Systolischer Blutdruck

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als systolischer Blutdruck wird die Blutdruckspitze im arteriellen Teil des Körperkreislaufs bezeichnet, die durch die Kontraktion der linken Kammer entsteht und sich bei geöffneter Aortenklappe in die Aorta und über ihre Verzweigungen in die Arterien fortsetzt. Die Blutdruckspitze ist von mehreren feststehenden und variablen Faktoren abhängig, unter anderem vom Herzminutenvolumen, von der Elastizität der Gefäßwände und vom Gefäßtonus.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der systolische Blutdruck?

Der systolische Blutdruck verkörpert die Blutdruckspitze, die im arteriellen Teil des großen Blutkreislaufs für einen kurzen Moment während der Kontraktionsphase (Systole) der linken Herzkammer entsteht.

Der systolische Blutdruck verkörpert die Blutdruckspitze, die im arteriellen Teil des großen Blutkreislaufs für einen kurzen Moment während der Kontraktionsphase (Systole) der linken Herzkammer entsteht. Der Spitzendruck in den Arterien ist dabei abhängig vom Herzminutenvolumen, von Elastizität und Tonus der arteriellen Gefäßwände und von der Funktionalität der Aortenklappe. Die Aortenklappe muss sich während der Systole öffnen, damit das Blut unter dem von der linken Kammer erzeugten Druck in die Aorta strömen kann.

Während der anschließend erfolgenden Diastole, der Erschlaffung und Ruhephase der Herzkammern, schließt die Aortenklappe, um einen Restdruck, den diastolischen Blutdruck, im arteriellen System zu halten und um zu verhindern, dass Blut aus der Aorta zurück in die linke Kammer fließt. Der systolische Blutdruck kann vom vegetativen Nervensystem über die Ausschüttung von Stresshormonen fast verzugslos innerhalb gewisser Grenzen an wechselnde Anforderungen angepasst werden.

Die Regelung des systolischen Blutdrucks geschieht über die Anspannung oder Entspannung glatter Muskelzellen, die die arteriellen Gefäße schraubenartig umschließen und ihr Lumen durch Kontraktion erweitern können, um so den Gefäßwiderstand zu verringern.

Funktion & Aufgabe

Die Steuerung und kurzfristige Anpassung des Blutkreislaufs an schnell wechselnde Anforderungen geschieht über die Schlagfrequenz des Herzens und über die Beeinflussung des systolischen Blutdrucks im arteriellen Teil des großen Blutkreislaufs. Gesteuert werden die Vorgänge über Stresshormone, die hauptsächlich von der Nebenniere produziert werden. Stresshormone veranlassen die glatten Muskelzellen in den sogenannten muskulären Arterien zur Anspannung und erweitern so das Lumen des arteriellen Gefäßsystems, so dass ein geringerer Gefäßwiderstand zu einem höheren Durchsatz führt. Die notwendige Versorgung der Muskeln und Organe kann dadurch an kurzfristige Bedarfsspitzen angepasst werden.

Neben der kurzfristigen Anpassung des Blutkreislaufs an wechselnde Anforderungen erfüllt der systolische Blutdruck noch eine weitere, wesentliche Aufgabe. Im Lungenkreislauf geschieht der Tausch Kohlendioxid gegen Sauerstoff in den Lungenbläschen, den Alveolen, und der Stoffaustausch zwischen Blut und Gewebezellen innerhalb des Körperkreislaufs findet in den Kapillaren statt, die den Übergang von der arteriellen zur venösen Seite des Blutkreislaufs bilden.

Beide Systeme sind zur Wahrnehmung ihrer Stoffaustauschfunktion auf einen möglichst kontinuierlichen Blutstrom und auf einen gewissen Restdruck in den mikroskopisch feinen Adern angewiesen. Falls der Druck unter einen bestimmten Wert abfällt, neigen Alveolen und Kapillare zum Kollaps, der nicht reversibel ist. Bei kollabierten Alveolen und Kapillaren lassen Adhäsionskräfte ihre Membranen so fest zusammenkleben, dass auch ein erhöhter Blutdruck ihre Funktionalität nicht wieder herstellen kann. Der systolische Blutdruck dient dazu, im arteriellen Teil des Körper- und des Lungenkreislaufs den Druck so aufzubauen, dass während der Erholungsphase der Kammern der notwendige Restdruck erhalten bleibt, um das alveoläre und kapillare System aufrecht zu erhalten.

Das arterielle Gefäßsystem übt dabei durch seine Elastizität eine Art Windkesselfunktion aus. Das bedeutet, dass sich die elastischen arteriellen Gefäße bei nachlassendem Druck wieder ein wenig zusammenziehen und an der Aufrechterhaltung des diastolischen Drucks aktiv beteiligt sind. In den Alveolen und Kapillaren entsteht dadurch ein geglätteter, nahezu kontinuierlicher Blutstrom.

Aufgrund der Eigenart der Herzmuskulatur, die nicht wie die Skelettmuskulatur analog steuerbar ist, sondern nur die Reaktionen Kontraktikon oder nicht-Kontraktion kennt, können die Herzkammern nicht die Funktion der Drucksteuerung bzw. Aufrechterhaltung des Drucks im arteriellen Gefäßsystem übernehmen. Die Kontraktionsphase der Kammern dauert mit nur geringen Abweichungen immer 300 Millisekunden. Das bedeutet, dass bis zur nächsten Systole bei einer niedrigen Herzfrequenz von unter 60 Hz. eine „Ruhephase“ von 700 bis 900 Millisekunden eintritt, die das arterielle Gefäßsystem ohne gänzlichen Druckverlust zu erleiden, überwinden muss.


Krankheiten & Beschwerden

Der systolische Blutdruck darf zwar individuell und je nach Anforderungssituation innerhalb gewisser Grenzen schwanken, aber die Einhaltung der allgemein anerkannten Grenzwerte setzt eine einwandfreie Funktionstüchtigkeit aller Systemkomponenten voraus. Grundsätzlich ist für die Einhaltung eines normalen systolischen Blutdrucks, der in Ruhe zwischen 120 und 140 mm Hg. liegen sollte, eine volle Funktions- und Leistungsfähigkeit des Herzens und der Herzklappen eine Grundvoraussetzung.

Eine weitere Voraussetzung ist ein funktionstüchtiges arterielles Adersystem, das sowohl über seine Elastizität verfügt wie auch über die hormonelle Steuerbarkeit seines Lumens. Der systolische – und auch der diastolische – Blutdruck können sich bereits bei einer Funktionseinschränkung einer Systemkomponente meist unbemerkt in einen chronisch pathologischen Bereich hineinbewegen und als Sekundärschäden schwerwiegende gesundheitliche Probleme wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Herzinfarkt, Schlaganfall oder eine hypertensive Netzhauterkrankung verursachen.

Neben der Funktionstüchtigkeit der „mechanischen“ Komponenten des Herz-Kreislauf-Systems, setzt die Einhaltung der Grenzwerte des systolischen Blutdrucks auch eine funktionierende hormonelle Steuerung über das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) voraus. Es handelt sich dabei praktisch um die Steuersoftware des Systems.

Eine der häufigsten pathologischen Veränderungen, die sich direkt auf den systolischen Blutdruck auswirken können, ist die Arteriosklerose. Es handelt sich dabei um eine Art fortschreitende Sklerotisierung bestimmter Arterien, die dadurch ihre Elastizität verlieren und deren Querschnitt sich verengt. Die Funktion der Arterien hinsichtlich Steuerung des systolischen Blutdrucks ist damit stark eingeschränkt. In bis zu 80 Prozent der Fälle von arterieller Hypertonie sind keine organischen Fehler erkennbar. Ein derartiger Bluthochdruck wird als primär oder essentiell bezeichnet.

Quellen

  • Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004

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