Tropische Sprue
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Krankheiten Tropische Sprue
Die tropische Sprue wird durch Bakterien verursacht, und kann die Dünndarmschleimhaut schwer schädigen oder zerstören. Insofern gehört sie ursächlich zu einer völlig anderen Gruppe von Erkrankungen als die einheimische Sprue (Zöliakie), die hauptsächlich in Europa bekannt ist. Das südliche Indien, einige Länder Südostasiens und die Karibik sind die Hauptverbreitungsgebiete der tropischen Sprue. Dort befällt sie sowohl heimische Bewohner als auch Zugereiste, die sich für eine längere Zeit in den Endemiegebieten aufhalten.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist tropische Sprue?
Nach bisherigem Erkenntnisstand wird die tropische Sprue durch eine chronische Infektion des Dünndarms mit giftigen Stämmen eines koliformen Bakteriums ausgelöst. Diese geht einher mit einer Verdauungsstörung (Malabsorption) auf der Grundlage von Mangelerscheinungen an Folsäure und Vitamin B12.
Die Häufigkeit von Neuerkrankungen an tropischer Sprue hat in den vergangenen Jahren nachweislich abgenommen, vermutlich weil sich der Einsatz von Antibiotika gegen die akute Reisediarrhoe auswirkt. Mit starkem Durchfall nimmt die Krankheit oft ihren Verlauf. Er wird von Fieber und einem allgemeinen Schwächegefühl begleitet. In der folgenden Zeit schwächt sich die Diarrhoe ab; es treten verstärkt Zustände von Übelkeit und Appetitlosigkeit auf.
Mehr oder weniger starke Magenkrämpfe kommen hinzu. Das gesamte Krankheitsbild wird ebenso von latenter Müdigkeit und Schlappheit gekennzeichnet. Nicht selten ist der Stuhl sehr fetthaltig, aufgrund der ungenügenden Fettverdauung. Der Gewichtsverlust kann teilweise gravierend sein. Der für die tropische Sprue typische Mangel an Folsäure und Vitamin B12 tritt in einigen Fällen erst nach Monaten oder sogar Jahren auf.
Ursachen
Möglich sind hier 250 mg vier Mal am Tag, für zunächst höchstens zwei Monate. Bis zu sechs Monate lang können anschließend zwei Einheiten pro Tag verabreicht werden. Die Dosis hängt vom Erfolg der Therapie ab, der sich oft sehr schnell einstellt. Ergänzend werden Folsäure (ein Mal täglich) und Vitamin B12 (ein Mal wöchentlich) verabreicht.
Zum Ausgleich der Mangelzustände durch die Verdauungsstörungen werden bedarfsweise Nährstoffe, weitere Vitamine und Elektrolyte zugesetzt. Schlägt diese Therapie nicht nach spätestens vier Wochen an, könnten die Symptome auf andere Erkrankungen verweisen. Eine tropische Sprue kann mit der optimalen Behandlung nach drei bis sechs Monaten völlig überwunden sein.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Krankheitsbezeichnung tropische Sprue (flämisch „sprouw“ = „Durchfall“) wurde im Jahr 1880 von Sir Patrick Manson eingeführt, der als Experte für Tropenkrankheiten in China wirkte. Forschungen zum Gegenstand der Erkrankung zeigten, dass sie mit einer Entzündung im Darmbereich beginnt. Ob allein Bakterien dafür verantwortlich sind, ist noch nicht hundertprozentig sicher.
Im Gegensatz zur einheimischen Sprue, die von einer Glutenunverträglichkeit herrührt, weisen die unterschiedlichen Krankheitsverläufe auf eine Auswucherung von Bakterien bei der tropischen Sprue hin. Allein mit einer glutenfreien Ernährung wie bei Zöliakie ist der tropischen Sprue nicht wirksam abzuhelfen.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Tropische Sprue tritt selten in größerer Fallhäufigkeit auf. Ein relevanter Ausbruch außerhalb tropischer Länder ist bislang nicht bekannt. Die beschriebenen Symptome der tropischen Sprue ähneln denen einiger anderer möglicher Krankheiten. Sicherheit in der Diagnose des Arztes geben eine Knochendichtemessung, ein vollständiges Blutbild, Blutuntersuchungen auf Folsäure, Vitamin B12 und gegebenenfalls Vitamin D.
Eine Darmspiegelung speziell im Dünndarm bringt anschließend Klarheit über die Erkrankung. Notfalls wird für die Diagnose eine Gewebeprobe genommen, um die tropische Sprue mit Sicherheit nachzuweisen. In vielen Fällen zeichnet sich die Krankheit durch eine erkennbare Schwellung an der Schleimhaut des Dünndarms aus.
Komplikationen
Die tropische Sprue wird aufgrund einer bakteriellen Entzündung des Darms verursacht. Als Folge treten Malabsorptionsstörungen auf. Diese können das Gleichgewicht an Nährstoffen, Vitaminen und Mineralstoffen im Körper erheblich stören. Im Unterschied zur Zöliakie, die bei Kindern ebenfalls Sprue genannt wird, ist die tropische Sprue aber heilbar.
Die typischen Symptome einer tropischen Sprue können bereits als Komplikation einer bakteriellen Fehlbesiedlung des Darms gedeutet werden. Treten während oder nach einem Tropenaufenthalt Bauchkrämpfe, Durchfälle, übermäßige Gärungen und Gasbildungen im Magen-Darm-Trakt, begleitet von Muskelkrämpfe, Gewichtsverlust oder unerklärliche Verdauungsstörungen auf, sollte die Ursache möglichst schnell ermittelt werden.
Als Komplikation einer länger anhaltenden tropischen Sprue drohen Nährstoffverluste und eine Vitamin-Unterversorgung. Die Folgeerscheinungen der tropischen Sprue können bei kleinen Kindern weitere Komplikation nach sich ziehen. Vitamin- und Mineralstoffmängel können im kindlichen Organismus Wachstums- und Entwicklungsstörungen zur Folge haben.
Die Knochenreifung kann ebenso betroffen sein wie das Größenwachstum. Beide werden als Folge der Auswirkungen einer tropischen Sprue stark beeinträchtigt. Positiv ist, dass eine Behandlung der selten auftretenden tropischen Sprue selbst bei solchen Komplikationen möglich ist. Obwohl die genaue Ursache der tropischen Sprue bisher nicht ermittelt werden konnte, kann eine fachgerechte Behandlung alle bereits eingetretenen Folgen revidieren. Die Behandlung der tropischen Sprue mit Antibiotika und Vitaminen ist allerdings langwierig.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei dieser Krankheit ist der Betroffene immer auf eine medizinische Untersuchung und Behandlung durch einen Arzt angewiesen. Dabei wirkt sich eine frühzeitige Diagnose mit der anschließenden Behandlung immer sehr positiv auf den weiteren Verlauf der Krankheit aus und kann auch weitere Komplikationen oder sogar eine weitere Verschlechterung der Beschwerden verhindern. Daher sollte schon bei den ersten Symptomen oder Anzeichen ein Arzt kontaktiert werden. Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Betroffene an starken Schmerzen im Bauch leidet.
Diese Schmerzen treten im unteren und auch im oberen Bereich des Bauches auf und verringern deutlich die Lebensqualität des Patienten. Dabei kann es auch zu Durchfall oder zu Erbrechen kommen. Auch starkes Sodbrennen kann auf die Krankheit hinweisen. Der Arzt ist auch dann zu kontaktieren, wenn diese Beschwerden beim Aufenthalt in einem tropischen Gebiet auftreten. In vielen Fällen kommt es auch zu Fieber und zu den gewöhnlichen Beschwerden einer Erkältung. Diese Krankheit sollte immer in einem Krankenhaus behandelt werden. Bei einer rechtzeitigen Behandlung kommt es zu keinen weiteren Komplikationen und auch nicht zu einer verringerten Lebenserwartung des Betroffenen.
Behandlung & Therapie
Aufgrund der sehr ähnlichen Symptome nahm die Wissenschaft eine relativ lange Zeit an, dass die einheimische und die tropische Sprue zwei Erscheinungsformen der gleichen Erkrankung sind. Nun gilt es aber als bewiesen, dass die einheimische Sprue (Zöliakie) ursächlich eine Glutenunverträglichkeit ist, während die tropische Sprue prinzipiell durch Bakterien herbeigeführt wird. Die Folgen der jeweils unbehandelten Krankheit sind aber tatsächlich die gleichen. Sie zeigen sich in der Zerstörung der Dünndarmschleimhaut.
Vorbeugung
Bei der einheimischen Sprue ist dafür das sogenannte Klebereiweiß Gluten verantwortlich, das im Dünndarm zu einer allergischen Reaktion führt. Wer fortan auf die Ernährung mit Getreideprodukten verzichtet, wird wieder gesund, und muss keine weiteren negativen Auswirkungen auf die Verdauungsvorgänge befürchten. Ganz anders verläuft die durch Bakterien verursachte tropische Sprue, die dringend medikamentös behandelt werden muss.
Unter Fachleuten wird die Meinung vertreten, dass die Heimsuchung des Darms mit einem toxischen Bakterium weitere Veränderungen im Verdauungstrakt nach sich zieht, die bis zu einer Fremdbesiedelung des Darms führen können. Das würde auch die äußerst voluminösen Stuhlgänge erklären, die eine tropische Sprue kennzeichnen können. Welches Bakterium nun genau eine tropische Sprue auslöst, darüber gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse.
Zwar tritt die Krankheit bei Reisenden auf, die sich in einem Verbreitungsgebiet der tropischen Sprue aufhalten, jedoch macht sie sich oft erst Wochen oder Monate nach dem dortigen Aufenthalt bemerkbar. Deshalb ist eine exakte Aufklärung der Ursachen einer tropischen Sprue so sehr schwierig, zumal starke Durchfälle und Gewichtsverluste während einer längeren Reise viele andere Hintergründe haben können.
Nachsorge
Patienten, bei denen eine tropische Sprue festgestellt wurde, sollten sich zunächst an die ärztlichen Vorgaben halten. Wichtigste Maßnahme ist die Aufnahme von Folsäure und Cobalamin. In Verbindung mit einer langfristigen Antibiose ist die Erkrankung innerhalb einiger Tage bis Wochen überwunden. Nach der Genesung sollte noch einmal der Arzt konsultiert werden, damit eine umfassende Nachsorge durchgeführt werden kann.
Die Nachsorge bei der tropischen Sprue umfasst eine körperliche Untersuchung und eine Anamnese, also ein Gespräch mit dem Arzt. Bei der körperlichen Untersuchung prüft der Arzt zunächst ab, ob die abdominellen Beschwerden vollständig abgeklungen sind. Typische Symptome wie Übelkeit und Erbrechen können nach der Erkrankung noch einige Tage bestehen bleiben. Wurde während der Therapie zu wenig Folsäure oder Vitamin B12 aufgenommen, kann sich eine megaloblastäre Anämie herausbilden, welche spätestens bei der Nachsorge festgestellt wird.
Bei anhaltendem Fieber muss gegebenenfalls auch die Körpertemperatur gemessen werden. Im Patientengespräch können die einzelnen Symptome noch einmal im Detail abgeklärt werden. Nach Möglichkeit muss die Ursache der Erkrankung ermittelt werden. Die Nachsorge übernimmt der zuständige Hausarzt oder ein Internist. Meist genügt eine einmalige Nachsorgeuntersuchung, die direkt an die Therapie anschließt.
Das können Sie selbst tun
Die tropische Sprue muss ärztlich diagnostiziert und behandelt werden. Sollten während einer Reise in die Karibik, Südostasien oder Südindien typische Symptome einer Infektion auftreten, empfiehlt sich ein Reiseabbruch. Es sollte schnellstmöglich ein Allgemeinarzt oder Internist konsultiert werden.
Die konservative Therapie wird durch eine angepasste Diät unterstützt. Dem Körper müssen Folsäure und Cobamalin zugeführt werden, indem beispielsweise Hülsenfrüchte, Kalbs- und Geflügelleber oder dunkelgrünes Blattgemüse verzehrt werden. Das notwendige Vitamin B12 wird beispielsweise über Fisch und Eier aufgenommen. Außerdem muss ausreichend Flüssigkeit aufgenommen werden, insbesondere bei schweren Durchfallerkrankungen. Die Diät dient als Unterstützung zu den verordneten Nahrungsergänzungsmitteln.
Begleitend dazu werden Antibiotika wie Tetracyclin verordnet. Nachdem die tropische Sprue abgeklungen ist, kann der geschwächte Organismus etwa durch Salbei, Thymian oder Ingwer gestärkt werden. Antibakterielle und entzündungshemmende Mittel tragen dazu bei, dass Rückstände des Erregers zerstört werden. Die medikamentöse Behandlung der tropischen Sprue muss bis zu sechs Monate fortgesetzt werden. In diesem Zeitraum gelten regelmäßige Arztbesuche und die selbstständige Überwachung der Symptome. Bei einer Zunahme der Magen-Darm-Beschwerden oder des Fiebers ist ein Arzt aufzusuchen.
Quellen
- Diesfeld, H.J., Krause, G., Teichmann, D.: Praktische Tropen- und Reisemedizin. Thieme, Stuttgart 2003
- Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
- Kretschmer, H., Kusch, G., Scherbaum, H. (Hrsg.): Reisemedizin. Beratung in der ärztlichen Praxis. Urban & Fischer, München 2005