Zystometrie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Behandlungen Zystometrie

Bei der Zystometrie handelt es sich um ein Verfahren zur Diagnostik im Bereich der Urologie. Hierbei wird die Harnblase mit Kochsalzlösung und Kontrastmittel gefüllt und der Druck innerhalb der Blase gemessen. Diese Messungen werden in Ruhe und unter Belastung durchgeführt. Des weiteren werden die Messungen mit unterschiedlichen Füllwerten durchgeführt. Durch die Ergebnisse können Therapiemaßnahmen adäquat abgestimmt auf die Diagnose erfolgen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Zystometrie?

Bei der Zystometrie handelt es sich um ein Verfahren zur Diagnostik im Bereich der Urologie. Hierbei wird die Harnblase mit Kochsalzlösung und Kontrastmittel gefüllt und der Druck innerhalb der Blase gemessen.

Als Zystometrie wird ein Verfahren zum stellen oder ausschließen einer Diagnose bei Störungen der Entleerung und Füllung der Harnblase bezeichnet. Das Verfahren dient dazu, den Blasendruck in Bezug auf das Volumen und die Wahrnehmung des Patienten zu messen und zu beurteilen.

Die Messergebnisse liefen Informationen über die Muskelfunktion der Beckenbodenmuskulatur und des Schließmuskels und der neurologischen Funktion der Nerven. Die Messung bezieht sich nicht nur auf die Harnblase, sondern auch auf die Funktion des Harnwegs.

Als physiologische Reaktion auf eine gefüllte Harnblase werden Reizimpulse über die Nervenbahnen an das Gehirn gesendet, um eine Leerung der Blase einzuleiten. Diese Reize können willkürlich vom Menschen verarbeitet werde, das heißt, dass es möglich ist, den Harn auf bestimmte Zeit zu halten. Füllt sich die Harnblase weiter und wird nicht entleert, trotz der kontinuierlichen Reizgebung, kann es zu einer reflektorischen Entleerung der Blase kommen.

Wird die Harnblase jedoch willkürlich entleert, so werden Feedbackimpulse gesendet und somit das Kontrahieren der Blase und öffnen des Schließmuskels eingeleitet.

Ist dieser physiologische Vorgang gestört, kann es zu einer Harninkontinenz oder Harnstauung kommen. Um die Ursache dafür zu analysieren und zu beurteilen, wird das Verfahren der Zystometrie angewendet. Die Zystometrie wird häufig in Kombination mit weiteren Untersuchungsmethoden der Uroflowmetrie durchgeführt.

Funktion, Wirkung & Ziele

Die Zystometrie wird bei verschiedenen Problematiken, welche die Harnblase betreffen, angewendet. Häufig kommt dieses Diagnostikverfahren bei einer Harninkontinenz, Blasenentleerungsstörung, unklare Symptomatik, wie häufiger Harndrang ohne oder mit nur wenig Harnabgang, Rückfluss des Harns von der Blase in die Niere, unklare Harnstauung und bei Kindern die Therapieresistent bei Bettnässen sind. Auch Blasenentleerungsstörungen durch neurologische Erkrankungen oder nach Schädigungen des Rückenmarks werden mit Hilfe einer Zystometrie beurteilt.

Während einer Zystometrie wird der Harnblasendruck währen der Füllung gemessen. Dabei werden Daten zur Dynamik der Harnblase, die Kapazität an Volumen, Dehnbarkeit und die Stabilität aufgezeichnet.

Bevor eine Zystometrie durchgeführt werden kann, muss eine Blasenentzündung ausgeschlossen sein, da diese für eine solche Untersuchung kontraindiziert ist. Bei der Zystometrie wird dann ein transurethraler Katheter durch die Harnröhre in die Harnblase gelegt. Über diesen dünnen Katheter wird die Harnblase mit Kochsalzlösung gefüllt. Des weiteren wird über den Enddarm ein transanaler Messkatheter eingeführt. Über diesen Messkatheter wird während der Füllung und Entleerung der Blase kontinuierlich das Druckverhalten aufgezeichnet. Die Messung des Drucks wird in Ruhe und unter Belastung, wie beispielsweise beim Husten, durchgeführt. Die Werte werden als eine sogenannten Druckkurve aufgezeichnet und kann Aussagen, ob eine mögliche Störung im Bereich der Blasenmuskulatur oder der Aktivität des Schließmuskels vorliegt.

Durch die Beurteilung der Zystometrie können Formen der Inkontinenz ausgeschlossen und eine Diagnose gestellt werden. Unterschieden wird unter einer Belastungsinkontinenz, Dranginkontinenz, Hochdruckblase, überaktive Harnblase mit einer möglichen neurologischen Ursache und einer Mischharninkontinenz. Aufgrund dieser Messergebnisse und des Ausschlusses verschiedener Störungen kann eine adäquate Diagnoseorientierte Therapie erfolgen. Sind die Messergebnisse nicht aussagekräftig genug, besonders bei Störungen mit einem neurologischen Hintergrund, empfiehlt sich weitere Untersuchungen in Form eines Eiswassertest oder einem Carbacholtest in die Beurteilung der Zystometrie zu integrieren. Zum Ausschluss einer gutartigen Prostatavergrößerung wird häufig zusätzlich ein Beckenboden-EMG gemacht.

Bei den durchgeführten Zystometrien wird meistens ein Kontrastmittel zum Füllen der Blase verwendet. Dies ermöglicht zusätzlich ein Miktionszyturethrogramm oder auch eine Videourodynamik. Die Schnelligkeit der Füllung ist individuell und wird in 3 Stufen unterteilt. Als langsame Füllrate gelten etwa 10m/min, als mittlere Füllrate werden 10-100ml/min bezeichnet und als schnelle Füllrate gilt ein Wert von über 100ml/min. Empfohlen wird bei der Zystometrie mit einer langsamen Füllrate zu beginnen und anschließend zu steigern.

Grundsätzlich wird für eine allgemeine Zystometrie eine Körperwarme Flüssigkeit verwendet, nur bei einem Verdacht auf eine neurologische Ursache der Symptome wird eine kalte Flüssigkeit verwendet, um autonome Detrusorkontraktionen zu provozieren. Diese Kontraktion werden physiologisch von den supraspinalen Zentren gehemmt. Kommt es zu keiner Detrusorkontraktion, ist dies ein Hinweis auf eine neurologische Störung.

Die allgemeine Harnblasenkapazität beträgt bei Frauen ein Füllungsvolumen von 250-550ml. Bei Männern wird ein physiologisches Füllungsvolumen von 350-750ml festgelegt.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Grundsätzlich handelt es sich bei der Zystometrie um ein sehr sicheres und komplikationsfreies Verfahren zur Feststellung einer möglichen Störung der Harnblase. Gelegentlich kann es jedoch nach dem Eingriff zu einer Harnwegsinfektion kommen.

Bei Patienten, die aufgrund einer neurologischen Ursache, Symptome einer Harnblasenentleerungsstörung leiden, kann anschließend ein sogenannter Autonomic-Reflex auftreten. Dies äußert sich durch starke Kopfschmerzen, erhöhter Blutdruck, niedriger Puls und starkes Schwitzen. Die Zystometrie sollte bei Patienten mit einer akuten Harnwegsinfektion nicht durchgeführt werden. Medikamente, die auf den Harnfluss und die Harnblase wirken, müssen vor der Durchführung einer Zystometrie abgesetzt werden. Der behandelnde Facharzt sollte dies vor der Durchführung mit dem Patienten besprechen und die Risiken individuell auf die Anamnese und den Krankheitsverlauf abwägen.

Quellen

  • Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2011
  • Hautmann, R.: Urologie. Springer, Berlin Heidelberg 2014
  • Sökeland, J., Schulze, H., Rübben, H.: Urologie. Thieme, Stuttgart 2004

Das könnte Sie auch interessieren