Schließmuskel
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 31. Mai 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Ein Schließmuskel ist ein Muskel, der ein davor bzw. dahinter befindliches Hohlorgan vollständig abschließen kann. Seine Funktion wird automatisch gesteuert, sodass bewusst kaum Einfluss darauf genommen werden kann. Schließmuskeln kommen im menschlichen Körper etwa im Auge, am Magenausgang oder am Anus vor.
Was ist der Schließmuskel?
Unter einem Schließmuskel verstehen Mediziner, wie der Name bereits andeutet, einen Muskel, der ein Hohlorgan vollständig abschließt. Auf diese Weise wird ein Vorwärts- oder Rückfluss von Flüssigkeiten, Luft oder anderen Substanzen verhindert.
Im menschlichen Körper befinden sich insgesamt neun Schließmuskeln. Diese können nicht oder nur sehr bedingt willkürlich gesteuert werden. Ist ein Schließmuskel in seiner Funktion eingeschränkt, kann es beispielsweise zu ungesteuertem Austreten oder Umherfließen von Flüssigkeiten kommen. Dies kann zu teils unangenehmen, teils auch gesundheitsgefährdenden Zuständen führen, die nicht selten irreparabel sind.
Schließmuskeln können durch die unterschiedlichsten Gründe in ihre Funktion beeinträchtigt werden, unter anderem durch eine Verletzung oder eine Krankheit oder auch durch eine Schwangerschaft bzw. Geburt.
Anatomie & Aufbau
Schließmuskel bestehen aus glatter Muskulatur. Aus diesem Grund erfolgt ihre Funktion automatisch und kann nicht bzw. kaum bewusst gesteuert werden. Allerdings können einige Muskeln wie zum Beispiel der äußere Schließmuskel am Enddarm willkürlich angespannt werden.
Schließmuskeln zeichnen sich dadurch aus, dass sie im Ruhezustand geschlossen sind und somit dafür sorgen, dass die davor bzw. dahinter befindlichen Organe „dicht“ bleiben. Es kann sich bei ihnen beispielsweise um quer gestreifte Muskeln (z. B. um die Harnröhre herum) oder auch um Muskelmanschetten (am Darmausgang) handeln.
Sie können alternativ auch ringförmig angeordnet sein. Teilweise handelt es sich auch um Skelettmuskulatur, die sich eigentlich dadurch auszeichnet, dass sie nur willkürlich gesteuert werden kann. In Einzelfällen wie zum Beispiel beim Herzmuskel ist aber auch hier eine bewusste Steuerung nicht möglich, was sie für den Einsatz als Schließmuskel qualifiziert.
Funktionen & Aufgaben
Die Funktion jedes einzelnen Schließmuskels entscheidet sich anhand seines Einsatzgebietes. Im menschlichen Auge verursacht der Musculus sphincter pupillae beispielsweise eine Verengung der Pupille.
Der sogenannte Ösophagusmund befindet sich am Eingang der Speiseröhre und sorgt dafür, dass beim Sprechen und Atmen keine Luft verschluckt wird und andererseits auch kein Mageninhalt eingeatmet werden kann. Der am Magenausgang befindliche Pylorus regelt den Transport der Nahrung vom Magen in den dahinterliegenden Darm. Er stellt sicher, dass diese erst weitergegeben wird, wenn sie entsprechend vorverdaut wurde und im Darm ausreichend Platz vorhanden ist.
Der innere und äußere Afterschließmuskel sorgen dafür, dass eine Darmentleerung nur dann erfolgt, wenn diese auch gewünscht ist. Letzterer kann willkürlich, wenn auch nur für einen gewissen Zeitraum, beeinflusst werden. Um die Harnröhre herum befindet sich der Musculus urethralis, der ähnlich wie die Afterschließmuskeln sicherstellt, dass kein Urin austritt. Erst ein Erschlaffen dieses Muskelrings gepaart mit einer erhöhten Aktivität der Muskulatur um die Harnblase herum führt zu einer anschließenden Blasenentleerung.
Krankheiten & Beschwerden
Ist ein Schließmuskel nicht mehr funktionstüchtig oder funktioniert er nur noch einschränkt, hat dies Folgen für den Betroffenen, die sich meist binnen kürzester Zeit bemerkbar machen.
Schließt der Muskel zwischen Speiseröhre und Magen nicht mehr richtig, kann Magensäure in die Speiseröhre aufsteigen und sie auf Dauer schädigen. Als Folge kann es zu Entzündungen oder später auch zu Speiseröhrenkrebs kommen. Eine Schädigung der Schließmuskeln im Afterbereich wird meist als besonders unangenehm empfunden, da sie zu einer Stuhlinkontinenz führt. Diese Problematik kann beispielsweise auch durch eine Geburt verursacht werden, bei der es zu einem Dammriss kommen kann.
Auch eine Harninkontinenz ist ein häufig auftretendes Problem, bei dem es zum unkontrollierten Absetzen von Urin kommt. Hier kann speziell dafür abgestimmtes Beckenbodentraining in einigen Fällen Abhilfe schaffen, da es die Muskulatur stärken kann. Für viele Patienten sind derartige Probleme mit dem Stuhlgang oder dem Absetzen von Harn ein peinliches und sensibles Thema. Dennoch sollten sie sich im Zweifelsfall nicht scheuen, einen Arzt aufzusuchen.
10 Dinge, die Sie über den Schließmuskel wissen sollten
1. Was sind Schließmuskeln und wo befinden sie sich?
Schließmuskeln, auch Sphinkter genannt, sind ringförmige Muskelstrukturen, die Hohlorgane verschließen und deren Durchgänge kontrollieren. Sie befinden sich an mehreren Stellen im Körper, darunter der Anus (Analsphinkter), die Harnröhre (Urethraler Schließmuskel), der Magen (unterer Ösophagussphinkter) und weitere Bereiche des Verdauungs- und Harnsystems.
2. Welche Funktion haben Schließmuskeln?
Schließmuskeln kontrollieren die Passage von Flüssigkeiten und Feststoffen durch Hohlorgane. Beispielsweise reguliert der Analsphinkter die Ausscheidung von Stuhl, während der untere Ösophagussphinkter den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre verhindert.
3. Wie können Probleme mit dem Schließmuskel die Gesundheit beeinflussen?
Dysfunktionen der Schließmuskeln können zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen. Ein schwacher Analsphinkter kann Inkontinenz verursachen, während ein nicht korrekt arbeitender unterer Ösophagussphinkter zu gastroösophagealem Reflux (Sodbrennen) führen kann.
4. Welche Ursachen gibt es für eine Schließmuskelschwäche?
Ursachen für eine Schließmuskelschwäche können Alterung, neurologische Erkrankungen, Verletzungen, chronische Überdehnung (wie bei chronischem Husten oder häufigem Erbrechen) und bestimmte chirurgische Eingriffe sein.
5. Wie wird eine Schließmuskelschwäche diagnostiziert?
Die Diagnose erfolgt durch eine klinische Untersuchung und spezifische Tests wie die Anorektale Manometrie (Messung des Drucks im Anus) oder eine Endoskopie, um strukturelle Anomalien zu identifizieren.
6. Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Schließmuskelschwäche?
Behandlungsmöglichkeiten umfassen Physiotherapie (Beckenbodentraining), medikamentöse Therapien, Biofeedback, chirurgische Eingriffe wie Schließmuskelrekonstruktion oder die Implantation eines künstlichen Schließmuskels.
7. Kann man Schließmuskelschwäche vorbeugen?
Vorbeugung beinhaltet einen gesunden Lebensstil mit regelmäßiger körperlicher Betätigung, eine ballaststoffreiche Ernährung zur Vermeidung von Verstopfung, sowie das Vermeiden von übermäßigem Druck auf die Schließmuskeln durch schwere Hebearbeiten oder chronisches Husten.
8. Welche Rolle spielt der Schließmuskel bei der Kontinenz?
Der Schließmuskel ist wesentlich für die Kontinenz, also die Fähigkeit, Stuhl und Urin bis zur Entleerung kontrolliert zurückzuhalten. Ein gesunder Schließmuskel schließt den Anus und die Harnröhre fest und öffnet sich nur willkürlich bei der Entleerung.
9. Wie können Lebensstiländerungen helfen, die Schließmuskelfunktion zu verbessern?
Regelmäßige Übungen zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur, wie Kegel-Übungen, können die Schließmuskelfunktion verbessern. Auch das Vermeiden von übermäßigem Alkohol- und Koffeinkonsum kann helfen, da diese Substanzen den Tonus der Schließmuskeln beeinflussen können.
10. Welche Symptome deuten auf Probleme mit dem Schließmuskel hin?
Symptome können unkontrollierter Verlust von Stuhl oder Urin, häufiges Sodbrennen, Schwierigkeiten beim Wasserlassen oder Stuhlabgang und Schmerzen im Bereich des Schließmuskels sein. Bei solchen Symptomen sollte ein Arzt konsultiert werden.
Schließmuskeln sind entscheidend für die Kontrolle über Ausscheidungsprozesse und das allgemeine Wohlbefinden. Ein Verständnis ihrer Funktion und der potenziellen Probleme kann helfen, Gesundheitsstörungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
10 Tipps für einen gesunden Schließmuskel
Regelmäßiges Beckenbodentraining:
Übungen zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur, wie Kegel-Übungen, sind entscheidend für die Gesundheit des Schließmuskels. Diese Übungen helfen, die Muskulatur rund um den Anus und die Harnröhre zu stärken, was die Kontrolle und Funktion des Schließmuskels verbessert. Tägliches Training kann langfristig zu einer besseren Muskelkontrolle und -kraft führen.
Ballaststoffreiche Ernährung:
Eine ballaststoffreiche Ernährung fördert eine gesunde Verdauung und verhindert Verstopfung, die Druck auf den Schließmuskel ausüben kann. Vollkornprodukte, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte sind gute Ballaststoffquellen, die den Stuhl weich und leicht passierbar machen.
Ausreichende Flüssigkeitszufuhr:
Genügend Wasser zu trinken ist wichtig, um den Stuhl weich zu halten und Verstopfung vorzubeugen. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr unterstützt auch die allgemeine Darmgesundheit und erleichtert die regelmäßige Darmentleerung.
Vermeidung von schwerem Heben:
Schweres Heben und andere anstrengende Tätigkeiten können Druck auf den Beckenboden und den Schließmuskel ausüben, was langfristig zu einer Schwächung führen kann. Wenn schweres Heben unvermeidlich ist, sollte darauf geachtet werden, die richtige Hebetechnik zu verwenden und den Beckenboden zu unterstützen.
Gesunde Toilettengewohnheiten:
Langes Sitzen auf der Toilette und übermäßiges Pressen können den Schließmuskel belasten. Es ist wichtig, nur bei tatsächlichem Stuhldrang die Toilette aufzusuchen und eine entspannte, aber effektive Haltung einzunehmen, um den Stuhlgang zu erleichtern.
Rauchstopp:
Rauchen kann die Durchblutung des gesamten Körpers, einschließlich der Beckenbodenmuskulatur, beeinträchtigen. Ein Rauchstopp kann die allgemeine Gesundheit verbessern und das Risiko von Husten verringern, der zusätzlichen Druck auf den Schließmuskel ausüben kann.
Vermeidung übermäßigen Alkoholkonsums:
Alkohol kann die Muskulatur entspannen und die Funktion des Schließmuskels beeinträchtigen. Ein moderater Konsum oder der Verzicht auf Alkohol kann dazu beitragen, die Muskelkontrolle zu erhalten und Probleme zu vermeiden.
Gewichtsmanagement:
Übergewicht kann zusätzlichen Druck auf den Beckenboden und den Schließmuskel ausüben. Ein gesundes Körpergewicht zu halten, reduziert diesen Druck und unterstützt die Funktion des Schließmuskels. Regelmäßige körperliche Aktivität und eine ausgewogene Ernährung sind hierbei hilfreich.
Stressmanagement:
Chronischer Stress kann den gesamten Körper, einschließlich der Darmfunktion, beeinträchtigen. Techniken zur Stressbewältigung wie Meditation, Yoga und Atemübungen können helfen, den Körper zu entspannen und die Funktion des Schließmuskels zu unterstützen.
Regelmäßige ärztliche Untersuchungen:
Regelmäßige Besuche beim Arzt, insbesondere bei Symptomen wie unkontrolliertem Stuhl- oder Urinverlust, sind wichtig, um Probleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung können verhindern, dass sich kleinere Probleme zu größeren gesundheitlichen Herausforderungen entwickeln.
Diese Tipps unterstützen die Gesundheit und Funktion des Schließmuskels und tragen zu einem besseren allgemeinen Wohlbefinden bei. Durch regelmäßige Pflege und Aufmerksamkeit kann die Funktion des Schließmuskels erhalten und verbessert werden.
Beckenbodengesundheit und ihre Bedeutung
Die Beckenbodengesundheit ist ein entscheidender Aspekt für die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden, insbesondere in Bezug auf die Funktion des Schließmuskels. Der Beckenboden besteht aus einer Gruppe von Muskeln und Geweben, die das Becken stützen und die Kontrolle über die Blase und den Darm ermöglichen. Eine starke und gesunde Beckenbodenmuskulatur ist essenziell für die Aufrechterhaltung der Kontinenz und die Prävention verschiedener gesundheitlicher Probleme.
Funktion des Beckenbodens:
Der Beckenboden spielt eine zentrale Rolle bei der Unterstützung der Beckenorgane, einschließlich der Blase, des Darms und bei Frauen auch der Gebärmutter. Diese Muskeln helfen, den Harnröhren- und Analschließmuskel zu kontrollieren, wodurch willkürliche Ausscheidungsvorgänge ermöglicht werden. Ein gut funktionierender Beckenboden sorgt dafür, dass diese Organe in ihrer anatomisch korrekten Position bleiben und verhindert unfreiwilligen Urin- oder Stuhlabgang.
Probleme bei Beckenbodenschwäche:
Eine Schwäche der Beckenbodenmuskulatur kann zu verschiedenen Problemen führen, darunter Harninkontinenz, Stuhlinkontinenz und Beckenorganprolaps. Diese Zustände sind nicht nur physisch belastend, sondern können auch erhebliche psychosoziale Auswirkungen haben, die das tägliche Leben und das Selbstwertgefühl beeinträchtigen.
Ursachen der Beckenbodenschwäche:
Es gibt mehrere Faktoren, die zur Schwächung des Beckenbodens beitragen können. Dazu gehören Schwangerschaft und Geburt, die den Beckenboden stark belasten. Auch das Altern führt natürlicherweise zu einer Abnahme der Muskelkraft und Elastizität. Übergewicht, chronisches Husten, Verstopfung und schweres Heben sind weitere Faktoren, die den Beckenboden schwächen können. Zudem können bestimmte Operationen und Strahlentherapien im Beckenbereich die Muskeln und Nerven beeinträchtigen, die den Beckenboden steuern.
Vorbeugung und Behandlung:
Die Prävention und Behandlung von Beckenbodenschwäche konzentrieren sich auf Übungen zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur, wie Kegel-Übungen. Diese Übungen können sowohl präventiv als auch therapeutisch eingesetzt werden. Regelmäßiges Training verbessert die Muskelkraft und die Kontrolle über die Schließmuskeln.
Ein gesunder Lebensstil, der regelmäßige körperliche Aktivität, eine ausgewogene Ernährung und ein gesundes Körpergewicht umfasst, trägt ebenfalls zur Beckenbodengesundheit bei. Es ist wichtig, schwere Lasten korrekt zu heben und chronisches Husten zu behandeln, um übermäßigen Druck auf den Beckenboden zu vermeiden.
In schwereren Fällen können physiotherapeutische Behandlungen oder sogar chirurgische Eingriffe erforderlich sein. Physiotherapeuten, die auf Beckenbodenrehabilitation spezialisiert sind, können personalisierte Übungsprogramme und Techniken wie Biofeedback anbieten, um die Muskelkontrolle zu verbessern.
Zusammenfassend ist die Beckenbodengesundheit entscheidend für die Funktion des Schließmuskels und die allgemeine Lebensqualität. Durch präventive Maßnahmen und gezielte Behandlungen kann die Gesundheit des Beckenbodens erhalten und verbessert werden, was langfristig zu einem besseren körperlichen und emotionalen Wohlbefinden beiträgt.
Schließmuskel und Inkontinenz: Ursachen und Lösungen
Inkontinenz, die Unfähigkeit, Harn oder Stuhl willentlich zurückzuhalten, ist ein weit verbreitetes, aber oft tabuisiertes Gesundheitsproblem, das eng mit der Funktion des Schließmuskels verbunden ist. Diese Störung kann verschiedene Ursachen haben und tritt in mehreren Formen auf, darunter Harn- und Stuhlinkontinenz. Verstehen der Ursachen und der möglichen Lösungen ist entscheidend, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Ursachen der Inkontinenz:
Die Inkontinenz kann durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden. Bei der Harninkontinenz unterscheidet man zwischen Stressinkontinenz, Dranginkontinenz und Mischformen. Stressinkontinenz tritt auf, wenn der Druck im Bauchraum durch Aktivitäten wie Husten, Niesen oder Heben den Schließmuskel überfordert und ungewollter Harnabgang erfolgt. Häufige Ursachen sind schwache Beckenbodenmuskeln nach Schwangerschaft und Geburt oder durch altersbedingte Muskelabnahme.
Dranginkontinenz hingegen wird durch eine überaktive Blase verursacht, bei der der Harndrang plötzlich und intensiv auftritt. Neurologische Störungen, Blaseninfektionen und bestimmte Medikamente können diese Form der Inkontinenz auslösen.
Bei der Stuhlinkontinenz ist der unkontrollierte Verlust von Stuhl das Hauptproblem. Ursachen können chronische Verstopfung, Schädigungen der Analschließmuskeln durch Geburt oder Operationen sowie neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Diabetes sein, die die Nervenversorgung der Schließmuskeln beeinträchtigen.
Diagnose und Behandlung:
Die Diagnose der Inkontinenz beginnt mit einer ausführlichen Anamnese und körperlichen Untersuchung. Spezielle Tests wie Urodynamik, Ultraschall oder MRT können helfen, die genaue Ursache zu bestimmen.
Die Behandlungsmöglichkeiten sind vielfältig und hängen von der Art und Ursache der Inkontinenz ab. Bei Stressinkontinenz können Beckenbodenübungen (Kegel-Übungen) helfen, die Muskulatur zu stärken und die Kontrolle über den Schließmuskel zu verbessern. In einigen Fällen kann eine physiotherapeutische Behandlung mit Biofeedback oder Elektrostimulation notwendig sein.
Für Patienten mit Dranginkontinenz können Medikamente zur Entspannung der Blasenmuskulatur oder Verhaltenstherapien wie Blasentraining und die Anpassung der Flüssigkeitsaufnahme wirksam sein.
Chirurgische Eingriffe sind eine Option, wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichen. Zu den gängigen Operationen gehören Schlingenoperationen (TVT) zur Unterstützung der Harnröhre bei Stressinkontinenz und sakrale Neuromodulation zur Regulierung der Nerven, die die Blase kontrollieren.
Stuhlinkontinenz kann ebenfalls durch Beckenbodentraining und physiotherapeutische Maßnahmen verbessert werden. Bei schwereren Fällen können chirurgische Eingriffe wie die Rekonstruktion des Schließmuskels oder die Implantation eines künstlichen Schließmuskels erforderlich sein.
Lebensstil und Unterstützung:
Lebensstiländerungen können die Symptome der Inkontinenz erheblich verbessern. Dazu gehören Gewichtsmanagement, eine ballaststoffreiche Ernährung zur Vorbeugung von Verstopfung und die Vermeidung von koffeinhaltigen oder alkoholischen Getränken, die die Blase reizen können.
Unterstützungsgruppen und Beratungsdienste bieten wertvolle Hilfe für Betroffene, indem sie Informationen, emotionale Unterstützung und praktische Tipps zur Bewältigung des Alltags mit Inkontinenz bereitstellen.
Insgesamt erfordert die Behandlung von Inkontinenz einen ganzheitlichen Ansatz, der medizinische, therapeutische und lebensstilbezogene Maßnahmen kombiniert, um die Funktion des Schließmuskels zu verbessern und die Lebensqualität der Betroffenen zu steigern.
Quellen
- Aumüller, G., et al.: Duale reihe Anatomie. Thieme, Stuttgart 2017
- Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012
- Winkler, R., Otto, P., Schiedeck, T.: Proktologie. Thieme, Stuttgart 2011