Schulter-Arm-Syndrom
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. Juni 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das Schulter-Arm-Syndrom - eine Erkrankung mit vielen Gesichtern und vielen möglichen Hintergründen wird oftmals auch als Nacken-Schulter-Arm-Syndrom bezeichnet. Weitere Begriffe für dieser Erkrankung sind: Zervikobrachial-Syndrom, Cervicobrachialgie, Cervicobrachialsyndrom und cervikobrachiales Syndrom.
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Was ist das Schulter-Arm-Syndrom?
Das Schulter-Arm-Syndrom wird in der Medizin auch bezeichnet als Zervikobrachialgie oder Unteres Zervikalsyndrom. Häufig findet sich neben dem Ausdruck Schulter-Arm-Syndrom auch der Begriff Nacken-Schulter-Arm-Syndrom.
Unter den Begriff Schulter-Arm-Syndrom fallen Beschwerden dieser entsprechenden Körperteile. Häufig liegen Nackenbeschwerden vor, die ausstrahlen und so zu Schmerzen in Armen und Schultern führen. Auch kann es zu einem Kribbeln oder Taubheitsgefühl in Händen oder zu eingeschränkt möglichen seitlichen Kopfbewegungen kommen.
Häufig liegen beim Schulter-Arm-Syndrom auch Muskelverhärtungen in den Muskelsträngen vor, die beidseitig der Wirbelsäule verlaufen.
Da die Symptome des Schulter-Arm-Syndrom individuell sehr verschieden sein können, bedarf es zur Diagnose gründlicher Untersuchungen - auch, um etwaige andere Erkrankungen als Ursache der Beschwerden ausschließen zu können.
Ursachen
Die Hintergründe solcher Beschwerden der Halswirbelsäule können ruckhafte Bewegungen oder Luftzüge sein. Auch Fehlbelastungen der Wirbelsäule, wie beispielsweise ein häufiges einseitiges Tragen von Lasten können das Risiko erhöhen, am Schulter-Arm-Syndrom zu erkranken.
Weitere mögliche ursächliche Beeinträchtigungen der Wirbel für das Schulter-Arm-Syndrom sind Veränderungen der Wirbelsäule aufgrund von Alterungsprozessen oder beispielsweise Bandscheibenvorfällen. Ebenfalls verantwortlich für das Schulter-Arm-Syndrom können Wirbelbeeinträchtigungen sein aufgrund von entzündlichen Erkrankungen (z.B. Rheuma), Osteoporose, Tumoren oder äußerlichen Krafteinwirkungen (z.B. Unfälle).
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Das Schulter-Arm-Syndrom umfasst vielfältige Beschwerden mit unterschiedlichen Ursachen. Daher können zahlreiche Symptome auf diese Erkrankung hindeuten. Häufige Anzeichen für ein Schulter- Arm-Syndrom sind Rückenschmerzen, Schulterschmerzen, Schmerzen im Oberarm sowie Muskelverspannungen. In Einzelfällen treten die Schmerzen auch im Hinterkopf auf.
Beschwerden durch ein Schulter-Arm-Syndrom können akut oder auch chronisch auftreten. Sie können lokal auftreten oder in den gesamten Arm bis in die Hand ausstrahlen. In den Händen können Missempfindungen auftreten. Die Beweglichkeit des Kopfes kann eingeschränkt werden. Dadurch können Fehlhaltungen entstehen. Schmerzen durch ein Schulter-Arm-Syndrom können langsam oder urplötzlich einsetzen.
In der Regel treten sie einseitig auf. Bei einer stärkeren nervlichen Beeinträchtigung im Rahmen der Erkrankung können Fingerspitzen einschlafen und Taubheitsgefühle zeigen. Außerdem können sie bei Greifbewegungen an Kraft verlieren. Ist die Wirbelsäule betroffen, zeigen sich häufig Reaktionen des vegetativen Nervensystems wie das Herunterhängen des Oberlids sowie die Einschränkung von Reflexen.
Mit der Zeit können sich die Symptome verstärken. Betroffene wachen schmerzbedingt in Schlaf auf, wenn sie sich auf den betroffenen Schulterbereich drehen. Das Kreisen der Schulter und das Abspreizen des Oberarms sind nur noch eingeschränkt und unter Schmerzen möglich. Ein typisches Anzeichen für ein Schulter-Arm-Syndrom ist auch ein stechender Schmerz beim Griff zum Portemonnaie in der Gesäßtasche. Es bilden sich im Alltag klassische Gegenreaktionen von Fehlhaltungen, Muskelverspannungen und Schmerzen.
Komplikationen
Zu einer Komplikation des Schulter-Arm-Syndroms kann es kommen, wenn bei der Behandlung eingeklemmter Nerven oder Wirbelblockaden nicht erkannt werden. Beide können sehr schmerzhaft sein. Wärmebehandlungen, Physiotherapie und medikamentöse Schmerzbehandlung müssen hier einhergehen, um die Lage nicht weiter zu verkomplizieren. Unter anderem kann ein Schulter-Arm-Syndrom als Folge eines Schleudertraumas entstehen. In diesem Zusammenhang können chronische Schulterschmerzen als Komplikation auftreten.
Auch degenerative Veränderungen oder Tumoren im Bereich der Schultergelenke können eine Ursache von Schulter-Arm-Schmerzen sein. Bandscheibenvorfälle, Knochenveränderungen durch Osteoporose und ein Tumorgeschehen im Schulterbereich können zu erheblichen Komplikationen führen, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt werden. Gegebenenfalls ist eine Operation unausweichlich.
Um Komplikationen zu vermeiden, sollten die Ursachen eines Zervikobrachial-Syndroms immer untersucht werden. Berufsbedingte Muskelverspannungen können für die Verursachung eines Schulter-Arm-Syndroms ebenso auslösend sein wie andere Umstände. Als Folge ständiger Arbeit am PC kann im schlimmsten Fall eine schmerzbedingte Berufsunfähigkeit aus dem Schulter-Arm-Syndrom resultieren.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Beim Schulter-Arm-Syndrom ist immer eine medizinische Behandlung notwendig, da es bei dieser Krankheit nicht zu einer Selbstheilung kommen kann. Der Betroffene ist immer auf eine Behandlung durch einen Arzt angewiesen, um weitere Komplikationen zu verhindern. Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Betroffene an starken Schmerzen an den Schultern, den Armen oder auch am Rücken leidet. Die Schmerzen treten dauerhaft auf und verschwinden nicht wieder von alleine. Sie können sich auch in die benachbarten Regionen ausbreiten und auch dort zu Beschwerden führen.
Nicht selten deuten dabei auch Taubheitsgefühle auf das Schulter-Arm-Syndrom hin und sollten durch einen Arzt untersucht werden. Ein Arzt ist auch dann zu besuchen, wenn es zu Verspannungen an den Muskeln kommt oder wenn die Muskeln sehr geschwächt wirken. Dabei kann das Schulter-Arm-Syndrom durch einen Allgemeinmediziner oder durch einen Orthopäden diagnostiziert und behandelt werden. Besondere Komplikationen treten meist nicht auf und es kommt zu einer vollständigen Heilung dieser Erkrankung.
Behandlung & Therapie
Je nach Schwere und Verlauf des Schulter-Arm-Syndrom gibt es verschiedene Behandlungsmethoden. Akute, noch nicht häufig eingetretene Schmerzen durch das Schulter-Arm-Syndrom können beispielsweise zunächst mit Schmerzmitteln bekämpft werden.
Je nach diagnostizierter Ursache können hierbei auch Schmerzmittel eingesetzt werden, die eine zusätzliche entzündungshemmende Wirkung haben. Kommt es im Zusammenhang mit dem Schulter-Arm-Syndrom zu stärkeren Schmerzen aufgrund von Muskelverspannungen, so werden teilweise Wirkstoffe eingesetzt, durch die sich Muskeln wieder entspannen. Von einem langfristigen Einsatz von Schmerzmitteln wird teilweise allerdings gewarnt, da sich entsprechende Abhängigkeiten entwickeln können. Anstelle von Schmerzmitteln werden bei einem chronisch verlaufenden Schulter-Arm-Syndrom beispielsweise langwirkende Lokalanästhetika (lokale Betäubungsmittel) eingesetzt - so können unter anderem Schmerznerven daran gehindert werden, Schmerzsignale weiterzuleiten.
Als besonders wichtiger Baustein in der Bekämpfung des Schulter-Arm-Syndrom wird eine konsequente Physiotherapie genannt: Eine gestärkte Stützmuskulatur kann dazu beitragen, Beeinträchtigungen der Wirbelsäule auszugleichen. Als schmerzlindernd hat sich außerdem die Behandlung mit Kalt- oder Warmluft erwiesen: Während die einen Patienten warme Luft als wirkungsvoller empfinden, bevorzugen andere Patienten Kaltluft.
Weitere mögliche Behandlungsmethoden des Schulter-Arm-Syndrom sind beispielsweise die Akupunktur oder die Chirotherapie (manuelle Behandlung). Und je nach Ursache des Schulter-Arm-Syndrom werden auch ergänzende Entspannungsverfahren oder psychologische Gespräche erfolgreich angewendet.
Vorbeugung
Ein wichtiger Aspekt einer Vorbeugung des Schulter-Arm-Syndrom ist zunächst die regelmäßige Stärkung der Rückenmuskulatur, die die Wirbelsäule unterstützt. Es empfiehlt sich außerdem, einseitige Belastungen der Wirbelsäule (beispielsweise beim Tragen schwerer Einkaufstaschen auf nur einer Schulter) zu vermeiden. Soweit möglich, ist es auch wichtig, negativen Stress zu vermeiden, der Muskelverhärtungen und Verspannungen begünstigen kann.
Das Schulter-Arm-Syndrom - verbunden mit Schmerzen, denen aber nach gezielter Diagnose, mit gezielten Behandlungsschritten und entsprechender Prävention schmerzlindernd entgegengewirkt werden kann.
Nachsorge
Ist es einmal zu einem Schulter-Arm-Syndrom gekommen, bleibt dieser Bereich des Körpers immer eine Schwachstelle. Eine dauerhafte Ausheilung gibt es nicht. Daher ist es in der Nachsorge für den Patienten wichtig, die Schulter-Arm-Partie besonders im Blick zu behalten. Er sollte zum einen dafür sorgen, dass er seine Muskelpartien in diesem Bereich nicht unnötig lange einseitig anspannt.
Dazu kann er beispielsweise Pausen bei der Arbeit am PC einlegen und die Schulterpartie dehnen. Entsprechende Dehnübungen wurden dem Patienten bereits in der physiotherapeutischen Behandlung gezeigt, sie werden aber auch in Kursen wie Yoga oder Pilates gelehrt. Derart sanfte Sportarten sind gut geeignet, die Muskulatur im Schulter-Arm-Bereich zu kräftigen und gleichzeitig geschmeidig und beweglich zu halten.
Dies ist eine Voraussetzung dafür, dass es nicht wieder zu einem akuten Verlauf des Schulter-Arm-Syndroms kommt. Ist es einmal zu einer Überlastung des Bereichs gekommen, kann der Patient zu den bereits genannten Selbsthilfe-Optionen greifen. Eine Behandlung mit der Rotlichtlampe oder das Auflegen einer Wärmflasche wird erste Beschwerden lindern.
Auch eine heiße Auflage aus angerührter Heilerde kann die angehende Verspannung aus den schmerzenden Bereichen lösen. Wenn es dem Patienten möglich ist, sollte er sich immer wieder physiotherapeutische Behandlungen und Massagen leisten. In Kombination mit Sport und Achtsamkeit kann er so ein Wiederaufkommen der Beschwerden verhindern.
Das können Sie selbst tun
Unter diesem Begriff werden verschiedene Erkrankungen zusammengefasst, die dazu führen, dass Kopf, Nacken, Schulter und Arm nicht mehr vollständig bewegt werden können. Um genau zu definieren, welche Grunderkrankung vorliegt, muss unbedingt ein Orthopäde aufgesucht werden. Er wird feststellen, ob das Schulter-Arm-Syndrom die Folge einer Halswirbelsäulenproblematik ist oder ob der Patient zu Fehlhaltungen neigt, sich „verhoben“ hat oder im Zug saß. Möglicherweise liegen weitere Erkrankungen dem Schulter-Arm-Syndrom zugrunde, wie Tumore oder Rheuma.
Je nach Befund wird der Arzt die Therapie festlegen. Darüber hinaus kann der Patient ebenfalls für eine entspannte Nackenmuskulatur sorgen. Zum einen kommen hier sanfte Massagen infrage, aber auch gymnastische Übungen, die Verspannungen lösen. Patienten finden im Internet verschiedene Filme, die Nackenübungen zeigen und die einfach nachzumachen sind. Auch die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson hilft gegen hartnäckige Muskelverspannungen. Zudem können wärmende Auflagen die verspannte Muskulatur lockern. Eine Wärmflasche ist hier genauso wirksam wie ein Wärmepflaster mit Aktivkohle, das aufgelegt wird und über Stunden eine gleichmäßige Wärme abgibt. Auch ein in der Mikrowelle erhitztes Kirschkernkissen kann bei akuten Beschwerden Linderung bringen.
Da ein Schulter-Arm-Syndrom meist Schmerzen und Taubheitsgefühle mit sich bringt, neigen die Patienten dazu, mit Fehlhaltungen zu reagieren. Daher sollten sie Physiotherapie-Termine unbedingt einhalten, weil ein Außenstehender diese Fehlhaltungen besser erkennen und korrigieren kann.
Video: Schulter-Arm-Syndrom
Quellen
- Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013