Bein

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Wort Bein kann zweierlei beschreiben: In alter Sprache war jeder Knochen ein "Bein" (wie in "Gebeine"), heute dagegen ist der Begriff eigentlich nur noch zur Beschreibung der unteren Extremität des menschlichen Körpers gebräuchlich. Im Folgenden soll ein kleiner Überblick über die Anatomie des Beines gegeben werden, welcher helfen kann, die diversen Beschwerden und Krankheiten besser zu verstehen, die wohl fast jeden Menschen im Laufe seines Lebens einmal treffen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind die Beine?

Die Funktion des Beines ist ganz simpel gesagt die Fortbewegung des Körpers, im Falle des Menschen sogar im aufrechten Gang.
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Das Bein im weiteren Sinne, in der Medizin und Anatomie als "untere Extremität" bezeichnet (im Gegensatz zum Arm als "oberer Extremität), lässt sich zwanglos in vier Abschnitte unterteilen:

Beckengürtel (je nach Definition auch zum Rumpf gehörig), Oberschenkel, Unterschenkel und Fuß. Drei große Gelenke verbinden diese vier Abschnitte miteinander, vor allem am Fuß finden sich aber noch viele weitere kleine Gelenke.

Anatomie & Aufbau

Anatomisch betrachtet setzt sich ein Bein (wenn man das Becken einmal außen vor lässt) aus 30 Knochen zusammen: Der Oberschenkelknochen (Femur) ist dabei der längste und größte Knochen des menschlichen Körpers, der Unterschenkel besteht aus Schienbein (Tibia), welches das Hauptgewicht trägt, und Wadenbein (Fibula) welches seitlich davon einen Teil der Last mitträgt und über eine leichte Flexibilität in der Bewegung verfügt; dazwischen liegt noch die Kniescheibe (Patella), welche eine sanfte Bewegung des Kniegelenks ermöglicht und Ansatzpunkt großer Oberschenkelmuskeln ist.

Am Fuß kommen dann die Fußwurzelknochen Sprungbein und Fersenbein, sowie Kahnbein, die drei Keilbeine und das Würfelbein hinzu. Den Abschluss des Fußes bilden die fünf Mittelfuß- und die Zehenknochen, von denen es am großen Zeh zwei, an den anderen Zehen jeweils drei gibt.

Von außen tastbare Knochenpunkte am Bein geben Anhalt über Aufbau und Funktion und sind auch für den Arzt in der körperlichen Untersuchung von entscheidender Bedeutung. Von oben nach unten sind dies vor allem der "Trochanter (major)" als tastbarer Höcker kurz unterhalb des Hüftgelenkes (Anhaltspunkt für Spritzen), die Kniescheibe (kann luxieren, also aus ihrem Fach herausspringen und hängt dann meist seitlich), die äußeren Höcker des Schienbeins sowie die Schienbeinkante (gut mit Nerven versorgt und daher sehr schmerzempfindlich), der Höcker am oberen Ende des Wadenbeins (an der Außenseite kurz unterhalb des Kniegelenks, sehr anfällig für Druckschäden aufgrund eines oberflächlichen Nervenverlaufes), Innen- und Außenknöchel (medizinisch "Malleolus", schwillt an beim Bänderriss und ist dann nicht mehr tastbar), das Fersenbein (druckschmerzhaft beim "Fersensporn"), die äußeren Mittelfußknochen (Sehnenansatzschmerzen und Kochenbrüche) sowie die einzelnen Zehenknochen.

Alle weiteren Knochen sind von Muskulatur, mehr oder minder Fettgewebe sowie Haut umgeben und liegen durch diese geschützt. Auch die Gefäß- und Nervenbahnen liegen großenteils gut gepolstert in der Tiefe des Weichgewebes, da ihre Abdrückung oder gar Durchtrennung für den darunterliegenden Teil des Beines fatale Folgen hätte. Oberflächlich tastbare Pulse gibt es nur in der Leiste, in der Kniekehle, unter-hinterhalb des Innenknöchels sowie am Fußrücken.

Funktionen & Aufgaben

Die Funktion des Beines ist ganz simpel gesagt die Fortbewegung des Körpers, im Falle des Menschen sogar im aufrechten Gang. Um diesen zu ermöglichen, bedarf es eines genauestens ausgeklügelten Zusammenspiels zwischen Fußmuskeln (vor allem beim Einbeinstand), Beinmuskeln, Beckenmuskulatur, Wirbelsäule und manchmal zum Ausgleich auch noch der Arme.

Dieses Zusammenspiel lernt der Mensch normalerweise im Laufe der ersten eineinhalb Lebensjahre, danach geschieht es automatisch, sodass wir uns nicht ständig darauf konzentrieren müssen. Im Grunde ist es eine sehr komplexe Arbeit, die das Gehirn hier ganz selbstverständlich verrichtet: Ständig geben Nervenimpulse aus Haut, Muskeln und Gelenken Rückmeldung über deren Tastrezeptoren, Gelenkstellung, Muskeldehnungszustand und so weiter.

Vieles läuft als automatisierter Reflex auf Rückenmarksebene ab und wird direkt als motorische Antwort an den Ursprungsort "zurückgesendet", vieles wird aber auch von Klein- und Großhirn moduliert und reguliert, wo nicht nur gespeicherte Bewegungsmuster zur Ausführung kommen, sondern selbstverständlich auch Auge und Gleichgewichtsorgan eine gewichtiges Wörtchen "mitzureden" haben.


Krankheiten & Beschwerden

Gerade deshalb ist es auch so wichtig, dass die Nerven des Beines gut funktionieren: Sind sie durch langjährig erhöhte Blutzuckerspiegel (Diabetes), durch Verletzungen (Knochenbrüche mit Nervenriss) oder Druckschäden (Bandscheibenvorfälle, Lagerungsschäden) gestört, so verliert der Mensch sein Tastempfinden.

Beim Diabetiker geschieht dies zunächst an der Fußsohle, es kribbelt ständig, und kleine Verletzungen werden nicht mehr bemerkt und führen dauerhaft zu großen Weichteilschäden und Knocheninfektionen. Beim Bandscheibenvorfall stehen sensible und motorische Ausfälle im Vordergrund, da die Bandscheibe in der Lendenwirbelsäule den gesamten das Bein versorgenden Nerven bereits an seiner Austrittsstelle aus dem Rückenmark abquetscht.

Auch die Blutversorgung des Beines ist häufig Anlass zur Sorge und quält viele Menschen vor allem in fortgeschrittenem Alter: Arteriosklerose, verursacht durch Alter, Rauchen, Fehlernährung, Übergewicht und Bluthochdruck schädigt neben Herzkranzgefäßen (Herzinfarkt) und Hirngefäßen (Schlaganfall) auch die Blutversorgung des Beines und führt zur sogenannten "Schaufensterkrankheit" PAVK (peripher-arterielle Verschlusskrankheit):

Schon nach wenigen Schritten bekommen die Betroffenen Schmerzen im Bein, da die Muskeln nicht mehr mit ausreichend Blut versorgt werden können, und bleiben daher an jedem Schaufenster erst einmal einige Minuten stehen, bis der Schmerz nachlässt. In fortgeschritteneren Stadien können auch Teile des Beins absterben.

Neben diesen beiden "internistischen" Haupterkrankungen des Beines gibt es natürlich noch jede Menge Knochenbrüche, Muskelfaserrisse, Bänderrisse und Überlastungsbeschwerden, die das Bein und vor allem junge Menschen und Sportler betreffen. In höherem Alter wiederum ist die Arthrose des Hüft- und Kniegelenkes ein häufiger Begleiter, der zu erheblichen Schmerzen und Einschränkungen von Beweglichkeit und Lebensqualität führen kann.

Quellen

  • Lang, J.: Praktische Anatomie, Band 5 – Bein und Statik. Springer, Berlin 2004
  • Tortora, G.J., Derrickson, B.H.: Anatomie und Physiologie. Wiley-Blackwell, Oxford 2006
  • Zilles, K. et al.: Anatomie. Springer Medizin Verlag Heidelberg 2010

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