Plötzlicher Herztod

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Da ein plötzlicher Herztod in Deutschland ca. 150.000 Mal im Jahr vorkommt, zählt er zu den häufigsten Todesursachen. Besonders bei jungen Menschen ist ein plötzlicher Herztod tragisch und trifft auch gesunde Menschen, wie beispielsweise Sportler. Im Folgenden wird der plötzliche Herztod genauer beschrieben, welche Ursachen er haben kann, wie er diagnostiziert wird und wie er therapiert und ihm vorgebeugt werden kann.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein plötzlicher Herztod?

Der Defibrillator versetzt den Betroffenen kurz unter einen starken Stromschock, welcher das Herz zu einem „Neustart“ bringt und die normale elektrische Herzaktivität wieder stattfinden kann.
© Jutta Brand – stock.adobe.com

Definiert wird ein plötzlicher Herztod als ein Tod, welcher unerwartet und vom Herzen verursacht auftritt. Oftmals steht er in Verbindung mit einer Herzerkrankung und geht mit einem Bewusstseinsverlust einher.

Zu 80% tritt ein plötzlicher Herztod nach einer starken körperlichen Belastung auf. Nach Statistiken liegt der plötzliche Herztod noch vor Krebs und Schlaganfällen, was die häufigsten Todesursachen betrifft.

Jedoch wird diese Todesursache in der Öffentlichkeit zu stark unterschätzt. Der plötzliche Herztod tritt häufiger bei steigendem Alter auf, wobei Männer öfter betroffen sind als Frauen. Meistens liegt vor einem plötzlichen Herztod schon eine Herz-Kreislaufstörung vor, oder eine Herzrhythmusstörung.

Das Herz kann keine regelmäßigen Impulse mehr erhalten und kann zu einer unnormal hohen Schlagzahl in der Minute ansteigen (bis zu 500). Dies führt zum Kammerflimmern, was wiederum ein Herzversagen zur Folge hat. Ohne Behandlung bricht der Kreislauf nach wenigen Sekunden zusammen und es tritt nach ca. einer Minute Bewusstlosigkeit ein. Nach rund 10 Minuten kann der Patient als Hirntod erklärt werden.

Ursachen

Ein plötzlicher Herztod hat verschiedenste Ursachen. Meistens liegt die Ursache bei Herzrhythmusstörungen. Risikofaktoren, welche den plötzlichen Herztod begünstigen könnten sind zum Beispiel koronare Herzerkrankungen, zurückliegende Herzinfarkte, Herzleistungsschwächen bei Belastung oder sogar schon in Ruhe, ein früherer Herz-Kreislauf-Stillstand, (zusätzlich) höheres Lebensalter, hoher Blutdruck, Diabetes mellitus, Rauchen und starker Alkoholkonsum sowie nicht ausreichend Bewegung.

Bei jungen Erwachsenen stehen jedoch andere Ursachen eher im Vordergrund, zum Beispiel erblich bedingte Faktoren oder eine Herzmuskelentzündung. Wenn die genannten Risikofaktoren bereits bestehen, kann auch eine zu starke Belastung den plötzlichen Herztod auslösen, obwohl derjenige sich genügend körperlich betätigt.

Bekannt sind solche Fälle aus den Medien. Bekannte Fußballspieler oder Eishockeyspieler fallen mittem im Spiel um und können nicht wiederbelebt werden. Der Grund ist meist eine meist nicht ausreichende Bettruhe oder Genesung von simplen Erkältungskrankheiten mit Fieber, die in der Folge mit zusätzlicher körperlicher Belastung (z.B. Training trotz Grippe) zu einer Herzmuskelentzündung führen können. Wird diese Herzerkrankung nicht entdeckt oder nicht ernstgenommen, kann es früher oder später zu einem plötzlichen Herztod kommen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Bei einem plötzlichen Herztod verlieren die Betroffenen das Bewusstsein und versterben innerhalb weniger Minuten. Zuvor treten jedoch Warnzeichen auf, die auf eine ernste Erkrankung hindeuten. Bei der Hälfte der Betroffenen kündigt sich ein Herzstillstand durch Schmerzen in der Brust an. Auch Atemnot, starkes Herzklopfen und grippeartige Beschwerden sind mögliche Anzeichen.

Personen, die bereits einmal einen Herzinfarkt erlitten haben, verspüren in den Stunden und Minuten vor dem Herzstillstand oft ein starkes Herzrasen. Viele Betroffene bemerken ein ungewöhnliches Gefühl der Enge in der Brust, begleitet von Atemnot und einer allgemeinen Schwäche. Schwindel- und Ohnmachtsanfälle runden den Symptomkomplex des plötzlichen Herztods ab.

Die Symptome machen sich meist einige Stunden bis Tage vor dem plötzlichen Herztod bemerkbar. Zumeist treten die Anzeichen mehrmals auf, wobei Intensität und Dauer zunehmen. Wenn diese Warnzeichen ignoriert werden, kommt es schließlich zu einem Herzstillstand. Zu diesem Zeitpunkt lässt sich kein Puls mehr ertasten und der Betroffene reagiert nicht mehr auf äußere Reize. Die Pupillen sind erweitert und die Haut an Schleimhäuten und Fingernägeln nimmt eine dunkelgraue Färbung an. Bereits nach 30 bis 60 Sekunden kommt es zum Atemstillstand und schließlich zum Sekundentod.

Diagnose & Verlauf

Plötzlicher Herztod

Da ein plötzlicher Herztod mit einem Stillstand vom Herz-Kreislauf-System einhergeht, kann die Diagnose anhand einer Bewusstlosigkeit und nicht vorhandenem Puls erfolgen.

Es liegt somit ein Notfall vor, bei welchem eine sofortige Reanimation erfolgen muss. Falls ein plötzlicher Herztod eintritt, kommt es nur sehr selten vor, dass sich ein EKG-Gerät in der Nähe befindet, um eine Herzrhythmusstörung feststellen zu können.

Ein plötzlicher Herztod zeigt laut Statistik einen eher ungünstigen Verlauf. Die Überlebensrate liegt bei ca. 3 bis 8%. Der Verlauf hängt vor allem davon ab, wie schnell die Sofortmaßnahmen zur Lebensrettung erfolgen können. Da es zum Beispiel in Amerika in vielen öffentlichen Einrichtungen Defibrillatoren gibt, liegt die Überlebensrate dort um einiges höher.

Komplikationen

In der Regel stellt der plötzliche Herztod schon selbst eine Komplikation dar und führt in der Regel zum Tod des Betroffenen, wenn keine schnelle und sofortige Behandlung des Patienten stattfindet. Die Betroffenen leiden dabei an starken Herzschmerzen und auch an einem Gefühl der Beklemmung. Es kommt nicht selten zu Schwindel oder zu einer Atemnot.

Auch Störungen des Bewusstseins können mit einem Herztod einhergehen, sodass der Betroffene das Bewusstsein vollständig verlieren und sich bei einem Stur möglicherweise verletzt. Ebenso kommt es beim Herztod ohne Behandlung zu einem Atemstillstand. Sollte der Betroffene weiterhin nicht behandelt werden, so tritt in der Regel der Tod ein oder die inneren Organe und das Gehirn werden irreversibel geschädigt.

Die Haut des Patienten wirkt dabei blass und der Betroffene bewegt sich nicht mehr. Bei einem Herztod muss zwingend ein Defibrillator eingesetzt werden, um das Leben des Patienten zu retten. Weiterhin findet eine ambulante Behandlung statt, die in der Regel in einem operativen Eingriff endet. Ob es dabei zu einem positiven Krankheitsverlauf kommt, kann in der Regel nicht vorausgesagt werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Der plötzliche Herztod ist ein dramatisches Akutereignis, das sofort in die Hände eines Arztes gehört. Doch auch nach einer erfolgreichen Wiederbelebung gibt es Gründe für zahlreiche Arztbesuche.

Zunächst wird der in vielen Fällen nach dem plötzlichen Herztod eingesetzte Defibrillator regelmäßigen Kontrollen auf Funktionalität unterzogen. Zudem ist der Arztbesuch auch immer wichtig, wenn ungewöhnliche Symptome verspürt werden, vor allem dann, wenn sie neu oder massiv sind. Ansprechpartner sind in diesem Zusammenhang der Hausarzt, aber auch der behandelnde Internist oder Kardiologen. Im Akutfällen ist die Notaufnahme des nächstgelegenen Krankenhauses aufzusuchen.

In vielen Fällen ist ein überstandener plötzlicher Herztod für den Patienten auch eine große psychische Belastung. Daher ist psychologische Unterstützung in vielen Fällen nötig, um den Betroffenen ihre Lebensqualität wieder zurückzugeben. Das Gespräch mit dem Hausarzt kann ebenso hilfreich sein, wie die Überweisung zum Psychotherapeuten. Auch kann es helfen, mit dosiertem Training das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit des eigenen Körpers wiederzufinden. Dies gelingt mit Sport- und Physiotherapeuten oder im Rahmen einer speziellen Rehagruppe.

Herzen, die strukturell krank sind, sind bei Infekten besonders anfällig. Daher ist auch eine Grippe oder ein ähnlich schwerer Infekt ein Grund, den Arzt aufzusuchen, um eine Herzbeteiligung zu erkennen oder zu vermeiden.

Behandlung & Therapie

Ein plötzlicher Herztod erfordert eine sofortige lebensrettende Therapie. Nur so kann der darauf folgende Tod verhindert werden. Der Defibrillator versetzt den Betroffenen kurz unter einen starken Stromschock, welcher das Herz zu einem „Neustart“ bringt und die normale elektrische Herzaktivität wieder stattfinden kann.

Eine andere Möglichkeit ist die Herzdruckmassage, welche im Notfall jeder ausführen sollte. Kann ein plötzlicher Herztod dadurch verhindert werden, liegt die folgende Therapie von der Grunderkrankung ab. Oftmals erfolgt eine Stent- oder Bypass-Operation, welche die verengten Gefäße wieder weiten sollen.

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Vorbeugung

Ein plötzlicher Herztod kann verhindert werden, indem besonders auf frühzeitige Symptome geachtet wird und Risikofaktoren erkannt werden, auch wenn keine bekannte Herzerkrankung vorliegt.

Denn wer sich gesund ernährt, sich ausreichend und angemessen sportlich betätigt, bei dem ist ein plötzlicher Herztod unwahrscheinlicher. Wer bereits an einer Herzerkrankung leidet, sollte demnach noch mehr auf Risikofaktoren wie Rauchen oder ungesunde Ernährung achten.

Es gibt außerdem Behandlungsmöglichkeiten wie den implantierbaren Defibrillator, welcher bei einer Herzrhythmusstörung in Erwägung gezogen werden kann. Aber auch Patienten, die bereits einen Herz-Kreislauf-Stillstand erlitten haben, kann eine solche Methode relativ großen Schutz vor dem tödlichen Ausgang bieten.

Nachsorge

Erreicht einen Herztod-Patienten rechtzeitig ärztliche Hilfe und gelingt eine Wiederbelebung, dann muss eine Nachsorge erfolgen. Es besteht die Gefahr, dass die lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen erneut zu einem plötzlichen Ableben führen. Der Arzt ordnet ein EKG an und sucht über Röntgenaufnahmen nach Veränderungen am Herz und an der Lunge.

Es stellt sich die Frage einer operativen Korrektur. Eine Herzerkrankung führt zu regelmäßigen Nachkontrollen, um mögliche Komplikation frühzeitig zu verhindern. Arzt und Patient legen einen individuellen Rhythmus fest, nach dem ein Ruhe- und Belastungs-EKG durchgeführt wird.

Grundsätzlich trägt der Patient eine hohe Eigenverantwortung, um eine erneute lebensbedrohliche Situation zu verhindern. Der Arzt informiert, inwiefern der Betroffene sein Leben umgestalten muss. Denkbar sind etwa die Umstellung der Ernährung und der Abbau von Übergewicht. Aber auch der Verzicht oder verminderte Genuss von Zigaretten und Alkohol trägt zur Gesundung bei. Manchmal ist sogar ein Berufswechsel angezeigt.

Das können Sie selbst tun

Der plötzliche Herztod ist ein Ereignis, das der Patient kaum vorhersehen oder beeinflussen kann. Auch nach einem überlebten plötzlichen Herztod sind Möglichkeiten der Selbsthilfe sehr eingeschränkt, da eine Schutzwirkung in der Regel ein implantierter Defibrillator bietet. Dennoch gibt es einige Möglichkeiten für Selbsthilfe, die der Patient beherzigen kann. Sie sind bei einem gravierenden Krankheitsbild wie dem PHT immer mit dem behandelnden Kardiologen abzusprechen.

Selbsthilfe rund um Herzerkrankungen hat viel mit einer gesunden Lebensweise zu tun. Dazu gehört Bewegung, deren Intensität der Kardiologe bestimmt. Sport und Belastungen sind umgehend einzustellen, wenn ein fiebriger Infekt entsteht. Dieser könnte ein Herz schädigen und eine strukturelle Herzerkrankung kann den Plötzlichen Herztod begünstigen. Auch in Bezug auf die Arbeitsfähigkeit sind Infekte auszukurieren.

Nach einem überstandenen PHT ist die Funktion des Defibrillators, der in den Brustkorb des Patienten eingesetzt wird, regelmäßig zu kontrollieren. Zudem sind Herzuntersuchungen beim Kardiologen gewissenhaft wahrzunehmen. Die psychische Regeneration nach dem PHT ist genauso wichtig wie die physische Komponente. Das Bewusstsein, einen Herztod überlebt zu haben, kann belastend sein. Psychotherapie kann bei der Verarbeitung helfen. Dazu können Entspannungsverfahren oder Yoga können die Selbsthilfe im Alltag wirksam begleiten. Bewegung stärkt nicht nur den Körper. Sie dient auch dazu, das Selbstvertrauen in den eigenen Körper wieder aufzubauen.

Quellen

  • Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Kindermann, W., et al.: Sportkardiologie. Steinkopff, Darmstadt 2007

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