Bypass-Operation
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. Juni 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Bypass-Operation ist ein aufwendiger Eingriff am offenen Herzen, während dieser der geblockte Blutzufluss zum Herzen wiederhergestellt wird. Das Risiko für Herzanfälle wird somit reduziert und die Lebenserwartung erhöht.
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Was ist eine Bypass-Operation?
Eine Bypass-Operation ist ein Eingriff an der Herzarterie, um den Blutfluss zum Herzmuskel wiederherzustellen. Hierbei wird Blut durch einen Nebenkanal an der verstopften Stelle der Arterie abgeholt und zum Herz weitergeleitet.
Der Chirurg verwendet ein Stück Vene aus Bein, Arm, Brust oder Unterleib des Patienten, verbindet es mit Herz und Arterie und umgeht somit die Blockung des Blutzuflusses. Nach der Bypass-Operation ist die normale Funktion des Herzmuskels wieder gewährleisten. Es ist eine von mehreren Möglichkeiten Herzerkrankungen zu behandeln und zu kurieren.
Die Bypass-Operation vermindert die Symptome, die durch verstopfte Arterien entstehen. Dazu zählen Schmerzen und Stechen in der Brust und im Oberkörper, sowie Kurzatmigkeit und geringere Belastungsfähigkeit. Die Bypass-Operation vermindert die Gefahr für weitere Herzerkrankungen und den Tod durch einen Herzinfarkt.
Geschichte & Entwicklung
Die Geschichte der Bypass-Operation beginnt in den frühen 1960er Jahren, als Chirurgen nach Methoden suchten, um die Blutversorgung des Herzens bei verengten oder blockierten Koronararterien wiederherzustellen. Einer der Pioniere war Dr. René Favaloro, ein argentinischer Herzchirurg, der 1967 am Cleveland Clinic in den USA die erste erfolgreiche koronare Bypass-Operation durchführte. Er nutzte dabei eine Vene aus dem Bein des Patienten, die er als Bypass einsetzte, um das Blut um die verengte Stelle der Koronararterie herumzuleiten.
In den folgenden Jahren wurde die Technik weiter verfeinert und verbessert. Die Einführung der Herz-Lungen-Maschine ermöglichte es Chirurgen, das Herz während der Operation stillzulegen, was präzisere Eingriffe und bessere Ergebnisse erlaubte. Die Entwicklung neuer chirurgischer Instrumente und Techniken, wie der Verwendung von Arterien aus dem Brustkorb (A. mammaria interna) anstelle von Venen aus dem Bein, führte zu einer verbesserten Langzeitprognose für die Patienten.
Die 1970er und 1980er Jahre sahen eine Zunahme der Anzahl und Komplexität von Bypass-Operationen. Fortschritte in der Anästhesie, postoperative Pflege und die Entdeckung von blutverdünnenden Medikamenten verbesserten die Überlebens- und Erfolgsraten signifikant.
In den 1990er Jahren wurden minimalinvasive Techniken und robotergestützte Operationen eingeführt, die weniger traumatisch für den Patienten sind und schnellere Erholungszeiten ermöglichen. Heute ist die koronare Bypass-Operation eine der am häufigsten durchgeführten Herzoperationen weltweit und hat Millionen von Menschen geholfen, ihre Lebensqualität zu verbessern und ihre Lebenserwartung zu verlängern.
Einsatz & Indikation
Eine Bypass-Operation wird durchgeführt, wenn eine oder mehrere Koronararterien, die das Herz mit Blut versorgen, stark verengt oder blockiert sind, was die Blutversorgung des Herzmuskels erheblich beeinträchtigt. Diese Verengungen oder Blockaden entstehen meist durch Atherosklerose, eine Erkrankung, bei der sich Fett- und Kalkablagerungen an den Innenwänden der Arterien ansammeln und Plaques bilden.
Die Operation wird notwendig, wenn andere Behandlungsoptionen wie Medikamente oder weniger invasive Verfahren, wie die perkutane koronare Intervention (PCI) oder das Einsetzen von Stents, nicht ausreichen, um die Symptome zu kontrollieren oder die Durchblutung zu verbessern. Typische Symptome, die eine Bypass-Operation erforderlich machen können, sind anhaltende Angina pectoris (Brustschmerzen), Atemnot, Müdigkeit und andere Anzeichen von Herzinsuffizienz.
Ein Bypass wird häufig bei Patienten mit multiplen verengten Koronararterien oder bei schwerer Hauptstammstenose der linken Koronararterie in Erwägung gezogen, da diese Zustände ein hohes Risiko für Herzinfarkte darstellen. Die Entscheidung zur Operation basiert auf verschiedenen Faktoren, darunter das Ausmaß und die Lage der Arterienverengungen, der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten, das Alter und das Vorliegen anderer Erkrankungen wie Diabetes oder chronische Nierenerkrankungen.
Durch die Umleitung des Blutflusses um die verengten oder blockierten Bereiche herum, verbessert die Bypass-Operation die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels, reduziert die Symptome und senkt das Risiko von Herzinfarkten, was die Lebensqualität und die Prognose der Patienten erheblich verbessert.
Vorteile & Nutzen
Eine Bypass-Operation bietet mehrere Vorteile gegenüber anderen Behandlungs- und Untersuchungsmethoden bei der Behandlung von koronaren Herzkrankheiten. Einer der Hauptvorteile ist die Langzeiteffektivität. Im Vergleich zur perkutanen koronaren Intervention (PCI), die Stents einsetzt, zeigt die Bypass-Operation eine bessere Langzeitoffenheit der umgangenen Arterien. Dies bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Verengung oder Blockade geringer ist, was zu einer längeren Symptomfreiheit und besseren Lebensqualität führt.
Ein weiterer Vorteil ist die Fähigkeit, mehrere verengte oder blockierte Arterien gleichzeitig zu behandeln. Während PCI in der Regel eine oder zwei Läsionen adressiert, kann eine Bypass-Operation mehrere Arterien im gleichen Eingriff umgehen, was besonders bei Patienten mit komplexer, mehrgefäßiger [[Koronare Herzkrankheit |koronarer Herzkrankheit]] von Vorteil ist.
Bypass-Operationen haben auch gezeigt, dass sie das Überleben von Patienten mit bestimmten Hochrisikoprofilen verbessern können, wie etwa bei Patienten mit schwerer Hauptstammstenose oder bei solchen mit Diabetes und multiplen Arterienverengungen. Diese Patienten profitieren besonders von der umfassenden Wiederherstellung der Blutversorgung durch die Bypass-Technik.
Zudem wird bei einer Bypass-Operation oft die Arteria mammaria interna verwendet, die eine bessere Langzeitergebnis bietet als Venen aus dem Bein, da sie widerstandsfähiger gegenüber neuen Verengungen ist.
Schließlich kann eine Bypass-Operation auch für Patienten geeignet sein, bei denen PCI technisch schwierig oder nicht möglich ist, etwa bei stark verkalkten Arterien oder komplexen anatomischen Verhältnissen. Durch die direkte chirurgische Technik können diese Herausforderungen oft besser gemeistert werden, was die Bypass-Operation zu einer wertvollen Option in der umfassenden Behandlung koronarer Herzkrankheiten macht.
Funktion, Wirkung & Ziele
Eine Bypass-Operation kann zwar die direkten Symptome einer Erkrankung der Herzarterie verbessern, sie löst aber nicht die Ursache der Erkrankung. Eine häufige Ursache für das Aufkommen einer Arterienblockierung ist ein ungesunder Lebenswandel. Nach einer Bypass-Operation ist eine Umstellung unbedingt erforderlich, um die Gefahren wieder auftretender Probleme zu vermindern.
Vor der Operation wird der Arzt mehrere Anweisungen bezüglich Aktivitäten, Diät und Medikamenteneinnahme geben. Es werden eine Reihe vorsorglicher Untersuchungen durchgeführt, bspw. Röntgenaufnahmen, Bluttests, Elektrokardiogramm, Koronarangiographie (eine Röntgenaufnahme, die die Zuflüsse zum Herz aufzeigt). Die meisten Patienten werden am Morgen der Bypass-Operation im Krankenhaus aufgenommen.
In manchen Fällen wird eine Bypass-Operation auch als Notoperation nach einem Herzanfall durchgeführt. Der Patient sollte für die Wochen nach der Operation bedenken, dass es ungefähr 6 Wochen dauert, bis er wieder arbeiten, Auto fahren oder alltägliche Aufgaben erledigen kann. Die Bypass-Operation dauert in der Regel drei bis sechs Stunden und benötigt eine Vollnarkose. Die Länge ist abhängig von der Anzahl der Bypässe, die gelegt werden müssen.
Die meisten Bypass-Operationen werden über einen langen Einschnitt in der Brust durchgeführt, während der Blutfluss durch eine Herz-Lungen-Maschine gewährleistet wird. Am Brustbein wird der Brustkorb geöffnet und das Herz freigelegt. Anschließend wird der Muskel übergangsweise gestoppt und die Herz-Lungen-Maschine übernimmt die Versorgung. Mit Einschnitten an Arm, Bein oder in der Brust werden Venen entnommen und mit den befallenen Stellen der Arterien verbunden.
In manchen Fällen wird die Bypass-Operation auch am schlagenden Herzen durchgeführt, oder ohne eine Öffnung des Brustkorbs, durch einen kleinen Einschnitt und dem Einsatz von Computer gesteuerten Roboter-Armen. Die Bypass-Operation ist ein aufwendiger Eingriff und anschließend wird der Patient 2 weitere Tage unter Aufsicht in der Intensivaufnahme verbringen. Der Beatmungsschlauch wird noch einige Stunden angeschlossen sein, was die Kommunikation einschränkt.
Nach einer Woche kann der Patient das Krankenhaus verlassen, doch es wird noch einige Wochen dauern, bis er wieder arbeiten oder nur kleine körperliche Aufgaben erledigen kann.
Durchführung & Ablauf
Eine Bypass-Operation beginnt mit der Verabreichung von Vollnarkose, um den Patienten während des Eingriffs schmerzfrei und bewusstlos zu halten. Sobald der Patient sediert ist, wird ein Schnitt entlang des Brustbeins gemacht, um Zugang zum Herzen zu erhalten. In vielen Fällen wird das Herz-Lungen-Gerät verwendet, das die Funktion des Herzens und der Lunge übernimmt, um das Herz während der Operation stillzulegen.
Der Chirurg entnimmt dann ein gesundes Blutgefäß, das als Bypass dienen soll. Häufig werden die Vena saphena aus dem Bein oder die Arteria mammaria interna aus der Brust verwendet. Manchmal wird auch die Arteria radialis aus dem Arm genutzt.
Das entnommene Gefäß wird an die Koronararterie unterhalb der verengten oder blockierten Stelle angenäht. Der andere Endpunkt des Bypass-Gefäßes wird mit der Aorta oder einer anderen großen Arterie verbunden, wodurch das Blut um die blockierte oder verengte Koronararterie herumgeleitet wird.
Nachdem alle Bypässe gelegt sind, wird das Herz wiederbelebt und das Herz-Lungen-Gerät abgeschaltet. Der Chirurg schließt den Brustkorb, und der Schnitt wird vernäht. Die gesamte Operation dauert in der Regel mehrere Stunden.
Nach der Operation wird der Patient auf die Intensivstation verlegt, wo er sorgfältig überwacht wird, bis er stabil ist. Die Erholungsphase kann mehrere Wochen dauern, wobei regelmäßige Nachuntersuchungen und eine schrittweise Steigerung der körperlichen Aktivität empfohlen werden.
Risiken & Gefahren
Da die Bypass-Operation im Großteil der Fälle am offenen Herzen durchgeführt wird, können eine Reihe von Komplikationen während des Eingriffs auftreten. Dazu zählen: Blutungen, Herzrhythmusstörungen.
Zu den weniger häufig aufkommenden Problemen zählen: Infektion der Operationswunde; Gedächtnisverlust oder Probleme mit dem Denken (diese sollten 12 Stunden nach der Bypass-Operation abklingen); Nierenversagen; Schlaganfall; Herzanfall (wenn eine Blutgerinnsel sich kurz nach der Operation löst).
Die Wahrscheinlichkeit für diese Komplikationen sind abhängig von der körperlichen Konstitution des Patienten vor der Bypass-Operation. In einem Gespräch mit dem Arzt sollten die individuellen Gefahren mit dem Patient abgesprochen werden.
Ist die Bypass-Operation über lange Zeit geplant und gut vorbereitet, sollte die Gefahr für aufgezählte Probleme gering sein. Sehr viel riskanter ist eine Notoperation mit diesem Verfahren, oder wenn der Patient andere Medikamente im Blut hat. Auch zusätzliche Erkrankungen wie ein Emphysem, Nierenerkrankungen, Diabetes oder blockierte Arterien in den Beinen erhöhen das Risiko auf Komplikationen.
Alternativen
Es gibt mehrere alternative Verfahren zur Bypass-Operation, die besonders dann in Betracht gezogen werden, wenn eine Bypass-Operation nicht möglich oder nicht ideal für den Patienten ist. Ein prominentes alternatives Verfahren ist die perkutane koronare Intervention (PCI), auch bekannt als Angioplastie. Dabei wird ein Ballonkatheter in die verengte Koronararterie eingeführt und aufgeblasen, um die Blockade zu öffnen. Anschließend wird ein Stent, ein kleines Drahtgeflecht, eingesetzt, um die Arterie offen zu halten und die Durchblutung zu verbessern.
Eine andere Alternative ist die medikamentöse Therapie. Patienten, die keine chirurgischen Eingriffe wünschen oder für die solche Eingriffe zu riskant sind, können durch eine Kombination aus blutverdünnenden, cholesterinsenkenden, blutdrucksenkenden und anderen herzunterstützenden Medikamenten behandelt werden. Diese Therapie kann helfen, Symptome zu lindern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.
Für Patienten mit diffusen oder nicht zugänglichen Koronararterien kann die transmyokardiale Laserrevaskularisation (TMLR) eine Option sein. Dabei werden kleine Kanäle direkt in den Herzmuskel gelasert, um die Durchblutung zu verbessern. Dieses Verfahren wird oft in Kombination mit anderen Methoden verwendet.
Eine weitere Möglichkeit ist die Behandlung mit extrakorporaler Stoßwellen-Therapie (ESWT), bei der Stoßwellen eingesetzt werden, um die Neubildung von Blutgefäßen im Herzen zu fördern und so die Durchblutung zu verbessern.
Schließlich gibt es auch nicht-chirurgische Ansätze wie die Enhanced External Counterpulsation (EECP), bei der Luftdruckmanschetten rhythmisch den Blutfluss unterstützen und die natürliche Umgehung von blockierten Arterien fördern. Diese Methode wird oft bei Patienten angewendet, die für invasive Eingriffe nicht geeignet sind.
Quellen
- Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
- Luther, B. (Hrsg.): Kompaktwissen Gefäßchirurgie. Springer, Berlin 2011
- Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004