Glucagon

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Glucagon ist ein Hormon der Bauchspeicheldrüse und ein wichtiger Regulator des Blutzuckerspiegels im Organismus. Es wird hauptsächlich bei hypoglykämischen Zuständen während des Diabetes als Wirkstoff eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Glucagon?

Glucagon wird hauptsächlich bei hypoglykämischen Zuständen während des Diabetes als Wirkstoff eingesetzt.

Glucagon ist der direkte Gegenspieler von Insulin. Während Insulin den Blutzuckerspiegel senkt, entfaltet Glucagon gerade die gegenteilige Wirkung.

Chemisch ist Glucagon ein Polypeptid aus 29 Aminosäuren und wird in den Langerhans-Inseln der Bauspeicheldrüse erzeugt. Die Sekretion von Glucagon ist in der Regel nicht so großen Schwankungen unterworfen wie Insulin. Beide Hormone regeln den Energiestoffwechsel des Organismus und sorgen für einen relativ konstanten Blutzuckerspiegel.

Besteht z. B. Energiebedarf bei Stresssituationen, wird die Produktion von Glucagon stimuliert, um in Form von Glucose schnell Energie bereitstellen zu können.

Pharmakologische Wirkung

Das Zusammenspiel der beiden Hormone wird über einen komplizierten Regelmechanismus gesteuert. Die Veränderungen des Blutzuckerspiegels durch die Ernährung entscheiden darüber, welches Hormon vorrangig gebildet wird.

Kohlenhydratreiche Nahrung erhöht sofort der Blutzuckerspiegel, was zur Erhöhung der Insulinproduktion führt. Wird jedoch durch körperliche Aktivitäten oder Stress viel Energie verbraucht, muss Glucose zur Energiebereitstellung nachproduziert werden. Das regt wiederum die Glucagonbildung an. Auch eine kohlenhydratarme und proteinreiche Ernährung führt zu einer erhöhten Sekretion von Glucagon.

Des Weiteren stimuliert auch eine Hypoglykämie sofort die Glucagonproduktion. Insulin ist für die Speicherung überschüssiger Energie in Form von Fett in den Fettzellen oder Glykogen in der Leber verantwortlich. Bei Energiebedarf muss der Organismus jedoch schnell verfügbare Energie bereitstellen. Das wiederum leistet Glucagon über zwei verschiedene Wege. So regt es einmal die Glykogenolyse von Glykogen an. Das in der Leber als komplexes Kohlenhydrat gespeicherte Glykogen wird wieder zu Glukose abgebaut.

Glykogen ist wie Stärke ein Vielfachzucker aus Glukoseeinheiten. Bei der Glykogenolyse wird dieses Molekül wieder in seine Einzelbestandteile, also in einzelne Glukosemoleküle, zerlegt. Glucagon kann aber auch Ausgangsstoffe, die primär keine Zucker sind, zu Glukose umwandeln. Diesen Prozess nennt man Gluconeogenese. Als Ausgangsstoffe dienen hier Eiweiße und Fette. So werden bei einem erhöhtem Glukosebedarf Aminosäuren in Zucker umgewandelt.

Beim Fettabbau entstehen zunächst Fettsäuren und Glyzerin. Glyzerin ist dann der Ausgangsstoff, der in Glukose umgewandelt werden kann. Als Nebeneffekt des verstärkten Protein- und Fettabbaus resultieren erhöhte Harnstoff- und Fettsäurekonzentrationen im Blut. Gleichzeitig hemmt Glucagon die Protein-, Fett- und Glukogensynthese.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Die Wirkungsweise des Glucagons bestimmt auch seine Einsatzgebiete. So wird es häufig als Medikament bei Diabetikern eingesetzt. Häufig treten besonders bei Zuckerkranken Zustände der Unterzuckerung auf. Das kann passieren, wenn bei Insulingaben zu wenige Kohlenhydrate zugeführt werden.

Diese hypoglykämischen (unterzuckerten) Zustände können lebensbedrohlich werden, da der Körper nicht mehr ausreichend mit Energie versorgt wird. Besonders eine Unterversorgung des Gehirns mit Glukose ist sehr kritisch. In diesen Fällen wird eine Lösung aus Glucagon unter die Haut oder intramuskulär gespritzt. Der Blutzuckerspiegel normalisiert sich dann innerhalb kurzer Zeit. Es gibt weiterhin einen Glucagon-Test, bei dem die Konzentration des C-Peptids bestimmt werden kann.

Das C-Peptid ist eine Vorstufe des Insulins. Dieser selten angewandte Test ist ein Funktionstest für die Bauchspeicheldrüse und kann zur Unterscheidung von Diabetes A und Diabetes B dienen. Außerdem wird Glucagon als Medikament zur Ruhigstellung von Magen und Darm für die Endoskopie des Darms oder das Röntgen des Magens verwendet. Eine andere Anwendung ist der Einsatz bei Vergiftungen mit Betablockern.

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Risiken & Nebenwirkungen

Nebenwirkungen treten bei der Behandlung mit Glucagon nur sehr selten auf. In Einzelfällen kann es bei zu schneller Injektion und bei Gabe von erhöhten Konzentrationen zu Übelkeit und Erbrechen kommen. Eine Überdosierung hat aber keine langfristigen negativen Auswirkungen. Auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind in der Regel nicht bekannt. Sogar beim Einsatz von Glucagon bei diabetischen Schwangeren treten keine Nebenwirkungen auf, weil es die Plazentaschranke nicht überwinden kann.

Nicht angewendet werden sollte Glucagon jedoch bei bestimmten seltenen Tumoren der Bauchspeicheldrüse, wie z. B. beim Glukagonom oder beim Insulinom und beim Phäochromozytom, einem Tumor des Nebennierenmarks.

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