethylamin ist die Aminosäure Phenylalanin. Es wurde festgestellt, dass die Ausschüttung von PEA sowohl physisch als auch psychisch erfolgen kann. Studien zeigten beispielsweise, dass sportliche Betätigungen zu einem Ansteigen der Konzentration von Phenethylamin im Körper führen. So gelangen Läufer nach einem Ausdauertraining in einen rauschartigen Zustand, welcher auf die hohen Phenethylaminkonzentrationen zurückzuführen ist. Glücksgefühle werden auch beim Verlieben ausgelöst.

So wurde festgestellt, dass auch Verliebte eine höhere PEA-Konzentration im Körper aufweisen. Der Körper wird auch hier in einen Rauschzustand versetzt, der das berühmte Kribbeln im Bauch verursacht. In der gleichen Zeit wird jedoch auch das rationale Denken eingeschränkt, was zu einer gewissen Sorglosigkeit oder gar "Blindheit" führt. Die Wirkung von Phenethylamin hält jedoch nicht ewig an. Nach einem Zeitraum von vier Jahren findet eine Gewöhnung an die erhöhten Werte statt. Danach kann es zu Entzugserscheinungen kommen, die zu einer depressiven Grundstimmung führen. Die Wirkung von PEA gleicht also der einer Droge und die biochemischen Vorgänge gleichen sich auch.

Die orale Einnahme von PEA soll laut einiger Aussagen zu keinerlei Wirkung führen, weil der Wirkstoff sehr schnell durch Monoaminooxidase (MAO) abgebaut wird. Andere Autoren sprechen von kurzzeitigen Wirkungen, die sich durch eine Steigerung des Blutdrucks äußern. Teilweise wird auch das Auftreten einer plötzlichen Migräne beim Verzehr von phenethylaminhaltigen Nahrungsmitteln durch die Blutdrucksteigerung erklärt.

PEA kann Kohlendioxid binden. Durch die erhöhte Kohlendioxidkonzentration im Blut kommt es neben der Blutdrucksteigerung auch zur Erhöhung des Blutzuckerspiegels und zur Anregung der Atmung. Bei sehr hohen Phenethylaminwerten können auch toxische Wirkungen auf den Kreislauf eintreten. Allerdings ist die Wirkung individuell unterschiedlich.

Bildung, Vorkommen, Eigenschaften & optimale Werte

Wie bereits erwähnt, kommt Phenethylamin sehr verbreitet im Pflanzenreich vor und dient dort als Vorläufersubstanz für bestimmte Alkaloide. Hauptsächlich in Bittermandelöl oder Kakao wurde viel Phenethylamin gefunden. Die glücksbringende Wirkung der Schokolade soll auf PEA zurückzuführen sein. Zumindest konnte eine erhöhte Konzentration von Dopamin festgestellt werden, welches sich aus Phenethylamin bilden kann.

Ob jedoch diese Wirkung auf den Verzehr von Schokolade zurückzuführen ist, sei dahingestellt. PEA wird bei der oralen Aufnahme sehr schnell abgebaut. Die chemische Grundstruktur der Katecholamine einschließlich des PEA lässt diese Wirkstoffgruppe jedoch als Neurotransmitter auftreten, welche sie als psychotrope Substanzen charakterisiert. Die im Gehirn oder im Urin gefundenen Spuren von PEA stammen jedoch wahrscheinlich nicht aus der Nahrung. Der Körper produziert selber Phenethylamin aus Phenylalanin.


Krankheiten & Störungen

Erhöhte Konzentrationen an Phenethylamin können toxisch wirken. So ist eine verstärkte Anregung des Kreislaufs möglich, die zu Herz-Kreislauf-Problemen führen. Außerdem sind erhöhte Phenethylaminkonzentrationen für die Entstehung von Migräne verantwortlich.

Des Weiteren wurde beobachtet, dass stark erhöhte Phenethylaminkonzentrationen im Blut einen verzögerten Histaminkatabolismus zur Folge haben können. Dabei reichert sich Histamin im Körper an. Die erhöhte Histaminkonzentration wirkt toxisch. Es kommt unter anderem zu Atemnot, Rotfärbung der Haut, Nesselsucht, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen und Durchfall. Die Symptome erinnern an eine Fischvergiftung. Die für den verzögerten Histaminabbau verantwortliche hohe Phenethylaminkonzentration kann meist nicht durch eine erhöhte Zufuhr von Phenethylamin erzeugt werden, weil es durch Monoaminooxidase (MAO) schnell abgebaut wird und lediglich kurzfristig erhöht wäre.

Allerdings schränken MAO-Hemmer die Wirkung des Enzyms ein, wodurch die Phenethylaminkonzentration steigt. So können Therapien, die eine Gabe von MAO-Hemmern beinhalten, bei unsachgemäßer Anwendung auch zu starken Nebenwirkungen führen. Phenethylamin besitzt eine antidepressive Wirkung. Zur Depressionsbehandlung ist PEA jedoch wegen der schnellen Abbaubarkeit durch Monoaminooxidase nicht geeignet.

Eine Gabe von Monoaminooxidasehemmern lässt die körpereigene Konzentration von PEA jedoch steigen. MAO-Hemmer können also zur Behandlung von Depressionen eingesetzt werden. Währen dieser Behandlung ist aber eine zusätzliche Einnahme von PEA kontraindiziert. Durch den fehlenden Abbau von Phenethylamin würde dessen Konzentration steigen und eventuell zu deutlich erhöhten Konzentrationen führen. In der Folge käme es zu Blutdruckanstieg, Kopfschmerzen und gegebenenfalls zu einer Histaminvergiftung.

Quellen

  • Gressner, A. M., Arndt, T.: Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik. Springer Verlag, Berlin 2007
  • Kohse, K. P., Dörner, K.: Taschenlehrbuch Klinische Chemie und Hämatologie. Thieme, Stuttgart 2019
  • Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 266. Auflage. De Gruyter, Berlin 2015

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