Pubeszenz

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Pubeszenz bezeichnet die männliche Pubertät. Der Junge erreicht die Geschlechtsreife und tritt danach in die Pubertät ein, bei der sich sekundäre männliche Körpermerkmale herausbilden und die Psyche sich zum erwachsenen Stadium weiterentwickelt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Pubeszenz?

Die Pubeszenz bezeichnet den Eintritt in die Pubertät und meint streng genommen lediglich das Erreichen der Geschlechtsreife beim Jungen, nicht die daraus resultierenden Entwicklungen.

Die Pubeszenz bezeichnet den Eintritt in die Pubertät und meint streng genommen lediglich das Erreichen der Geschlechtsreife beim Jungen, nicht die daraus resultierenden Entwicklungen. Somit tritt die Pubeszenz zu einem meist frühen Zeitpunkt in der Pubertät auf und macht aus einem Jungen, biologisch betrachtet, einen Mann. Er ist jetzt körperlich dazu in der Lage, eigene Kinder zu zeugen.

Die Pubeszenz macht sich durch die Spermarche, den ersten Samenerguss, bemerkbar - vergleichbar ist er mit der ersten Regelblutung beim Mädchen. Sie tritt auch etwa zur gleichen Zeit auf, Abweichungen nach unten und oben sind normal.

Die Pubeszenz markiert das Ende eines Entwicklungsprozesses, bei dem die Geschlechtsorgane zu ihrer erwachsenen Funktion heranreifen. Da sich beim Jungen dadurch der Testosteronspiegel steigert, folgen als Konsequenz der Pubeszenz körperliche Entwicklungen wie das Wachstum von Achsel-, Scham- und Gesichtsbehaarung.

Viele Jungen verändern sich auch charakterlich durch den steigenden Testosteronspiegel, entwickeln etwa erstes sexuelles Interesse an Mädchen und Frauen. Gleichzeitig kann die Pubeszenz auch gesundheitliche Probleme im Jungen zum Vorschein bringen, die in der Kindheit noch nicht zu erkennen waren. Deswegen ist eine gewisse ärztliche Begleitung und Beobachtung der Entwicklungsprozesse im Jugendalter entscheidend, was teilweise durch die letzten U-Untersuchungen abgedeckt wird.

Funktion & Aufgabe

Die Pubeszenz hat die Aufgabe, einen Jungen dazu zu befähigen, Kinder zu zeugen. Die Schilddrüse übernimmt durch das Hormon Thyroxin eine entscheidende Rolle dabei, die Pubeszenz in Gang zu setzen. Schließlich werden erste Spermien produziert und es kommt zum ersten Samenerguss, der kennzeichnend für die abgeschlossene Pubeszenz ist.

Der Mensch unterscheidet sich allerdings von fast allen anderen Säugetieren dahingehend, dass der Prozess der Geschlechtsreife extrem langsam abläuft. So ist ein Junge nach der Pubeszenz zwar grundsätzlich dazu in der Lage, eigene Kinder zu zeugen, die Anzahl der Spermien und die Qualität werden sich im Laufe der nächsten Monate und Jahre aber noch kontinuierlich steigern.

Zudem entwickeln sich durch die Pubeszenz noch weitere körperliche Merkmale, da sie der Beginn eines lang andauernden körperlichen und psychischen Reifungsprozesses ist. Körperlich führen erhöhte Testosteronspiegel über Jahre zur Zunahme der Körperbehaarung, der Ausbildung von Muskulatur, männlichen Gesichtszügen und auch zu charakterlichen Veränderungen.

Jungen werden nach der Pubeszenz teils aggressiver, interessieren sich aber auch zunehmend für Frauen und Mädchen.

Anders als bei vielen anderen Säugetieren sind Jungen nach der Pubeszenz außerdem nur körperlich dazu in der Lage, Kinder zu zeugen. Psychisch betrachtet sind sie dafür noch viel zu jung und müssen daher noch eine ganze Weile darauf achten, richtig zu verhüten, sobald sie sexuell aktiv werden.

Der Nutzen der Pubeszenz beim Menschen besteht also weniger darin, sofort eigene Kinder zu zeugen, als in der körperlichen Entwicklung des Jungen zum erwachsenen Mann über die nächsten Jahre. Auf die Pubeszenz folgen weitere körperliche Entwicklungen, die entscheidend sind für die gesunden körperlichen Funktionen im Erwachsenenalter.


Krankheiten & Beschwerden

Die Pubertät ist für Mädchen wie für Jungen manchmal eine sehr belastende, schwierige Zeit, da sich körperlich vieles verändert und nichts so zu verlaufen scheint, wie es sein sollte.

Obwohl die meisten jungen Leute gesund sind, kann die Pubeszenz beim Jungen erste Hinweise auf gesundheitliche Probleme liefern, die bislang nicht bekannt waren. Die meisten Schwierigkeiten ergeben sich auf hormoneller Ebene, da die jetzt gebildeten Hormone dafür verantwortlich sind, die körperlichen Entwicklungen des Jungen zum Mann in Gang zu setzen. Findet das nicht korrekt statt, sind körperliche Beeinträchtigungen oft bleibend.

Da die Schilddrüse eine so tragende Rolle bei Pubeszenz und späterer Pubertät einnimmt, können Erkrankungen an ihr dazu führen, dass die Pubeszenz spät oder gar nicht eintritt und damit auch die Pubertät beeinträchtigt wird. Tumoren oder gar Entfernungen der Schilddrüse verlangsamen den Prozess der Geschlechtsreife und werden oft erst dadurch entdeckt - wenn sie bisher unproblematisch waren. Auch (harmlose) Tumoren an der Hypophyse im Gehirn werden vielfach durch eine ungewöhnlich verlaufende Pubeszenz entdeckt.

Schilddrüsenüber- oder -unterfunktionen sind dagegen noch leichter zu behandeln, doch auch sie würden sich durch Störungen der Pubeszenz und Pubertät bemerkbar machen. Zudem können Defekte der Testosteronrezeptoren zu ungewöhnlich verlaufenden Geschlechtsreifungsprozessen beim Jungen führen.

Weniger störend, aber ebenfalls ungewöhnlich ist die verfrüht eintretende Pubertät, die auch zu einer früheren Pubeszenz führt. Neben einer genetischen Veranlagung können hier auch andere Faktoren eine Rolle spielen. Die sogenannte Pubertas praecox muss jedoch in jedem Fall genauer untersucht werden. Sie kann etwa durch eine Schilddrüsenüberfunktion oder ein Leberzellkarzinom ausgelöst werden und wäre ein erstes Symptom.

Folgen einer abweichend ablaufenden Pubeszenz und Pubertät können eine eingeschränkte Fruchtbarkeit oder unvollständig abgelaufene körperliche Entwicklungen, wie die Unterentwicklung der Geschlechtsorgane, sein. Diese wären im Ernstfall irreversibel, da sie im gesunden Jungen durch Hormone gesteuert werden und diese dem Körper nachträglich nicht mehr zugeführt werden können.

Quellen

  • Eppinger, M., Müller, M., et al.: Pädiatrie. Für Studium und Praxis. 2013/14. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2013
  • Gortner, L., Meyer, S., Sitzmann, F.C.: Duale Reihe Pädiatrie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Kerbl, R. et al.: Checkliste Pädiatrie. Thieme, Stuttgart 2011

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