Bronchoskopie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. Juni 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Bronchoskopie ist ein Untersuchungs- und Behandlungsverfahren, das in der Humanmedizin zum Einsatz kommt. Dabei wird ein Endoskop in die Bronchien eingeführt, was den behandelnden Ärzten genaue Diagnosen oder auch bestimmte Eingriffe in dieser Region ermöglicht. Der Eingriff ist vergleichsweise schonend für den Patienten und wird heutzutage meist ohne Betäubung durchgeführt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Bronchoskopie?

Bei der Bronchoskopie wird ein Endoskop in die Bronchien eingeführt, was den behandelnden Ärzten genaue Diagnosen oder auch bestimmte Eingriffe in dieser Region ermöglicht.

Unter einer Bronchoskopie verstehen Mediziner das Einführen eines Endoskops in die menschlichen Bronchien zu Diagnose- oder Behandlungszwecken.

Bekannt ist dieser Eingriff bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, wobei er zunächst allerdings nur zum Entfernen von Fremdkörpern eingesetzt wurde. Bei der Bronchoskopie wird ein dünner Schlauch (das sogenannte Endoskop) über Nase oder Mund über die Luftröhre bis in die Bronchien geschoben. Anschließend kann eine Kamera eingeführt und so ein genaues Bild über den Zustand der Bronchien gewonnen werden.

Auch Gewebeproben können so entnommen werden. Während in der Vergangenheit vornehmlich starre Endoskope verwendet wurden, setzt die Medizin heute auf flexible Geräte. Diese sind vielseitiger einsetzbar und auch für den Patienten angenehmer in der Anwendung. Da die Endoskope nur einen Durchmesser von 2 - 3 mm aufweisen, können sie auch bereits bei Kleinkindern verwendet werden.

Geschichte & Entwicklung

Die Bronchoskopie, ein Verfahren zur Untersuchung der Atemwege, hat eine faszinierende Entwicklungsgeschichte. Die ersten Schritte in Richtung Bronchoskopie wurden im späten 19. Jahrhundert unternommen. Der deutsche Arzt Gustav Killian gilt als Pionier dieses Verfahrens.

1897 führte er die erste starre Bronchoskopie durch, um einen Schweineknochen aus der Luftröhre eines Patienten zu entfernen. Diese starre Bronchoskopie war revolutionär, ermöglichte jedoch nur begrenzte Sicht und war mit hohen Risiken verbunden.

In den 1960er Jahren kam es zu einem bedeutenden Fortschritt durch die Einführung der flexiblen Bronchoskopie. Der japanische Arzt Shigeto Ikeda entwickelte das flexible Bronchoskop, das aus Glasfasern bestand und eine detailliertere und sicherere Untersuchung der Atemwege ermöglichte. Diese Innovation revolutionierte die Diagnostik und Behandlung von Lungenkrankheiten erheblich.

Die 1980er und 1990er Jahre brachten weitere Verbesserungen, darunter die Entwicklung der Video-Bronchoskopie, die es Ärzten ermöglichte, hochauflösende Bilder der Atemwege auf Bildschirmen zu betrachten. Dies ermöglichte eine präzisere Diagnose und bessere Dokumentation.

In den letzten Jahrzehnten hat die Technologie weiter Fortschritte gemacht, einschließlich der Einführung von endobronchialem Ultraschall (EBUS) und navigierter Bronchoskopie, die die Genauigkeit der Probenentnahme und die Diagnose von Lungenerkrankungen weiter verbessert haben. Diese Entwicklungen haben die Bronchoskopie zu einem unverzichtbaren Werkzeug in der modernen Pulmologie gemacht.

Einsatz & Indikation

Eine Bronchoskopie wird durchgeführt, um die Atemwege, einschließlich der Luftröhre und Bronchien, zu untersuchen und diagnostische sowie therapeutische Maßnahmen zu ergreifen. Sie wird bei einer Vielzahl von Indikationen und Situationen notwendig.

Diagnostische Indikationen

Unklare Hustenursachen: Bei chronischem Husten, der nicht auf eine Standardbehandlung anspricht, kann eine Bronchoskopie helfen, zugrunde liegende Ursachen wie Tumore oder Fremdkörper zu identifizieren.

Abklärung von Lungeninfektionen: Bei Verdacht auf Infektionen wie Tuberkulose oder atypische Lungenentzündungen kann eine Bronchoskopie zur Probenentnahme und genauen Diagnose beitragen.

Lungenkrebsdiagnostik: Bei Verdacht auf Lungenkrebs ermöglicht die Bronchoskopie die direkte Visualisierung und Biopsie von verdächtigen Läsionen, um eine genaue Diagnose zu stellen.

Blutungen aus den Atemwegen: Bei Hämoptysen (Blut im Sputum) wird eine Bronchoskopie durchgeführt, um die Quelle der Blutung zu identifizieren und gegebenenfalls therapeutische Maßnahmen zu ergreifen.

Therapeutische Indikationen

Fremdkörperentfernung: Bei Verschlucken von Fremdkörpern, die in den Atemwegen stecken bleiben, kann eine Bronchoskopie zur sicheren Entfernung eingesetzt werden.

Behandlung von Tumoren: Tumore, die die Atemwege verengen, können durch Lasertherapie oder Stentplatzierung während der Bronchoskopie behandelt werden.

Sekretabsaugung: Bei Patienten mit schweren Atemwegserkrankungen und starkem Bronchialsekret kann eine Bronchoskopie zur Reinigung der Atemwege notwendig sein.

Ballondilatation: Bei Verengungen der Bronchien, wie sie bei Narbenbildung oder Tumoren auftreten können, kann eine Ballondilatation während der Bronchoskopie durchgeführt werden, um die Atemwege zu erweitern.

Durch diese vielfältigen diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten ist die Bronchoskopie ein wichtiges Verfahren in der modernen Medizin zur Behandlung und Untersuchung von Atemwegserkrankungen.

Vorteile & Nutzen

Die Bronchoskopie bietet zahlreiche Vorteile gegenüber anderen Behandlungs- und Untersuchungsmethoden, insbesondere bei der Diagnose und Behandlung von Atemwegserkrankungen.

Direkte Visualisierung

Ein bedeutender Vorteil der Bronchoskopie ist die direkte Visualisierung der Atemwege. Dies ermöglicht es Ärzten, Anomalien wie Tumore, Fremdkörper oder Entzündungen unmittelbar zu erkennen und zu beurteilen. Im Gegensatz zu bildgebenden Verfahren wie Röntgen oder CT-Scans bietet die Bronchoskopie eine Echtzeitansicht und eine direkte Beurteilung der inneren Struktur der Atemwege.

Präzise Probenentnahme

Mit der Bronchoskopie können gezielt Gewebeproben (Biopsien) aus verdächtigen Bereichen entnommen werden. Diese Probenentnahme ist präziser und sicherer als bei vielen anderen Methoden, was zu einer genaueren Diagnose führt. Dies ist besonders wichtig bei der Untersuchung von Lungenkrebs oder anderen schwer diagnostizierbaren Lungenkrankheiten.

Therapeutische Möglichkeiten

Neben diagnostischen Zwecken bietet die Bronchoskopie auch therapeutische Anwendungen. Fremdkörperentfernung, Sekretabsaugung, Lasertherapie zur Entfernung von Tumoren und die Platzierung von Stents zur Öffnung verengter Atemwege sind Beispiele für therapeutische Eingriffe, die während einer Bronchoskopie durchgeführt werden können. Diese Vielseitigkeit macht die Bronchoskopie zu einem unverzichtbaren Werkzeug in der Pulmologie.

Minimale Invasivität

Die Bronchoskopie ist ein minimalinvasives Verfahren, das weniger belastend für den Patienten ist als viele chirurgische Eingriffe. Sie kann oft ambulant oder mit kurzer stationärer Aufenthaltsdauer durchgeführt werden, was zu einer schnelleren Erholung und geringeren Komplikationsrate führt.

Echtzeit-Überwachung

Während der Bronchoskopie können Ärzte in Echtzeit überwachen und anpassen, was besonders nützlich bei der Behandlung akuter Zustände wie Blutungen oder Obstruktionen ist. Dies ermöglicht sofortige therapeutische Maßnahmen, die das Patientenrisiko minimieren.

Durch diese vielfältigen Vorteile stellt die Bronchoskopie eine essentielle Methode für die moderne Diagnostik und Therapie von Atemwegserkrankungen dar.

Funktion, Wirkung & Ziele

Eine Bronchoskopie kann zu unterschiedlichen Zwecken eingesetzt werden. Im Falle einer diagnostischen Verwendung erfolgt der Eingriff, um den Zustand der Bronchien zu begutachten und/oder eine Erkrankung zu bestätigen bzw. auszuschließen.

Besonders Krebserkrankungen der Lunge (Lungentumore) können auf diese Weise zuverlässig erkannt werden. Eine Biopsie, eine Entnahme von Gewebe, kann ebenfalls bei der Diagnose verschiedener Erkrankungen hilfreich sein. Dazu werden über das Endoskop kleinste chirurgische Instrumente in die Bronchien eingeführt, die von außen von dafür ausgebildeten Medizinern bedient werden. Diese Instrumente kommen auch zum Einsatz, wenn die Bronchoskopie zu Therapiezwecken stattfindet.

So können beispielsweise Fremdkörper entfernt werden, die versehentlich eingeatmet wurden (besonders bei kleinen Kindern ist dies häufiger der Fall). Auch Wucherungen wie der sogenannte Blutschwamm können mithilfe der Bronchoskopie ohne großen Aufwand entfernt werden.

Wird der Patient gerade künstlich beatmet, kann die Lage des dazu notwendigen Tubus im Rahmen einer Bronchoskopie korrigiert werden. Das dünne Endoskop kann auch während der künstlichen Beatmung problemlos eingeführt und anschließend wieder entfernt werden. Über das Endoskop können die Bronchien auch gespült werden, falls dies aufgrund einer übermäßigen Schleimbildung notwendig ist.

Besteht eine Krebserkrankung im Bereich der Lunge/der Bronchien, kann die Bronchoskopie auch zu einer lokalen Strahlentherapie eingesetzt werden, um so die Heilungschancen zu erhöhen. Ob ein starres oder ein flexibles Endoskop für die Bronchoskopie verwendet wird, hängt vom individuellen Einsatzzweck ab. Obwohl mittlerweile vornehmlich flexible Schläuche zum Einsatz kommen, kann unter Umständen ein starres Endoskop notwendig werden, beispielsweise zum Entfernen eines Fremdkörpers, was sich mit einem flexiblen Schlauch oft schwierig gestaltet.


Durchführung & Ablauf

Eine Bronchoskopie ist ein medizinisches Verfahren, das in mehreren Schritten abläuft, um die Atemwege zu untersuchen und gegebenenfalls therapeutische Maßnahmen durchzuführen.

Vorbereitung

Vor der Bronchoskopie erhalten die Patienten spezifische Anweisungen, wie z.B. nüchtern zu bleiben und bestimmte Medikamente abzusetzen. Vor dem Eingriff wird eine Aufklärung über die Risiken und den Ablauf durchgeführt. Ein venöser Zugang wird gelegt, um während des Verfahrens Medikamente verabreichen zu können.

Sedierung und Anästhesie

Der Patient erhält eine Beruhigungsmittel (Sedierung) und/oder eine lokale Betäubung, um den Rachen und die Atemwege zu betäuben und den Komfort zu erhöhen. In einigen Fällen wird eine Vollnarkose angewendet, insbesondere bei starren Bronchoskopien.

Einführung des Bronchoskops

Das flexible oder starre Bronchoskop wird vorsichtig durch die Nase oder den Mund eingeführt und weiter durch den Kehlkopf in die Luftröhre und die Bronchien vorgeschoben. Die flexiblen Bronchoskope sind dünner und bieten mehr Komfort und Beweglichkeit, während starre Bronchoskope stabiler sind und häufig für therapeutische Eingriffe verwendet werden.

Untersuchung und Probenentnahme

Während der Bronchoskopie untersucht der Arzt die Innenwände der Atemwege auf Anomalien. Wenn verdächtige Bereiche entdeckt werden, können Gewebeproben (Biopsien) entnommen werden. Weitere Verfahren wie die Spülung der Bronchien (Bronchoalveoläre Lavage) zur Gewinnung von Zellproben oder das Entfernen von Fremdkörpern können ebenfalls durchgeführt werden.

Nach dem Eingriff

Nach dem Eingriff wird der Patient überwacht, bis die Wirkung der Sedierung nachlässt. Es können leichte Nebenwirkungen wie Halsschmerzen oder Husten auftreten. Der Patient wird informiert, wann er wieder essen und trinken kann und welche Symptome auf Komplikationen hinweisen könnten.

Durch die präzise Durchführung und Überwachung während der Bronchoskopie können Ärzte detaillierte Diagnosen stellen und notwendige therapeutische Maßnahmen ergreifen.

Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Die möglichen Risiken einer Bronchoskopie liegen vornehmlich in der Verletzungsgefahr für den Patienten. Besonders das Anwenden starrer Endoskope sorgt immer wieder für Verletzungen der empfindlichen Schleimhaut, da diese auch bei sehr vorsichtigem Gebrauch an diese anstoßen und so Schäden verursachen können.

In der Folge kommt es zu Blutungen, die mehr oder weniger heftig ausfallen können. Auch krampfartige Reaktionen der Atemwege oder des Kehlkopfes können durch eine Bronchoskopie besonders mit starrem Gerät ausgelöst werden. Beim Einsatz flexibler Endoskope ist die Verletzungsgefahr dagegen eher gering. Darüber hinaus wird die Verwendung starrer Endoskope, die auch einen größeren Durchmesser aufweisen als ihre flexiblen Varianten, von den Patienten als sehr unangenehm empfunden.

Aus diesem Grund erfolgen Bronchoskopien mit starren Endoskopen grundsätzlich unter Narkose durchgeführt. Diese birgt vor allem für Patienten mit einer Vorerkrankung gewisse Risiken, aber auch für vollkommen gesunde Personen ist eine Narkose immer eine Belastung, die wenn möglich vermieden werden sollte. Grundsätzlich ist eine Bronchoskopie in der heutigen Zeit aber ein Routineeingriff, der nur in sehr seltenen Fällen zu schwereren Komplikationen führt.

Alternativen

Falls eine Bronchoskopie nicht möglich ist, gibt es verschiedene alternative Verfahren zur Untersuchung und Behandlung der Atemwege:

Röntgen und CT-Scan

Röntgenaufnahmen der Brust und Computertomographie (CT) sind nicht-invasive bildgebende Verfahren, die detaillierte Bilder der Lunge und Atemwege liefern können. Diese Methoden sind besonders nützlich zur Erkennung von Tumoren, Infektionen oder anderen Anomalien. Sie bieten jedoch keine direkte Visualisierung oder die Möglichkeit zur Gewebeentnahme.

Magnetresonanztomographie (MRT)

Die MRT bietet detaillierte Bilder der Atemwege und umliegenden Gewebe, ohne ionisierende Strahlung zu verwenden. Sie ist besonders hilfreich zur Beurteilung von Weichteilen und Gefäßen. Obwohl sie hervorragende Bildqualität liefert, ist sie weniger verbreitet für die spezifische Untersuchung der Lungen im Vergleich zu CT-Scans.

Positronen-Emissions-Tomographie (PET)

Die PET ist besonders nützlich zur Diagnose und Stadieneinteilung von Krebs. Sie kann metabolische Aktivität von Zellen darstellen und somit Krebsgewebe identifizieren. Oft wird sie in Kombination mit CT (PET-CT) verwendet, um präzise Informationen zu liefern.

Endobronchialer Ultraschall (EBUS)

EBUS ist eine minimalinvasive Technik, die Ultraschall mit einem flexiblen Bronchoskop kombiniert. Sie ermöglicht die detaillierte Untersuchung der Atemwege und umgebender Strukturen. Auch wenn EBUS als Erweiterung der Bronchoskopie betrachtet wird, kann es in bestimmten Fällen als Alternative eingesetzt werden, besonders wenn eine genauere Beurteilung der mediastinalen Lymphknoten erforderlich ist.

Sputum-Zytologie

Die Untersuchung von Sputum (Auswurf) kann zur Diagnose von Lungenkrankheiten wie Krebs und Infektionen eingesetzt werden. Patienten husten Sputumproben auf, die dann mikroskopisch auf abnormale Zellen untersucht werden. Dies ist eine nicht-invasive Methode, bietet jedoch weniger präzise Ergebnisse als invasive Verfahren.

Transthorakale Nadelaspiration (TTNA)

Bei TTNA wird eine Nadel durch die Brustwand in die Lunge eingeführt, um Gewebeproben zu entnehmen. Diese Methode wird häufig unter CT- oder Ultraschallführung durchgeführt und ist nützlich zur Biopsie von peripheren Lungenläsionen. Sie ist jedoch invasiver als bildgebende Verfahren und birgt Risiken wie Pneumothorax (Lungenkollaps).

Diese alternativen Verfahren bieten wertvolle Optionen für die Diagnose und Behandlung von Atemwegserkrankungen, insbesondere wenn eine Bronchoskopie nicht möglich oder ratsam ist.

Quellen

  • Bungeroth, U.: BASICS Pneumologie. Urban & Fischer, München 2010
  • Dobbertin, I., Dierkesmann, R., Kohlhäufl, M.: Lehrbuch und Atlas der Bronchoskopie. Huber, Bern 2008
  • Schmidt, R., et al.: Physiologie des Menschen. Springer, Heidelberg 2010

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