Wasserschierling
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Wasserschierling ist auch unter dem Namen Gift-Wasserschierling bekannt. Diese Bezeichnung weist bereits auf die stark giftige Wirkung dieser Heilpflanze hin, die nur in Fertig-Arzneimitteln oder homöopathisch verwendet werden darf.
Vorkommen & Anbau des Wasserschierling
Der Wasserschierling ist Mitglied der Pflanzenfamilie der Doldenblütler. Der wissenschaftliche Name lautet Cicuta virosa.Ein beliebter Beiname lautet Wüterich. Weitere Trivialnamen sind Wutzerling, Ziegerkraut, Dullkraut, Bärstkraut, Bartzenkraut und Berzenkraut. Neben dem Gefleckten Schierling und der Hundspetersilie zählt der Wasserschierling zu den giftigsten Doldenblütlern. Das Aroma ist sehr intensiv und unangenehm.
Der Wasserschierling wächst als krautartige Pflanze mit Wuchshöhen von 0,5 bis 1,5 Metern. Zu den charakteristisch generativen Merkmalen gehört ein großer, doppeldoldiger Blütenstand, der 10 bis 20 einzelne Blütenstände aufweist. Die Dolden sind reichblütig und weisen eine große Anzahl an Hüllblättern auf. Wie der Name bereits andeutet, ist diese Heilpflanze eine Wasserpflanze und ausdauernde Schaftpflanze, die in Wasser- und Sumpfgebieten wurzelt. Die Wurzelknollen sind mit Luftkammern versehen, die sie schwimmfähig machen.
Die vegetative Verbreitung erfolgt durch schwimmende und entwurzelte Knollen. Der sommergrüne, helomorphe Hemikryptophyt überdauert den Winter im laubbedeckten Boden. Die Bestäubung findet durch Zweiflügler statt, die Blütezeit dauert von Juli bis September. Die Früchte sind Kälte- und Lichtkeimer. Der Wasserschierling ist nicht zu verwechseln mit dem gleichfalls giftigen Gefleckten Schierling, mit dem er allenfalls entfernt verwandt ist über die Familie der Doldenblütler.
Wirkung & Anwendung
Weitere Pflanzenbestände können in feuchten Buchenwäldern vorkommen. Die natürlichen Bestände gehen jedoch aufgrund der intensiven Nutzung der Verlandungsbereiche stark zurück. Daher steht der Wasserschierling in den meisten Bundesländern auf der Roten Liste und wird als gefährdete Pflanzenart eingestuft. Auch in den weiteren europäischen Ländern sind seine Bestände gefährdet.
Aufgrund seiner stark giftigen Wirkung spielt der Wasserschierling in der Naturheilkunde keine Rolle mehr. Die Homöopathie wendet die Pflanzenauszüge in potenzierter Form bei Epilepsie, Muskelkrämpfen und Hirnhautentzündung an. Weitere Anwendungsgebiete sind Krampfanfälle nach Kopfverletzungen, Gehirnerschütterung, Schwindel, Stabsichtigkeit, Kopfschmerzen, Schleudertrauma, Bartflechte, Eiter- oder Grindflechte, Splitterverletzungen, Schneeblindheit, Zähneknirschen, Schlundkrampf, Tetanus und Tetanie.
Das Leitbild der Patienten, bei denen die Vergabe von Cicuta virosa indiziert ist, sind seltsame Gemütszustände wie Euphorie, gefolgt von Stimmungstiefs. Sie leiden unter zeitweisen Sehstörungen und Desorientierung und haben eine Abneigung gegen Gesellschaft. Sie sind berührungs- und schmerzempfindlich, die Krämpfe können sich über den ganzen Körper ausbreiten. Die Glieder können nicht gebeugt oder gestreckt werden.
Leitsymptome sind Schwindel und Lichtempfindlichkeit, ein Gefühl innerer Kälte und ein damit einhergehendes starkes Verlangen nach Wärme. Auch ist dieses Mittel auf allen Ebenen ein extremes Mittel. Starke Stimmungsschwankungen haben ihre Ursache darin, dass die Betroffenen vermeintlich glücklicheren Zeiten, vor allem der Kindheit, hinterher trauern, mehr in der Vergangenheit als in der Gegenwart leben, mehr rückwärts als vorwärts gewandt sind.
Sie meiden Menschen und misstrauen ihnen. Aus diesem Grund wird Cicuta virosa nach dem Behandlungsprinzip der Homöopathie bei den zuvor genannten Beschwerdebildern eingesetzt, da der Wasserschierling genau diese Beschwerden hervorruft. Da die Homöopathie Gleiches mit Gleichem behandelt, kommt das Arzneimittel in seiner potenzierten Form sozusagen als Gegengift zur Anwendung, um die Selbstheilungskräfte des Organismus zu aktivieren.
Als Tinktur in Form von Umschlägen wirkt der Wasserschierling gegen langwierige Hautausschläge. Innerlich eingenommen geht er gegen Unterleibsbeschwerden und Krämpfe vor. Ein bis zwei Tropfen der Verdünnung in ein Glas Wasser zwei Mal täglich ist ausreichend. Umschläge erfolgen gleichfalls zwei Mal am Tag. Globuli werden je fünf Stück drei Mal täglich oder drei Tabletten über den Tag verteilt eingenommen.
Die Einnahme sollte nicht eigenverantwortlich erfolgen, da die mit Cicuta virosa einhergehenden Beschwerden entsprechend der Materia medica auch andere Arzneimittel wie Nux vomica oder Opium im Arzneimittelbild haben. Die Schulmedizin verwendet Cicuta virosa gelegentlich zur Behandlung von Gicht.
Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung
Der Wasserschierling säht sich selbst aus und ist oft auch in den heimischen Gärten anzutreffen. Allerdings besteht aufgrund der optischen Ähnlichkeit eine Verwechslungsgefahr mit essbaren Doldenblütlern wie Petersilie, Sellerie, Pastinaken und Kerbel. Eine Vergiftung durch den Wasserschierling ist an einem Brennen im Mund und Rachenbereich, Übelkeit, Erbrechen und Magenschmerzen zu erkennen. Die schlimmsten Beschwerden sind das Erbrechen von Blut, andauernde Krämpfe und Rauschgefühle.
Im ersten Augenblick ist durchaus anzunehmen, dass es sich um einen Ausbruch von Tollwut handelt, denn der Patient hat Schaum vor dem Mund und röchelt, bis die Bewusstlosigkeit eintritt. Die Sterblichkeitsrate liegt bei fünfzig Prozent. Als homöopathische Arzneimittel oder Fertigpräparat ist der Wasserschierling jedoch unbedenklich. Verwendet werden die frischen Wurzeln, die jedoch so stark potenziert werden, dass die natürlichen giftigen Wirkstoffe entfernt werden, die Heilwirkung jedoch erhalten bleibt.