Aspergillose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Aspergillose beschreibt eine Schimmelpilzinfektion durch Aspergillus-Arten. Von der Infektion sind häufig die Nasennebenhöhlen und Lunge betroffen. Doch auch andere Organsysteme wie die Haut, der Magen-Darm-Trakt oder das Nervensystem können befallen werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Aspergillose?

Die Aspergillose entsteht aufgrund einer Infektion mit den Schimmelpilzen der Gattung Aspergillus. Die Schimmelpilze gedeihen vor allem auf pflanzlichem Material, in Blumenerde sowie auf altem Obst und Gemüse.
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Bei der Infektionskrankheit Aspergillose wird der Körper vom Schimmelpilz Aspergillus befallen, der zu den weltweit am weitesten verbreiteten Lebensformen zählt. Er gehört zur Gattung der Gießkannen- und Schlauchpilze. Der Name resultiert daraus, dass die Fortpflanzungsstrukturen des Pilzes charakteristische längliche Schläuche darstellen und die Form der Zellen insgesamt an eine Gießkanne erinnert, die den Inhalt gerade ausgießt.

Durch die Aspergillose können verschiedene Krankheitsbilder verursacht werden. Dies hängt davon ab, welches Organsystem vom Schimmelpilz befallen ist. Es gibt verschiedene Formen der Aspergillose, die bekannt sind:

  • Allergische bronchopulmonale Aspergillose (ABPA): Hierbei kommt es zur allergischen Reaktion des Immunsystems, die durch die Pilzsporen in den Atemwegen ausgelöst wird.
  • Mykotoxikose: Bei dieser Erkrankung liegt eine Vergiftung durch Mykotoxine (Schimmelpilzgifte) vor.
  • Oberflächliche Aspergillus-Infektion: Die Infektion kann zum Beispiel die Nasennebenhöhlen, die Haut der äußeren Gehörgänge sowie die Bronchien und Luftröhre betreffen.
  • Invasive Aspergillose: Hierbei dringen die Pilze tiefer in das Gewebe ein, sodass es zu einem Befall von einem oder mehreren Organen kommt.

In manchen Fällen kommt es im Zusammenhang mit der Aspergillose auch zum Aspergillom (Pilzball), einer größeren, kugelförmigen Kolonie des Schimmelpilzes, die sich innerhalb einer Körperhöhle wie der Nasennebenhöhle oder Lunge entwickelt. Dabei bildet sich ein Pilzgeflecht aus, das meist zusätzlich noch Schleim und abgestorbene Zellen enthält.

Ursachen

Die Aspergillose entsteht aufgrund einer Infektion mit den Schimmelpilzen der Gattung Aspergillus, wobei es sich in mehr als 90 Prozent um Aspergillus fumigatus handelt. Die Schimmelpilze gedeihen vor allem auf pflanzlichem Material, in Blumenerde sowie auf altem Obst und Gemüse. Eine Infizierung erfolgt durch ein Einatmen der Schimmelpilzsporen.

Sie siedeln sich in den Atemwegen an, von wo aus weitere Organe befallen werden können. Eine Übertragung der Aspergillose von Mensch zu Mensch ist nicht möglich. Aspergillus-Pilze sind weit verbreitet, doch nicht jeder Kontakt führt zur Erkrankung.

Zu den Hauptrisikofaktoren gehören Krankheiten, die mit einem geschwächten Immunsystem einhergehen, beispielsweise HIV, AIDS, Autoimmunkrankheiten und chronische Lungenleiden. Die weißen Blutzellen spielen eine sehr wichtige Rolle beim Bekämpfen von Infektionen wie Aspergillose. Eine niedrige Anzahl der Zellen, zum Beispiel durch Chemotherapie, Leukämie oder Organtransplantation, macht den Körper ebenso anfälliger für Aspergillose.

Auch die Einnahme bestimmter Medikamente wie Immunsuppressiva und Zytostatika sowie eine längere Gabe von Kortison kann das Risiko erhöhen. Gesunde Menschen, die über ein intaktes Immunsystem verfügen, erkranken äußerst selten an der Aspergillose.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Symptome der Aspergillose variieren je nach Art der Erkrankung. Menschen mit Asthma und Mukoviszidose können mit einer allergischen Reaktion auf Aspergillus reagieren. Zu den Anzeichen gehören unter anderem Fieber, Husten, teilweise mit Schleim und/oder Blut sowie Kurzatmigkeit. Aber auch eine Verschlechterung des Asthmas, ein Pilz-Ball (Aspergillom) und Müdigkeit können auftreten.

Die invasive pulmonale Aspergillose, die schwerste Form, tritt auf, wenn sich die Infektion rasch aus den Lungen zum Gehirn, dem Herz, den Nieren oder der Haut ausbreitet. Dies tritt meist bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem auf, beispielsweise nach einer Chemotherapie.

Zu den Symptomen gehören neben Fieber, Schüttelfrost, Kurzatmigkeit, Husten mit Auswurf von Blut und Blutungen aus der Lunge. Auch Nasenbluten, Brust- oder Gelenkschmerzen, sowie einseitige Schwellungen im Gesicht und Hautläsionen gehören zum Krankheitsbild.

Tritt Aspergillose in den Nasennebenhöhlen auf, macht sich dies an einer verstopften Nase bemerkbar, an Fieber, Entzündungen, Schmerzen im Gesicht und Kopfschmerzen.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose der Aspergillose kann sich schwierig gestalten. Aspergillus wird teilweise im Speichel und Sputum gefunden. Es ist allerdings nicht so einfach, Aspergillus unter dem Mikroskop von anderen Formen zu unterscheiden. Zudem ähneln die Symptome der Infektion denen von anderen Erkrankungen wie Tuberkulose.

Mit Hilfe des Sputum-Tests (Atemwegssekret) wird eine Probe des Sputums mit einem Farbstoff eingefärbt, um sie auf Aspergillus zu untersuchen. Eine Röntgenuntersuchung oder eine Computertomographie liefern detaillierte Bilder, um eine Pilz-Masse (Aspergillom) und charakteristische Zeichen der Aspergillose zu erkennen.

Auch ein Hauttest ist geeignet, um eine Aspergillose zu diagnostizieren. Hierfür wird in die Haut eine kleine Menge des Aspergillus-Antigens injiziert. Wenn das Blut Antikörper gegen die Form hat, wird sich an der Injektionsstelle eine harte, rote Beule entwickeln. Bei der Blutuntersuchung wird nach einem hohen Gehalt an bestimmten Antikörpern gesucht, die für eine allergische Reaktion sprechen.

Bei der Biopsie wird eine Gewebeprobe aus den Nebenhöhlen oder der Lunge entnommen und unter dem Mikroskop untersucht. Wie die Aspergillose verläuft, ist in erster Linie von der Grunderkrankung und der Ausprägung abhängig. Eine wichtige Rolle spielt auch das Immunsystem, wie es in der Lage ist, den Erreger zu bekämpfen.

Dies kann individuell sehr verschieden sein. Da häufig Menschen mit einer schwachen Abwehr an Aspergillose erkranken, kommt es trotz Therapie oftmals zu einem schweren Verlauf, der auch tödlich enden kann.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei dem Verdacht auf Aspergillose sollte ein Arzt konsultiert werden. Typische Warnzeichen sind etwa Husten mit Auswurf, Fieber und Schüttelfrost, Kurzatmigkeit, Brustschmerzen und Nasenbluten. Auch Blutungen in der Lunge, einseitige Gesichtsschwellungen und Gesichtswunden deuten auf eine ernste Erkrankung hin, die behandelt werden muss.

Ein sofortiger Arztbesuch ist also in jedem Fall zu empfehlen. Während der Untersuchung kann der Arzt feststellen, ob es sich um eine Aspergillose handelt und gegebenenfalls direkt eine Behandlung einleiten. Dadurch lassen sich weitere Komplikationen fast immer vermeiden.

Patienten mit Asthma, Mukoviszidose oder einer Atemwegserkrankung sollten einen Arzt aufsuchen, wenn ungewöhnliche Symptome auftreten oder die bekannten Beschwerden an Intensität zunehmen. Menschen mit geschwächtem Immunsystem sollten bei plötzlichen Fieberattacken, Husten mit Auswurf oder Kurzatmigkeit medizinischen Rat einholen.

Da eine Aspergillose-Diagnose zur Einweisung in die Notaufnahme führen kann, sollte immer mit Begleitung zum Arzt gegangen werden. Darüber hinaus sollten nötige Informationen über Vorerkrankungen und eingenommene Medikamente zum Arzt mitgenommen werden.

Komplikationen

Aspergillosen können unterschiedliche Körperregionen befallen und demnach zu verschiedenen Komplikationen führen. Die Erkrankung tritt häufig als Begleiterscheinung schwerer Grunderkrankungen auf. Auf Grund dieser Tatsache enden viele davon tödlich. Ist die Lunge von einer Aspergillose betroffen, ist besondere Vorsicht geboten.

Problematisch bei einer Beteiligung der Lunge ist die mögliche Ausbreitung auf andere Organe. Daher sollte so früh wie möglich behandelt werden. Bei einem Schimmelpilzbefall der Lunge können die Erreger auf das Hirn, die Nieren oder die Blutgefäße über gehen. Hier besteht die Gefahr einer Thrombose. Je nachdem welches Kranzgefäß davon betroffen ist, können ein Schlaganfall oder ein Herzinfarkt weitre Komplikationen einer Aspergillose sein.

Die Schimmelpilzsporen können auch die Nasennebenhöhlen befallen. In schlimmen Fällen geht die Infektionen auf die Knochen im Gesicht über und zerstören diese bis hin zu schweren Deformationen. Daraus resultierende psychische Probleme wie Minderwertigkeitskomplexe und Isolation sind nicht auszuschließen. Möglich ist auch eine Ausweitung hinterhalb der Gesichtsknochen.

Diese kann tödlich enden. Ist der Körper von Aspergillos befallen, kann dies zu Blutungen innerhalb des Lungengewebes führen. Diese können zu weiteren schwerwiegenden Komplikationen wie Atemnot, Entzündungen des Lungengewebes, Zerstörung von Lungengewebe und im schlimmsten Fall zu einem Stillstand der Atmung führen.

Behandlung & Therapie

Wenn die geschilderten Symptome festgestellt werden, ist es wichtig, einen Arzt aufzusuchen, um schnell eine Therapie einzuleiten. Diese hängt von der Art der Krankheit ab. Im Falle einer invasiven Aspergillose ist die sofortige Behandlung sehr entscheidend, sodass sie häufig gestartet wird, noch bevor die Infektion diagnostiziert wurde.

Das Ziel der Behandlung einer allergischen Aspergillose ist es, dass sich bestehende Erkrankungen wie Asthma oder Mukoviszidose nicht verschlimmern. Hier kann neben antifungalen Medikamenten, welche die Standard-Behandlung bei invasiver Aspergillose sind, Kortison verabreicht werden. In anderen Fällen hingegen erfordert die Aspergillose keine Behandlung. Dies ist der Fall, wenn keine Symptome vorhanden oder sie nur schwach ausgeprägt sind.

Der Patient wird stattdessen regelmäßig untersucht, um bei einer Stagnation oder Verschlimmerung einzugreifen. In schwerwiegenden Fällen ist bei einer Aspergillos eine Operation notwendig, insbesondere bei einer Blutung in der Lunge.

Aussicht & Prognose

Der Verlauf einer Aspergillose ist abhängig von dem Schweregrad der Erkrankung. Dieser steht in Verbindung mit dem Zeitpunkt der Diagnose und der eigenen Gesundheit. Der Zustand des Immunsystems des Patienten hat einen wesentlichen und entscheidenden Einfluss auf den Krankheitsverlauf. Bei einem geschwächten Immunsystem können nicht genügend Abwehrkräfte mobilisiert werden, um die Ausbreitung des Schimmelpilzes zu verhindern. Es kommt zu einer Zunahme der Pilzsporen und damit einer Verschlechterung der Gesundheit.

Ein starkes Immunsystem kann die Ausbreitung eindämmen, benötigt dennoch eine ausreichende medizinische Unterstützung, um die vorhandenen Beschwerden zu minimieren. Da eine Aspergillose jedoch häufig nur bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem auftritt, ist damit zu rechnen, dass die Aussicht auf eine Beschwerdefreiheit minimal ist.

Zusätzlich muss eine eventuelle Grunderkrankung berücksichtigt werden. Ist das Immunsystem geschwächt, da ein Infekt oder eine Entzündungserkrankung vorliegt, hat der Pilz die Möglichkeit, sich nahezu ungehindert in kurzer Zeit auszubreiten. Dies gilt ebenso wenn chronische Erkrankungen vorliegen oder die Lunge bereits beschädigt ist.

In schweren Fällen kann die Aspergillose trotz einer medizinischen Behandlung einen tödlichen Verlauf nehmen. Dies geschieht, wenn sich die Pilzsporen schneller ausbreiten können, als Abwehrkräfte aufgebaut werden und irreparable Schäden der Lunge oder der Atemwege vorhanden sind.


Vorbeugung

In der Regel erkranken gesunde Menschen mit einem intakten Immunsystem nicht an der Aspergillose. Daher gilt es, das Immunsystem zu stärken und sich von möglichen Infektionsquellen aus dem Umfeld fernzuhalten. Dies gilt ebenso für Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen. Der Kontakt mit Erde, Kompost und Biomüll sollte gemieden werden.

Nachsorge

Inwiefern eine Nachsorge nach festgestellter Aspergillose notwendig wird, hängt von der Ausprägung des Immunsystems ab. Personen mit intakten Abwehrkräften schaffen es meist ohne Probleme, die Erkrankung abzubauen. Es entsteht anschließend allerdings keine Immunität. Betroffene können sich jederzeit wieder anstecken.

Im Rahmen der Diagnose findet ein ausführliches Gespräch über die Beschwerden statt. Anschließend folgt eine körperliche Untersuchung. Eine Blutentnahme und ein Röntgenbild schließen sich meist an. Komplikationen ergeben sich regelmäßig für Personen mit geschwächtem Immunsystem. Vor allem die ältere Generation ist hiervon betroffen. Bei ihnen werden eine Dauerbehandlung und Unterstützung im Alltag notwendig.

Die medizinische Nachsorge setzt ein Antipilzmittel ein. Nicht immer zeigt dieses aber die erwünschte Wirkung, weil der Körper Resistenzen aufgebaut hat. Bei einer Ausbreitung auf die Lunge oder Nasennebenhöhle wird meist eine Operation notwendig. Zur Nachsorge gehört auch die Meidung von Infektionsherden.

Den Kontakt mit Blumenerde sollten Betroffene umgehen. Deshalb ist die Mitnahme von Topfpflanzen in ein Krankenhaus gemeinhin verboten. Glückt eine ambulante Behandlung nicht, ist meist eine stationäre Behandlung angezeigt. In einer starken Ausprägung führt die Aspergillose zu Husten und Luftnot; am Ende kann sogar der Tod stehen.

Das können Sie selbst tun

Die Symptome einer Aspergillose sind sehr vielfältig und reichen von nicht spürbar bis schwerewiegend. Das bedeutet, dass eine leicht verlaufende symptomlose Aspergillose – auch wenn sie chronisch geworden ist – häufig nicht bemerkt wird, und eine Anpassung des Verhaltens im Alltag nicht erfolgt. Ebenso bleiben Selbsthilfemaßnahmen aus.

Falls sich die Aspergillose zu einer sogenannten Systemmykose entwickelt, von der eine oder mehrere innere Organe betroffen sind, besteht die wichtigste Selbsthilfemaßnahme in einer Stärkung des Immunsystems, vorausgesetzt, es liegt keine künstliche Immunsuppression beispielsweise nach einer Organtransplantation vor.

Es versteht sich von selbst, dass in diesen Fällen als Selbsthilfemaßnahme Umweltgifte wie Tabakrauch und Alkohol oder anderweitige Drogen weitestgehend gemieden werden sollten. Eine ausgewogene, vitamin- und mineralstoffreiche Ernährung, die möglichst viele natürlich belassene Nahrungsmittel enthält, stellt für das Immunsystem eine große Hilfe bei der Überwindung der Pilzinfektion dar.

Auch psychische Komponenten in Form von Dauerstress können das Immunsystem so weit schwächen, dass der opportunistische Pilz der Gattung Aspergillus pathogen wird und als Auslöser der Aspergillose in Erscheinung tritt. Meist sind dann mehrere Organe betroffen, weil sich der Erreger nach Überwindung des Immunsystems über die Blutbahn ausbreiten kann. Eine stärker verlaufende Aspergillose, die auch durch ein wiedererstarktes Immunsystem nicht mehr eingedämmt wird, kann mit einem systemisch wirkenden Antimykotikum unter ärztlicher Aufsicht behandelt werden.

Quellen

  • Hof, H., Dörries, R.: Medizinische Mikrobiologie. Thieme, Stuttgart 2014
  • Reichl, F.-X.: Taschenatlas der Toxikologie. Thieme, Stuttgart 2009
  • Suttorp, N., et al.: Infektionskrankheiten. Thieme, Stuttgart 2004

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