Naturheilmittel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 20. Juni 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Immer mehr Menschen wenden sich der naturheilkundlichen Medizin mit ihren Naturheilmitteln zu. Diese Mittel gelten als sanfte Helfer, die gut verträglich sind und deren Anwendung den Menschen und seine Erkrankung ganzheitlich begreift. Es gibt heute eine große Zahl verschiedenster Therapieansätze, die mit Naturheilmitteln arbeiten.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Naturheilmittel?

Naturheilmittel dienen insbesondere der Stärkung des Immunsystems, der Verbesserung des Allgemeinbefindens und oft auch der Harmonisierung von Körper und Psyche.

Wer an Naturheilmittel denkt, meint damit meistens die Heilkräuter. So ist die Pflanzenheilkunde wohl auch eine der ältesten Heilformen überhaupt.

Schon vor tausenden von Jahren wurden Krankheiten mit Pflanzen bekämpft, die heute teilweise unbekannt sind und erst wieder neu entdeckt werden. Aber das Verständnis von den Naturheilmitteln oder „natürlichen Heilmitteln“ muss weit darüber hinaus gehen. Denn alles, was die Natur uns schenkt und der Gesundheit dienlich ist, gehört dazu: Wasser, Licht, Luft, Erde, Nahrung. Auch unsere guten alten „Hausmittel“ gehören zu den natürlichen Heilmitteln.

Naturheilmittel dienen insbesondere der Stärkung des Immunsystems, der Verbesserung des Allgemeinbefindens und oft auch der Harmonisierung von Körper und Psyche. Sie stehen den chemisch hergestellten Medikamenten gegenüber, die stark in das Körpergeschehen eingreifen.

Geschichte & Entwicklung

Die Nutzung von Naturheilmitteln zur Behandlung von Krankheiten und zur Förderung des Wohlbefindens hat eine lange und vielfältige Geschichte, die bis in die Antike zurückreicht. Bereits vor tausenden Jahren nutzten frühe Zivilisationen wie die Ägypter, Chinesen und Inder Heilpflanzen und natürliche Substanzen zur Behandlung von Krankheiten. Die traditionelle chinesische Medizin und das Ayurveda in Indien entwickelten komplexe Systeme der Kräuterkunde, die noch heute praktiziert werden.

Im antiken Griechenland trugen bedeutende Persönlichkeiten wie Hippokrates zur Dokumentation und Systematisierung des Wissens über Heilpflanzen bei. In der römischen Zeit setzte Galen diese Tradition fort und entwickelte zahlreiche pflanzliche Arzneimittel.

Im Mittelalter war das Wissen um Naturheilmittel in Klöstern bewahrt und weiterentwickelt worden. Mönche und Nonnen sammelten Kräuter und dokumentierten ihre heilenden Eigenschaften in Manuskripten. Hildegard von Bingen, eine deutsche Benediktinerin, verfasste umfassende Werke über die medizinische Verwendung von Pflanzen.

Die Renaissance brachte eine Wiederentdeckung und Weiterentwicklung des antiken Wissens. Der Schweizer Arzt Paracelsus betonte die Bedeutung von Pflanzen in der Medizin und führte das Konzept ein, dass die Dosis das Gift macht.

Im 19. und 20. Jahrhundert erlebte die Naturheilkunde durch die wissenschaftliche Erforschung von Heilpflanzen eine Renaissance. Forscher isolierten aktive Wirkstoffe aus Pflanzen, was zur Entwicklung moderner Medikamente führte. Gleichzeitig entstanden Bewegungen wie die Homöopathie und die Phytotherapie, die das Interesse an natürlichen Heilmethoden neu entfachten.

Heute wird die Verwendung von Naturheilmitteln sowohl in der traditionellen als auch in der modernen Medizin geschätzt und genutzt, wobei wissenschaftliche Studien ihre Wirksamkeit und Sicherheit weiter erforschen.

Medizinische Anwendung, Wirkung & Gebrauch

Die Anwendung der Naturheilmittel, inzwischen übrigens zum Teil auch schon in der Schulmedizin geschätzt, ergibt sich durch das Ausgangsprodukt.

Wasser, Licht und Luft wirken vor allem äußerlich. Die Pflanzenheilkunde, auch als Phytotherapie bezeichnet, wird vorwiegend innerlich angewandt. Jeder kennt die Wasseranwendungen des Pfarrer Sebastian Kneipp, der aber gleichzeitig auch auf den Einsatz von Heilkräutern und eine bewusste Ernährung setzte. Die Nahrung als Medizin begreifen auch die Traditionelle chinesische Medizin (TCM) mit der 5–Elemente–Ernährung oder die indische Heilkunst Ayurveda mit der Ernährung nach den Doshas.

Verschiedene weitblickende Ärzte haben dann erkannt, dass die heilenden Ausgangsprodukte – etwa Kräuter – noch besser wirken, wenn sie nicht direkt eingenommen, sondern zuvor einem Verarbeitungsprozess unterzogen werden. Damit werden die Wirkstoffe je nach Ansatz aufgeschlossen, extrahiert, verdünnt oder energetisiert. Naturheilmittel wirken eher sanft, so dass sich der Heileffekt oft erst nach einer gewissen Zeit der Anwendung einstellt.

Vielfach ist es Ziel der natürlichen Heilmittel, die Selbstheilungskräfte anzuregen. Es handelt sich also um eine ganzheitliche Behandlungsform.

Natürliche, pflanzliche & homöopathische Naturheilmittel

Viele „alternative“ Therapieansätze bedienen sich der positiven Wirkung der Naturheilmittel in Form von natürlichen, pflanzlichen oder homöopathischen Ausgangsprodukten. Die Kneipp-Therapie setzt vor allem auf Wasser, die Aromatherapie auf ätherische Öle zum Einreiben und Einatmen.

Hausmittel wie Wärmeanwendungen (Rotlicht, Wärmflasche) oder einfach ein Spaziergang an der frischen Luft, Bewegung, eine Haferschleimsuppe oder Kamillentee bei Magenproblemen sind ebenso wirksame natürliche Hilfen wie eine fachkundige Massage.

Die Pflanzenheilkunde arbeitet mit der Heilkraft der Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente der Pflanzen. Hormonähnlich wirkende Substanzen in bestimmten Heilpflanzen (Phytoöstrogene) werden in der Behandlung von Wechseljahresbeschwerden genutzt. Als Kapsel, Tablette, Tinktur, Tee oder äußerlich als Salbe wird der Wirkstoff in geeigneter Form und Konzentration aufbereitet.

Während beispielsweise die TCM viel mit Kräutertees und –abkochungen arbeitet, setzt der englische Arzt Dr. Edward Bach in seiner Bach-Blütentherapie auf die energetische Wirkung seiner 38 ausgewählten Blütenessenzen und die positive Beeinflussung des psychischen Zustands der Patienten.

Die Homöopathie, begründet durch den Arzt Samuel Hahnemann, arbeitet mit mehr als 2.000 pflanzlichen, mineralischen und tierischen Wirkstoffen, die durch Verschütteln und Verreiben extrem verdünnt werden („potenziert“). Das Prinzip der Homöopathie ist „Ähnliches mit Ähnlichem heilen“: Ein Kranker erhält das Präparat, das beim Gesunden in konzentrierter Form die gleichen Symptome hervorruft. Auch Schüssler–Salze gehören zu den homöopathischen Mitteln.

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Risiken & Nebenwirkungen

Naturheilmittel können auch Nebenwirkungen haben und müssen richtig dosiert eingenommen werden. Deshalb ist bei einer Selbstmedikation Vorsicht geboten.

Ein naturheilkundlich orientierter Mediziner, Homöopath, Heilpraktiker oder Apotheker sind geeignete Ansprechpartner. Sie helfen bei der Wahl des passenden Präparates und geben Hinweise zur Dosierung.

Mittel aus biologischem Anbau, ein gängiges Qualitätssiegel und nachgewiesene Produktion nach Medizinstandard geben Sicherheit. Naturheilmittel können einen großen Teil von Beschwerden abdecken. Die Einnahme ersetzt bei einer ernsten Erkrankung aber niemals den Arztbesuch und ggf. wissenschaftlich erwiesene pharmazeutische Medikationen.

Anwendung & Sicherheit

Die genaue Anwendung von Naturheilmitteln variiert je nach Art des Mittels und der zu behandelnden Erkrankung. Diese Mittel können in verschiedenen Formen wie Tees, Tinkturen, Kapseln, Salben oder ätherischen Ölen verwendet werden. Die Dosierung und Anwendungsdauer hängen von den spezifischen Eigenschaften des Heilmittels und den individuellen Bedürfnissen des Patienten ab. Es ist wichtig, die Anweisungen auf den Produktetiketten zu befolgen und gegebenenfalls einen erfahrenen Heilpraktiker oder Arzt zu konsultieren, um eine sichere und effektive Anwendung zu gewährleisten.

Die Sicherheit der Anwendung von Naturheilmitteln hängt von mehreren Faktoren ab, einschließlich der richtigen Dosierung, der Reinheit des Produkts und der Kenntnis möglicher Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Obwohl viele Naturheilmittel als sicher gelten, können einige unerwünschte Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit verschreibungspflichtigen Medikamenten haben. Daher ist es wichtig, Gesundheitsdienstleister über alle verwendeten Naturheilmittel zu informieren.

Die Qualitätskontrolle bei der Herstellung von Naturheilmitteln ist entscheidend, um deren Sicherheit und Wirksamkeit zu gewährleisten. Seriöse Hersteller befolgen strenge Produktionsstandards, einschließlich der Guten Herstellungspraxis (GMP). Diese Standards umfassen die Überprüfung der Reinheit und Potenz der Rohstoffe, die Kontrolle der Herstellungsprozesse und die Durchführung regelmäßiger Qualitätsprüfungen.

Zertifizierungen durch unabhängige Organisationen und Labortests auf Schadstoffe wie Schwermetalle, Pestizide und mikrobiologische Verunreinigungen tragen ebenfalls zur Qualitätssicherung bei. Ein sorgfältiger Umgang mit der Herstellung und Qualitätskontrolle stellt sicher, dass die Naturheilmittel den höchsten Standards entsprechen und für den Verbraucher sicher sind.

Alternativen

Zu Naturheilmitteln gibt es verschiedene alternative Medikamente und Therapieformen, die in der modernen Medizin weit verbreitet sind. Diese Alternativen umfassen synthetische Medikamente, biotechnologisch hergestellte Präparate und physikalische Therapien.

Synthetische Medikamente: Diese werden chemisch hergestellt und sind für ihre präzise Dosierbarkeit und definierte Wirkstoffkonzentrationen bekannt. Beispiele umfassen Schmerzmittel wie Ibuprofen und Paracetamol, Antibiotika wie Amoxicillin und antivirale Medikamente wie Acyclovir. Im Vergleich zu Naturheilmitteln bieten synthetische Medikamente oft schnellere und spezifischere Wirkungen, können jedoch auch stärkere Nebenwirkungen haben.

Biotechnologische Präparate: Diese umfassen Medikamente wie Insulin für Diabetiker oder monoklonale Antikörper zur Behandlung von Krebs und Autoimmunerkrankungen. Sie sind oft aus natürlichen Quellen wie menschlichen oder tierischen Zellen abgeleitet, jedoch hoch technisiert und standardisiert. Sie bieten hohe Wirksamkeit bei spezifischen Erkrankungen, sind jedoch meist teurer und können komplexe Herstellungsmethoden erfordern.

Physikalische Therapien: Dazu gehören Methoden wie Physiotherapie, Akupunktur und Chiropraktik. Diese Therapien fokussieren auf die Behandlung durch physische Manipulation und Übungen. Im Vergleich zu Naturheilmitteln und synthetischen Medikamenten bieten sie nicht-medikamentöse Ansätze zur Schmerzlinderung und Rehabilitation, was das Risiko von medikamentösen Nebenwirkungen eliminiert, aber regelmäßige und manchmal intensive Sitzungen erfordert.

Während Naturheilmittel auf traditionelle, oft pflanzliche Basis setzen und von vielen als schonender empfunden werden, bieten synthetische Medikamente und biotechnologische Präparate präzise, wissenschaftlich validierte Behandlungsansätze. Physikalische Therapien ergänzen beide durch nicht-medikamentöse Interventionen. Die Wahl zwischen diesen Therapieformen hängt von der Art und Schwere der Erkrankung, individuellen Präferenzen und dem gewünschten Balanceakt zwischen natürlichen und technologischen Behandlungsansätzen ab.

Forschung & Zukunft

Aktuelle Trends in der Forschung zu Naturheilmitteln konzentrieren sich auf die wissenschaftliche Validierung und Integration traditioneller Heilpflanzen und natürlicher Substanzen in die moderne Medizin. Ein wichtiger Trend ist die Phytochemie, die sich mit der Isolierung und Untersuchung der aktiven Bestandteile von Heilpflanzen befasst. Diese Forschung hilft, die Wirkmechanismen zu verstehen und die Wirksamkeit sowie Sicherheit der Naturheilmittel zu belegen.

Ein weiterer Trend ist die Personalisierte Medizin, bei der naturheilkundliche Behandlungen individuell auf die genetischen und biochemischen Profile der Patienten abgestimmt werden. Dies ermöglicht eine gezieltere und effektivere Anwendung von Naturheilmitteln.

Integrative Medizin ist ebenfalls ein wachsendes Feld, das die Kombination von konventionellen medizinischen Praktiken mit naturheilkundlichen Ansätzen umfasst. Dieser holistische Ansatz zielt darauf ab, die Stärken beider Welten zu nutzen, um umfassendere Behandlungspläne zu entwickeln.

In der Krebsforschung gibt es neue Behandlungsansätze, bei denen Naturheilmittel wie Curcumin (aus Kurkuma) und Epigallocatechingallat (aus grünem Tee) in Kombination mit traditionellen Krebstherapien untersucht werden. Diese Substanzen zeigen vielversprechende Ergebnisse in der Reduktion von Tumorwachstum und Verbesserung der Lebensqualität von Patienten.

Mikrobiomforschung ist ein weiterer spannender Bereich, in dem die Wirkung von Naturheilmitteln auf das menschliche Mikrobiom untersucht wird. Probiotika und präbiotische Pflanzenstoffe wie Inulin werden erforscht, um ihre Rolle bei der Förderung einer gesunden Darmflora und der Unterstützung des Immunsystems zu verstehen.

Schließlich wird in der Nanotechnologie geforscht, um die Bioverfügbarkeit und Wirksamkeit von Naturheilmitteln zu verbessern. Durch die Entwicklung von Nanopartikeln können Wirkstoffe besser in den Körper transportiert und zielgerichtet freigesetzt werden, was die therapeutische Wirksamkeit erhöht.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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