Akutes Koronarsyndrom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Begriff akutes Koronarsyndrom (kurz ACS) bezeichnet verschiedene Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die in ihren Symptomen sehr ähnlich und daher nicht immer direkt unterscheidbar sind. Verursacht werden alle Erkrankungen durch einen Verschluss oder eine Verengung der Herzkranzgefäße.

Inhaltsverzeichnis

Was kennzeichnet das akute Koronarsyndrom?

Zu den Herz-Kreislauf-Erkrankungen des akuten Koronarsyndroms gehören die instabile Angina pectoris, der nicht-transmurale sowie der transmurale Herzinfarkt und der plötzliche Herztod.

Zu den Herz-Kreislauf-Erkrankungen des akuten Koronarsyndroms gehören die instabile Angina pectoris, der nicht-transmurale sowie der transmurale Herzinfarkt und der plötzliche Herztod. In der Anfangsphase ähneln sich die Symptome der Erkrankungen sehr und sind nicht sicher differenzierbar.

Deshalb wird der Begriff „akutes Koronarsyndrom“ in der Regel genutzt, wenn eine noch ungeklärte Herzsymptomatik vorliegt, die länger als 20 Minuten anhält. 15 Prozent der Notfallpatienten mit der Erstdiagnose „akutes Koronarsyndrom“ haben einen Myokardinfarkt, also einen Herzinfarkt, erlitten.

Ursachen

Ursache für die Erkrankungen des Koronarsyndroms ist eine akute Durchblutungsstörung der Herzkranzgefäße. Die Herzkranzgefäße, auch Koronargefäße genannt, ranken sich kranzartig um das Herz. Sie entspringen aus der Aorta (Hauptschlagader)und versorgen den Herzmuskel mit Sauerstoff. Kommt es im Bereich der Herzkranzgefäße zu Verengungen oder gar zu einem Verschluss, erhält das Herz nicht mehr ausreichend Sauerstoff und kann seine Funktion nur noch eingeschränkt oder überhaupt nicht mehr aufrechterhalten.

Verursacht wird dies in den meisten Fällen durch Arteriosklerose, im Volksmund auch als Arterienverkalkung bezeichnet. Bei der Arteriosklerose kommt es zu Ablagerung von Blutfetten, Kalk, Blutgerinnseln oder Blutfetten in den Wänden der arteriellen Gefäße. Man nennt diese Ablagerungen auch Plaques. Arteriosklerose kann in allen arteriellen Gefäßen des Körpers entstehen.

Tritt sie in den Herzkranzgefäßen auf, spricht man auch von der koronaren Herzkrankheit. Die Folge dieser Ablagerungen ist eine Verengung des Gefäßlumens und ein Verlust der Gefäßelastizität.

Risikofaktoren für die Ausbildung einer Arteriosklerose sind ein zu hoher Cholesterinspiegel, erhöhte Blutfettwerte, das Rauchen, Diabetes mellitus, Bluthochdruck und frühzeitige Herzinfarkte in der Familie. Eine Rolle spielen auch Übergewicht und eine ungesunde Lebensweise mit viel Stress und fettreicher Ernährung. Auch Umweltbelastungen wie nächtlicher Lärm oder eine erhöhte Feinstaubkonzentration in der Luft sollen Einfluss auf die Ausbildung einer Arteriosklerose haben.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Kommt es zu einem Missverhältnis zwischen der Durchblutung der Herzkranzgefäße und dem Sauer- und Nährstoffbedarf des Herzens entsteht die Angina pectoris. Die Beschwerden beginnen oft bei oder direkt nach Belastung. Auch schwer verdauliche Mahlzeiten oder psychische Belastungen können Auslöser einer Angina pectoris sein.

Bei der instabilen Angina pectoris treten die Anfälle sogar aus Ruhesituationen hinaus auf. Die Angina pectoris äußert sich in starken und brennenden Schmerzen, die meist hinter dem Brustbein lokalisiert sind. Die Schmerzen können auch in die linke Schulter, den linken Oberarm oder in den Oberbauch ausstrahlen. Die Betroffenen empfinden ein Vernichtungsgefühl und leiden unter Todesangst. Die Anfälle dauern in der Regel nicht länger als eine Viertelstunde. Der Einsatz von Nitrospray bringt sofortige Besserung.

Der Myokardinfarkt zeigt sich anfangs oft wie ein Angina pectoris Anfall. Der Schmerz ist ähnlich lokalisiert, aber gravierender und steigt kontinuierlich an. Auch bei der Gabe von Nitrospray bessert sich die Symptomatik nicht oder nur sehr kurz. Die Betroffenen sind blass oder sogar zyanotisch (blau). Der Puls kann langsam, schnell oder normal sein. Oft ist er unrhythmisch. Auch Schwindel, Übelkeit oder Erbrechen können auftreten.

Eventuell kommt es zu einem Lungenödem oder zum Schock. Doch nicht immer zeigt sich der Herzinfarkt in dieser typischen Ausprägung. Bei Patienten mit Diabetes mellitus ist der Infarkt oft komplett schmerzlos und macht sich nur durch leichte Übelkeit bemerkbar. Auch Frauen klagen nicht selten nur über Übelkeit oder Erbrechen. Charakteristisch ist ein Auftreten in den frühen Morgenstunden. Der plötzliche Herztod ist die wohl dramatischste Ausprägung des akuten Koronarsyndroms. Innerhalb weniger Minuten tritt hier der Tod durch Herzversagen ein.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose der Erkrankungen des akuten Koronarsyndroms erfolgt mittels EKG. Auch verschiedene Laborparameter wie Myoglobin, Troponin oder CK-MB geben Aufschluss darüber ob es sich bei den Beschwerden um eine Angina pectoris oder einen Herzinfarkt handelt.

Zur Beurteilung des Schweregrads der koronaren Herzerkrankung wird eine Koronarangiographie durchgeführt. Hier wird mithilfe eines Kontrastmittels der Innenraum der Herzkranzgefäße sichtbar gemacht. So können Verschlüsse oder Verengungen zielsicher diagnostiziert werden.

Komplikationen

Das Koronarsyndrom kann akute oder chronische Komplikationen nach sich ziehen. Eine mögliche akute Komplikation ist die Myokardruptur. Dabei entsteht ein Riss im Herzmuskel. Der Zustand ist lebensgefährlich. Als Folge des akuten Koronarsyndroms ist die Ausbildung eines Ventrikel-Septum-Defektes möglich.

Die Scheidewand zwischen den Herzkammern wird beschädigt. Dadurch werden die Druckverhältnisse im Körper- und Lungenkreislauf beeinträchtigt. Eine Druckerhöhung im Lungenkreislauf oder eine verminderte Pumpleistung des Herzens können Folgen des Ventrikel-Septum-Defektes sein. Eine mögliche akute Komplikation des Koronarsyndroms ist der Papillarmuskelabriss.

Durch die Papillarmuskeln werden die Herzklappen fixiert. Ein Abriss des Muskels beeinträchtigt die Funktion der betroffenen Klappe. Eine akute Herzschwäche kann daraus resultieren. Eine Herzbeutelentzündung (Perikarditis) oder eine Einblutung in den Herzbeutel (Perikarderguss) sind weitere mögliche Komplikation des akuten Koronarsyndroms. Eine gefürchtete Folgeerscheinung ist die Thrombembolie.

Dabei entstehen Blutgerinnsel, die im Extremfall einen Schlaganfall auslösen können. Die häufigste chronische Folge des Koronarsyndroms ist die Herzinsuffizienz. Die Pumpleistung des Herzens ist vermindert. Der Patient ist im täglichen Leben durch Luftnot teilweise beträchtlich eingeschränkt.

Herzrhythmusstörungen können eine Komplikation des akuten Koronarsyndroms sein. Dabei kann die Herzfrequenz beschleunigt (Tachykardie) oder verlangsamt (Bradykardie) sein. Alle Komplikationen des akuten Koronarsyndroms können trotz der Behandlung der Erkrankung eintreten.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Da das akute Koronarsyndrom in der Regel eine sehr schwerwiegende Beschwerde und Krankheit darstellt, muss diese in jedem Fall von einem Arzt untersucht und behandelt werden. Es wird nicht zu einer spontanen Heilung kommen und der Betroffene kann im schlimmsten Falle an Herzversagen oder an einem Herztod versterben. In den meisten Fällen treten dabei Schmerzen und Druckgefühle in der Brust des Patienten auf.

Sollte es daher zu Beschwerden am Herzen kommen, so müssen diese umgehend behandelt werden. In Notfällen oder bei akuten Schmerzen muss ein Notarzt gerufen oder direkt ein Krankenhaus aufgesucht werden. Auch bei Atembeschwerden, Todesangst oder bei einer Übelkeit ist eine sofortige Behandlung unumgänglich. Bei einem plötzlichen Herztod ist allerdings keine weitere Behandlung möglich und der Betroffene verstirbt in der Regel.

Beim akuten Koronarsyndrom muss daher ein Kardiologe aufgesucht werden. Allerdings ist bei starken Schmerzen eine sofortige Operation oder Maßnahmen der Wiederbelebung notwendig. Dies gilt auch dann, wenn der Betroffene schon sein Bewusstsein verloren hat.

Behandlung & Therapie

Die akute Angina pectoris erfolgt in der Regel mit Nitropräparaten. Dadurch weiten sich die Blutgefäße im Körper und somit auch die Herzkranzgefäße. So tritt schnell eine Besserung der Symptome ein. Auch ein Neurostimulator kann zum Einsatz kommen. Ein Neurostimulator ist ein kleines Gerät, welches unter der Haut im Bauchraum implantiert wird.

Im Anfall kann der Patient den Neurostimulator einschalten. Dieser sendet dann elektrische Impulse zum Rückenmark. Durch diese elektrischen Signale erfolgt eine Schmerzmodulation. Sollten die Beschwerden nicht innerhalb kurzer Zeit verschwinden oder verblassen sollte in jedem Fall der Notarzt verständigt werden, da es sich um einen Herzinfarkt handeln könnte. Dieser erfordert schnelles Handeln und eine intensivmedizinische Betreuung. Im Krankenhaus erfolgt entweder eine Lysetherapie zur Auflösung von arterienverstopfenden Blutgerinnseln oder die Implantation eines Stents mittels Ballonkatheter.

Aussicht & Prognose

Durch das akute Koronarsyndrom kommt es in der Regel zu verschiedenen Komplikationen am Herzen und am Kreislauf. In vielen Fällen kann das Syndrom nicht direkt diagnostiziert werden, da es keine eindeutigen Beschwerden oder Symptome gibt.

Es kommt in der Regel zu starken und brennenden Schmerzen in der Schulter oder im Oberarm. Teils kommt es zu einer Panikattacke oder zum sogenannten Todesgefühl und der Betroffene leidet an Schweißausbrüchen. Hinzu kommt eine starke Übelkeit, die mit Erbrechen verbunden ist. Der Betroffene wirkt blass und abgeschlagen und leidet nicht selten an Störungen der Konzentration.

Die Behandlung erfolgt in den meisten Fällen akut mit Hilfe von Medikamenten. Sie kann die Beschwerden schnell einschränken. Bei einer langfristigen Behandlung wird ein Neurostimulator eingesetzt, welcher den Tod des Patienten verhindern soll. Weiterhin kann es auch zu einem Herzinfarkt kommen, der zum Tode führen kann. Die Lebenserwartung des Patienten ist durch das Koronarsyndrom in den meisten Fällen eingeschränkt.


Vorbeugung

Primäres Präventionsziel ist die Reduzierung von Risikofaktoren des akuten Koronarsyndroms. Die Betroffenen sollten ihre körperliche Aktivität steigern, die Ernährung umstellen und auf das Rauchen verzichten. Zusätzlich erfolgt in der Regel eine medikamentöse Unterstützung.

Dazu kommen plättchenhemmende Medikamente zum Einsatz. Diese sollen die Entstehung von Blutgerinnseln in den Arterien verhindern. Auch mit cholesterinsenkenden Arzneimitteln wird behandelt. Dadurch soll das gefäßschädigende LDL-Cholesterin (umgangssprachlich „schlechtes Cholesterin“) zugunsten des gefäßschützenden HDL-Cholesterins (umgangssprachlich „gutes Cholesterin“) gesenkt werden.

Nachsorge

Während das akute Koronarsyndrom umgehend durch ärztliche Hilfe behandelt werden muss, sind die Patienten in die Nachsorge ebenfalls konsequent einzubinden. Denn Nachsorge bedeutet bei diesem ernsthaften Erkrankungsbild, ein erneutes Aufflammen durch gesundes Verhalten im Alltag in seiner Auftretenswahrscheinlichkeit bestmöglich zu minimieren. Diese Mitarbeit des Patienten im Rahmen der Sekundärprävention bedeutet ein Bündel von Maßnahmen, das bedarfsgerecht auf den Patienten abgestimmt und immer mit dem behandelnden Arzt abgesprochen wird.

Das beginnt mit einer gesunden Ernährung, die Gefäße und Herz-Kreislauf-System in der Funktionen unterstützt und auch eine eventuell nötige Gewichtsreduzierung erzielen kann. Der Verzicht auf Nikotin und Alkohol sind wichtige Faktoren bei der Genesung vom akuten Koronarsyndrom. Gerade für übergewichtige Patienten ist auch ein gesundes Maß an Bewegung nötig.

Auch hier werden Herz und Kreislauf vitalisiert und Gewicht aufgebaut. Hinzu kommt eine Stärkung des Immunsystems und eine damit verbundene Reduzierung der Infektanfälligkeit. Der Sport im Rahmen von Koronarsportgruppen kann besonders gezielt auf die Problematik des jeweiligen Patienten abgestimmt werden. Auskünfte über Gruppen erteilen Hausarzt, Internist und Kardiologe.

Stress wirkt sich beim akuten Koronarsyndrom ungünstig aus. Daher sind auch Entspannungsverfahren wichtige Helfer im Rahmen der gezielten Nachsorge. Hier gehören Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation und Yoga zu den Methoden, die die psychische Anspannung des Patienten wirkungsvoll lösen können.

Das können Sie selbst tun

Bei einem akuten Koronarsystem kann der Betroffene durch eine gesunde und ausgewogene Lebensführung viel für die Stabilität seines Immunsystems beitragen. Je stärker das eigene Immunsystem ist, umso besser kann es Abwehrkräfte gegen Keime oder andere Krankheitserreger aufbauen. Dies sorgt Infektionserkrankungen vor und verkürzt den Heilungsprozess.

Mit einer gesunden und abwechslungsreichen Ernährung verfügt der Organismus über ausreichende Nähr- und Botenstoffe, die für eine Genesung wichtig sind. Gleichzeitig sind körperliche Überanstrengungen oder ein Übergewicht zu vermeiden. Intensive sportliche Aktivitäten oder das Tragen schwerer Gegenstände erhöhen die Belastung für das Herz. Hilfreich sind hingegen regelmäßige Pausen, Ruhephasen und Entspannungsübungen. Meditation oder [[Yoga] können bei der Genesung eine Besserung bewirken.

In Zeiten einer starken emotionalen Herausforderung oder viel Stress sollte der Betroffene auf Möglichkeiten zur Stressreduzierung achten. Verschiedene Bewältigungsmechanismen, die Änderung von kognitiven Einstellungen oder das Erlernen neuer Verhaltensmuster helfen dabei, um mit belastenden Situationen besser umgehen zu können.

In einem respektvollen Umgang mit anderen Menschen können die eigenen Grenzen aufgezeigt werden oder aufkommende Konflikte mit Ruhe und Besonnenheit geklärt werden. Bei allen Aktivitäten sollte die Entlastung des eigenen Herzens im Mittelpunkt stehen. Dies ist auf der körperlichen wie auch der emotionalen Ebene umzusetzen, damit keine zusätzlichen Belastungen entstehen.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A.J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2009
  • Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Heidelberg 2007

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