Refluxösophagitis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Refluxösophagitis ist eine Erkrankung, die in den letzten Jahren zunehmend auftritt. Laut Statistiken leiden mindestens 10% der Bevölkerung der Industrieländer an dieser From der Speiseröhrenentzündung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Refluxösophagitis?

Schematische Darstellung zur Anatomie bei Refluxkrankheit bzw. Sodbrennen. Klicken, um zu vergrößern.

Bei einer Refluxösophagitis ist die Schleimhaut im unteren Bereich der Speiseröhre entzündet. Diese Entzündung wird durch einen Rückfluss (Reflux) von Verdauungssäften aus dem Magen in die Speiseröhre (Ösophagus) hervorgerufen.

Wirken Salzsäure, Pepsin oder auch Gallensäuren längere Zeit auf die Speiseröhre ein, reizen und schädigen sie deren Schleimhaut. Bei 65% der Betroffenen werden, trotz großer und quälender Beschwerden, bei einer Speiseröhrenspiegelung (Endoskopie) keine Entzündungszeichen entdeckt. Diese Art der Refluxösophagitis wird als „nicht-erosive-Refluxösophagitis“ (NERD) bezeichnet. „Erosiv“ bezieht sich hier auf eine sichtbare, oberflächliche und entzündliche Veränderung der Speiseröhrenschleimhaut.

An der "erosiven Refluxösophagitis" (GERD) leiden 35% der Erkrankten. Bei einer Endoskopie sind deutliche Entzündungszeichen zu erkennen. Von der Refluxösophagitis wird auch als Refluxkrankheit gesprochen.

Ursachen

Die angenommenen Ursachen der Refluxösophagitis beziehen sich im Prinzip nur auf die Gründe, welche zu einem erhöhten Rückfluss von Magensäuren etc. führen.

Warum diese dann letztendlich bei dem einen zu einer Entzündung der Speiseröhre führen und bei anderen nicht, ist noch nicht bekannt. Diese Ursachen werden in direkte (primäre) und indirekte (sekundäre) Ursachen aufgeteilt und nehmen Einfluss auf die Verschluss Mechanismen der Speiseröhre und des Magens. Auch die wellenförmige Transportbewegung der Speiseröhrenmuskulatur (Peristaltik) kann betroffen sein.

Zu den direkten Ursachen zählen bestimmte Nahrungsmittel wie Fette, Genussgifte wie Alkohol oder reizende Nahrungsbestandteile wie Koffein, Teein und Pfefferminze. Hinzu kommen Veränderungen der Hormonlage, wie sie z.B. bei einer Schwangerschaft vorkommen können. Psychischer Stress, altersbedingte Muskulaturschwächen, Veränderungen der Druckverhältnisse im Bauchraum durch Verstopfungen, Schwangerschaft etc.

Den sekundären Ursachen der Refluxösophagitis liegen andere Erkrankungen zugrunde, wie z.B. krankhafte oder operative Veränderungen am Mageneingang oder operative Schädigung des unteren Speiseröhren-Sphinkter (eine Art Schließmuskel). Bei Frühgeburten ist dieser Muskel häufig noch nicht korrekt ausgebildet. Chronische, entzündliche Erkrankungen wie eine Sklerodermie oder Nervenerkrankungen aufgrund einer Zuckerkrankheit zählen ebenfalls zu den indirekten Ursachen einer Refluxösophagitis.

Generell gelten Übergewicht oder ein Zwerchfellbruch, durch den sich ein Teil des Magens ausstülpt, als Risikofaktoren.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Das Leitsymptom der Erkrankung ist Sodbrennen, ein brennender Schmerz hinter dem Brustbein und im Oberbauch. Es fühlt sich an, als ob etwas Scharfes im Magenbereich und in der Speiseröhre aufflammt. Dazu kommt ein Druck- und Hitzegefühl im Brustkorb, was oft fälschlicherweise mit Erkrankungen des Herzens in Zusammenhang gebracht wird.

Das Sodbrennen tritt anfangs nach den Mahlzeiten, später auch ohne vorherige Nahrungsaufnahme auf. Es verstärkt sich beim Hinlegen oder beim Bücken. Zusätzlich stoßen Betroffene häufig sauer auf und Luft und Magensäure steigen nach oben bis in den Mund auf. Es entsteht Mundgeruch.

Durch den ständigen Kontakt mit Säure ist die Schleimhaut der Speiseröhre gereizt und entzündet sich. Dies äußert sich in Schluckbeschwerden und Schmerzen im Hals. Für manche Patienten fühlt sich der Hals extrem trocken an, doch sie können auch durch viel Trinken dieses Trockenheitsgefühl nicht loswerden.

Für andere verursacht die Entzündung ein Gefühl, als ob sie etwas im Hals stecken hätten, was zu dauerndem Räuspern und nächtlichem Reizhusten führt. Auch Heiserkeit kann auftreten. Wegen der Schluckbeschwerden und der Schmerzen in der Speiseröhre essen Patienten oft weniger. Dauert die Erkrankung länger an, kann es zu Gewichtsabnahme kommen. Unbehandelt kann sich die Entzündung auf den Kehlkopf und bis in die Lunge ausbreiten.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose einer Refluxösophagitis wird durch eine Ösophagoskopie, eine Untersuchung der Speiseröhre mithilfe eines Kameraschlauches und eine Gastroskopie, eine Spiegelung des Magens vorgenommen.

Werden hierbei Schleimhautveränderungen sichtbar, ermöglichen diese eine Klassifizierung der Erkrankung. Zusätzlich besteht bei diesen Untersuchungen die Möglichkeit eine kleine Gewebeprobe zu entnehmen. Eine 24-Stunden-Säuremessung, eine pH-Metrie, wird durchgeführt und lässt Aussagen über die Dauer und Stärke des Säurerückflusses innerhalb eines Tages zu.

Die Ösophagus Manometrie, eine Muskelfunktionsmessung, wird heutzutage nur noch selten durchgeführt. Eine Refluxösophagitis führt in einem geringen Teil der Fälle zu einem Barett-Ösophagus.

Die Schleimhaut der Speiseröhre verändert sich, ihr Aufbau gleicht dem der Magenschleimhaut. Aus dieser veränderten Schleimhaut können Geschwüren oder Speiseröhrenkrebses entstehen.

Komplikationen

Die Beschwerden der Refluxösophagitis sind sehr unangenehm und können zu schwerwiegenden Komplikationen führen. Aus diesem Grund muss diese Erkrankung frühzeitig diagnostiziert und behandelt werden. Die Betroffenen leiden dabei in erster Linie an einem starken Sodbrennen. Das Sodbrennen selbst tritt dabei vor allem nach dem Essen von sauren oder salzigen Speisen auf und wirkt sich sehr negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen aus.

Auch ein dauerhaftes Aufstoßen oder starker Husten können dabei krankheitsbedingt hervortreten. In schwerwiegenden Fällen leiden die Patienten an einer Atemnot. Sollte die Erkrankung nicht behandelt werden, so kann es im schlimmsten Falle auch zur Ausbildung von Geschwüren und weiterhin auch zu Krebs in der Speiseröhre kommen. Dabei kann es weiterhin auch zum Tode des Patienten kommen. In den meisten Fällen kann die Refluxösophagitis mit Hilfe von Medikamenten behandelt werden.

Dabei kommt es nicht zu besonderen Komplikationen oder zu anderen Beschwerden. Vor allem das Sodbrennen kann dadurch gelindert werden. Weiterhin sind viele Betroffene auf operative Eingriffe angewiesen, die die Beschwerden dauerhaft lindern und die Säureproduktion des Magens einschränken können.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Die Refluxösophagitis sollte in der Regel immer durch einen Arzt behandelt werden. Es kommt bei dieser Krankheit nicht zu einer Selbstheilung und in den meisten Fällen auch zu einer weiteren Verschlechterung der Beschwerden. Im schlimmsten Falle führt die Refluxösophagitis zu einer Entzündung der Speiseröhre, wodurch es zu weiteren Komplikationen kommen kann. Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Betroffene an starkem Sodbrennen leidet. Dabei kann das Sodbrennen sporadisch oder nach der Einnahme verschiedener Mahlzeiten auftreten und sich negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen auswirken.

Weiterhin kann auch ein starker Mundgeruch des Betroffenen auf die Refluxösophagitis hindeuten. Die Patienten haben nicht selten Schmerzen im Hals oder sogar Schluckbeschwerden, sodass es zu Husten oder zu einer Heiserkeit kommen kann. Weiterhin kann sich auch der Kehlkopf des Betroffenen entzünden. Die Refluxösophagitis kann durch einen Allgemeinarzt oder durch einen Internisten behandelt werden. Dabei kommt es in der Regel nicht zu besonderen Komplikationen.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung einer Refluxösophagitis erfolgt konservativ oder operativ. In den meisten Fällen reicht eine konservative Behandlung durch die Gabe bestimmter Medikamente aus.

Protonenpumpenhemmer verringern den Säuregehalt des Mageninhaltes dadurch, dass nicht so viel Salzsäure im Magen produziert wird. Antazida, greifen nicht in die Säureproduktion ein, sondern neutralisieren den vorhandenen Säuregehalt. Prokinetika wirken unterstützend, da sie die Verschlusskraft des unteren Ösophagussphinkters steigern und fördernd auf die Entleerung des Magens wirken. Die konservative Therapie muss lebenslang durchgeführt werden, da nach Absetzen der Medikamente die Refluxösophagitis wieder auftritt.

In den seltenen Fällen, in denen die konservative Behandlung keinen Erfolg hat, kann ein chirurgischer Eingriff, eine „Fundoplicatio“, durchgeführt werden. Der obere Teil des Magens wird wie eine Manschette über den unteren Speiseröhrensphinkter gelegt und wirkt so verstärkend auf den Verschluss der Speiseröhre.

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Vorbeugung

Vorbeugend kann man durch eine Gewichtsabnahme, kleinere, häufigere Mahlzeiten, das Vermeiden von zu fetten oder reizenden Nahrungsmitteln auf die Refluxösophagitis einwirken. Schlafen mit erhöhtem Oberkörper, lockere Kleidung, dem vermeiden von Stress und übermäßigen Alkoholkonsums wirken ebenfalls vorbeugend.

Nachsorge

Bei der Refluxösophagitis ist die Nachsorge vielfältig und sehr individuell. Vor allem die Behebung der Ursache des Reflux ist in den Vordergrund zu stellen. Dies kann oftmals nicht hinreichend erfolgen. Bei der Refluxösophagitis ist eine langfristige oder auch lebenslange Therapie mit Magensäurereduzierern erforderlich.

Die Nachsorge bezieht sich hier in erster Linie auf die Linderung und schließlich Unterdrückung und Ausheilung der Ösophagitis, indem die Magensäure daran gehindert wird, in die Speiseröhre zurückzufließen. Im Regelfall ist dies nur medikamentös möglich oder sogar operativ zu behandeln. Der Facharzt, ein Gastroenterologe, überwacht dabei den Behandlungsverlauf und die Schwere der Erkrankung.

Die Nachsorge ist hier vor allem auf regelmäßige Kontrolluntersuchungen ausgelegt. Da die Krankheit individuell verläuft und verschiedenen Ursachen, wie auch operativen Folgen, zugrunde liegen kann, gibt es keine einheitliche Nachsorge und auch keine fest definierbare Aussage über den Verlauf und die Heilung. Die Refluxösophagitis muss langfristig behandelt werden, insbesondere, wenn beim Patienten nachhaltig die Beschwerden bestehen bleiben.

Schließt der Magen nicht richtig, kann es schon bei bestimmten Lagerungen zu einem Reflux kommen, der die Speiseröhre wieder reizt und die Refluxösophagitis aufflammen lässt. Die individuelle Beratung und Behandlung des Patienten ist hier unerlässlich.

Das können Sie selbst tun

Um einer Refluxösophagitis vorzubeugen, kann der Patient vieles selbst tun. Zum einen gilt da eine Umstellung der Ernährung. Es sollte wenn möglich keine scharfe Nahrung zu sich genommen werden, da sie die Symptomatik der Refluxösophagitis verschlimmern können. Ebenso sollten auf heißes oder saures Essen verzichtet werden.

Der Patient sollte in der Zeit ebenfalls auf Alkohol oder Kaffee (bzw. allgemein Koffein) verzichten, da sie einen Reflux der Magensäure verursachen können, was den Hauptgrund einer Refluxösophagitis darstellt. Als Gegenmaßnahme können auch lindernde Stoffe gegessen bzw. getrunken werden. Hilfreich kann hierbei beispielsweise Kamillentee sein.

Um den pH-Wert der Magensäure zu senken und damit die Aggressivität der Magensäure zu senken, kann der Patient Medikamente in Form von Protonenpumpeninhibitoren einnehmen wie zum Beispiel Omeprazol oder Pantoprazol. Ebenso können Medikamente hilfreich sein, die eine Entzündung hemmen, wie beispielsweise Ibuprofen oder Paracetamol. Positiver Nebeneffekt der Medikamente ist eine Stillung der Schmerzen, die durch eine Refluxösophagitis hervorgerufen werden können.

Sollte der Patient weiterhin Beschwerden bemerken, wie stechende Schmerzen hinter dem Brustbein oder häufiger aufstoßen, was auf eine verschlimmernde Symptomatik deutet, sollte der Patient einen Arzt aufsuchen, der gegebenenfalls eine Endoskopie verordnet. Allgemein sollte der Patient zu regelmäßigen Kontrollen zum Arzt gehen, da die Refluxösophagitis eine Vorstufe des aggressiven Speiseröhrenkrebs sein kann.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015

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