Tänie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der anatomische Begriff der Tänie bezeichnet die ringförmigen Muskelstreifen längs des mittleren Dickdarms und Blinddarms, die dem Darm erst sein segmentiertes Aussehen verleihen und die Aussackungen der Dickdarmwand zu einzelnen Reihen zusammenfassen.

Im Darm hat der Mensch insgesamt drei Tänien, die insbesondere für die Stabilität der Darmwand und die Peristaltik des Dickdarms eine Rolle spielen. Wie alle andere Muskeln des Körpers können auch Tänien von den bekannten Muskelbeschwerden betroffen sein, obgleich diese Erscheinung nur äußerst selten eintritt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Tänie?

Der Dickdarm ist hohen Druckbelastungen und Kräfteeinwirkungen ausgesetzt. Damit er diesen Einwirkungen unversehrt Stand halten kann, benötigt er Stabilität.
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Eine Tänie ist eine längs verlaufende Muskelverstärkung des Dickdarms, wie sie beim Menschen und einigen anderen Säugetieren vorkommt. Vor allem Pferde, Schweine und Hasen sowie Meerschweinchen sind neben dem Menschen mit Tänien ausgestattet. Die Verstärkungen sind von strang- bis bandförmiger Gestalt und liegen auf der Längsmuskelschicht der Dickdarmwand.

Da sie etwas kürzer sind als die übrige Darmwand, sacken zu den Seiten der Tänien Teile der Darmwand aus. Die Verstärkungen geben dem Dickdarm damit erst sein segmentiertes Aussehen. Letztlich fassen die Tänien die Aussackungen der Dickdarmwand so in einzelne Reihen zusammen. Die Anzahl dieser Reihen ist damit gleichbedeutend mit der Gesamtanzahl der einzelnen Tänien.

Der Mensch hat im Dickdarm in der Regel genau drei Tänien. Genauer gesagt liegen diese drei Tänien im Bereich des Colon, das heißt im mittleren Dickdarm. Der rektale Dickdarm ist dagegen gänzlich frei von den Verstärkungen. Abgesehen vom mittleren Dickdarm kommen Tänien aber auch im Blinddarm vor und werden dort als Taeniae caeci bezeichnet. Im Dickdarm nennt der Mediziner die Verstärkungsbänder dagegen auch Taeniae coli.

Anatomie & Aufbau

Tänien können verschiedener Art und Gestalt sein. Die sogenannten Taenia libera sind frei sichtbar und verwachsen nicht mit anderen Teilen der inneren Darmwand. Sie werden daher auch als freie Tänien bezeichnet. Taenia mesocolica sind dagegen mit den Mesocolon transversum verwachsen, also mit dem Gekröse des mittleren Grimmdarms.

Die Taenia omentalis ist dagegen mit dem Omentum majus vernetzt, das heißt mit dem fettgewebsreichen Bauchfell auf der inneren Bauchwand. Teilweise bedeckt der Ansatz von den glatten Auskleidungen der Bauchhöhle die Ringverstärkungen. Wenn von bedeckten Tänien die Rede ist, dann lässt sich in diesem Fall auch von Taenia obtecta sprechen.

Die halbmondförmigen Ringfalten des Dickdarms nennt der Mediziner auch Poschen oder Haustren. Sie entstehen erst durch das Vorhandensein der Verstärkungsbänder und sind dank der Tänien in sogenannte Poschenreihen untergliedert. Die Haustren sind keine starren Gebilde. Sie sind dynamisch und verändern während der Verdauungstätigkeit permanent ihre Form.

Diese Bewegung wird auch als peristaltische Segmentbewegung bezeichnet und ist bei der Verdauung unerlässlich. Die Peristaltik besteht zu einem Teil aus dem Eigenrhythmus der Muskulatur, der die Fortbewegung des Darminhalts ermöglicht. Zum anderen Teil beinhaltet die Peristaltik auch Segmentationen, die die Durchmischung des Darminhalts ermöglichen.

Funktion & Aufgaben

Der Dickdarm ist hohen Druckbelastungen und Kräfteeinwirkungen ausgesetzt. Damit er diesen Einwirkungen unversehrt Stand halten kann, benötigt er Stabilität. Stabilisierung zählt daher zu den wichtigsten Aufgaben der Tänien. Sie halten die Dickdarmwand architektonisch stabil und tragen zur Darmperistaltik, also der Muskeltätigkeit des Dickdarms bei. Damit sind sie auch für die allgemeine Verdauung unersetzlich.

Darüber hinaus übernehmen die Tänien die Rolle einer Gekröseansatzstelle. Das Gekröse ist je die Bauchfellfalte, die an einem inneren Organ als Aufhängeband dient und die Organe so mit der Körperwand verbindet. Für den Mediziner spielen Tänien auch bei der Appendektomie, das heißt einer speziellen Blinddarmoperation eine wichtige Rolle.

Am proximalen Ende der freien Tänien liegt nämlich der Wurmfortsatz des Blinddarms, den es bei der Appendektomie zu entfernen gilt. Der operierende Arzt findet den zu entfernenden Wurmfortsatz also umso leichter, indem er während des Eingriffs den Tänien folgt. Neben den internen und funktionalen Aufgaben im Körper kommt der Tänienstruktur extern also eine leitstrukturelle Aufgabe bei Blinddarmoperationen zu.

Krankheiten

Beschwerden und Erkrankungen der Tänien sind zwar äußerst selten, können zuweilen aber durchaus vorkommen. Wenn die Tänien verletzt oder anderweitig in ihrer Funktion beeinträchtigt sind, verliert die Darmwand an Stabilität und die Peristaltik des Darms ist gefährdet.

Eine funktionale Beeinträchtigung der Tänien kann so zu Beschwerden im gesamten Magen-Darm-Trakt führen, die sich aus Verdauungsproblemen ergeben. Tänien sind vor allem Muskeln. Wie alle anderen Muskeln des Körpers können sie daher auch von typischen Muskelbeschwerden betroffen sein. Jeder Muskel im Körper kann beispielsweise schmerzen. Neben Verspannungen kann jeder Körpermuskel außerdem von Verletzungen durch Überbelastungen betroffen sein.

Da die Belastung der Tänien automatisch verläuft und nicht mechanisch ausgelöst werden kann, kommt eine Überlast der Tänien zwar kaum vor, liegt aber in Spezialfällen dennoch im Bereich des Möglichen. Auch Muskelentzündungen können vorkommen und betreffen die Tänien wegen ihrer geschützten Lage zum Beispiel häufiger, als Verletzungserscheinungen. Der Dickdarm ist häufig auch von Tumoren betroffen. Bösartiger Krebs an Muskeln wird als Weichteilsarkom bezeichnet und kann unter Umständen auch an den Tänien eintreten. Wenn ein Tumor an anderen Teilen des Körpers streut, so kann es auch das in einer Folge alle Bereiche des Dickdarms betreffen.


Typische & häufige Darmerkrankungen

Quellen

  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013
  • Riemann, J., Fischbach, W., Galle, P., Mössner, J.: Gastroenterologie. Band 2. Thieme, Stuttgart 2008
  • Tortora, G.J., Derrickson, B.H.: Anatomie und Physiologie. Wiley-Blackwell, Oxford 2006

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