Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bauchspeicheldrüsenkrebs oder Pankreaskarzinom ist eine selten auftretende Krebserkrankung. Leider gilt sie aber zur Zeit immer noch als sehr schwer heilbar. In den meisten Fällen kann Bauchspeicheldrüsenkrebs nicht mehr geheilt werden, da die Krankheit oft zu spät erkannt und behandelt wird. Je früher also die Erkrankung erkannt wird, desto höher sind die Überlebenschancen. Vorbeugen kann man dem Bauchspeicheldrüsenkrebs unter anderem durch den Verzicht von Rauchen und Alkoholkonsum, sowie einer gesunden Ernährung und reichlich Bewegung und Sport.
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Was ist Bauchspeicheldrüsenkrebs?
Bauchspeicheldrüsenkrebs oder Pankreaskarzinom tritt mit einer statistischen Wahrscheinlichkeit von 3% aller Krebserkrankungen relativ selten auf. Der entsprechende Tumor findet sich in der Regel in dem so genannten exokrinen Teil der Bauchspeicheldrüse an der hinteren Wand des Bauches unterhalb des Zwerchfells.
Dabei werden meistens die Gangzellen an den Drüsenausgängen bösartig verändert (exokriner Tumor). In selteneren Fällen beginnt Bauchspeicheldrüsenkrebs in den Hormonzellen der Langerhans-Inseln in den Drüsenläppchen (endokriner Tumor).
Durch die trügerische Schmerzfreiheit dieser Erkrankung gilt Bauchspeicheldrüsenkrebs als sehr tückisch, und wenn die Gefahr erkannt wird, läuft dem Patienten und dessen Arzt bei der Behandlung oft infolge von Metastasenbildung die Zeit davon.
Daher sind die Überlebenschancen bei verspätet festgestelltem Bauchspeicheldrüsenkrebs leider bisher nicht allzu hoch.
Ursachen
Die grundlegenden Ursachen für die Entstehung von Bauchspeicheldrüsenkrebs sind bislang noch unbekannt. Es gibt jedoch eine Reihe von Faktoren, die sich auf die negative Entwicklung von Bauchspeicheldrüsenkrebs begünstigend auswirken. So besteht bei Rauchern ein dreieinhalbfach höheres Risiko, an Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erkranken. Auch ein hoher Alkoholkonsum begünstigt die Entstehung der Krankheit. Insbesondere die Verbindung zwischen exzessivem Tabak- und Alkoholgenuss wirkt sich gefährlich aus.
Vorerkrankungen wie Magengeschwüre oder chronische Bauchspeicheldrüsenentzündungen, aber auch Veränderungen in der Erbsubstanz können zu Bauchspeicheldrüsenkrebs führen. Darüber hinaus stehen derzeit auch Umweltbelastungen in Verdacht, Bauchspeicheldrüsenkrebs zu fördern.
Dazu zählen Gifte wie Herbizide (Pflanzenschutzmittel), Pestizide (Insektenvertilgungsmittel) und Fungizide (Pilzvernichter), aber auch elektromagnetische Felder, Abgase, Chrom und Chlor. Doch wohlgemerkt sind diese Faktoren nicht ursächlich für Bauchspeicheldrüsenkrebs verantwortlich bzw. wissenschaftlich eindeutig belegt.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
In der ersten Phase des Bauchspeicheldrüsenkrebs zeigen sich keine oder nur sehr schwach ausgeprägte Symptome. Diese können jedoch auch bei anderen Erkrankungen auftreten, sodass die Betroffenen die Gefahr nicht rechtzeitig wahrnehmen und einen Arzt aufsuchen. Erst wenn die Krebserkrankung weiter fortgeschritten ist und keine Behandlung stattgefunden hat, können stärke Beschwerden auftreten.
Dazu gehören vor allem: Fettstuhl, Bauchschmerzen im Oberbauch und Druckgefühl, Gewichtsverlust und Appetitlosigkeit sowie Erbrechen und Übelkeit. Diese Symptome treten jedoch auch in ähnlicher Form bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung auf und können daher leicht verwechselt werden.
Die ersten Symptome erscheinen im fortgeschrittenen Stadium, in welchem eine Heilung meist nicht mehr möglich ist. Dann kommt es wie bei einer Pankreatitis zu Schmerzen im linken Oberbauch. Sie strahlen in den Rücken aus und können sich gürtelförmig um den Körper legen. Es handelt sich dabei um zunehmende dumpfe und quälende Schmerzen, die sich besonders nachts verschlimmern.
Des Weiteren können unklare Verdauungsbeschwerden und Druckgefühl auftreten. Diese äußern sich häufig in Form von Völlegefühl, Blähungen und Stuhlunregelmäßigkeiten. Wenn weniger Verdauungssäfte produziert werden, kann es zu sogenannten Fettstühlen und Durchfällen kommen, weil die Fettverdauung nicht mehr richtig funktioniert. Der Stuhl färbt sich dabei lehmfarben.
Weiterhin treten Appetitlosigkeit, Übelkeit und gegebenenfalls Depressionen auf. Es folgt ein starker Gewichtsverlust, der mehr als zehn Prozent des Körpergewichts betragen kann. Auch ein Diabetes kann plötzlich auftreten. Wenn sich der Tumor im Pankreaskopf befindet, kommt es zu einer zunehmenden Gelbsucht, weil sich der Gallengang verengt.
Bei Ausweitung des Tumors in den Bauchraum treten Beinvenenthrombosen und Veränderungen der Hautpigmentierung auf. Im Spätstadium breiten sich in der Leber Metastasen aus. Sie führen zu Lebervergrößerung, Funktionsstörungen der Leber, Bauchwassersucht und extremer Gewichtsabnahme. Nach Auftreten der ersten Symptome bei einem Pankreaskarzinom tritt der Tod innerhalb weniger Monate ein.
Verlauf
Typisch für die Entstehung von Bauchspeicheldrüsenkrebs ist die gefährliche und völlig schmerzlose Symptomfreiheit. Bauchspeicheldrüsenkrebs als exokriner Tumor breitet sich unbemerkt nach Anwachsen des Tumors rasch über die Blutbahnen und das Lymphsystem zunächst auf die umliegenden Körperregionen aus.
In den meisten Fällen ist davon die Leber betroffen, aber auch die Lunge und sogar das Skelett sind gefährdet. Das führt fast zwangsläufig zu einer eher ungünstigen Prognose. Im Falle eines endokrinen Tumors verdrängt das Wachstum des Knotens zunächst das umliegende Gewebe, während die Metastasenbildung eher langsam voranschreitet und somit auch bei spät festgestelltem Bauchspeicheldrüsenkrebs eine erfolgreichere Behandlung erhoffen lässt. Dennoch verläuft der nicht rechtzeitig erkannte Bauchspeicheldrüsenkrebs in der Überzahl auf Kurz oder Lang tödlich.
Komplikationen
Ein Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) ist mit zahlreichen Komplikationen behaftet. Zum Beispiel kommt es aufgrund der anatomische Nähe zu einer Störung des Gallenabflusses. Dadurch staut sich die Galle bis hin zur Gallenblase zurück (Cholestase) und kann so zu einer Entzündung der Gallenblase (Cholezystitis) oder einem Abszess in der Leber führen.
Die Entzündung kann sich im schlimmsten Falle über den gesamten Körper ausbreiten und so zur gefährlichen Sepsis führen, die unbehandelt schnell in den Tod führen kann. Des Weiteren kann der Pankreaskarzinom auch zu einer Blockade des Darms führen (Ileus), was zu Verstopfungen und Stoffwechselstörungen führt. Zudem kann sich der Darmabschnitt entzünden und absterben, da auch die Blutversorgung gedrosselt wird.
In seltenen Fällen kommt es aufgrund des Krebses zu Stoffwechselstörungen, da nicht mehr genügend Enzyme und Hormone gebildet werden. So kann sich im Verlaufe beispielsweise ein Diabetes entwickeln. Es können auch zu viele Hormone gebildet werden wie beispielsweise bei einem Insulinom, was zu einer Unterzuckerung führt.
Im Gegensatz steht das Glukagonom, was zu einer Überzuckerung führt. Ein Gastrinom erhöht das Risiko an einem Magengeschwür zu erkranken. Insgesamt hat ein Pankreaskarzinom jedoch eine sehr schlechte Prognose und kann nur vollständig behandelt werden, wenn dieses frühzeitig erkannt wird. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei Diagnose bei nur unter einem Prozent.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Die Bauchspeicheldrüse liegt im hinteren Bauchabschnitt. Deshalb treten Symptome erst sehr spät auf und bei Diagnosestellung sind die Tumore häufig über die Organgrenzen hinausgewachsen. Frühsymptome sind meist unspezifisch und diffus. Unwohlsein, Blähungen, Fettstühle und Schmerzen im Oberbauch weisen oft schon auf Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse hin. Kommen dann Gewichtsverlust und Rückenschmerzen im Taillenbereich dazu, sollte dies als Warnsignal betrachtet werden.
Auch Gelbsucht kann ein Hinweis auf Bauchspeicheldrüsenkrebs sein. Gallengang und Bauchspeicheldrüsengang münden zusammen in den Zwölffingerdarm. Sitzt der Tumor an dieser Stelle, verschließt er den Gallengang und das Gallensekret staut sich und führt zur Gelbfärbung. Ebenso kann ein neu aufgetretener Diabetes ein Warnsignal sein. In seltenen Fällen kommt es im Vorfeld zu einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung. Werden Alkoholabhängigkeit oder Gallensteine ausgeschlossen, kann ein Tumor die Ursache sein.
In allen Fällen - außer der Bauchspeicheldrüsenentzündung, diese gehört in klinische Behandlung - ist der Hausarzt erster Ansprechpartner. Ein Blutbild mit den Bauchspeicheldrüsenwerten Lipase und Amylase sowie den Leberwerten kann einen ersten Anhaltspunkt geben. Ebenso eine Ultraschalluntersuchung, die jedoch durch die Lage der Bauchspeicheldrüse erschwert ist. Oftmals überlagern Darmgase diesen Bereich. Ist der Befund unklar, empfiehlt sich baldmöglichst eine Computer- oder Kernspintomographie zur genauen Abklärung.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs ist abhängig von der Art der Erkrankung, dem bereits erreichten Stadium sowie vom Alter und vom allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten. Eine Operation, in deren Verlauf der Tumor und die umliegenden Lymphknoten entfernt werden, ist dabei jedoch eine unumgängliche Maßnahme. Der Erfolg einer solchen Operation setzt allerdings voraus, dass der Fortschritt der Erkrankung noch auf die Bauchspeicheldrüse begrenzt ist.
Die folgende langfristige Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs kann sich je nach Stadium der Erkrankung unterschiedlich gestalten. Zur Auswahl stehen eine Chemo- oder eine Strahlentherapie sowie eine Kombination aus Beidem.
Zusätzlich zur Strahlentherapie wird zur Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs auch Erlotinib eingesetzt. Dabei handelt es sich um einen Metastasenblocker, der aber in der Regel nur für Patienten in Frage kommt, bei denen die Krankheit so weit fortgeschritten ist, dass eine Operation von vornherein aussichtslos erscheint. Bauchspeicheldrüsenkrebs ist behandlungstechnisch eine langwierige Angelegenheit, die oft nur bei frühzeitiger Erkennung vollständig geheilt werden kann.
Aussicht & Prognose
Bauchspeicheldrüsenkrebs besitzt eine sehr hohe Sterblichkeitsrate. Anfangs befällt der Tumor nur die Bauchspeicheldrüse selbst. Allerdings greift er in späteren Stadien rasch auf umliegendes Gewebe und Organe über. Darunter fallen etwa die Milz, der Zwölffingerdarm, Magen, Leber oder Dickdarm. Zudem bildet der bösartig verlaufende Tumor auch Fernmetastasen über Verteilung durch die Lymphknoten in der Lunge oder den Knochen aus.
Durch die massive Platzforderung stellt sich in vielen Fällen eine Beeinträchtigung der Leberfunktion wegen Stauung des Gallenganges ein. Eine zusätzliche Bauchspeicheldrüsenentzündung kann durch eine Blockade des Drüsenabflusses entstehen. Die Ausschüttung von Hormonen gilt dann in einigen Fällen als stark herabgesetzt und als Folge bildet sich ein Insulinmangel mit Diabetes aus.
Die Überlebenschancen hängen vom Zeitpunkt der Diagnose der Krebserkrankung ab. Das sich schnell ausbreitende Adenokarzinom besitzt eine ungünstige Prognose aufgrund der aggressiven Natur der Tumorzellen. Deutlich niedriger fällt die Sterblichkeitsrate bei dem raren Zystadenokarzinom aus. Dieses streut über langen Zeitraum nicht und wächst verhältnismäßig langsam heran. Ein reiner Befall des endokrinen Abschnittes gestattet sogar die erfolgreiche Entfernung des kompletten Tumors in späteren Stadien.
Ist ein chirurgischer Eingriff nicht möglich, beträgt die Lebenserwartung im Schnitt maximal fünf Monate nach Stellung der Diagnose. Nach fünf Jahren sind lediglich 0,2 % bis 0,4 % der Betroffenen noch am Leben. Allgemein gilt das Pankreaskarzinom daher als eine der gefährlichsten Tumorerkrankungen des Magen-Darm-Traktes.
Das können Sie selbst tun
Patienten mit einem Bauchspeicheldrüsenkrebs können zur Verbesserung ihrer Gesundheit ihre Ernährung optimieren. Es gibt bereits verschiedene Forschungsansätze, wonach der regelmäßige Verzehr von Gemüse aus der Familie der Kreuzblütler unterstützend zu der eingeleiteten Krebstherapie sein kann.
Der Genuss von Brokkoli, Blumenkohl oder Rosenkohl kann daher helfen und den Patienten stärken. Die Ernährung sollte insgesamt ausgewogen und gesund sein. Die Aufnahme von Vitaminen und Spurenelementen ist besonders wichtig, um das eigene Immunsystem zu unterstützen und eine Verbesserung des Wohlbefindens zu erreichen.
Trotz vorhandener Beschwerden und einem Unwohlsein sollte der Patient auf eine ausreichende Bewegung achten. Tägliche Aufenthalte bei frischer Luft unterstützen die Sauerstoffzufuhr, entlasten das Herz-Kreislauf-System und stärken den Organismus. Auf den Genuss von Schadstoffen wie Nikotin oder Alkohol ist grundsätzlich zu verzichten. Hilfreich sind hingegen Techniken, die zu einer mentalen Stärkung beitragen. Tägliche Übungs- und Trainingseinheiten, die zu einer inneren Stabilisierung und dem Aufbau neuer Zuversicht führen, sind sehr zu empfehlen.
Neben autogenem Training, Meditation oder Yoga können kognitive Verhaltenstherapien den Optimismus oder die positive Lebenseinstellung fördern. Ein Austausch des Betroffenen in Selbsthilfegruppen oder Foren kann neue Impulse geben. Zudem können sich Erkrankte und genesene Patienten gegenseitige Hilfestellungen zum Umgang mit der Erkrankung im Alltag geben.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Pfeifer, B., Preiß, J., Unger, C. (Hrsg.): Onkologie integrativ. Urban & Fischer, München 2006
- Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014