Pneumocystis-Pneumonie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Jährlich erkranken allein in Deutschland über 600.000 Menschen an einer Lungenentzündung, fachsprachlich Pneumonie genannt. Diese Entzündung des Lungengewebes kann unterschiedliche Ursachen haben und wird in verschiedene Unterkategorien eingeteilt. Eine besonders gefährliche Form der Lungenentzündung ist die Pneumocystis-Pneumonie (PCP).
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Was ist eine Pneumocystis-Pneumonie?
Bei der Pneumocystis-Pneumonie handelt es sich um eine interstitielle Art von Lungenentzündung. Die Entzündung betrifft also nicht die Lungenbläschen, sondern das Interstitium. Darunter versteht man die schmale Schicht Bindegewebe, die sich zwischen den Lungenbläschen und den Blutgefäßen befindet. An der Entstehung der Pneumocystis-Pneumonie sind sogenannte opportunistische Erreger beteiligt.
Daher zählt diese Erkrankung zu den opportunistischen Infektionen. Opportunistische Erreger können Pilze, Viren oder Bakterien sein. Sie machen es sich zunutze, wenn der Körper sich in einer prekären Situation befindet. Am häufigsten befallen diese Erreger den Organismus dann, wenn das Immunsystem geschwächt ist, also eine Immundefizienz vorliegt.
Da dies charakteristisch für Menschen ist, die an AIDS erkrankt sind, gilt die Pneumocystis-Pneumonie als die häufigste AIDS-definierende Erkrankung. Da diese Art von Lungenentzündung hauptsächlich dann auftritt, wenn beim Betroffenen bereits eine Vorerkrankung vorliegt, handelt es sich um eine sekundäre Lungenentzündung.
Ursachen
Allerdings ist die Immunabwehr eines gesunden Körpers normalerweise problemlos dazu in der Lage, eine Erkrankung zu verhindern. Ist das Immunsystem aber geschwächt, ist der Patient akut gefährdet. Gründe für ein geschwächtes Immunsystem können zum Beispiel eine Chemotherapie, eine angeborene Immunschwäche oder eine HIV-Infektion sein.
Die HIV-Infektion wirkt sich deshalb so kritisch aus, da das HI-Virus schrittweise die T-Helferzellen zerstört, die für die Antikörperbildung verantwortlich sind. Ohne ausreichend Antikörper ist es dem Körper nicht mehr möglich, eindringende Erreger erfolgreich zu bekämpfen. So schaffen es die Immunzellen auch nicht mehr, den Pilzerreger Pneumocystis jirovecii erfolgreich abzuwehren. Dies resultiert in der kritischen Entzündung des Lungengewebes.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Der Beginn der Lungenentzündung erfolgt schleichend. Zunächst äußert sich beim Betroffenen ein trockener Husten, der mit der Zeit stärker wird. Zusätzlich leiden die Patienten unter einer zunehmenden Atemnot, auch als Dyspnoe bezeichnet.
Fieber kann auftreten, ist aber kein charakteristisches Symptom, da ein zu stark geschwächter Körper nicht mehr dazu in der Lage sein kann, eine Infektion mit Fieber zu bekämpfen. Ein weiteres Symptom ist Tachypnoe. Dabei ist die Atemfrequenz des Patienten erhöht. Er oder sie muss also mehrere Atemzüge pro Minute nehmen.
Da der Körper durch die Infektion stark geschwächt wird, kommt es bei unzureichender Behandlung über mehrere Wochen zu einem Gewichtsverlust beim Betroffenen. Dieser kann mehrere Kilo ausmachen. Typischerweise lässt sich im Mund der Erkrankten ein sogenannter Mundsoor nachweisen.
Darunter versteht man einen Pilzbefall der Mundschleimhaut, der mit weißen oder gelblichen Belägen in Erscheinung tritt. Bleibt die Erkrankung unbehandelt, verschlechtert sich der Zustand des Patienten kontinuierlich. In einem solchen Fall kann es schnell passieren, dass die Krankheit einen tödlichen Verlauf nimmt.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Bei Betroffenen mit einer bis dato unerkannten HIV-Infektion kann es oft sehr lange dauern, bis die Diagnose mit PCP erfolgt. Denn selbst, wenn der Arzt mit Vermutung auf eine Lungenentzündung röntgt, zeigen sich auf dem Bild in vielen Fällen keine Auffälligkeiten. Nur selten weist ein schmetterlingsförmiges Gebilde bereits während der Röntgenaufnahme auf eine vorliegende Pneumonie hin.
Eine sichere Diagnose lässt sich nur mittels einer Bronchoskopie mit Bronchiallavage stellen. Hierbei wird ein dünner Schlauch durch den Rachen in die Bronchen eingeführt. Mit kleinen Bürsten und Zangen werden Gewebeproben entnommen. Bei der Bronchiallavage werden die Atemwege mit einer Kochsalzlösung gespült.
Im Anschluss wird die Lösung abgesaugt. Die während der Untersuchung gewonnen Proben werden mikrobiologisch untersucht, um den Pilz nachzuweisen. Da die Prozedur für den Patienten sehr unangenehm ist, besteht die Möglichkeit sie unter Sedierung oder Narkose durchführen zu lassen.
Komplikationen
Auch der Hals schmerzt und es kann zu einer Atemnot kommen. Durch die Beschwerden bei der Atmung werden auch die inneren Organe mit weniger Sauerstoff versorgt, sodass es dabei im schlimmsten Fall zu irreversiblen Schäden kommen kann. Ebenso beansprucht die Pneumocystis das Herz, da der Körper mehr Blut transportieren muss, um die Organe mit Sauerstoff zu versorgen.
Hierbei kann es auch zu einem Herzinfarkt kommen. Weiterhin führt die Pneumocystis nicht selten zu einem Gewichtsverlust und die Schleimhäute werden von Pilzen befallen. Die Behandlung der Pneumocystis ist in der Regel nicht mit Komplikationen verbunden. Mit Hilfe von Antibiotika werden die Beschwerden vollständig behandelt. Die Lebenserwartung des Betroffenen wird bei einer erfolgreichen Behandlung nicht beeinflusst.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Symptome wie trockener bis schleimiger Husten, Brustschmerzen und hohes Fieber deuten auf eine Lungenentzündung hin. Ein Arzt muss feststellen, ob eine Pneumocystis Pneumonie vorliegt und gegebenenfalls direkt eine Behandlung starten. Je nach Ausprägung der Lungenentzündung kann es bereits genügen, leichte Antibiotika zu verordnen. Bei starken Beschwerden ist eine stationäre Behandlung in einer Fachklinik vonnöten. Um dies frühzeitig entscheiden zu können, ist eine rasche ärztliche Abklärung zwingend notwendig. Deshalb sollte spätestens bei zunehmenden Brustschmerzen oder steigendem Fieber ärztlicher Rat eingeholt werden.
Besonders gefährdet sind Patienten mit einer Immundefizienz, zum Beispiel AIDS-Patienten und Menschen mit einer Immunstörung. Wer zu den Risikogruppen zählt, sollte zügig zum Hausarzt gehen, wenn die eingangs erwähnten Beschwerden auftreten. Daneben kann ein HNO-Arzt oder ein Lungenfacharzt konsultiert werden. Während der Antibiotika-Therapie muss ein Arzt den Heilungsverlauf überwachen. Sollte es zu Komplikationen kommen, muss der Patient umgehend ins Krankenhaus gebracht werden. Wenn Säuglinge oder Kleinkinder Anzeichen einer Pneumocystis Pneumonie zeigen, ist der Rettungsdienst zu rufen.
Behandlung & Therapie
Wurde die Diagnose Pneumocystis-Pneumonie gestellt, erfolgt eine hoch dosierte Therapie mit Antibiotika. Diese muss in der Regel mindestens drei Wochen lang fortgeführt werden. Dazu erfolgt meistens eine intravenöse Verabreichung von Cotrimoxazol. Liegt beim Betroffenen eine Unverträglichkeit vor, ist dies sehr problematisch, da alle Alternativpräparate weniger wirksam sind und zum Teil sehr gefährliche Nebenwirkungen haben.
Da sich nach Behandlungsbeginn der Zustand der Patienten vorerst verschlechtert, diese manchmal sogar Atmungshilfe benötigen, erfolgt meist eine stationäre Aufnahme der Betroffenen in eine Klinik. Nur bei ganz leichten Fällen darf der Patient die Krankheit zu Hause durch orale Antibiotikaeinnahme behandeln. Um die Entzündungsreaktionen in der Lunge einzudämmen, können zusätzlich Kortisonpräparate verabreicht werden.
Vorbeugung
Während sich die Infektion mit Pneumocystis jirovecii nicht vorbeugen lässt, kann man mit geeigneten Prophylaxemaßnahmen den Ausbruch der Krankheit verhindern. Gesunde Menschen schützen sich am besten, indem sie primär darauf achten, eine Infektion mit dem HI-Virus zu vermeiden. Bei Patienten, die bereits HIV-positiv sind oder aus einem anderen Grund über eine Immunschwäche verfügen, wird präventiv eine Gabe von Antibiotika eingesetzt.
Nachsorge
Dem Betroffenen stehen bei der Pneumocystis-Pneumonie in der Regel nur wenige und eingeschränkte Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. Aus diesem Grund sollte der Patient schon bei den ersten Symptomen und Anzeichen der Erkrankung einen Arzt aufsuchen, damit weitere Komplikationen verhindert werden können. Es kann dabei in der Regel auch nicht zu einer selbstständigen Heilung kommen, sodass der Betroffene dabei in der Regel immer auf eine medizinische Untersuchung und Behandlung angewiesen ist.
Je früher ein Arzt aufgesucht wird, desto besser ist oftmals der weitere Verlauf der Erkrankung. Die meisten Betroffenen sind dabei auf die Einnahme von verschiedenen Medikamenten angewiesen, wobei auf die richtige Dosierung und eine regelmäßige Einnahme zu achten ist. Weiterhin ist bei der Einnahme von Antibiotika zu beachten, dass diese nicht zusammen mit Alkohol eingenommen werden dürfen. Ebenso sind regelmäßige Kontrollen und Untersuchungen durch einen Arzt sehr wichtig, um weitere Schäden durch die Pneumocystis-Pneumonie schon früh zu erkennen. Eventuell kommt es durch diese Erkrankung zu einer verringerten Lebenserwartung des Betroffenen.
Das können Sie selbst tun
Im Bereich der Selbsthilfe sollte der Betroffene verschiedene Maßnahmen ergreifen, um sein körpereigenes Abwehrsystem bei seiner Funktionstätigkeit zu unterstützen. Damit sich der Organismus ausreichend gegen Krankheitserreger und Keime zur Wehr setzen kann, sollte der Betroffene auf eine gesunde Lebensweise wert legen.
Die Nahrungsmittelzufuhr sollte ausgewogen und vitaminreich sein. Übergewicht ist zu vermeiden, da dies eine zusätzliche Belastung für den Körper darstellt. Angeraten wird, dass der Betroffene darauf achtet, ein Eigengewicht im Normalbereich des BMI zu haben. Sportliche Aktivitäten, eine gute Schlafhygiene und Aufenthalte bei frischer Luft stärken das Immunsystem. Stress, Hektik und Zustände der Belastung sind zu vermeiden. Ebenso ist der Konsum von Schadstoffen zu unterlassen. Hierzu zählen insbesondere Nikotin, Alkohol, Drogen oder nicht verschriebene Medikamente. Umgebungen, die mit Schadstoffen, wie Gase oder oder anderen unangenehmen Gerüchen angereichert sind, sollten gemieden werden.
Da es bei der Erkrankung zu einem Zustand der Atemnot kommen kann, sind panische Reaktionen zu unterlassen. Diese verschärfen die Angst und sorgen für eine weitere Verschlechterung der Gesundheit. Es ist stets Ruhe zu bewahren, damit keine Folgeerscheinungen auftreten. Die Pneumocystis-Pneumonie kann in schweren Fällen zu einem vorzeitigen Ableben des Betroffenen führen. Daher ist es besonders wichtig, bereits bei den ersten Unregelmäßigkeiten eine ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Quellen
- Bungeroth, U.: BASICS Pneumologie. Urban & Fischer, München 2010
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Schaberg, T. et al.: Pneumonien. Thieme, Stuttgart 2001