Körperbehaarung
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Ausschließlich unter den Füßen und auf den Handflächen hat der Mensch sie nicht: die Körperbehaarung. Circa 5 Millionen Haare sind auf dem Körper des Menschen verteilt und wirken noch immer ein wenig wie einst der Pelz, der die Tiere und Menschen vor Umwelteinflüssen geschützt hat. Im Laufe der Evolution und des Lebens eines jeden Einzelnen verändert sich die Körperbehaarung.
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Was ist die Körperbehaarung?
Bereits an Kindesalter ist der gesamte Körper (außer Handinnenflächen und Fußinnenflächen) mit einem farblosen, feinen Flaumhaar versehen. Zwischen dem 8. und 14. Lebensjahr beginnen die Haare auf dem Körper und im Genitalbereich kräftiger zu werden. Im Laufe des Lebens werden sie Schritt für Schritt intensiver.
Im Genitalbereich wachsen die Haare zuerst. Sie bilden sich auf den Schamlippen, auf der Innenseite der Oberschenkel, um den Penis herum und auf dem Hodensack. Die Stärke der Behaarung ist Veranlagung und von Mensch zu Mensch unterschiedlich.
Der Bart fängt zwischen dem 15.und dem 19. Lebensjahr an zu wachsen. Normalerweise setzt die Brustbehaarung erst zum Ende der Pubertät ein, etwa mit 17 Jahren. Sie kann aber auch erst in höherem Alter (zwischen circa 20 und 30 Jahren) beginnen.
Nicht alle Männer bekommen eine Brustbehaarung oder einen intensiven Bartwuchs und nicht alle Frauen bekommen keine Brustbehaarung und keinen Bartwuchs. Auch hier spielen die Gene eine entscheidende Rolle.
Funktion & Aufgabe
Terminale oder auch erwachsene Körperbehaarung beginnt sich in der Pubertät zu entwickeln und ist erst vorhanden, wenn vermehrt Androgene ausgeschüttet werden. Bei Mann und Frau gibt es tendenziell eine verschieden hohe Androgenausschüttung, wodurch die terminale Behaarung des Körpers sich zwischen Mann und Frau unterscheidet. Die Körperbehaarung stellt somit ein sekundäres Geschlechtsmerkmal dar.
Die Körperbehaarung schützt den Menschen vor UV-Strahlung, Parasiten sowie Krankheitserregern. Die terminale Behaarung unterstützt zudem die Temperaturregulierung. Unter schweißdrüsenreichen Stellen am Körper wie zum Beispiel den Achseln vergrößert die Behaarung die Oberfläche, wodurch Schweiß leicht abtransportiert werden kann.
Neben der Oberflächenvergrößerung des Körpers erhöht sich durch die Körperbehaarung auch die Sensibilität der Haut. Die Haare leiten Berührungen früh an die Haut weiter und dort kommt es zu einem verstärkten Effekt. Außerdem bieten die Haare einen Schutz vor blutsaugenden Ektoparasiten, denn durch den Verstärkereffekt spürt der Mensch Parasiten wie Stechmücken, Bettwanzen oder Zecken schneller. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Blutsauger deutlich mehr Zeit benötigen, um in dem Haargewirr eine passende Einstichstelle zu finden. Für den Schambereich bietet die dichte Behaarung zusätzlich einen Schutz und sorgt für ein Herabsetzen der Reibung.
In frühen Zeiten haben die Vorfahren der Menschen noch eine Art Pelz besessen. Dieses Haarkleid ist im Laufe der Geschichte immer dünne geworden. Trotzdem ist die wärmende Funktion noch leicht erhalten geblieben. Zudem setzen an den Haarfollikeln kleine Muskeln an. Wenn sich diese Muskeln zusammenziehen, richten sich dabei die Haare auf. Dieses Aufrichten der Haare schützt vor Kälte, da durch das Zusammenziehen die Durchblutung an der betroffenen Stelle vermindert wird und die aufgerichteten Haare eine isolierende Luftschicht erzeugen, durch die die Körperwärme langsamer entweicht.
Die Wimpern, Nasenhaare oder Ohrenhaare schützen die entsprechenden Sinnesorgane vor Fremdkörpern. Augenbrauen schützen die Augen vor Schweiß, der von der Stirn läuft.
Krankheiten & Beschwerden
Hirsutismus kann nur beim weiblichen Geschlecht auftreten. Der Haarwuchs entspricht hier der männlichen Körperbehaarung. Betroffene leiden unter einer Behaarung an Kinn, Oberlippe, Rücken, Bauch oder an den Oberarmen. Grund kann eine hormonelle Unregelmäßigkeit sein. Meistens lässt sich jedoch keine Grunderkrankung feststellen.
In einigen Fällen wird der Haarwuchs von einigen anderen typisch männlichen Veränderungen begleitet. Dazu zählt zum Beispiel eine tiefe Stimme und eine Glatzenbildung. Treten diese Symptome auf, wird von einer Virilisierung oder Vermännlichung gesprochen. Dies wird durch eine vermehrte Herausbildung von männlichen Sexualhormonen ausgelöst.
Die Vorstellung von einem idealen Haarwachstum ist von Kultur zu Kultur verschieden. In den westlichen Kulturkreisen findet männliche Behaarung meist mehr Akzeptanz als die Behaarung bei Frauen.
In Bezug auf eine starke Körperbehaarung stellt sich daher die Frage, in wie weit Hirsutismus und Hypertrichose überhaupt als Krankheiten zu bewerten sind. Die Erscheinungen haben keine negativen Auswirkungen auf den Körper, sondern stehen letztlich nur den gesellschaftlichen Vorstellungen von dem was durchschnittlich als normal gilt entgegen.
So wie es, in Bezug auf Hirsutismus, Männer gibt, die wenig Körperbehaarung besitzen (was wiederum nicht als Krankheit bewertet wird), gibt es Frauen, die viel Körperbehaarung besitzen. Diese wirkt sich in erster Linie belastend auf die Psyche aus, da sie dem weiblichen Ideal entgegenstehen.
Generell gilt, dass die biologischen Grenzen zwischen Mann und Frau als gegensätzliche Geschlechter nicht so klar sind, wie wir sie uns gesellschaftlich vorstellen. Eine „Vermännlichung“ kann, bei Abwesenheit anderer Symptome, daher durchaus als normale Erscheinungsform innerhalb der Skala des menschlichen Geschlechts gesehen werden.
Wenn eine verstärkte Körperbehaarung plötzlich auftritt, sollte jedoch dringend ein Arzt aufgesucht werden. Denn solch eine verstärkte Körperbehaarung kann auf einen Tumor, eine Schilddrüsenunterfunktion oder auf ein hormonelles Untergleichgewicht hinweisen.
Quellen
- Faller, A. et al.: Der Körper des Menschen. Thieme, Stuttgart 2008
- Raab, W.: Haarerkrankungen in der dermatologischen Praxis. Springer, Heidelberg 2012
- Sterry, W. (Hrsg.): Kurzlehrbuch Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2011