Aspergillus fumigatus

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Aspergillus fumigatus wird ein Schimmelpilz aus der Gattung Aspergillus bezeichnet. Er gilt als hohes Gesundheitsrisiko für Menschen mit einer Immunschwäche.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Aspergillus fumigatus?

Das Wachstum des Aspergillus fumigatus findet in stark flockigen oder tief gefalteten Kolonien statt.
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Der Schimmelpilz Aspergillus fumigatus entstammt der Gattung Aspergillus (Gießkannenschimmel). Die lateinische Bezeichnung „fumigatus“ ist auf die rauchgrüne Pilzfärbung zurückzuführen. Sie kommt durch ein Pigment innerhalb der Sporen zustande.

Bei dem Aspergillus fumigatus handelt es sich um einen humanpathogenen Pilz. Das bedeutet, dass er beim Menschen Erkrankungen hervorrufen kann. So werden durch ihn Schimmelpilzgifte (Mykotoxine) wie Gliotoxin, Fumagillin, Fumitremorgine, Verrucologen und Sphingofungine synthetisiert.

Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften

Weltweit gehört der Aspergillus fumigatus zu den verbreitetsten Lebensformen. Er kommt auf der ganzen Erde von der Antarktis bis in die Sahara in hoher oder niedriger Häufigkeit vor. So ist er u. a. auf faulenden Pflanzen, im Erdboden, auf Komposthaufen, auf Nüssen und Getreide sowie verschimmelten Nahrungsmitteln zu finden. Mitunter verbreiten sich die Aspergillus-Sporen (Konidien) auch über Klimaanlagen mit unzureichender Wartung. Als denkbare Schimmelpilz-Infektionsquelle gelten zudem Baustellen, da im Baustaub größere Mengen an Pilzsporen vorhanden sind.

Das Wachstum des Aspergillus fumigatus findet in stark flockigen oder tief gefalteten Kolonien statt. Die glatten kurzen Konidienträger erreichen eine Höhe von rund 300 Mikrometern. Gelegentlich können sie sogar 500 Mikrometer aufweisen. Ihr Durchmesser beträgt zwischen 5 und 8 Mikrometern.

Ein weiteres typisches Merkmal ist ihre grünliche Färbung bis zum Vesikel hin. An den Stielen erfolgt eine Öffnung in Vesikel mit einem Durchmesser von 20 bis 30 Mikrometern. Sie weisen die gleiche Färbung wie die Konidienträger auf. Ihre Fruchtbarkeit besteht zumeist nur in der Oberhälfte. Die Konidien haben die Form einer Kugel und verfügen über eine unregelmäßige Oberfläche. Ihr Durchmesser schwankt zwischen 2,5 und 3 Mikrometern.

Der erste Lebensabschnitt des Aspergillus fumigatus findet als Konidie statt. Die äußerst kleinen Schimmelpilzsporen sind überaus widerstandsfähig gegen Austrocknung, hohe Temperaturen und sogar Desinfektionsmittel. Verfügen die Sporen über genügend Nährstoffe und Wasser, können sie keimen, sodass sich einzelne Hyphen bilden. Diese Hyphen verzweigen sich im weiteren Verlauf in zunehmendem Maße. Dadurch kommt es zur Ausprägung eines sogenannten Myzels (Hyphengeflecht).

An der Myzeloberfläche entstehen einzelne Konidienträger. Die Funktion dieser Köpfchen ist das Herstellen von weiteren Sporen. Je Konidienträger entstehen ungefähr 10.000 neue Pilzsporen. Die Verbreitung der Sporen erfolgt durch den Wind. Ihr Vermehrungsprozess findet asexuell statt.

Beim Aspergillus fumigatus handelt es sich um einen saprophytischen Pilz. Das heißt, dass er sich von toten Pflanzenteilen ernährt. Mithilfe seines versatilen Metabolismus ist er in der Lage, viele Stoffe zu zersetzen. Darüber hinaus hält er Temperaturen von bis zu 48 Grad Celsius stand.

In den Menschen gelangen die Sporen des Aspergillus fumigatus durch die eingeatmete Luft. Sie sind so klein, dass sie bis in die menschlichen Alveolen (Lungenbläschen) vordringen können. Eine andere Übertragungsmöglichkeit stellen Haut- oder Schleimhautverletzungen dar.

Zu den bevorzugten Kontaktorten gehören Kompost, Biotonnen, Blumenerde sowie Tapeten. Aber auch Feuchtigkeitsansammlungen in der Wohnung oder im Keller können die Verbreitung des Aspergillus fumigatus fördern.


Krankheiten & Beschwerden

Durch den Aspergillus fumigatus sind schwerwiegende Gesundheitsschäden möglich. Im Falle einer Schimmelpilz-Infektion des Menschen sprechen Ärzte von einer Aspergillose. Diese zeigt sich in den meisten Fällen in der Lunge oder den Nasennebenhöhlen. Mitunter sind aber auch Bereiche wie die Magen-Darm-Region, das Nervensystem oder die Haut betroffen.

Während der Schimmelpilz für Menschen mit einem intakten Immunsystem meist keine Bedrohung darstellt, gelten Personen mit einem geschwächten Abwehrsystem aufgrund von Vorerkrankungen oder der Einnahme von Immunsuppressiva als besonders gefährdet. Bei gesunden Menschen werden die Schimmelpilzsporen vom Immunsystem erfolgreich bekämpft, bei erkrankten Personen können sie sich hingegen in der Lunge, den Nasennebenhöhlen oder im Gehörgang festsetzen und dort eine Pilzinfektion auslösen.

Allein in Deutschland kommt es Jahr für Jahr zu etwa 5000 Infektionen mit Aspergillus fumigatus. Etwa 90 Prozent aller Aspergillosen werden von dieser Schimmelpilzart verursacht. Bei jedem zweiten Erkrankten endet die Infektion tödlich.

Ein großes Problem ist, dass kaum wirksame Medikamente zur Verfügung stehen, mit denen sich die Aspergillose bekämpfen lässt. Die Forschungen nach einem wirkungsvollen Arzneimittel dauern weiterhin an. Behindert wird das Voranschreiten der Forschungen durch den Umstand, dass sich Aufbau und Stoffwechsel von menschlicher Zelle und Pilzzelle ähneln. Aufgrund der dramatischen Krankheitsverläufe verabreichen die Ärzte schon bei bloßem Verdacht auf eine Aspergillose Antimykotika, die über ein breites Wirkungsspektrum verfügen.

Es gibt unterschiedliche Arten von Pilzinfektionen, die durch Aspergillus fumigatus entstehen. Sie hängen davon ab, welches Organ von dem Befall betroffen ist. So gibt es u. a. das Aspergillom in den Nasennebenhöhlen. Es zeigt sich im Rahmen von Nasennebenhöhlenentzündungen, sodass die Patienten den Pilzbefall oft gar nicht bemerken. Im schlimmsten Fall breiten sich die Pilzsporen bis ins Gehirn aus.

Von einem Aspergillom in der Lunge sind oft Menschen betroffen, die unter Lungenkrankheiten wie bakteriellen Lungenentzündungen, Tuberkulose oder einem Bronchialkarzinom leiden. Dabei siedeln sich die Pilzsporen in Hohlräumen der Lunge an, die durch diese Erkrankungen entstehen. Darüber hinaus sind schwere allergische Reaktionen möglich, die sich durch Husten und Auswurf bemerkbar machen.

Quellen

  • Bachmann, K.: Biologie für Mediziner. Springer, Berlin 1990
  • Marre, R. et al: Klinische Infektiologie. Infektionskrankheiten erkennen und behandeln. Urban & Fischer, München 2007
  • Schwarzkopf, A.: Multiresistente Erreger im Gesundheitswesen. mhp Verlag, Wiesbaden 2016

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