Physikalische und Rehabilitative Medizin
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Im Altertum wurden z. B. Rückenschmerzen durch bestimmte Massage- und Grifftechniken behandelt. Beschrieben hat das Ganze u. a. Hippokrates, der in seinen Schriften angab, wie Ausrenkungen oder leichte Wirbelverschiebungen wieder zurechtzurücken wären. Von da an waren etliche „Knocheneinrenker“ unterwegs, was sich erst allmählich zur eher behutsamen und kenntnisreichen klassischen Orthopädie entwickelte.
Was Mediziner und Fachärzte für Physikalische und Rehabilitative Medizin interessiert, sind in erster Linie die Erkrankungen rund um den Bewegungsapparat im nicht zu operierenden Bereich. Das beinhaltet Erkrankungen an den Muskeln, der Wirbelsäule, den Nerven, den Sehnen und Gelenken.
Diese Form der medizinischen Behandlung ist in Deutschland relativ neu und wurde als Fachrichtung erst 1992 ins Leben gerufen. Da die Anzahl an Menschen mit chronischen Schmerzen und anderen multiplen körperlichen Problemen in den letzten Jahren enorm angestiegen ist, wurde das Fachgebiet endgültig an deutschen Universitäten eingeführt.
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Was ist die Physikalische & Rehabilitative Medizin?
Die Physikalische und Rehabilitative Medizin, auch kurz PRM genannt, ist eine Spezialisierung auf dem Gebiet der klassischen Orthopädie. Ärzte in diesem Bereich haben nicht nur Zusatzkenntnisse in der Inneren Medizin, sie sind auch ausgebildet, um neben inneren Erkrankungen komplexe, chronisch orthopädische oder neurologische Probleme zu behandeln.
Die PRM fällt unter die deutsche Weiterbildungsordnung für Fachärzte samt einer fachbezogenen Diagnostik, einer Untersuchung und Rehabilitation von Erkrankungen oder Schädigungen durch physikalische oder manuelle Therapie, durch Naturheilverfahren, durch Balneotherapie und Klimatherapie. Daher arbeiten spezialisierte Fachärzte dieser Richtung auch meistens in Rehabilitationszentern und Kliniken. Die Weiterbildung dauert fünf Jahre.
Untersuchungen und Behandlungen von Patienten mit solchen Beschwerden müssen einen ganzheitlichen medizinischen Ansatz möglich machen. Fachärzte waren zuvor nicht dazu ausgebildet, das Gesamtkonzept einer solchen Behandlung in Arztpraxen umzusetzen. Über die konservativ orthopädischen Grundkenntnisse hinaus, bieten Mediziner dieser Richtung auch chirotherapeutische, apparative, osteopathische und naturheilkundliche Therapien an.
Behandlungen & Therapien
Ein Teilbereich ist die Chirotherapie, die sich mit Störungen speziell an der Wirbelsäule auseinandersetzt. Der Chirotherapeut nutzt in seiner Behandlung alleine seine Hand. Der Name der Therapie leitet sich vom griechischen Wort für „Hand“ ab und basiert auf der Grundidee, körperliche Schmerzen und Beschwerden auf Fehlstellungen der Gelenke und Blockaden zurückzuführen. Dabei gibt es zwei Techniken, die weiche, die Mobilisation genannt wird und Verspannungen der Muskulatur durch Druck beeinflusst, und die harte, auch als Manipulation bezeichnet, die Gelenkeinschränkungen gezielt durch beispielsweise kurze Impulse verbessert, die ein Knackgeräusch verursachen.
Das Anwenden von Naturheilkunde im Bereich der Physikalischen und Rehabilitativen Medizin setzt die körpereigenen Fähigkeiten einer Selbstheilung durch verschiedene Methoden voraus. Das kann z. B. auch durch Akupunktur erfolgen. Die Schmerzen und Reize werden ebenso mit aus der Natur stammenden Mitteln behandelt, die die Selbstheilung aktivieren sollen.
Bei der Balneotherapie handelt es sich um die Lehre von der Nutzung natürlicher Heilquellen, Schlamm und Heilgase. Diese Therapie findet in Form von Inhalationen, Trinkkuren oder Bädern statt. Erfunden wurde sie von dem deutschen Arzt Emil Osann, der sich intensiv mit der Wirkung von Heilquellen auseinandersetze.
Bei der Balneotherapie ist der höhere Gehalt an gelösten Stoffen im Heilquellenwasser ausschlaggebend, darunter Mineralstoffe wie Schwefelwasserstoff, Kohlendioxid, radioaktive Stoffe oder Kohlensäure. Die Bäder sollen durch das Wasser Gelenke und Muskeln entlasten, so dass durch den Therapeuten auch Bewegungen durchgeführt werden können, die ansonsten beim Patienten zu viel Schmerz verursachen. Die Bäder werden als Sitz- oder Vollbäder, auch als Dampf- oder Schlammbad verordnet, können warm, heiß oder kalt sein. Das Trinken von warmem Wasser wiederum hat eine positive Wirkung auf das vegetative Nervensystem und wirkt schmerzlindernd.
Schließlich dient die Klimatherapie ebenfalls den Knochen und Gelenken. Natürliche klimatische Umweltbedingungen besonderer Gegenden beschleunigen die Heilung. So werden Aufenthalte in der Nähe von Hoch- oder Mittelgebirgen oder am Meer verschrieben, um rheumatischen Beschwerden entgegenzuwirken.
Diagnose & Untersuchungsmethoden
Durch die verschiedenen Therapien der PRM kann die Heilung unterstützt und gefördert werden, dabei auch verhindern, dass bestimmte Fähigkeiten nach z. B. einer schwerwiegenden Erkrankung verlorengehen oder fehlerhaft neu ausgebildet werden. Fachärzte der PRM unterstützen den Patienten gezielt und individuell, um eine vollständige Genesung möglich zu machen, ohne dass die Lebensqualität nach der Erkrankung eingeschränkt ist.
Das kann so aussehen, dass eine langfristige Rehabilitation angesetzt, der Patient auch stufenweise in das alte Leben eingegliedert wird und neu lernt, seinen Alltag und Beruf zu bewältigen. Bei eventuellen Einschränkungen und Behinderungen kann ein Facharzt für PRM individuelle Anpassung und Hilfsmittel vorschlagen, um die Lebensqualität mit den Nachfolgen zu erleichtern.
Durch unterschiedliche Behandlungsmethoden wird der Patient demnach nicht nur physikalisch und physiotherapeutisch unterstützt, sondern auch zur Selbsthilfe angeleitet, samt einer Beratung zum eigenen Training oder Eigenübungen. Meistens wird auch eine psychosomatisch orientierte Unterstützung geboten, um den Schmerz verarbeiten und bewältigen zu können.
Quellen
- Diemer, F., Sutor, V.: Praxis der medizinischen Trainingstherapie. Thieme, Stuttgart 2011
- Halle, M., Schmidt-Trucksäss, A., Hambrecht, R., Berg, A.: Sporttherapie in der Medizin. Schattauer, Stuttgart 2008
- Hüter-Becker, A., Dölken, M.: Physiotherapie in der Orthopädie. Thieme, Stuttgart 2015