Somatostatin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Peptidhormon Somatostatin ist ein Hormon, das in Wirbeltieren vorhanden ist. Es wird vom Pankreas während der Verdauung sowie vom Hypothalamus ausgeschüttet. Somatostatin bremst die Produktion des Wachstumshormons Somatotropin und gilt als wichtiger Regulator im gesamten hormonellen System.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Somatostatin?

Produziert der Mensch zu wenig von diesem Peptidhormon wird zudem die Magenfunktion negativ beeinträchtigt. Die Muskulatur funktioniert nicht mehr richtig und die Produktion von Pepsinogen gerät ins Ungleichgewicht.
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Beim Somatostatin handelt es sich um ein Peptidhormon, das in vielen endokrinen Wirkungsfeldern eine wesentliche Rolle spielt. Früher wurde es in der Fachliteratur auch als Bulbogastron bezeichnet. Heute hat dieses Hormon aufgrund seiner hemmenden Wirkung auch die Synonyme: SIH (somatotropin-inhibitory hormone) oder GHRIH (growth hormone release inhibiting hormone).

Es wird in kleinen Mengen von der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) während der Verdauung ausgeschüttet. Somatostatin wird an vielen weiteren Körperstellen produziert und wirkt als Gegenspieler zu zahlreichen Hormonen.

So hemmt dieses Hormon die Bildung des Wachstumshormons Somatotropin in der Hypophyse. Außerdem kann es die Sekretion von Magensaft oder Pankreassekret vermindern. Weitere Hormone, die in ihrer Bildung von Somatostatin reguliert werden sind: Insulin, Cholecystokinin, Motilin oder TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon).

Produktion, Bildung & Herstellung

Somatostatin wird im menschlichen Körper an verschiedenen Orten gebildet. Der primäre Entstehungsort ist der Hypothalamus. Das Peptidhormon bildet sich aber auch endokrin in den D-Zellen der Bauchspeicheldrüse, an der Magen- und Darmwand sowie in Nervenendigungen.

Das Nerven- und Hormongefüge des Menschen wird von diesem Hormontyp maßgeblich reguliert. Durch seine Bindung an GPCRs (G-Protein-gekoppelte Rezeptoren) wirkt es auf der Oberfläche ganz unterschiedlicher Zellsorten. Es retardiert die Bewegungsfähigkeit des Magendarmtrakts, hemmt die Sekretion von Enzymen im Pankreas und senkt die Magensaftproduktion.

Somatostatin führt zudem zu einer Senkung des Drucks im Pfortaderkreislauf. Im Körper sind zwei aktive Typen des Somatostatin-Hormons bekannt: Somatostatin-14 und Somatostatin-28. Beide stammen aus einem gemeinsamen Propeptid.

Funktion, Wirkung & Eigenschaften

Somatostatin ist für eine parakrine Sekretion im Pankreas zuständig. Es hemmt die Ausschüttung von Glucagon, Insulin aber auch von STH, Cholecystokinin und Gastrin. Wegen seiner Auswirkungen wird Somatostatin bei folgenden Anzeigen eingesetzt: Blutungen aus Ösophagus- und Cardiavarizen, geschwürbedingte Blutungen in der Schleimhaut des Magens (Ulkusblutung) und Akromegalie.

Bei diesem gutartigen Tumor der Hirnanhangsdrüse wird zu viel Wachstumshormon gebildet. Dem wirkt Somatostatin entgegen. Darüber hinaus wird dieses Hormon im Falle einer Karzinoid-Symptomatik oder bei Fistel-Therapien im Gastrointestinaltrakt medizinisch eingesetzt. Da Somatostatin eine kurze Halbwertszeit von nur wenigen Minuten hat, wird es in Form einer fortdauernden Infusion verabreicht.

Die synthetischen Analoga zum körpereigenen Somatostatin sind Octreotid und Lanreotid. Diese als Arzneimittel zugelassenen Stoffe werden bei neuroendokrinen Tumoren eingesetzt. Octreotid, der Hauptbestandteil des Medikaments Sandostatin®, wird aufgrund der längeren Halbwertszeit auch subkutan oder in kapselform verabreicht.

Krankheiten, Beschwerden & Störungen

Eine Störung im Somatostatin-Spiegel bringt den gesamten hormonellen Haushalt des Körpers durcheinander. Das Hormon-sperrende Somatostatin steuert die Freisetzung von Wachstumshormonen. Störungen in diesem hormonellen Zusammenspiel verursachen Wachstumsanomalien.

Produziert der Mensch zu wenig von diesem Peptidhormon wird zudem die Magenfunktion negativ beeinträchtigt. Die Muskulatur funktioniert nicht mehr richtig und die Produktion von Pepsinogen gerät ins Ungleichgewicht. Eine Übersäuerung des Magens kommt zustande. Wenn diese Situation chronisch wird, sind Folgekrankheiten wie Speiseröhrenentzündung (Refluxösophagitis), Blutungen, Geschwüre oder gar Verengungen der Speiseröhre möglich. Da Somatostatin auch die Produktion von Glucagon reguliert, führt eine Fehlfunktion dieses Hormons zu einem zu hohem oder zu niedrigem Blutzuckerspiegel.

Ein zu niedriger Blutzuckerspiegel (Unterzuckerung) verursacht in den schlimmsten Fällen Bewusstlosigkeit, Lähmungen oder Herzstillstand. Glucagon hemmt den Abbau von Glucose und regt die Herstellung von Glucose in der Leber an. Beide Funktionen sind von einer ausgewogenen Somatostatin-Ausschüttung abhängig. Ähnlich wichtig verhält sich Somatostatin bei der Regulierung der Insulin-Herstellung im menschlichen Körper. Das in der Bauchspeicheldrüse hergestellte Insulin ist für die Senkung des Blutzuckerspiegels verantwortlich.

Eine Insulininsuffizienz, die durch eine erhöhte Hemmaktivität des Somatostatins entstehen kann, führt zu einer Fehlfunktion beim Transport von Glukose aus dem Blutplasma in die Zellen des Fettgewebes, der Leber oder der Muskulatur. Verschiedene Formen von Diabetes und von Organschwächen sind die extremste Folge dieser Insuffizienz. Eine weitere Aufgabe von Somatostatin ist die Regulierung des anderen Peptidhormons Motilin, das für die Magen-Dehnung sowie für den Galle- und pH-Abfall im Zwölffingerdarm sorgt.

Eine fehlerhafte Balance zwischen beiden Hormonen bewirkt gastrointestinale Störungen. Eine ernste Wirkung von einer Somatostatin-Unterproduktion ist nach aktuellsten Untersuchungen auch die Alzheimer-Demenz. Schon seit längerer Zeit hat man in Tieren den Einfluss von Somatostatin auf kognitive Lernprozesse bewiesen. Jetzt deuten die Forschungsergebnisse daraufhin, dass diese Erkenntnis auch für den Menschen gilt. Eines der bedeutendsten neurochemischen Defizite von Alzheimer-Patienten ist die Somatostatin-Konzentration. Auch bei Menschen, die an Depression leiden, ist eine fehlerhafte Produktion dieser Hormone festgestellt worden.


Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Clark, D.P.: Molecular Biology: Das Original mit Übersetzungshilfen. Spektrum Akademischer Verlag., Heidelberg 2006
  • Marischler, C.: BASICS Endokrinologie. Urban & Fischer, München 2013

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