Spondylarthrose
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Spondylarthrose ist eine der häufigsten Erkrankungen der Wirbelsäule, die in aller Regel auf degenerative Prozesse zurückgeführt werden kann. Vor allem ältere Personen sind von einer Spondylarthrose betroffen.
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Was ist eine Spondylarthrose?
Als Spondylarthrose (auch Facettengelenkarthrose) werden degenerative (verschleißbedingte) Veränderungen der kleinen Wirbelgelenke (Facettengelenke) bezeichnet, die als Sekundärerkrankung weiterer Beeinträchtigungen der Wirbelsäule (Bandscheibenschäden, erosive Osteochondrose) oder als Primärerkrankung auftreten können.
Generell kann jeder Abschnitt der Wirbelsäule betroffen sein, allerdings tritt eine Spondylarthrose in den meisten Fällen im Bereich der Lendenwirbel auf und manifestiert sich anhand eines tief sitzenden axialen Rückenschmerzes. Mit zunehmendem Verschleiß verliert die Wirbelsäure ihre Fähigkeit zur mechanischen Stabilisierung und Kompensation von Be- und Überlastungen der Wirbelgelenke.
Infolge einer dauerhaften Fehlbelastung kommt es zudem zu anormalen Bewegungsabläufen, die Beeinträchtigungen der benachbarten Wirbelsäulenabschnitte nach sich ziehen. Oftmals geht eine Spondylarthrose mit Sklerose (Verkalkung), einer Randzackenbildung in den betroffenen Wirbelgelenken sowie einer zunehmenden Reduzierung des Gelenkspalts einher. Weitere typische Begleiterkrankungen einer Spondylarthrose stellen die Spinalkanalstenose sowie das Wurzelkompressionssyndrom dar.
Ursachen
Insbesondere Beeinträchtigungen der Bandscheibenfunktionalität (Bandscheibenvorfälle, -vorwölbungen) oder der stabilisierenden Haltebänder sowie Haltungsstörungen (Hyperlordose) können Instabilitäten und Fehlbelastungen der Wirbelsäule hervorrufen, die wiederum eine Erniedrigung der Wirbelgelenke und somit einen Stabilitätsverlust nach sich ziehen.
Zur Kompensierung der Überbelastung bilden sich Verknöcherungen an den Wirbelgelenken, die zusätzlich die Flexibilität der Wirbelsäule stark einschränken. Zudem können Tumoren, Entzündungserkrankungen, generalisiert auftretende Skeletterkrankungen (Osteoporose), chronische Veränderungen der Wirbelsäule (Skoliose), rheumatische Erkrankungen und/oder Missbildungen der Wirbelsäule die Manifestierung einer Spondylarthrose begünstigen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Beschwerden einer Spondylarthrose sind in erster Linie Rückenschmerzen. Deren Lokalisation und das Auftreten weiterer Symptome hängen davon ab, welcher Abschnitt der Wirbelsäule von der Erkrankung betroffen ist. Am häufigsten entstehen die Schäden an der Lendenwirbelsäule, was zu Schmerzen im unteren Rücken führt, die bis in das Gesäß und in die Rückseite der Oberschenkel ausstrahlen können.
Sie werden als akut einschießend und danach langsam nachlassend beschrieben. Es kann vorkommen, dass die Schmerzen auch im Unterleib und in der Leistengegend spürbar sind. Manche Patienten klagen über ein Kribbeln und ein leichtes Taubheitsgefühl, das vom Rücken ausgeht und ebenfalls ausstrahlt. In Ruhestellung reduzieren sich diese Beschwerden und können komplett wieder verschwinden.
Auch die Beweglichkeit ist eingeschränkt. Wenn die Lendenwirbelsäule betroffen ist, fällt es schwer, sich zu bücken und sich seitlich zu neigen. Meist sind diese Bewegungen mit Schmerzen verbunden und in ihrer Ausführung nur bedingt möglich. Bei Spondylarthrose in der Halswirbelsäule leiden Patienten in der Regel an Nackenschmerzen, die in die Arme ausstrahlen können. Zusätzlich kommt es zu Kopfschmerzen.
Manche Betroffene klagen über Schwindelgefühle, Ohrgeräusche und Sehstörungen. Auch hier macht sich Kribbeln bemerkbar. Normalerweise treten sämtliche Beschwerden nur vorübergehend auf. Nur in Ausnahmefällen bleiben die Schmerzen dauerhaft bestehen und bilden sich zu chronischen Rückenschmerzen aus.
Diagnose & Verlauf
Ein Erstverdacht auf eine Spondylarthrose resultiert in aller Regel aus der Schmerzsymptomatik. Da die lokal auftretenden Schmerzen, die unter Belastung zunehmen und bis in das Gesäß und/oder die Beine ausstrahlen können (pseudoradikuläres Syndrom), nicht krankheitsspezifisch sind, sind weitere Untersuchungen zur Diagnosestellung erforderlich.
Röntgenologische Verfahren geben Aufschluss über die für Spondylarthrose charakteristischen Verdichtungen der betroffenen Knochenareale. Abgesichert wird die Diagnose durch weitere bildgebende Diagnoseverfahren wie eine Computertomographie, im Rahmen derer die knöchernen Veränderungen genauer dargestellt werden können. Differenzialdiagnostisch sollte eine Spondylarthrose von bestimmten Entzündungserkrankungen (Spondylodiszitis, Spondylitis), Spinalkanalstenosen sowie einer Spondylolisthesis abgegrenzt werden.
Eine Spondylarthrose geht nicht in jedem Fall mit Schmerzen einher und sowohl Prognose als auch Verlauf können individuell unterschiedlich sein. Die Erkrankung ist nicht heilbar und kann lediglich symptomatisch therapiert werden. Allerdings können in vielen Fällen die Symptome einer Spondylarthrose im Rahmen einer konservativen Therapie, insbesondere bei konsequentem Aufbau der Rückenmuskulatur, reduziert werden.
Komplikationen
Weiterhin werden auch die Nerven im Rücken geschädigt, sodass es eventuell zu Lähmungen oder zu anderen Gefühlsstörungen kommt. In den meisten Fällen treten die Rückenschmerzen dabei nicht nur als Belastungsschmerzen, sondern auch in Form von Ruheschmerzen in der Nacht auf und können damit zu einer Schlaflosigkeit führen. Desweiteren können sich psychische Beschwerden oder Depressionen bemerkbar machen.
Die Patienten selbst leiden dabei an deutlichen Einschränkungen in der Bewegung und damit auch im Alltag. Auch sportliche Betätigungen sind in vielen Fällen kaum mehr möglich. Eine direkte Behandlung der Spondylarthrose ist leider nicht möglich. Die Betroffenen sind dabei auf verschiedene Therapien angewiesen, die die Beschwerden lindern können. Allerdings kommt es in den meisten Fällen nicht zu einer vollständigen Heilung. Die Spondylarthrose wirkt sich in der Regel nicht auf die Lebenserwartung des Betroffenen aus.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei einer Spondylarthrose ist in der Regel immer eine ärztliche Behandlung notwendig. Es kann unbehandelt zu schwerwiegenden Komplikationen kommen, die im schlimmsten Falle auch die Lebenserwartung des Betroffenen deutlich verringern können. Aus diesem Grund sollte eine Spondylarthrose schon direkt bei den ersten Beschwerden und Symptomen durch einen Arzt untersucht und behandelt werden. Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Betroffene an sehr starken Schmerzen im Rücken leidet. In den meisten Fällen treten diese Schmerzen ohne einen besonderen Grund auf und verschwinden nicht wieder von alleine. Sie strahlen häufig auch in die benachbarten Regionen aus und wirken sich sehr negativ auf die Lebensqualität des Patienten aus.
Auch Schmerzen im Bauch oder im Unterleib zusammen mit Taubheitsgefühlen können auf die Spondylarthrose hinweisen und sollten ebenfalls durch einen Arzt untersucht werden. Viele Patienten leiden auch an Sehbeschwerden oder an starken Kopfschmerzen. Treten diese Beschwerden auf, kann in erster Linie ein Allgemeinarzt aufgesucht werden. Die weitere Behandlung richtet sich dann nach der genauen Ursache der Spondylarthrose und wird von einem Facharzt durchgeführt.
Behandlung & Therapie
Die therapeutischen Maßnahmen hängen bei einer Spondylarthrose im starken Maße vom Ausmaß des Verschleißes und der korrespondierenden Schmerzsymptomatik ab. Anfänglich kommen physiotherapeutische (Massagen, gymnastische Übungen zum Aufbau und zur Stärkung der Rückenmuskulatur), elektrotherapeutische (Stimulierung der Muskeltätigkeit) sowie hydrotherapeutische (u.a. Kneippsche Bäder) Maßnahmen und Entspannungsübungen zum Einsatz.
In Abhängigkeit von der spezifisch vorliegenden Schmerzsymptomatik kann eine zusätzliche medikamentöse Therapie mit Schmerzpflastern, nicht-steroidalen Antiphlogistika oder Muskelrelaxantien erforderlich sein. Daneben kann eine Akupunktur, die mit bedeutend weniger Nebenwirkungen einhergeht, zur Therapie der Schmerzen angewandt werden. Bei ausgeprägteren Schmerzen kann zur Reduzierung der Schmerzen eine lokale Infiltration oder Facetteninfiltration, bei welcher kristallines Cortison in die Gelenkräume injiziert wird, in Frage kommen.
Darüber hinaus können mit einer Kryosonde die die Facettengelenke versorgenden Nerven minimal-invasiv zur temporären Schmerzfreiheit vereist werden (Facettendenervierung). Die Indikation für einen chirurgischen Engriff wird generell vorsichtig gestellt und erst dann in Betracht gezogen, wenn alle anderen Maßnahmen keine Wirkung zeigen. Hierbei stehen abhängig von der Ausprägung der Erkrankung verschiedene Operationsverfahren zur Verfügung.
So kann beispielweise der Spinalkanal erweitert werden, um eine Kompression auf die im betroffenen Bereich befindlichen Nerven und somit die Schmerzen zu reduzieren. Eine Spondylodese, bei welcher die betroffenen Wirbelsegmente versteift werden, stellt ein weiteres Operationsverfahren bei einer Spondylarthrose dar.
Vorbeugung
Einer Spondylarthrose kann wie jeder anderen Arthroseform durch regelmäßige Bewegung und Ausgleichsportarten wie Laufen oder Schwimmen vorgebeugt werden, wobei hier eine Überlastung der Wirbelsäule vermieden werden sollte. Übergewicht stellt einen weiteren Risikofaktor für Spondylarthrose dar, weshalb eine vorliegende Adipositas entsprechend im Rahmen einer Therapie (Bewegung, Ernährungsumstellung) behandelt werden sollte.
Nachsorge
In vielen Fällen sind die Maßnahmen einer direkten Nachsorge bei der Spondylarthrose stark eingeschränkt, wobei sie einigen der Betroffenen sogar gar nicht erst zur Verfügung stehen. Daher sollte bei der Spondylarthrose schon bei den ersten Symptomen und Anzeichen dieser Krankheit ein Arzt aufgesucht werden, um das Auftreten von anderen Komplikationen und Beschwerden zu verhindern, da es dabei auch nicht zu einer Selbstheilung kommen kann.
Die meisten Betroffenen sind dabei auf die Maßnahmen einer Physiotherapie und einer Krankengymnastik angewiesen. Dabei sollte der Betroffene einige der Übungen auch im eigenen Zuhause wiederholen, um die Heilung zu beschleunigen. In vielen Fällen sind auch Massagen erforderlich. Dabei ist auch die Hilfe der eigenen Familie sehr wichtig, da dadurch auch Depressionen und andere psychische Verstimmungen verhindert werden können.
Die Krankheit selbst verringert dabei nicht die Lebenserwartung des Patienten. Allerdings ist der weitere Verlauf der Spondylarthrose stark von ihrer Ausprägung abhängig, sodass ein allgemeiner Verlauf in der Regel nicht gegeben werden kann.
Quellen
- Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
- Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
- Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015