Mundwasser
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. Mai 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Mundwasser ist eine chemische Lösung, die zusätzlich zum Putzen und der Verwendung von Zahnseide zur Mundhygiene beitragen kann. Im Generellen wird es aber als nicht notwendig erachtet. Alkoholhaltige Mundwasser werden mittlerweile als weniger effektiv eingeschätzt.
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Was ist Mundwasser?
Mundwasser ist eine chemische Lösung, entwickelt um die Mundpflege zu verbessern. Viele Hersteller von Mundwasser werben mit der Argumentation, dass antiseptische und Lösungen mit einem Anti-Plaque-Effekt Bakterien abtöten, die zu Zahnlöchern, Gingivitis (Zahnfleischentzündung) und schlechtem Atem führen.
Ein präventiv angewandtes Mundwasser soll mit Hilfe von Fluoriden vor Zahnverfall schützen. Es ist jedoch eine generell anerkannte Tatsache, dass die Benutzung von Mundwasser nicht das Putzen der Zähne oder den Einsatz von Zahnseide hinfällig macht. Zahnärzte und Forscher gehen davon aus, dass in den meisten Fällen die Verwendung von Zahnbürsten und Zahnseide vollkommen ausreicht.
Auch wenn von vielen nicht-alkoholisches Mundwasser als effektive Zusatzpflege angesehen wird. Die erste Benutzung von Mundwasser reicht bis zu 2700 Jahre v.Ch. zurück und war Teil der Ayurveda und der ursprünglichen Chinesischen Medizin.
Geschichte & Entwicklung
Die Geschichte des Mundwassers reicht weit zurück und zeigt eine faszinierende Entwicklung von einfachen natürlichen Rezepten zu modernen, wissenschaftlich fundierten Formeln.
Bereits im antiken Ägypten, etwa 2700 v. Chr., nutzten die Menschen Mischungen aus Wasser, Wein und Kräutern zur Mundspülung, um Mundgeruch zu bekämpfen. Die Griechen und Römer verfeinerten diese Rezepte, indem sie Essig, Salz und Algen hinzufügten, um die Mundhygiene zu verbessern.
Im Mittelalter setzten arabische Mediziner wie Avicenna auf destillierte Kräuter- und Gewürzmischungen, um die Mundgesundheit zu fördern. Diese frühen Mundwasser hatten desinfizierende Eigenschaften und wurden oft aus Rosmarin, Minze und Zimt hergestellt.
Der entscheidende Durchbruch kam im 19. Jahrhundert mit der Entdeckung der antiseptischen Eigenschaften bestimmter Chemikalien. Joseph Lister, ein britischer Chirurg, revolutionierte die antiseptische Chirurgie und inspirierte die Entwicklung von antiseptischen Mundwässern. 1879 wurde Listerine, benannt zu Ehren von Lister, erstmals als chirurgisches Antiseptikum eingeführt. Bald darauf erkannte man seinen Nutzen in der Mundhygiene, und es wurde als Mundwasser vermarktet.
Im 20. Jahrhundert wurden Mundwasser weiterentwickelt, um spezifische orale Probleme wie Plaque, Zahnfleischerkrankungen und Karies zu bekämpfen. Die Einführung von Inhaltsstoffen wie Fluorid, Chlorhexidin und ätherischen Ölen verbesserte die Wirksamkeit und Popularität von Mundwasser erheblich.
Moderne Mundwässer sind das Ergebnis jahrzehntelanger Forschung und Entwicklung. Sie bieten umfassende Mundhygiene-Lösungen, die nicht nur die Atemfrische verbessern, sondern auch die Mundgesundheit aktiv fördern. Die kontinuierliche Weiterentwicklung und wissenschaftliche Untersuchung dieser Produkte tragen zur immer besseren Wirksamkeit und Sicherheit bei.
Formen, Arten & Typen
Es existieren eine Reihe unterschiedlicher Arten von Mundwässer, die verschiedene Funktionen und Vorteile haben können. So gibt es Mundwasser mit Fluoriden, antiseptisches Mundwasser, kosmetisches Mundwasser, natürliches Mundwasser und Mundwasser mit Komplettpflege.
Fluorid-Mundwasser: Es enthält Natrium-Fluoride, welches die Zähne stärkt und einen zusätzlichen Schutz gegen Zahnverfall bietet. In [[Zahnpasta] ist jedoch bereits genug dieser Inhaltsstoffe vorhanden. Antiseptisches Mundwasser: Diese Lösung enthält Chlorhexidingluconat. Es hemmt die Entwicklung von Bakterien und ist sehr nützlich für Menschen mit einer Mundentzündung oder schlechtem Atem.
Zu starke Benutzung kann die Zähne verfärben. Kosmetisches Mundwasser: Es hat in der Regel keine schützenden Inhaltsstoffe und soll lediglich schlechten Atem überdecken. Natürliches Mundwasser: Ohne Zusatzstoffe, meist auch nur eine leichte Salzlösung. Mundwasser mit Komplettpflege: ist eine Kombination aus Natrium-Fluoriden und Chlorhexidingluconat.
Aufbau, Zusammensetzung & Funktion
Jede kommerzielle Mundwasser-Marke hat seine eigene Rezeptur. Die aktiven Zutaten sind in der Regel: Alkohol, Chlorhexidingluconat, Cetylpyridiniumchlorid, Hexetidin, Benzoesäure, Salicylsäuremethylester, Benzalkoniumchlorid, Hydroxybenzoesäuremethylester, Wasserstoffperoxid, Domiphen bromide, und in einigen Fällen Flouride, Enzyme, Kalzium.
Das Mundwasser kann außerdem Ätherische Öle und antibakterielle Inhalte haben wie Phenol, Thymol, Eugenol, 1,8-Cineol, Menthol. Im weiteren Wasser, Süßstoffe wie Sorbit, Sucralose, Saccharin und Xylitol. Studien, die die Effektivität verschiedener Mundwässer verglichen, widersprechen sich mitunter. Der Alkoholanteil in einigen Marken wird lediglich aus Geschmacksgründen erhöht. Damit die Lösung noch mehr "Biss" bekommt. Hier kann es vorkommen, dass kurz nach der Benutzung ein Alkoholtest positiv ausfallen wird.
Da Alkohol austrocknend wirkt, kann er die Wirkung des Mundwassers beeinträchtigen und sich negativ auf die Bakterienbildung auswirken. Je nach Hersteller wird die Lösung unverdünnt oder mit Wasser verdünnt in die Mundhöhle gegossen. Als Maßangabe wir häufig der Decke der Flasche angegeben. Mehr als einen kleinen Schluck benötigt es nicht. Die Flüssigkeit sollte dann für 30 Sekunden kräftig im gesamten Mund umher gespült werden. Anschließend den Mund gut mit Wasser ausspülen.
Medizinischer & gesundheitlicher Nutzen
Mundwasser ist kein essentieller Teil der täglichen Mundhygiene. Das Putzen der Zähne mit einer Zahnbürste und das regelmäßige Verwenden von Zahnseite ist sehr viel ausschlaggebender für gesunde Zähne und Zahnfleisch.
Einige Zahnärzte sehen im Mundwasser jedoch eine gute zusätzliche Maßnahme. So kann man Mundwasser in die tägliche Routine mit einfließen lassen: Zähneputzen mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta; Benutzung von Zahnseide; anschließend Mundwasser. Zusätzlich sollte der Zuckerkonsum gering gehalten und regelmäßig der Zahnarzt aufgesucht werden (alle 6 Monate). Falls Unsicherheit herrscht über die richtige Art von Mundwasser, kann der Zahnarzt befragt werden.
Gewöhnlich wird er empfehlen eine Lösung ohne Alkohol zu benutzen. Zusätzlich wird die Ärztin dabei helfen können, die Ursachen des Mundgeruchs auszumachen und diese direkt zu behandeln. Viele sehr säurehaltige Mundwasser rufen bei sensiblen Menschen womöglich Sodbrennen hervor. Alkoholhaltige Lösungen werden immer wieder in Verbindung mit der Entstehung von Speiseröhrenkrebs gebracht. Hierfür jedoch gibt es noch keine eindeutigen, durch Studien erbrachten Beweise.
Anwendung & Sicherheit
Die genaue Anwendung von Mundwasser ist entscheidend für dessen Wirksamkeit und Sicherheit. Mundwasser sollte in der Regel zweimal täglich, nach dem Zähneputzen und Zahnseidengebrauch, verwendet werden. Eine übliche Dosis beträgt etwa 20 ml, die für 30 Sekunden im Mund gespült und dann ausgespuckt werden sollten. Es ist wichtig, das Mundwasser nicht zu schlucken. Die Anwendung variiert je nach Produktspezifikation, daher sollten immer die Anweisungen des Herstellers befolgt werden.
Die Sicherheit von Mundwasser hängt von den Inhaltsstoffen ab. Produkte mit Alkohol können bei manchen Menschen ein brennendes Gefühl verursachen und sind für Kinder und Menschen mit trockenen Schleimhäuten weniger geeignet. Alkohol- und Chlorhexidin-freie Alternativen sind für den täglichen Gebrauch und für empfindliche Benutzer oft besser geeignet. Mundwasser mit Fluorid bietet zusätzlichen Schutz gegen Karies, sollte jedoch nur ergänzend zur normalen Zahnpflege verwendet werden.
Die Qualitätskontrolle bei der Herstellung von Mundwasser ist streng reguliert. Hersteller müssen die Good Manufacturing Practices (GMP) einhalten, die sicherstellen, dass die Produkte unter kontrollierten Bedingungen und gemäß den Qualitätsstandards hergestellt werden. Dies umfasst die Prüfung der Rohstoffe, die Überwachung der Herstellungsverfahren und die Prüfung der Endprodukte auf Reinheit, Wirksamkeit und Sicherheit. Regelmäßige Tests durch unabhängige Labore und die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften gewährleisten, dass das Mundwasser sicher und wirksam ist.
Zusätzlich unterliegen Mundwässer, die als medizinische Produkte oder Arzneimittel klassifiziert sind, den Auflagen der Gesundheitsbehörden wie der EMA, die weitere Überwachungs- und Prüfprotokolle vorschreiben, um die Sicherheit und Wirksamkeit zu gewährleisten.
Alternativen
Es gibt mehrere Alternativen zu Mundwasser, die ebenfalls zur Mundhygiene beitragen und verschiedene orale Gesundheitsprobleme adressieren können.
Zahnpasta: Die häufigste Alternative zu Mundwasser ist Zahnpasta, die tägliches Zähneputzen unterstützt. Fluoridhaltige Zahnpasten helfen, Karies zu verhindern und Zahnschmelz zu stärken. Spezielle Zahnpasten können zudem gegen Zahnfleischentzündungen, Empfindlichkeiten und Plaque wirken.
Zahnseide: Zahnseide ist unverzichtbar für die Reinigung der Zahnzwischenräume, wo Zahnbürsten nicht hinkommen. Sie entfernt Plaque und Speisereste, die Mundwasser allein nicht erreichen kann.
Zahncreme und -gel: Einige Zahncremes und -gele enthalten höhere Konzentrationen von Wirkstoffen wie Fluorid, Triclosan oder Peroxide, die spezifische Probleme wie Zahnfleischentzündungen oder Zahnaufhellung gezielt angehen.
Zahnbürste: Elektrische Zahnbürsten bieten durch ihre rotierenden oder schwingenden Bewegungen eine intensivere Reinigung als manuelle Zahnbürsten und können Plaque effektiver entfernen, was zur Verbesserung der Mundgesundheit beiträgt.
Kaugummi: Spezielle zuckerfreie Kaugummis, die Xylitol enthalten, fördern die Speichelproduktion, die hilft, die Zähne zu reinigen und Säuren zu neutralisieren.
Antiseptische Gels und Sprays: Diese Produkte können gezielt auf betroffene Stellen aufgetragen werden und bieten eine konzentrierte Wirkung gegen Bakterien und Entzündungen.
Professionelle Zahnreinigung: Regelmäßige professionelle Zahnreinigungen durch den Zahnarzt sind eine wirksame Methode zur Entfernung von Plaque und Zahnstein, die häusliche Pflegeprodukte nicht erreichen können.
Vergleich:'Mundwasser bietet eine schnelle und einfache Möglichkeit zur Mundspülung, kann jedoch nicht die mechanische Reinigung durch Zahnbürste und Zahnseide ersetzen. Zahnpasta und Zahnseide sind wesentliche Bestandteile der täglichen Mundhygiene, während Mundwasser eine ergänzende Rolle spielen kann.
Professionelle Zahnreinigungen bieten die gründlichste Pflege und sind wichtig zur Vorbeugung und Behandlung von Zahnfleischerkrankungen. Antiseptische Gels und Sprays bieten gezielte Behandlungsmöglichkeiten, die Mundwasser nicht bieten kann. Insgesamt ergänzen sich diese Methoden und bieten zusammen eine umfassende Mundpflege.
Forschung & Zukunft
Aktuelle Trends in der Forschung zu Mundwasser konzentrieren sich auf die Entwicklung von Formulierungen, die nicht nur die Mundhygiene verbessern, sondern auch spezifische gesundheitliche Vorteile bieten. Ein bedeutender Trend ist die Integration von probiotischen Inhaltsstoffen. Probiotische Mundspülungen zielen darauf ab, das Gleichgewicht der oralen Mikrobiota zu fördern, indem sie nützliche Bakterien einführen, die das Wachstum schädlicher Mikroorganismen hemmen können.
Ein weiterer Trend ist die Verwendung von natürlichen und pflanzlichen Extrakten. Inhaltsstoffe wie Teebaumöl, Eukalyptus und Grüntee-Extrakt gewinnen an Beliebtheit aufgrund ihrer antimikrobiellen und entzündungshemmenden Eigenschaften. Diese natürlichen Inhaltsstoffe bieten eine sanfte Alternative zu alkoholbasierten Mundwässern und sind besonders für Menschen mit empfindlichen Schleimhäuten geeignet.
Die Forschung untersucht auch die Langzeitwirkung von Fluorid und anderen remineralisierenden Substanzen in Mundwasser, um den Zahnschmelz zu stärken und Karies vorzubeugen. Innovative Mundspülungen enthalten Nanopartikel aus Hydroxylapatit, die dem natürlichen Zahnmineral ähneln und dazu beitragen können, kleine Defekte im Zahnschmelz zu reparieren.
Darüber hinaus wird die Entwicklung von zielgerichteten antibakteriellen Peptiden erforscht. Diese Peptide können spezifisch gegen schädliche Bakterien wie Streptococcus mutans wirken, die für Karies verantwortlich sind, ohne die gesamte orale Mikrobiota zu stören.
Schließlich gewinnt die Verwendung von Enzymen an Aufmerksamkeit, die Biofilme und Plaque auf natürliche Weise abbauen können. Enzymbasierte Mundwässer könnten eine sanftere und effektivere Methode zur Entfernung von Plaque bieten, ohne abrasive Mittel zu verwenden.
Diese neuen Behandlungsansätze versprechen, die Wirksamkeit und Sicherheit von Mundwässern zu verbessern und gleichzeitig spezifische orale Gesundheitsprobleme gezielter anzugehen.
Quellen
- "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
- "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
- "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor