Quincke-Ödem
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das Quincke-Ödem, in der Fachsprache auch als Angioödem bekannt, bezeichnet meist plötzlich auftretende schmerzende Schwellungen der Haut. Besonders häufig betroffen ist das Gesicht, vor allem Zunge, Rachen, Augenlider und Lippen. Die Schwellungen treten meist wiederholt auf und können im Rachenbereich auch lebensbedrohlich ausfallen.
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Was ist das Quincke-Ödem?
Unter dem Quincke-Ödem verstehen Mediziner ein plötzliches Anschwellen der Unterhaut. Meist handelt es sich um deutlich sichtbare, schmerzhafte Schwellungen, die besonders stark das Gesicht und die Rachenschleimhaut betreffen.
Unter Umständen können aber auch die Genitalien oder die Darmschleimhaut anschwellen, was sich in starken Schmerzen äußert. Das Quincke-Ödem kann bis zu drei Tage lang anhalten und in recht kurzen Abständen wiederholt auftreten.
Es kommt bei Kindern und Erwachsenen gleichermaßen vor und bedarf einer vor allem dann einer medizinischen Behandlung, wenn der Hals- und Rachenraum betroffen ist.
Ursachen
Meist sind diese dann von Nesselsucht begleitet. Unter Umständen kann das Quincke-Ödem aber auch erblich bedingt auftreten. In diesem Fall handelt es sich um die verminderte Bildung bzw. Fehlbildung eines Proteins, das letztendlich das Anschwellen verursacht.
Im Vergleich treten erblich bedingte Quincke-Ödeme aber deutlich seltener auf als allergisch bedingte. In manchen Fällen kommt es auch zu den typischen Schwellungen, ohne dass ein direkter Auslöser erkennbar wäre.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Ein Quincke-Ödem äußert sich in erster Linie durch Schwellungen der Augenlider, Lippen, Zunge und Rachen. Begleitend dazu kann es auch auf der Schleimhaut zu Schwellungen und Irritationen kommen, oft einhergehend mit Symptomen wie Schluckbeschwerden und Atemnot. Die Symptome eines Quincke-Ödems entwickeln sich schleichend.
Meist dauert es mehrere Tage, bis sich aus den anfänglich leichten Rötungen ausgeprägte Ödeme gebildet haben. Begleitsymptome wie Schmerzen und Juckreiz stellen sich mit dem Wachstum der Wucherung ein. Die geschwollenen Augenlider können zu Sehstörungen führen. Die Betroffenen sehen dann beispielsweise alles doppelt oder leiden an einem Gesichtsfeldausfall auf einer oder beiden Seiten.
Lippenschwellungen können zu schwerwiegenden Verletzungen des Gewebes führen. Außerdem können die Schluckbeschwerden dazu führen, dass der Erkrankte zu viel Nahrung oder Flüssigkeit aufnimmt. In der Folge kann es zu Gewichtsverlust und Mangelerscheinungen kommen. Tritt das Quincke-Ödem im Zusammenhang mit einem allergischen Schock auf, können sich weitere Beschwerden einstellen.
Fieber, Atemnot, Schweißausbrüche,Herzrasen. Zudem kann es zu lebensbedrohlichen Schwellungen im Rachenraum kommen. Wird das Ödem fachkundig behandelt, geht es nach einigen Tagen von selbst wieder zurück. Dann verschwinden auch Juckreiz, Rötungen und andere Hautirritationen rasch wieder.
Diagnose & Verlauf
Der behandelnde Arzt kann das Quincke-Ödem oftmals bereits anhand der charakteristischen Optik erkennen. Nur selten werden Gewebeproben notwendig. Ein ausführliches Gespräch und ein Blick auf die Krankengeschichte können ebenfalls bei der Diagnose helfen. Sind in der Familie bereits einmal oder mehrmals Quincke-Ödeme aufgetreten, kann dies auf eine erblich bedingte Erkrankung hindeuten.
Letztendlich kann mithilfe einer speziellen Blutuntersuchung herausgefunden werden, ob es sich im Einzelfall um ein allergisches oder erbliches Quincke-Ödem handelt. Das Ödem kann meist gut behandelt werden. Bei allergischen Ödemen muss der Auslöser ermittelt und vermieden werden. Treten die Schwellungen akut auf, sollten sie in jedem Fall medizinisch behandelt werden. Sind Hals- und Rachenraum betroffen, kann es zu Atemnot und schlimmstenfalls zum Ersticken kommen. Der Betroffene sollte daher schnell einen Arzt aufsuchen.
Komplikationen
Geschwollene Augenlider gehen in der Regel mit Sehstörungen einher und können bei Verdrängung des Augengewebes ernste Verletzungen hervorrufen. Bei Lippenschwellungen besteht ebenfalls die Gefahr von ernsten Verletzungen des Gewebes. Zudem ist aufgrund der Probleme beim Sprechen die Funktionalität im Alltag eingeschränkt. Gelegentlich schwellen neben dem Gesicht auch Rachen und Kehlkopf an. Dann besteht akute Lebensgefahr.
Weitere Komplikationen treten in Folge eines allergischen Schocks auf, der oft mit Herz-Kreislauf-Beschwerden verbunden ist. Bei der Behandlung kann es durch den Einsatz von Antihistaminika, Adrenalin und entzündungshemmenden Medikamenten zu Neben- und Wechselwirkungen kommen. Muss aufgrund einer Schwellung im Rachenraum ein Luftröhrenschnitt durchgeführt werden, bleibt meist eine Narbe zurück. Gelegentlich treten Infektionen und Wundheilungsstörungen auf. In Folge der Hormonbehandlung kann es zu Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Übelkeit und Erbrechen und Schwindelgefühlen kommen. Spätfolgen treten in der Regel nicht auf.
Behandlung & Therapie
Akute Quincke-Ödeme können vom behandelnden Arzt recht schnell therapiert werden. Voraussetzung dafür ist die vorherige genaue Bestimmung der Ursache.
Ein allergisch bedingtes Quincke-Ödem kann mit entzündungshemmenden Medikamenten therapiert werden. So kann der Arzt beispielsweise Kortisonpräparate, Adrenalin, Kalzium oder auch Antihistaminika direkt in die Vene spritzen, um die Symptome schnell zu lindern. Ist der Auslöser für die allergische Reaktion bekannt, muss dieser in Zukunft gemieden werden, um weitere Ausbrüchen zu vermeiden.
Ein erblich verursachtes Quincke-Ödem kann im Gegensatz dazu nicht mit Entzündungshemmern behandelt werden. Hier hilft nur ein intravenöses Verabreichen des fehlgebildeten Proteins. Sollte es aufgrund von Schwellungen im Rachenraum zu Schwierigkeiten mit der Atmung kommen, kann unter Umständen ein Luftröhrenschnitt notwendig werden, um ein Ersticken des Patienten zu verhindern.
Treten die Schwellungen bei einem erblich bedingten Quincke-Ödem häufig auf, kann auch eine Therapie mit männlichen Sexualhormonen in Betracht gezogen werden. Diese erhöhen allgemein die Proteinproduktion und können so die schmerzhaften Schwellungen verhindern. Da ein Verabreichen von Hormonen jedoch meist auch unerwünschte Nebeneffekte mit sich bringt, sollte diese Art der Behandlung nur nach einem genauen Abwägen der Vor- und Nachteile stattfinden.
Vorbeugung
Dem Quincke-Ödem kann vor allem dann vorgebeugt werden, wenn es sich um ein allergisch bedingtes Auftreten handelt. Kann der Auslöser bestimmt werden, erhält der Patient einen Allergiepass und muss sich in Zukunft bemühen, den oder die auslösenden Stoffe zu meiden, damit es zu keinerlei allergischen Reaktionen mehr kommen kann.
Einem erblich bedingten Quincke-Ödem kann nicht direkt vorgebeugt werden. Es ist aber ratsam, bei Auftreten der Symptome einen Arzt aufzusuchen und eine möglichst effektive Behandlungsmethode mit diesem zu erarbeiten. So können potenziell lebensbedrohliche Zustände verhindert werden.
Nachsorge
Ein Quincke-Ödem bildet sich in der Regel auch ohne eine spezielle Nachsorge komplett zurück. Daher ist es nicht erforderlich, weitere Maßnahmen zu ergreifen. Je nachdem, wie stark das Ödem ausgeprägt war, und ob auch die Atemwege beteiligt waren, erfolgt unter Umständen eine stationäre Überwachung des Patienten. So kann im Falle eines erneut auftretenden Angioödems schnell eingegriffen werden.
Nach dem erstmaligen Auftreten eines Quincke-Ödems sollte geklärt werden, wodurch dieses ausgelöst wurde. Unter Umständen ist es dafür nötig, gemeinsam mit dem Patienten detaillierte Nachforschungen zu betreiben. Trotz einer sorgfältigen Suche kann in einigen Fällen nicht geklärt werden, auf welchen Reiz der Körper mit einer erhöhten Durchlässigkeit der Gefäßwände reagiert hat.
In allen anderen Fällen kann der Patient dagegen in Zukunft den Auslöser meiden, um ein erneutes Auftreten des Krankheitsbildes zu verhindern. Sollte es nicht möglich sein, den Auslöser zuverlässig zu vermeiden, können mit dem Patienten Notfallmaßnahmen besprochen werden. Ist zu befürchten, dass der Betroffene dem Auslöser erneut ausgesetzt sein wird, so kann er zukünftig Glukokortikoide als Notfallmedikation mit sich führen. So kann schneller reagiert werden, wenn es erneut zu einem Quincke-Ödem kommen sollte.
Das können Sie selbst tun
Das Quincke-Ödem wird in erster Linie durch Vermeidung des ursächlichen Stoffes behandelt. Hierfür eignen sich neben Medikamenten auch diätetische Maßnahmen sowie Massagen und alternative Behandlungsmethoden. Bewährt hat sich vor allem eine ausgewogene Diät mit vielen Vitaminen und Mineralstoffen. Auf fettreiche Lebensmittel sowie Koffein und Alkohol sollte verzichtet werden. Zucker und stark dehydrierende Lebensmittel gilt ebenso zu meiden, da sie die Entstehung von angioneurotischen Ödemen verstärken können.
Begleitend dazu sollten Stress und körperliche Anstrengung vermieden werden. Betroffene Personen können die ärztliche Behandlung zusätzlich unterstützen, indem sie verschiedene Präparate aus der Naturheilkunde einnehmen. Es empfehlen sich beispielsweise Aloe vera und Salbei, welche einen beruhigenden Effekt auf die Haut haben und dadurch zur Abschwellung des Angioödems beitragen. Sollten die Maßnahmen keine Wirkung zeigen, muss noch einmal der zuständige Arzt konsultiert werden.
Begleitend zur symptomatischen Behandlung muss immer auch die Ursache der Hautveränderungen ermittelt werden. Dies gelingt zum einen mit Hilfe eines Krankentagebuchs, in welchem Auftreten, Ausprägung und Begleiterscheinungen der Ödeme notiert werden. Zum anderen sollten etwaige Auslöser am Arbeitsplatz oder Zuhause in Betracht gezogen und nach und nach ausgeschlossen werden. Dadurch und durch die Anwendung genannter Hausmittel und Selbsthilfe-Maßnahmen sind angioneurotische Ödeme nachhaltig zu behandeln.
Quellen
- Altmeyer, P.: Therapielexikon Dermatologie und Allergologie. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2005
- Plewig, G. et al.: Braun-Falco's Dermatologie, Venerologie und Allergologie. Springer, Heidelberg 2012
- Trautmann, A., Kleine-Trebbe, J.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013