Thrombangiitis obliterans

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Thrombangiitis obliterans oder Endangitis obliterans ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der kleineren und mittleren Blutgefäße, die untherapiert zu Nekrosen in den umliegenden Gewebestrukturen der betroffenen Extremität führen kann. Insbesondere Männer zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr, die in hohem Maße Nikotin konsumieren (98 Prozent), sind von einer Thrombangiitis obliterans betroffen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Thrombangiitis obliterans?

Die Erkrankung Thrombangiitis obliterans trifft ausschließlich Raucher. Sie beginnt meist vor dem 40. Lebensjahr.
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Als Thrombangiitis obliterans (auch Endangiitis obliterans, Buerger-Syndrom, Morbus Winiwarter-Buerger) wird eine entzündliche Verschlusserkrankung der arteriellen und venösen Blutgefäße bezeichnet, die einen chronischen und schubweisen Verlauf aufweist.

In aller Regel sind die kleineren und mittleren distalen Blutgefäße der oberen und unteren Extremitäten (Fuß, Unterschenkel, Hände, Unterarm) segmental von dieser Form der Vaskulitis (Entzündung der Blutgefäße) betroffen. Durch die Entzündungsprozesse lagern sich Leukozyten (weiße Blutkörperchen) an den Gefäßwänden an, beschädigen diese und bedingen im späteren Verlauf eine Thrombosierung des betroffenen Gefäßes, die zum Gefäßverschluss und schließlich infolge der Minderdurchblutung (Ischämie) zur Nekrotisierung des angrenzenden Gewebes führt.

Eine Thrombangiitis obliterans manifestiert sich typischerweise anhand einer ischämisch bedingten Claudicatio (Hinken), Ruheschmerz, Parästhesien (Empfindungsstörungen wie Kribbeln, Taubheit, Temperaturwahrnehmungsstörungen), Ödemen, Zyanose (Blaufärbung von Fingern und Zähen) sowie Ulzera (Geschwüre) oder Gangränen (ischämische Nekroseform). Zudem stellen Thrombophlebitis (akute oberflächliche Venenentzündungen) und das Raynaud-Syndrom (Vasospasmen) charakteristische Begleiterscheinungen einer Thrombangiitis obliterans dar.

Ursachen

Die genaue Ätiologie einer Thrombangiitis obliterans konnte bis heute nicht vollständig geklärt werden. Vermutlich ist die Erkrankung durch eine zugrundeliegende genetische Prädisposition autoimmun oder allergisch-hyperergisch bedingt und wird in Kombination mit bestimmten Noxen (exogene Giftstoffe) ausgelöst.

Auffällig sind diesbezüglich die Antigene HLA-A9 und HLA-B5, die in einigen Studien vermehrt bei Betroffenen nachgewiesen werden konnten. Insbesondere starker Nikotinkonsum (Rauchen) gilt als Triggerfaktor (auslösender Faktor) für eine Thrombangiitis obliterans, die möglicherweise auf eine Nikotinunverträglichkeit zurückführbar ist.

Markant ist die hohe Inzidenz unter jungen Männern, die stark nikotinabhängig sind. Kontrovers wird auch eine Hyperhomocysteinämie als potenzieller auslösender Faktor für die Erkrankung diskutiert, wenngleich eine Assoziation bislang lediglich in einzelnen Fällen nachgewiesen werden konnte. Zudem wird im Zusammenhang mit Thrombangiitis obliterans noch erforscht, ob der Organismus von Rauchern Autoantikörper gegen körpereigenes Kollagen synthetisiert.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Erkrankung Thrombangiitis obliterans trifft ausschließlich Raucher. Sie beginnt meist vor dem 40. Lebensjahr. Frauen und Männer können gleichermaßen an den schubartig aufkommenden Symptomen leiden. In einer chronischen Ausprägung hören Beschwerden für längere Zeiträume von alleine auf. Dadurch sind die Ursachen aber keineswegs gelindert.

Sie beginnen nach einer Vakanz von neuem. Typische Beschwerden sind Gliederschmerzen. Oft sind die Hände betroffen. Aber auch die Füße und Waden können wehtun. Dabei bleibt es nicht ausschließlich bei den Schmerzen. Patienten klagen über ein dauerhaftes Kältegefühl. Bläuliche Finger und Zehen weisen hierauf hin. Teilweise liegen oberflächlich Hautgeschwüre vor. Die Nägel verfügen nicht selten über Nekrosen. Das Absterben wird durch eine mangelhafte Durchblutung begünstigt. Manchmal schildern Erkrankte auch Gefühlsstörungen.

Die Thrombangiitis obliterans kann schwerwiegende Folgen entfalten. Ganze Glieder oder deren Teile können absterben. Betroffen sind einzelne Finger und Zehen oder etwa die ganze Hand. Patienten können dann in jungen Jahren keinen Beruf mehr ausüben. Die hauptsächlichen Beschwerden an den Händen und Füßen sind nicht abschließend. Die Gefäßentzündung kann sich auch auf andere Organe ausweiten. So sind in der Konsequenz Erkrankungen am Herz, Gehirn und Magen-Darm-Trakt möglich.

Diagnose & Verlauf

Eine Thrombangiitis obliterans kann oftmals anhand der charakteristischen klinischen Symptome diagnostiziert werden. Eine farbkodierte Duplexsonographie ermöglicht eine Darstellung der Fließgeschwindigkeit des Blutes sowie der angrenzenden Gewebestrukturen.

Im Rahmen einer Magnetresonanz-Angiographie können Gefäßanomalien wie Verengungen oder Verschlüsse festgestellt werden, während sich durch eine Phlebographie (Röntgen der Venen unter Kontrastmittel) Abflusshindernisse (z.B. Thrombosen) darstellen lassen. Eine Biopsie wird aufgrund des erhöhten Risikos für Wundheilungsstörungen bei Verdacht auf Thrombangiitis obliterans lediglich in unklaren Fällen durchgeführt. Differenzialdiagnostisch sollte die Erkrankung in jedem Fall von anderen Vaskulitiden, arteriellen Embolien, einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit sowie venöser Insuffizienz abgegrenzt werden.

Eine Thrombangiitis obliterans weist in Bezug auf die Lebenserwartung eine günstige Prognose auf. Hinsichtlich des Erhalts der betroffenen Extremitäten ist die Prognose erheblich ungünstiger, insbesondere bei fehlender Nikotinkarenz. Bei etwa 40 Prozent der von einer Thrombangiitis obliterans Betroffenen ist eine spätere Amputation erforderlich.

Komplikationen

Die Thrombangiitis obliterans kann schwere Komplikationen nach sich ziehen. Typisch für die Gefäßerkrankung sind Sensibilitätsstörungen und Schmerzen, die sich bei fehlender oder zu später Behandlung dauerhaft einstellen. Die typische Blaufärbung der Haut, die Zyanose, kann sich bei einem chronischen Verlauf zu einer sogenannten Polyglobulie entwickeln. Anschließend kommt es zu Eisenmangelanämien und daraus resultierend zu chronischer Erschöpfung.

Zyanotische Patienten haben zudem eine erhöhte Blutungsneigung und entwickeln häufig Hirnabszesse. Kommt es zu Nekrosen, so kann dies zu Organschäden führen. In etwa 40 Prozent der Fälle müssen im Verlauf der chronisch-entzündlichen Erkrankung eine oder mehrere Extremitäten amputiert werden. Eine mögliche Folgeerkrankung der Thrombangiitis obliterans ist das Raynaud-Syndrom, das mit weiteren Schmerzen sowie Hautrötungen und Sklerodermie einhergeht. Die Therapie der Krankheit kann mit Neben- und Wechselwirkungen verbunden sein.

Die typischerweise verordneten Analgetika rufen etwa Magen-Darm-Probleme und Hautirritationen hervor. Auch Antirheumatika, Antibiotika und Thrombozytenaggregationshemmer bergen entsprechende Risiken. Schwere Komplikationen sind nur bei komplexen chirurgischen Eingriffen wie der Bypass-Operation oder einer Amputation wahrscheinlich. Trotz aller Maßnahmen besteht immer die Gefahr, dass die Thrombangiitis obliterans an anderer Stelle erneut auftritt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Der Betroffene ist bei Thrombangiitis obliterans auf eine medizinische Behandlung angewiesen. Nur durch eine richtige und vor allem durch eine frühzeitige Behandlung können weitere Komplikationen oder Beschwerden verhindert und eingeschränkt werden, da es bei dieser Krankheit nicht zu einer Selbstheilung kommen kann. Aus diesem Grund sollte schon bei den ersten Anzeichen und Symptomen der Krankheit ein Arzt aufgesucht werden.

Bei Thrombangiitis obliterans weisen in der Regel sehr starke Gliederschmerzen auf die Krankheit hin. Vor allem die Hände sind von diesen Schmerzen betroffen. Allerdings kommt es auch zu einer verringerten Durchblutung, wodurch auch Nekrosen auftreten können. Die meisten Patienten leiden auch an Gefühlsstörungen, sodass es zu Einschränkungen im Alltag kommen kann. In einigen Fällen kann es durch Thrombangiitis obliterans auch zu Entzündungen an den inneren Organen kommen.

Die Thrombangiitis obliterans kann durch einen Allgemeinarzt oder durch einen Internisten erkannt und behandelt werden.

Behandlung & Therapie

Im Rahmen der Therapie einer Thrombangiitis obliterans besitzt die strikte Nikotinkarenz absolute Priorität, da allein durch diese der Fortschritt der Erkrankung aufgehalten werden kann.

Wenngleich bereits vorliegende Beeinträchtigungen in aller Regel irreversibel sind, können bei etwa 94 Prozent durch den Nikotinverzicht zusätzliche Amputationen im weiteren Verlauf vermieden werden. Mithilfe von Analgetika bzw. NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika) können die Schmerzen reduziert werden, wobei bei ausgeprägten Schmerzen eine temporäre Schmerzausschaltung durch eine Periduralanästhesie in Frage kommen kann.

Zusätzlich wird durch eine Verbesserung der Durchblutung in den betroffenen Extremitäten durch Druckentlastung (Ruhigstellung), Thrombozytenaggregationshemmer (u.a. Acetylsalicylsäure) sowie intravenös infundierte Prostaglandinderivate (v.a. Iloprost, Alprostadil) eine Senkung der Amputationsrate angestrebt. Letztere reduzieren zusätzlich den Ruheschmerz und beschleunigen signifikant die Abheilung nekrotischen Gewebes. Nekrotische Strukturen sowie Fibrinbeläge sollten abgetragen und offene Wunden durch regelmäßiges Spülen prophylaktisch gegen Infektionen behandelt werden.

Können Infektionsanzeichen festgestellt werden, ist gegebenenfalls eine Antibiotikatherapie angezeigt. Die langfristige Wirkung einer Sympathektomie (operative Nervenblockade) ist bislang nicht erwiesen, wenngleich sie aufgrund ihres spasmenlösenden Effekts gegebenenfalls in Frage kommen kann. In sehr seltenen Fällen kann bei ausgeprägter Ischämie eine Bypass-Operation durchgeführt werden. Darüber hinaus wird von Thrombangiitis obliterans Betroffenen empfohlen, eine Kälteexposition der Finger und Zehen sowie Wärmebäder zu vermeiden.


Vorbeugung

Da die genaue Ursache einer Thrombangiitis obliterans nicht geklärt ist, kann dieser nicht vorgebeugt werden. Durch eine strikte Nikotinkarenz kann allerdings der Manifestation der Erkrankung vorgebeugt bzw. die Progression einer Thrombangiitis obliterans zum Stillstand gebracht werden.

Nachsorge

In der Regel sind bei einer Thrombangiitis obliterans verschiedene Nachsorgemaßnahmen notwendig. Diese unterscheiden sich je nach dem Verlauf der Erkrankung sowie der gewählten Therapie. Häufig führt ein sofortiger Verzicht auf den Konsum von Nikotin zur Heilung. Bei starken Rauchern sollte der Entwöhnungsprozess jedoch medizinisch überwacht werden.

Daher sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Hausarzt oder bei einem Facharzt anzuraten. Die Abstände zwischen den Nachsorgeuntersuchungen können stark variieren. Oftmals besteht noch Monate und Jahre nach dem Rauchstopp ein starkes Verlangen nach Nikotin. Betroffenen empfiehlt sich, in solchen Fällen einen Hausarzt aufzusuchen.

Mitunter ist eine psychotherapeutische Betreuung notwendig. Bei einer fortgeschrittenen Thrombangiitis obliterans ist oftmals eine Infusionstherapie notwendig. Dafür ist üblicherweise ein stationärer Krankenhausaufenthalt erforderlich, im Rahmen dessen bereits einige Nachsorgeuntersuchungen erfolgen. Bei einem komplikationslosen Verlauf ist in der Regel wenige Wochen später zumindest eine weitere Kontrolluntersuchung notwendig.

Dabei werden meistens Ultraschall- und Röntgenaufnahmen des betroffenen Bereichs angefertigt. In wenigen Fällen muss bei einer Thrombangiitis obliterans eine Amputation durchgeführt werden. Die Nachsorge ist dabei weitaus intensiver und langwieriger als bei einem günstigeren Krankheitsverlauf. Die Heilung der Operationswunde wird zunächst engmaschig überwacht. Ein längerer Krankenhausaufenthalt ist daher erforderlich. Im Anschluss erfolgen weitere Maßnahmen zum Wiedererlangen der Mobilität.

Das können Sie selbst tun

Es gibt eine Reihe von Dingen, die Betroffene selbst tun können. Es sollte jedoch möglichst vor der Anwendung ein Arzt gefragt werden.

Hausmittel die zur Kühlung und Rückbildung von der Entzündung führen können sind Wickel mit Alkohol sowie Apfelessig. Dazu sollte Apfelessig oder Alkohol aus der Apotheke mit Wasser verdünnt werden. Damit werden Tücher getränkt und um betroffene Stellen gewickelt. Dies wirkt besonders kühlend. Auch Lehmpackungen sind ein altes Hausmittel. Dazu sollte Lehm mit kaltem Wasser zu einer Pasten-ähnlichen Mischung verrührt werden und anschließend fingerdick auf betroffene Stellen aufgetragen werden. Dies wirkt vor allem entzündungshemmend sowie abschwellend.

Die Krankheit ist verbunden mit kleineren Blutgerinnseln. Um diese aufzulösen hilft oft eine beschleunigte Blutzirkulation. Zur Rückbildung von Blutgerinnseln führen besonders Bewegung und Stützstrümpfe oder ein Kompressionsverband. Der Pulsschlag erhöht sich durch Bewegung. Das Herz fördert dann mehr Blut und beschleunigt den Blutkreislauf. Stützstrümpfe und Kompressionsverbände drücken betroffene Venen etwas zusammen und verkleinern somit den Venenquerschnitt. Dieselbe Blutmenge muss dann im verengten Venenquerschnitt fließen. Dies erhöht die Fließgeschwindigkeit. Zudem werden durch Kompression die Funktion der Venenklappen und damit die Funktion der Venenpumpe deutlich verbessert.

Trotzdem sollte immer ein Arzt befragt werden, da die Krankheit im schlimmsten Fall zu einer lebensbedrohlichen Lungenembolie führen kann.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Luther, B. (Hrsg.): Kompaktwissen Gefäßchirurgie. Springer, Berlin 2011
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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