Follikelstimulierendes Hormon (Follitropin)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Follikelstimulierende Hormon (Follitropin oder kurz FSH) gehört zu den Sexualhormonen. Bei einer Frau ist es für das Heranreifen der Eizelle bzw. für das Follikelwachstum, beim Mann für die Produktion von Spermien verantwortlich. Das FSH wird bei beiden Geschlechtern in der Hirnanhangsdrüse gebildet.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Follikelstimulierendes Hormon?

Schematische Darstellung zur Anatomie und Aufbau des endokrinen Systems (Hormonsystem). Klicken, um zu vergrößern.

Das Follikelstimulierende Hormon wird in der Hirnanhangsdrüse gebildet. Aufgrund seines Namens könnte vermutet werden, dass es ausschließlich bei einer Frau vorkommt; dem ist aber nicht so.

Das FSH wird zum Follikelwachstum, zur Follikelreifung und indirekt zur Eizellreifung benötigt. Männer benötigen FSH zur Spermienbildung (Spermatogenese), wenn auch in einer vergleichbar kleinen Menge. FSH ist damit unmittelbar für die Fruchtbarkeit beider Geschlechter wichtig. Ein FSH-Mangel kann zu Unfruchtbarkeit bzw. Zeugungsunfähigkeit führen.

Produktion, Herstellung & Bildung

Der weibliche Monatszyklus wird durch das feine Zusammenspiel verschiedener Hormone gesteuert. Das FSH nimmt dabei eine zentrale Rolle ein. Zu Beginn eines neuen Zyklus produziert das Mittelhirn zunächst das Gonadotropine Releasing Hormon (kurz GnRH).

Das GnRH regt die Hypophyse zur Bildung von Luteotropin (kurz LH) und FSH an. Das FSH bewirkt die Reifung mehrere Follikel in den Eierstöcken der Frau. Es regt durch seine Tätigkeit die Östrogenbildung in den Follikeln an und aktiviert gleichzeitig das Tätigwerden von Zellen im Inneren des Follikels – den Granulosazellen – welche wiederum das in den Follikeln befindliche Eibläschen mit Nährstoffen versorgen.

Somit reifen Eizellen heran, welche unter bestimmten Voraussetzungen später befruchtet werden und zu einem Embryo heranwachsen können. Die Produktion von FSH stoppt in etwa am 10. Tag des weiblichen Zyklus, nämlich dann, wenn der Leitfollikel ein reifes Eibläschen in den Eileiter abgegeben hat (Eisprung).

Die Hirnanhangsdrüse eines Mannes schüttet kontinuierlich FSH – wenn auch in geringer Menge – aus. Im männlichen Körper stimuliert das FSH das Heranreifen von Spermien (Spermatogenese).

Funktion, Wirkung & Eigenschaften

FSH ist ein körpereigenes Hormon, welches in der Hirnanhangsdrüse gebildet wird. Es steht in unmittelbarerem Zusammenhang mit der Zeugungsfähigkeit eines Menschen, da es sowohl für das Heranreifen von befruchtungsfähigen Eizellen verantwortlich ist als auch für die Spermatogenese beim Mann.

Gesteuert wird die Produktion des FSH durch das ihm übergeordnete Hormon GnRH, welches im Mittelhirn produziert wird. Beim Mann bleibt die Produktion des FSH über sein gesamtes Leben hinweg in etwa konstant, d.h. die Hypophyse des geschlechtsreifen Mannes setzt kontinuierlich eine bestimmte Menge FSH frei.

Der Körper der Frau hingegen stellt etwa um das 50. Lebensjahr herum die Zeugungsfähigkeit ein (Menopause). In dieser Phase wird das Mittelhirn kein GnRH produzieren und folglich wird auch die Produktion des FSH weitgehend eingestellt. Eine Reifung von Follikeln und ein Eisprung sind dann nicht mehr möglich; auf natürlichem Wege kann eine Frau dann kein Kind mehr bekommen.

Mitunter kommt es vor, dass auch verhältnismäßig jungen Frauen kein FSH oder eine falsche Menge produzieren. Es kann sich dann weder ein Leitfollikel herausbilden noch ein Eisprung stattfinden. Eine Frau bemerkt das meist daran, dass ihre Regelblutung unregelmäßig oder gar nicht einsetzt, obwohl keine Schwangerschaft vorliegt. Häufig ist das fehlende FSH verantwortlich für das Polyzystische Ovar-Syndrom (PCO).

Hier bildet die Frau unzählige Follikel aus, aufgrund der niedrigen FSH-Konzentration wird aber kein Leitfollikel produziert. Ein Eisprung und eine Schwangerschaft sind dann nicht möglich. Im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung kann ein FSH-Mangel durch die Einnahme von Medikamenten (z.B. Monopräparat Fertavid®, Puregon®; Kombinationspräparat Pergoveris®) reguliert werden.


Krankheiten, Beschwerden & Störungen

Augenscheinlichstes Krankheitsbild einer an FSH-Mangel leidenden Frau ist ihre Sterilität, ihre häufigste Beschwerde ein unregelmäßiger Monatszyklus.

Liegt eine FSH-Unterproduktion vor, so reifen im Körper zwar Follikel heran. Sie werden aber nicht vollständig ausgebildet und es vermag kein Follikel die Leitfunktion zu übernehmen (Polyzystisches Ovar-Syndrom). Die Folge ist ein gestörter Monatszyklus, da weder ein Eisprung noch das Ausbilden und anschließende Abbluten einer Gebärmutterschleimhaut sattfinden kann.

Die Frau bemerkt an sich eine unregelmäßige Blutung bis hin zum kompletten Ausbleiben über mehrere Monate hinweg, ohne das eine Schwangerschaft vorliegt. Da ein Eisprung entweder unregelmäßig oder gar nicht sattfindet, ist die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, gering bzw. nicht vorhanden. Frauen mit PCO bzw. FSH-Mangel können im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung dennoch ein Kind bekommen.

Über Medikamente (z.B. Puregon®) kann der FSH-Mangel ausgeglichen werden, so dass die Frau entweder selbst einen Eisprung hat oder aber genügend befruchtungsfähige Eizellen heranreifen lässt, dass im Anschluss eine IVF vorgenommen werden kann. Bei unregelmäßigem Zyklus und Kinderwunsch ist ein Arztbesuch immer angezeigt.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Clark, D.P.: Molecular Biology: Das Original mit Übersetzungshilfen. Spektrum Akademischer Verlag., Heidelberg 2006
  • Marischler, C.: BASICS Endokrinologie. Urban & Fischer, München 2013

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