Rheumatische Arthritis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Rheumatische Arthritis

Die rheumatische Arthritis - auch als rheumatoide Arthritis, primär chronische Polyarthritis und chronische Polyarthritis bekannt - ist eine Gelenkserkrankung. Die Betroffenen leiden unter geschwollenen, schmerzenden und auch deformierten Gelenken, wobei vorwiegend die Finger- und Handgelenke betroffen sind. Die rheumatische Arthritis kann nicht geheilt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine rheumatische Arthritis?

Zu den ersten Symptomen gehören Gelenkschmerzen und steife Gelenke; diese beiden Symptome treten vorwiegend am Morgen auf.
© Pixel-Shot – stock.adobe.com

Die rheumatische Arthritis führt zu einer Zerstörung und Verformung der Gelenke. Die Mediziner sprechen von einer systemischen Autoimmunerkrankung. Die Erkrankung tritt im Regelfall zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr auf; mitunter können auch kleine Kinder an der rheumatischen Arthritis erkranken. Die Krankheit ist unheilbar; im Rahmen der Behandlung werden die Beschwerden gelindert - die Ursache kann nicht behandelt werden.

Ursachen

Das liegt wohl auch daran, da die Ursache, warum es zu einer rheumatischen Arthritis kommt, noch nicht zu einhundert Prozent geklärt ist. Die Mediziner gehen von einer erblichen Veranlagung aus. Der Körper geht bei der rheumatischen Arthritis gegen die körpereigenen Stoffe vor und löst entzündliche Reaktionen aus.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Zu den ersten Symptomen gehören Gelenkschmerzen und steife Gelenke; diese beiden Symptome treten vorwiegend am Morgen auf. In weiterer Folge klagen die Betroffenen über Kraftlosigkeit und immer stärker werdende Schwellungen an den Fingergelenken. In manchen Fällen klagen die Betroffenen aber über nur sehr geringe Beschwerden; hier sind nur sehr wenige Gelenke befallen.

Mitunter treten zu den Hauptsymptomen auch Allgemeinbeschwerden - dazu zählen Gewichtsverlust und Fieber - auf. In rund 20 Prozent aller Fälle gehen die Beschwerden spontan wieder zurück. Bei über 50 Prozent der Betroffenen bleiben die Beschwerden jedoch aufrecht. Die Mediziner sprechen hier von „Schüben“, die in weiterer Folge die Gelenke zerstören und verformen können. Zudem kommt es zu einer Kraftminderung der betroffenen Gelenke.

Mitunter können auch andere Organe - so die Augen, das Knochenmark oder auch das Herz - von den Entzündungen befallen werden. Rheumaknoten können in der Lunge und im Herz entstehen. Des Weiteren gibt es auch Sonderformen: Hier kommt es zu Symptom-Kombinationen, die allesamt einen unterschiedlichen Verlauf mit sich bringen und individuell diagnostiziert und behandelt werden müssen.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Zu Beginn folgt die körperliche Untersuchung, wobei der Mediziner ausschließlich Blut- und Gewebeuntersuchungen vornimmt. Am Röntgenbild erkennt der Mediziner mitunter erste Verformungen oder Gelenkszerstörungen. In vielen Fällen kann der Mediziner aber nicht sofort die Diagnose stellen.

Da im Regelfall nicht genügend Symptome vorhanden sind, die die auf eine rheumatische Arthritis schließen lassen. Aus diesem Grund stellt der Mediziner erst dann die Diagnose, wenn sieben der nachstehenden zehn Punkte erfüllt sind:

Die Gelenke sind - besonders am Morgen - "steif", der Patient klagt über einen Bewegungs- oder Druckschmerz. Es kommt zu Weichteilschwellungen im Gelenk, nach drei Monaten sind weitere Schwellungen, jedoch an einem anderen Gelenk, aufgetreten. Mitunter kommt es zu beidseitigen symmetrischen Gelenkschwellungen, Rheumaknoten zeigen sich.

Wenn die Auswertungen positive Rheumafaktoren aufzeigt, das Röntgenbild zeigt typische Veränderungen auf oder im Blutbild Schleimstoffe nachgewiesen wurden beziehungsweise das Zellbild zeigt typische Veränderungen der Gelenkhaut, ist eine Erkrankung in Erwägung zu ziehen.

Im Vordergrund stehen Schmerzen und auch die Gelenkzerstörung. In weiterer Folge kommt es zu Gelenksverformungen und Funktionseinschränkungen. Die Patienten sind im Alltag eingeschränkt; Anziehen, Gehen oder alltägliche Handgriffe - wie etwa das Öffnen einer Flasche - werden zur Qual oder sind mitunter gar nicht mehr möglich. Kommt es zu einem Befall der inneren Organe, verschlechtert sich die Lebensqualität - im Extremfall kommt es zu einer verkürzten Lebenserwartung.

Komplikationen

In erster Linie leiden die Betroffenen bei dieser Erkrankung an starken Schmerzen in den Gelenken. Die Gelenke selbst wirken dabei steif und es kommt zu Einschränkungen bei der Bewegung und damit auch im Alltag. Auch die Finger wirken dabei kraftlos, sodass gewöhnliche Tätigkeiten des Alltages nicht mehr ohne Weiteres durchgeführt werden können. Weiterhin kommt es bei dieser Erkrankung auch zu einem Gewichtsverlust und häufig auch zu Fieber.

Mitunter können die inneren Organe von der Erkrankung betroffen sein, sodass das Gewebe an den Organen zerstört wird. Der weitere Verlauf der Krankheit hängt damit auch stark vom Ausmaß der Krankheit und dieser Zerstörung ab. Die Behandlung selbst erfolgt mit Hilfe von Medikamenten. Besonderen Komplikationen treten dabei nicht auf. Allerdings sind viele Betroffene auch auf verschiedene Therapien angewiesen, um die Bewegung der Finger und der Gelenke wiederherzustellen.

Auch eine gesunde Ernährung und eine gesunde Lebensweise können sich dabei sehr positiv auf die Erkrankung auswirken. Die Lebenserwartung des Patienten wird durch die Krankheit in der Regel nicht negativ beeinflusst. Allerdings kann der Erkrankung leider nicht vorgebeugt werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Diese Krankheit sollte immer durch einen Arzt untersucht und behandelt werden. Es kann dabei nicht zu einer Selbstheilung kommen, und auch die Mittel der Selbsthilfe sind nicht ausreichend, um die Erkrankung vollständig zu behandeln. Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Betroffene an starken Schmerzen an den Gelenken leidet. Die Schmerzen können auch in Form von Ruheschmerzen auftreten und sich negativ auf die Schlafqualität des Patienten auswirken. Weiterhin kann auch ein dauerhaftes Fieber oder ein starker Gewichtsverlust auf diese Krankheit hindeuten und muss durch einen Arzt untersucht werden.

Falls die Behandlung nicht schon frühzeitig eintritt, können auch innere Organe und sogar die Knochen von der Entzündung befallen werden, sodass es im schlimmsten Fall zum Tod des Betroffenen kommt. Aus diesem Grund ist eine frühe Behandlung der Krankheit sehr wichtig, um weitere Komplikationen zu vermeiden. Die erste Untersuchung der Krankheit kann von einem Allgemeinarzt durchgeführt werden. Bei der weiteren Behandlung sind meistens Besuche bei einem Facharzt notwendig. Eventuell ist auch die Lebenserwartung des Betroffenen durch die Erkrankung eingeschränkt.

Behandlung & Therapie

Eine Heilung ist nicht möglich. Bei der Behandlung achten die Mediziner darauf, dass die Schmerzen gelindert und die Entzündungen gehemmt werden. Zudem versuchen die Mediziner die Funktionen der Muskulatur und der Gelenke zu erhalten. Welche Maßnahmen am Ende getroffen werden, hängt natürlich von der individuellen Aktivität der Krankheit ab.

Bei milden Formen reichen nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR); die Arzneimittel lindern die Schwellungen, Entzündungen und Schmerzen, können die Zerstörung der Gelenksknorpel aber nicht aufhalten. Physikalische Behandlungen und Krankengymnastik sind - neben der medikamentösen Behandlung - genauso wichtig. Bewegt sich der Patient, kann er die Gelenkfunktionen aufrechterhalten. Auch Bäder, Lichtbehandlungen, Massagen und Elektrotherapien können die Symptome lindern.

Des Weiteren stehen auch zahlreiche Operationsverfahren zur Verfügung. Operationen sind dann erforderlich, wenn die Medikamente keine Wirkung zeigen und somit die Gelenkzerstörung nicht aufgehalten werden kann. Ist das betroffene Gelenk zerstört, kann es durch ein künstliches Gelenk ersetzt werden. Mitunter kann der Mediziner das Gelenk "versteifen".

Ein weiterer Aspekt ist die Ernährung. Mit der richtigen Ernährung kann eine unterstützende Maßnahme gesetzt werden, damit die Krankheit zumindest gebremst werden kann. Eier, Leberwurst, Schweineschmalz und Schweineleber sind - aufgrund eines hohen Arachidonsäure-Anteils - nicht empfehlenswert.

Betroffene sollten genügend Fisch (ungesättigte Fettsäuren) und die Vitamin C und E aufnehmen. Auch Selen (in Pflanzenöl und Gemüse enthalten) kann die Symptome lindern. Milch und diverse Milchprodukte sind ebenfalls zu empfehlen (Kalzium).


Vorbeugung

Die Erkrankung kann nicht vorgebeugt werden. Es gibt zudem auch keine Medikamente, die das Fortschreiten der rheumatischen Arthritis verhindern. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Betroffenen relativ früh mit einer Physiotherapie beginnen.

Nachsorge

Mit der Nachsorge bei Rheumatischer Arthritis wird vor allem das Ziel verfolgt, den Patienten in die Lage zu versetzen, möglichst lange und selbstbestimmt am Leben in der Gemeinschaft und im sozialen Umfeld teilhaben zu können. Obwohl die Erkrankung in einzelnen Fällen völlig ausheilen kann, ist die Prognose generell eher schlecht. Bei den meisten Patienten führt die Rheumatische Arthritis irgendwann zur völligen Invalidität.

Daher ist es ausgesprochen wichtig, dass alle Beteiligten der Nachsorge, vom Hausarzt über den Rheumatologen bis hin zum Rehabilitationsträger und Rehabilitationseinrichtungen, eng zusammenarbeiten. Der Patient lernt mit der Erkrankung umzugehen und Veränderungen in Verhaltensweisen und im Lebensstil zu akzeptieren. Diese werden dann im Alltag des Patienten etabliert und im Rahmen der Nachsorge stabilisiert und weiterentwickelt.

Eine wichtige Grundlage für eine optimale Nachsorge ist das Erkennen und Sammeln von individuellen Gesichtspunkten über den Patienten. Hierzu gehören die Fähigkeiten, Fertigkeiten und Gewohnheiten. Die Aktivitäten des Erkrankten, die sich aus den Ressourcen und Fähigkeiten ableiten lassen, werden dann optimal gefördert. Damit werden die Stärkung des Selbsthilfepotentials und eine Erhöhung der Lebensqualität erreicht. Zudem ist aufgrund der Beeinträchtigungen des Patienten die Wohnraumsituation anzupassen. Auch dies trägt dazu bei, an psychischer Stabilität zu gewinnen und Freude am Leben zu haben.

Das können Sie selbst tun

Die rheumatische Arthritis gehört in die Behandlung von Hausarzt und Orthopäde, ist aber der Selbsthilfe im Alltag ebenfalls zugänglich. Hierzu gehört vor allem die Bereitschaft zur Bewegung. Schonhaltungen haben die Tendenz, die rheumatische Arthritis in ihrer Ausprägung und ihrem Erscheinungsbild oft noch zu intensivieren. Steife Gelenke und Unbeweglichkeit sind die Folge, die ihrerseits wieder Schmerzen hervorrufen kann. Um diesen negativen Kreislauf wirkungsvoll zu durch brechen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern, ist aktive Bewegung wichtig.

Diese kann beim Krankengymnasten oder im Rehasport erlernt und soll zu Hause im gewohnten Umfeld regelmäßig weitergeführt werden. Welche Bewegungen in diesem Zusammenhang wichtig sind, hängt von den Gelenken ab, die von der rheumatischen Arthritis betroffen sind. Sind es große Gelenke wie Hüfte oder Schulter ist mäßiges Ausdauertraining ebenso empfehlenswert wie gezielte Kräftigung. Für die Wirbelsäule eignen sich spezielle Rückengymnastik oder Schwimmen, das die Belastung der Gelenke auch bei übergewichtigen Patienten schont. Wenn kleine Gelenke an Fingern und Zehen betroffen sind, helfen Bewegungsübungen im warmen Wasser wie zum Beispiel das Greifen kleiner Gegenstände. Auch Barfußlaufen kann eine Wohltat für betroffene Füße sein.

Im Hinblick auf die Ernährung hat sich die Reduzierung des Fleisch- und Wurstkonsums als hilfreich erwiesen. Zum Austausch mit anderen Betroffenen und für weitere Informationen gibt es spezielle Selbsthilfegruppen.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

Das könnte Sie auch interessieren