Humanes Choriongonadotropin
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das humane Choriongonadotropin (hCG) ist ein Schwangerschaftshormon, welches zur Erhaltung der Schwangerschaft beiträgt. Der Schwangerschaftstest beruht auf dem Nachweis dieses Peptidhormons. Außerhalb der Schwangerschaft deutet eine erhöhte Konzentration von Choriongonadotropin auf spezielle Krebserkrankungen hin.
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Was ist das humane Choriongonadotropin?
Das humane Choriongonadotropin wird in der Regel nur in der Schwangerschaft in erhöhten Konzentrationen produziert. Es ist ein Peptidhormon aus zwei Untereinheiten, welches für die Erhaltung der Schwangerschaft verantwortlich ist. Es wird in den menschlichen Syncytiotrophoblasten produziert. Die Synzytiotrophoblasten stellen einen Teil der Plazenta dar.
Das Peptidhormon ist ein Glykoprotein und besteht aus einer Alpha-Untereinheit mit 92 Aminosäuren und einer Beta-Untereinheit mit 145 Aminosäuren. Die Alpha-Untereinheit wird auch als α-hCG und die Beta-Untereinheit als β-hCG abgekürzt. Dabei kommt α-hCG auch als Teil in anderen Hormonen wie Thyreotropin (TSH), follikelstimulierendes Hormon (FSH) oder luteinisierendes Hormon vor. Die Beta-Untereinheit (β-hCG) ist jedoch nur Bestandteil des humanen Choriongonadotropins. Während der Schwangerschaft steigt die Konzentration dieses Hormons kontinuierlich bis zur 10. bis 12. Schwangerschaftswoche an.
Dann beginnt der allmähliche Rückgang der Produktion von Choriongonadotropin. Kurz vor der 20. Schwangerschaftswoche erreicht die Konzentration des humanen Choriongonadotropins einen gewissen basalen Wert, der bis kurz nach der Geburt erhalten bleibt. Danach endet die Produktion dieses Hormons fast vollständig. Wird das humane Choriongonadotropin jedoch außerhalb der Schwangerschaft in größeren Konzentrationen nachgewiesen, bildet dies einen Hinweis auf Karzinome der Trophoblasten, der Ovarien, der Hoden, der Leber, der Niere oder auch der Lunge.
Funktion, Wirkung & Aufgaben
Progesteron baut die Uterusschleimhaut auf und signalisiert gleichzeitig der Hypophyse, die Eisprünge während der Schwangerschaft einzustellen. Der Gelbkörper bleibt während der Schwangerschaft bestehen und kann in dieser Zeit ständig Progesteron bilden. Er entwickelt sich zum Corpus luteum graviditatis. Dabei wird die Degeneration des Gelbkörpers verhindert. Bis zur 10. Schwangerschaftswoche bildet das Corpus luteum graviditatis unter dem Einfluss des humanen Choriongonadotropins die schwangerschaftserhaltenden Hormone Progesteron und Östrogen. Danach übernimmt diese Aufgabe die Plazenta, wobei der Bedarf an Choriongonadotropin wieder langsam sinkt. Die verstärkte Produktion an humanem Choriongonadotropin beginnt ungefähr am fünften Tag nach der Befruchtung.
Dabei bildet sich zunächst eine hyperglykosilierte Form des Hormons, welches für die Einnistung der Blastozyste notwendig ist. In der Folge des Kontaktes der Blastozyten mit der Uterusschleimhaut kommt es zur Differenzierung der Trophoplastzellen und zum Beginn der Bildung der aktiven Form des humanen Choriongonadotropins. Das aktive humane Choriongonadotropin stimuliert dann wie oben beschrieben den Gelbkörper.
Bildung, Vorkommen, Eigenschaften & optimale Werte
Die Bildung von humanem Choriongonadotropin findet im vielkernigen Synzytiotrophoblasten der Plazenta statt. Der vielkernige Synzytiotrophoblast entsteht durch die Differenzierung und Profileration einiger einkerniger Zytotrophoblastzellen der Blastozyste. Zunächst ist die Produktion des Hormons gering. Sie nimmt jedoch ab dem fünften Tag der Schwangerschaft kontinuierlich zu. So gibt es Abschnitte in der Schwangerschaft, in denen sich die Bildung des humanen Choriongonadotropins täglich verdoppelt.
Der Normalwert von hCG im Blut liegt bei Männern und nichtschwangeren Frauen bei bis zu 5 IU/Liter. Nach den Wechseljahren erhöht sich der Normalwert bei Frauen auf 10 IU/Liter. Der rasante Anstieg der Konzentration an hCG beginnt, wie bereits erwähnt, ab dem fünften Tag nach der Befruchtung der Eizelle. So ist der Wert in der dritten Schwangerschaftswoche bereits bis knapp unter 50 IU/Liter gestiegen. In der vierten Woche der Schwangerschaft kann bereits ein Wert von bis zu 400 IU/Liter verzeichnet werden. Die Maximalkonzentration an humanem Choriongonadotropin mit ca. 230.000 IU/Liter wird in der zehnten bis zwölften Schwangerschaftswoche erreicht.
Danach sinkt die Konzentration an hGC wieder langsam und erreicht am Ende der Schwangerschaft einen Wert zwischen 5000 und 65.000 IU/Liter. Bis spätestens zum 17. Tag nach der Schwangerschaft ist die Konzentration an humanem Choriongonadotropin wieder auf den Normalwert abgesunken. Im Rahmen des Schwangerschaftstestes kann deshalb aufgrund der Konzentrationsänderungen des Hormons der Verlauf der Schwangerschaft verfolgt werden.
Krankheiten & Störungen
Die Ursache erhöhter Werte kann aber auch ein Karzinom der Eierstöcke, der Hoden, der Trophoblasten, der Niere, der Leber oder auch der Lunge sein. Wenn die Werte während der Schwangerschaft noch stärker erhöht sind, kann es sich um eine Mehrlingsschwangerschaft oder eine Anomalie der Chromosomenzahl handeln. So deutet sich auch ein Downsyndrom des Kindes durch eine noch stärker erhöhte Konzentration an humanem Choriongonadotropin an. Wenn die Konzentration während der Schwangerschaft jedoch nur langsam steigt und keine hohen Werte erreicht, kann eine Eileiter- oder Bauchhöhlenschwangerschaft vorliegen.
Des Weiteren können niedrige Schwangerschaftkonzentrationen an hCG auch auf einen Schwangerschaftsabbruch durch eine Fehlgeburt, ein Absterben des Fötus, eine Missed Abortion (nicht ausgestoßene, aber abgestorbene Fruchtanlage), eine drohende Frühgeburt oder eine Gestose hindeuten. Das humane Choriongonadotropin kann aber auch bei Ausbleiben der Regelblutung, bei Hodenhochstand oder bei Unfruchtbarkeit als Arzneimittel eingesetzt werden.
Quellen
- Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
- Kleine, B., Rossmanith, W.: Hormone und Hormonsystem. Lehrbuch der Endokrinologie. Springer Verlag, Berlin 2013
- Vieten, M.: Laborwerte verstehen leicht gemacht, Trias, Stuttgart 2009