Thrombendarteriektomie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter einer Thrombendarteriektomie (TEA)werden verschiedene operative Verfahren zur Entfernung eines Blutpfropfes oder Blutgerinnsels (Thrombus) und die Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit von Blutgefäßen nach Einengung oder Verschluss. Die TEA kommt vor allem bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit und bei einer Einengung (Stenose) der inneren Halsschlagader (Arteria carotis interna) zum Einsatz. Es stehen verschiedene operative Techniken zur Verfügung, den verursachenden Thrombus zu entfernen und die Gefäßwände in dem Bereich zu restabilisieren.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Thrombendarteriektomie?

Unter einer Thrombendarteriektomie werden verschiedene operative Verfahren zur Entfernung eines Blutpfropfes oder -gerinnsels (Thrombus) und die Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit von Blutgefäßen nach Einengung oder Verschluss bezeichnet.

Dem Wortsinn nach bedeutet Thrombendarteriektomie (TEA) die Entfernung eines Thrombus, also eines Blutgerinnsels oder Blutpfropfens, der sich in einer Arterie festgesetzt und eine Stenose oder einen gänzlichen Verschluss der Arterie verursacht hat. Da sich der Thrombus meist mit den Gefäßwänden, dem inneren Epithel, verbunden hat, wird das innere Epithel der betroffenen Arterie in der Regel ebenfalls entfernt.

Um die Funktions- und Belastungsfähigkeit der Arterie nach der Entfernung des Thrombus wieder herzustellen, stehen verschiedene Techniken der Restabilisierung zur Verfügung. Die betroffenen Gefäßwände können mit einem körpereigenen Material aus einer Venenwand wieder verschlossen und stabilisiert werden oder es wird ein Kunststoffflicken als sogenannte Patchplastik eingesetzt. In der Regel kommt eine TEA zur Beseitigung einer Stenose der inneren Halsschlagader und zur Behandlung der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) zum Einsatz. Die pAVK wird auch als Schaufensterkrankheit oder als Raucherbein bezeichnet, weil starkes Rauchen das Erkrankungsrisiko deutlich erhöht.

Funktion, Wirkung & Ziele

Ein arterieller Engpass oder Verschluss kann nicht nur gravierende Auswirkungen für die Körperregion, die die Arterie mit Blut versorgen muss, sondern es besteht auch die Gefahr, dass sich der Thrombus oder Teile davon lösen und mit dem Blutstrom in andere Körperregionen transportiert werden, wo sich eine neue arterielle Stenose oder ein Verschluss ausbilden kann. Falls eine der Halsarterien betroffen ist, besteht die akute Gefahr, dass sich ein Gerinnsel im Gehirn festsetzt und einen Schlaganfall verursacht, weil sich bei den betroffenen Nervenarealen eine akute Unterversorgung mit Sauerstoff und anderen essentiellen Substanzen eingestellt hat.

Die beiden häufigsten Einsatzgebiete einer TEA sind Stenosen der Halsschlagadern (Carotiden) und die Behandlung der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit, die hauptsächlich die Beine betrifft. Weniger häufige Einsatzgebiete sind die Behandlung einer Mesenterialarterienstenose, die zu einem Darminfarkt mit gravierenden Auswirkungen führen kann. Ebenfalls weniger häufig ist die Behandlung einer Stenose der rechten und linken Arteria pulmonalis, der Lungenarterie mittels TEA.

Für die Durchführung einer TEA stehen vier verschiedene Operationsmethoden je nach Diagnose zur Verfügung. Es sind dies die Patch-Technik, die Eversionstechnik (EEV), der Direktverschluss und die Gabeltransposition. Die Patch-Technik kommt zum Einsatz, wenn Teile des inneren Gefäßepithels ersetzt werden müssen.

Wenn möglich, wird der Flicken (Patch) aus der Gefäßwand einer körpereigenen Vene angefertigt oder es werden speziell für diesen Zweck hergestellte Kunststoffflicken verwendet. Falls die Verhältnisse an den Gefäßwänden der eröffneten Arterie nach erfolgter TEA es zulassen, werden die geöffneten Gefäßwände mit einer fortlaufenden Distanznaht in der sogenannten Parachute-Technik vernäht. Es wird dabei meist ein vom Körpergewebe resorbierbarer Faden verwendet. Der Vorteil des Direktverschlusses besteht darin, dass kein Patch aus einer körpereigenen Vene angefertigt werden muss. Es besteht allerdings eine geringe Gefahr, dass die Arterie postoperativ ein wenig verengt (stenosiert) ist.

Die Eversionstechnik (EEV) stellt eine moderne Technik dar, die vor allem bei um mehr als 50 % verengten Karotiden angewandt wird. Nach Abklemmung der internen Halsschlagader wird der innere Ast direkt an der Karotisgabel abgetrenntund durch Umstülpen der Gefäßwände der Plaquezylinder freigelegt und entfernt. Das freie Ende des Karotidenzweigs wird anschließend wieder mittels Parachute Technik ohne Verwendung irgendwelcher Plastikpatches oder Flicken vernäht. Besonders für Patienten, die bereits eine sogenannte Streifung erfahren haben, kurzzeitige Symptome eines Schlaganfalls, kann ein derartiger Eingriff einem drohenden Schlaganfall wirksam vorbeugen.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Neben den bei allen offenen Operationen bestehenden Risiken einer Infektion oder gar einer Infektion mit multiresistenten Krankenhauskeimen, bergen TEA-Eingriffe – besonders die Eröffnung der Karotiden – spezifische Risiken. Da unmittelbar vor dem Eingriff die zu behandelnde Arteria carotis interna abgeklemmt wird, ist der Blutstrom unterbrochen und die mit Sauerstoff und Energie zu versorgenden Hirnregionen müssen ständig auf Funktionsfähigkeit überprüft werden.

Der Eingriff erfolgt in der Regel unter örtlicher Anästhesie, so dass der Patient währenddessen ständig mit kleinen motorischen und denklogischen Aufgaben betraut wird. Ein weiteres Risiko besteht darin, dass sich während des Eingriffs winzige Mikrothromben lösen, sich im Gehirn festsetzen und einen Schlaganfall auslösen. Besonders bei stark verkalkten Arterien – das gilt auch für die Arterien der Extremitäten – besteht die Gefahr, dass die Gefäßwände aufgrund der innigen Verbindung zwischen den Plaques und den Epithelien der Arterien während der Entfernung der Plaques einreißen und besondere Restrukturierungsmaßnahmen erforderlich machen.

Besonders bei der Behandlung der Karotiden besteht eine grundsätzliche Gefahr, dass während des Eingriffs nebenstehende Strukturen verletzt werden. Durch unbeabsichtigte Läsionen bestimmter Nerven wie dem Nervus vagus können im Extremfall der Schluckreflex sowie die Stimme gestört sein. Eine TEA schließt auch nicht zuverlässig ein Rezidiv in Form einer Rethrombosierung aus, was sich allerdings meist innerhalb weniger Tage zeigt. Nach der Entfernung des Innenepithels der behandelten Arterie bildet sich dieses innerhalb weniger Tage neu (Neointima). Zur Vorbeugung wird daher die Einnahme gerinnungshemmender Medikamente (Antikoagulantien) empfohlen.

Quellen

  • Encke, A., Breddin, H. K.: Die venöse Thrombose. Prophylaxe und Therapie. Schattauer, Stuttgart 2000
  • Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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