Leberzellkarzinom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Leberzellkarzinom

Als Leberzellkarzinom wird eine Tumorerkrankung der Leber bezeichnet. Der Tumor entsteht unmittelbar aus den Leberzellen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Leberzellkarzinom?

Symptome zeigen sich bei einem Leberzellkarzinom erst verhältnismäßig spät. Meist handelt es sich dabei um unspezifische Beschwerden wie Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen.
© Wellnhofer Designs – stock.adobe.com

In der Medizin ist das Leberzellkarzinom auch als Leberzellkrebs oder Hepatozelluläres Karzinom bekannt. Gemeint ist damit ein bösartiger Tumor in der Leber. In den meisten Fällen geht er aus einer chronischen Leberentzündung oder einer Leberzirrhose hervor. Während im Anfangsstadium noch keine Beschwerden auftreten, kommt es späteren Verlauf zu Gewichtsverlust und Schmerzen im Oberbauch.

Das Leberzellkarzinom zeigt sich häufiger bei Männern als beim weiblichen Geschlecht. In Deutschland wird die schwere Erkrankung verhältnismäßig selten verzeichnet. Häufiger tritt das Leberzellkarzinom dagegen in Afrika und Asien auf. In den westlichen Industrieländern wird die Lebererkrankung in erster Linie durch starken Alkoholkonsumhervorgerufen. Dagegen haben in Entwicklungsländern auch Infektionen mit Hepatitis B und Hepatitis C sowie Schimmelpilze Einfluss auf die Entstehung des Leberkrebses.

Es wird zwischen drei unterschiedlichen Leberkrebsarten differenziert. Dies sind neben dem hepatozellulärem Karzinom das cholangiozelluläre Karzinom, das aus den Zellen der Gallengänge entsteht, sowie das Angiosarkom, das sich aus den Leberblutgefäßen entwickelt. Mit einem Anteil von rund 80 Prozent bildet das hepatozelluläre Karzinom die häufigste Leberkrebs-Variante.

Ursachen

Wodurch ein Leberzellkarzinom entsteht, ließ sich bislang nicht genau klären. Es liegen jedoch einige bekannte Risikofaktoren vor, die sich begünstigend auf die Krankheit auswirken. Dazu zählen in erster Linie Alkoholkonsum und Übergewicht. Ansonsten bestehen bei den drei unterschiedlichen Leberkrebsarten auch verschiedene Risikofaktoren.

Bei einem hepatozellulärem Karzinom ist dies vor allem eine Leberzirrhose, auch Schrumpfleber genannt. In den meisten Fällen wird eine Leberzirrhose durch chronische Virusinfektionen, zu denen Hepatitis B und C gehören, hervorgerufen. Leberzirrhose und chronische Leberentzündung haben miteinander gemeinsam, dass sie das Absterben der Leberzellen bewirken.

Durch das Bilden von neuen Leberzellen und Bindegewebe unternimmt die Leber den Versuch, den Verlust wieder auszugleichen. Werden die Zellen geteilt, besteht jedoch das Risiko, dass Fehler im genetischen Code auftreten. Besteht in der erkrankten Leber eine verstärkte Neubildung der Zellen, führt dies zu einem erhöhten Entartungsrisiko. So kommt es zu einem überdurchschnittlich schnellen Wachstum sowie einer häufigeren Teilung der krankhaften Leberzellen. Auf diese Weise wird schließlich ein Tumor gebildet.

Ebenfalls zu den Risikofaktoren für ein Leberzellkarzinom gehören Schimmelpilzgifte. Von dem Schimmelpilz (Aspergillus flavus) werden hochgiftige Aflatoxine mit krebserregender Wirkung hergestellt. Anzutreffen ist der Pilz meist in Getreidesorten oder Nüssen, die unter schlechten Bedingungen gewachsen sind und einer feuchten Lagerung unterzogen wurden.

In den meisten Fällen kommt es in Afrika und Asien zu Leberzellkarzinomen aufgrund von Schimmelpilzgiften. Einen weiteren Risikofaktor stellen angeborene Eisenstoffwechselerkrankungen dar. Dabei wird ein Übermaß an Eisen aus dem Organismus aufgenommen und in der Leber abgelagert, was schließlich zu deren Schädigung führt.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Symptome zeigen sich bei einem Leberzellkarzinom erst verhältnismäßig spät. Meist handelt es sich dabei um unspezifische Beschwerden wie Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen. Außerdem kommt es im rechten Oberbauch zu Druckschmerzen, der auf die Kapselspannung in der Leber zurückzuführen ist.

Beim Voranschreiten des Leberzellkarzinoms lässt sich der Tumor auch mit der Hand im rechten Oberbauch ertasten. Als typische Begleiterscheinung gelten Auszehrung und Bauchwassersucht.Weitere Symptome des Leberzellkarzinoms können unerklärlicher Gewichtsverlust, ein allgemeines Schwächegefühl sowie Gelbsucht sein.

Diagnose & Krankheitsverlauf

In der Regel führen die Beschwerden den Patienten zum Hausarzt oder zu einem Internisten. Der Mediziner befasst sich mit der Anamnese (Krankengeschichte) des Patienten und erkundigt sich danach, ob in der Familie bereits Fälle von chronischen Leberentzündungen und Leberzirrhose auftraten, ob Auslandsreisen nach Afrika oder Asien angetreten wurden und welche Mengen an Alkohol konsumiert werden.

Bei der körperlichen Untersuchung achtet der Arzt auf eine Vergrößerung der Leber unter dem rechten Rippenbogen. Im Falle einer Leberzirrhose erweist sich die Oberfläche der Leber als unregelmäßig, was sich ertasten lässt. Außerdem klopft der Mediziner den Bauch mit den Fingern ab, um Wasseransammlungen im Bauchraum festzustellen.

Weiteren Aufschluss kann eine Blutuntersuchung liefern. So erhöht sich der AFP-Wert im Blutserum bei 50 Prozent aller Patienten mit einem Leberzellkarzinom. Von Bedeutung sind zudem bildgebende Verfahren wie eine Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT), die den Tumor sichtbar machen und auf Leberkrebs-Metastasen hinweisen.

Ebenso ist die Entnahme und labortechnische Untersuchung einer Gewebeprobe möglich. Der Verlauf eines Leberzellkarzinoms fällt meist schlecht aus, da es oftmals erst spät entdeckt wird. Ohne Behandlung kommt es nach circa sechs Monaten zum Tod des Patienten.

Komplikationen

In vielen Fällen wird ein Leberzellkarzinom erst sehr spät diagnostiziert, sodass es auch erst zu einer späten Behandlung kommt. In den meisten Fällen leiden die Patenten dabei an Übelkeit oder an Erbrechen. Ebenso kommt es zu einer starken Appetitlosigkeit und damit nicht selten zu einem deutlichen Verlust an Gewicht. Ebenso treten Schmerzen im oberen Bereich des Bauches auf, die zu Einschränkungen im Alltag führen können.

Darüber hinaus leiden die Patienten an deutlichen Ansammlungen von Wasser im Bauch und an einem allgemeinen Gefühl der Schwäche. Weiterhin führt das Leberzellkarzinom auch zu einer Gelbsucht und zu einer stark verringerten Belastbarkeit des Betroffenen. In der Regel kann ein Leberzellkarzinom nur durch einen operativen Eingriff behandelt werden. Besondere Komplikationen treten dabei in den meisten Fällen nicht auf.

Allerdings sind die Patienten in schwerwiegenden Fällen auf eine Lebertransplantation angewiesen, damit es nicht zum Tode kommt. Die dabei möglicherweise auftretenden Komplikationen hängen stark vom gesundheitlichen Zustand des Patienten ab. Möglicherweise wird durch das Leberzellkarzinom auch die Lebenserwartung des Betroffenen deutlich verringert. Weiterhin ist nicht selten eine Chemotherapie notwendig, die weiterhin zu verschiedenen Nebenwirkungen führen kann.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Unspezifische Beschwerden wie Appetitmangel und Übelkeit können auf ein Leberzellkarzinom hinweisen. Die betroffene Person sollte die Symptome deshalb rasch von einem Mediziner abklären lassen, damit ohne Verzögerungen eine geeignete Behandlung eingeleitet werden kann.

Wenn die Krankheitszeichen plötzlich stärker werden, ist ein sofortiger Arztbesuch angezeigt. Selbiges gilt, wenn weitere Begleiterscheinungen eines Leberzellkarzinoms auftreten, etwa Auszehrung und Bauchwassersucht. Weitere Warnzeichen, die abgeklärt werden sollten, sind Gelbsucht, Schwäche und wiederkehrende Schwindelattacken.

Personen, die an einer Erkrankung der Leber leiden, sollten bei Appetitlosigkeit und anderen ungewöhnlichen Symptomen den verantwortlichen Facharzt einschalten. Auch andere Risikogruppen, etwa Hepatitis-B- und C-Patienten sowie Menschen mit einer angeborenen Eisenstoffwechselerkrankung, müssen bei Warnzeichen sofort einen Arzt aufsuchen. Wenn das Karzinom nicht behandelt wird, können sich chronische Beschwerden einstellen.

Zudem verringert ein unbehandeltes Leberzellkarzinom die Lebenserwartung erheblich. Deshalb sollte bei einem Verdacht der Hausarzt, ein Hepatologe oder ein Gastroenterologe aufgesucht werden. Bei chronischen Erkrankungen kann in Rücksprache mit dem Arzt ein Therapeut in die Behandlung involviert werden.

Behandlung & Therapie

Die Therapie eines Leberzellkarzinoms richtet sich nach dem Stadium der Erkrankung. Meist muss eine Operation erfolgen, bei der Teilstücke der Leber entfernt werden. In manchen Fällen ist auch eine Lebertransplantation möglich, bei der die erkrankte Leber gegen ein Spenderorgan ausgetauscht wird. Eine wichtige Rolle für die Behandlung spielen auch der Gesundheitszustand und das Lebensalter des Patienten.

Eine Zerstörung von Leberkrebsgewebe ist mit einer Lasertherapie oder Radiofrequenz-Therapie durchführbar. Zytostatika sprechen dagegen nur schlecht auf ein hepatozelluläres Karzinom an. Lediglich der Tyrosinkinasehemmer Sorafenib zeigt Wirkung. Für eine palliative Behandlung lässt sich eine Tumorembolisation vornehmen. Ferner kann eine lokale Chemotherapie mit Stoffen stattfinden, die nekrotisierend wirken.


Aussicht & Prognose

Die Prognosestellung richtet sich bei einem Leberzellkarzinom nach dem Fortschritt der Erkrankung. Je eher eine Diagnosestellung erfolgt und dadurch ein frühzeitiger Behandlungsbeginn stattfinden kann, desto besser sind die Aussichten auf eine Linderung der vorhandenen Beschwerden. Dennoch ist zu berücksichtigen, dass häufig ein Leberzellkarzinom in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium bemerkt wird. Dies erschwert die Behandlungsmöglichkeiten erheblich und kann zu einer Ausbreitung der Krebszellen beitragen.

Bei jungen Menschen, einem stabilen Immunsystem und keinen weiteren vorliegenden Erkrankungen kann eine Genesung erfolgen. Häufig kommt es jedoch zu Komplikationen und einer weiteren Bildung von Metastasen. Diese verschlechtern die Aussicht auf eine Heilung und können das vorzeitige Ableben des Betroffenen zur Folge haben. Da bei dieser Erkrankung mit keiner Spontanheilung zu rechnen ist, führt eine Verweigerung der medizinischen Hilfe unweigerlich zum Tod des Betroffenen. Kann ein Spenderorgan gefunden werden, verbessert sich die Prognose.

Obgleich die Transplantation der Leber mit verschiedenen Risiken und Nebenwirkungen verbunden ist, stellt sie eine gute Möglichkeit dar, um eine Genesung zu erreichen. Verläuft die Operation ohne weitere Störungen und nimmt der Organismus das Spenderorgan gut an, kann es zu einer Heilung des Karzinoms kommen. Der Betroffene ist dennoch lebenslang an eine medizinische Versorgung gebunden und erlebt eine Einschränkung der körperlichen Belastbarkeit.

Vorbeugung

Um einem Leberzellkarzinom vorzubeugen, ist der Verzicht auf Alkohol sinnvoll. Außerdem sollten Schimmelpilze gemieden werden.

Nachsorge

In den meisten Fällen erweisen sich die Maßnahmen einer Nachsorge bei einem Leberzellkarzinom als reaktiv schwierig oder stehen dem Betroffenen gar nicht zur Verfügung. Dabei muss die Krankheit schon sehr früh von einem Arzt erkannt und behandelt werden, damit es zu keinen weiteren Komplikationen im Alltag des Betroffenen kommt. Wird das Leberzellkarzinom nicht richtig behandelt, kommt es in den meisten Fällen zum vorzeitigen Tod des Betroffenen.

In einigen Fällen können verschiedene Medikamente eingesetzt werden, um die Beschwerden des Leberzellkarzinoms zu lindern. Hierbei sollte der Betroffene immer auf eine richtige Einnahme und auch auf eine richtige Dosierung achten. Bei Unklarheiten oder bei Fragen ist zuerst ein Arzt zu konsultieren, wobei immer die Anweisungen des Arztes zu befolgen sind. Allerdings kann das Leberzellkarzinom in vielen Fällen nur durch die vollständige Transplantation einer Leber geheilt werden.

Nach einem solchen Eingriff ist strikte Bettruhe erforderlich. Der Betroffene sollte keine körperlichen oder stressigen Tätigkeiten durchführen, um den Körper nicht unnötig zu belasten. Dabei kann sich die Hilfe und die Unterstützung durch Freunde und Familie sehr positiv auf den Verlauf der Krankheit auswirken. Allerdings verringert das Leberzellkarzinom deutlich die Lebenserwartung des Betroffenen.

Das können Sie selbst tun

Die Behandlung eines Leberzellkarzinoms orientiert sich am Stadium der Erkrankung. Wird der Tumor im Frühstadium erkannt, muss der Patient lediglich auf einen gesunden und aktiven Lebensstil achten. In Verbindung mit einer medikamentösen Therapie genügt dies oft bereits, um ein weiteres Wachstum des Karzinoms zu verhindern.

Bei größeren Tumoren ist ein operativer Eingriff vonnöten. Der Patient kann die Genesung unterstützen, indem er sich nach dem Eingriff schont und die Vorgaben des Arztes bezüglich Diät und Hygienemaßnahmen einhält. Sollten sich Beschwerden oder Komplikationen einstellen, muss der Arzt darüber informiert werden.

Zudem sollte sichergestellt werden, dass die Wunde gut verheilt. Begleitend dazu wird der Mediziner den Patienten an eine Beratungsstelle für Tumorerkrankungen verweisen. Insbesondere bei schweren Krankheitsverläufen ist es sinnvoll, mit einem Therapeuten und anderen Betroffenen zu sprechen.

Ein Leberzellkarzinom kann in der Regel gut behandelt werden, allerdings besteht ein relativ großes Risiko für Rezidive. Die Diät sollte darum auch nach Abschluss der Behandlung beibehalten werden. Vor allem auf Genussmittel wie Alkohol, Nikotin und Kaffee muss verzichtet werden. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen gilt es einzuhalten.

Quellen

  • Baenkler, H.-W., et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin. Thieme Verlag, Stuttgart 2010
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014

Das könnte Sie auch interessieren