Chikungunya-Fieber
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Chikungunya-Fieber wird eine (sub)tropische Viruserkrankung bezeichnet, die durch Stechmücken übertragen wird und sich anhand ausgeprägter Gelenkschmerzen und hohen Fiebers manifestiert. Verlauf und Prognose sind bei dem in Deutschland selten vorkommenden Chikungunya-Fieber gut.
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Was ist das Chikungunya-Fieber?
Das Chikungunya-Fieber ist eine in Deutschland selten vorkommende (sub)tropische Erkrankung aus dem Spektrum der hämorrhagischen Fieber, die auf eine virale Infektion infolge eines Stiches mit infizierten Stechmücken aus der Gattung der Aedes zurückzuführen ist.
Die Viruserkrankung ist vor allem in Afrika südlich der Sahara, auf dem indischen Subkontinent sowie den Inseln des Indischen Ozeans anzutreffen. Im Anschluss an den Stechmückenbiss manifestieren sich nach einer Inkubationszeit von etwa ein bis zwölf Tagen die ersten charakteristischen Symptome wie hohes Fieber, ausgeprägte Gelenkschmerzen, die einen aufrechten Gang unmöglich machen, sowie Lymphknotenödemen (Schwellungen), Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, Erschöpfung und/oder Magen-Darm-Beschwerden.
Daneben können bei etwa der Hälfte der Betroffenen ein Hautausschlag und bei einem Viertel kleinere Schleimhaut- und Hautblutungen beobachtet werden. Infektionen mit dem Chikungunya-Fieber sind in Deutschland meldepflichtig.
Ursachen
Ein Chikungunya-Fieber ist auf eine Infektion mit dem Chikungunya-Virus (CHIKV), der zur Gattung der Alpha-Viren gehört, zurückzuführen.
Wenngleich aus theoretischer Sicht mehrere verschiedene Stechmückenarten den Virus übertragen können, konnten bislang lediglich die Gelbfiebermücke (Aedes aegypti) sowie die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus), die daneben das Dengue-Fieber und Gelbfieber überträgt, als eindeutige Überträger des Chikungunya-Fiebers nachgewiesen werden.
Dabei wird der Erreger, außer in einigen belegten Einzelfällen, nicht direkt von Mensch zu Mensch (über den Blutweg), sondern durch den Stich einer Stechmücke auf den Menschen übertragen, die sich im Vorfeld bei den Erreger tragenden Wirten (Primaten wie Affen, Nagetiere, Menschen) infiziert hatte.
Darüber hinaus konnten auch Übertragungen von Schwangeren, die sich mit dem Chikungunya-Fieber infiziert hatten, auf das ungeborene Kind beobachtet werden (diaplazentare Übertragung).
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Beim Chikungunya-Fieber kommt es in erster Linie zu einem sehr hohen Fieber. Dieses Fieber wirkt sich auch extrem negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen aus und verringert diese. Die Patienten leiden weiterhin auch an einer dauerhaften Müdigkeit und an einer Abgeschlagenheit, sodass sie nicht aktiv am Alltag teilnehmen können.
Ebenso kommt es zu sehr starken Kopfschmerzen, die nicht mit Hilfe von Schmerzmitteln gelindert werden können. Sollte das Chikungunya-Fieber nicht behandelt werden, so tritt auch eine Bindehautentzündung auf, die im schlimmsten Falle und vor allem unbehandelt zu einem vollständigen Sehverlust führen kann. Die Betroffenen leiden dabei auch an Schmerzen in den Gelenken und in den Muskeln und können sich daher nicht körperlich betätigen.
Es kommt zu deutlichen Bewegungseinschränkungen, sodass die meisten Patienten in ihrem Alltag auf fremde Hilfe angewiesen sind. In der Regel schwellen beim Chikungunya-Fieber auch die Gelenke des Betroffenen deutlich an und es kommt zu Blutungen oder Rötungen an der Haut. Die Haut kann dabei auch von einem Ausschlag betroffen sein. Das Chikungunya-Fieber kann in den meisten Fällen relativ einfach behandelt werden. Allerdings kommt es in einigen Fällen vor, dass die Gelenkschmerzen erst nach einigen Monaten abklingen und damit nicht sofort verschwinden.
Diagnose & Verlauf
Im frühen Erkrankungsstadium ist das Chikungunya-Fieber schwer von anderen tropischen Fiebererkrankungen wie das Dengue-Fieber oder Malaria zu unterscheiden.
Für die Diagnose eines Chikungunya-Fiebers gibt der Aufenthalt des Betroffenen in einem der gefährdeten Gebiete sowie die typischen Symptome der Viruserkrankung, insbesondere ausgeprägtes Druckschmerzempfinden an einem oder beiden Handgelenken, ersten Aufschluss über eine mögliche Erkrankung. Darüber hinaus kann in den ersten drei bis fünf Tagen der Erreger des Chikungunya-Fiebers direkt im Rahmen einer Blutanalyse oder durch die Anzucht im Labor nachgewiesen werden.
Im späteren Erkrankungsverlauf (achter bis zehnter Tag) kann eine Diagnose durch den Nachweis der für Chikungunya-Fieber spezifischen Antikörper (IgM, IgG) erfolgen. Die Prognose ist bei Chikungunya-Fieber gut und in der Regel heilt die Viruserkrankung nach ein bis zwei Wochen spontan wieder ab. Lediglich in Einzelfällen (etwa fünf bis zehn Prozent) klingen die Gelenkschmerzen erst nach Monaten oder Jahren wieder ab.
Komplikationen
In den meisten Fällen klingt das Chikungunya-Fieber wieder von selbst ab. Allerdings können oftmals über mehrere Wochen noch Gelenkschmerzen auftreten und die Patienten fühlen sich müde und schlapp. Ein geringer Prozentsatz der Infizierten kann auch über mehrere Monate oder sogar über Jahre an Gelenkbeschwerden leiden.
Nur sehr selten hat das Chikungunya-Fieber einen tödlichen Verlauf. Im Durchschnitt sterben etwa vier von 100 Infizierten an der Erkrankung, bei Kindern ist das Risiko eines tödlichen Verlaufs etwas höher. Bei einigen Patienten treten aber immer wieder auch schwerwiegende Komplikationen wie beispielsweise Meningitis, Herz-Kreislauf-Versagen oder Lungenversagen auf. Des Weiteren kann es aufgrund der Tropenkrankheit auch zu einer Leberentzündung (Hepatitis) oder schweren neurologischen Störungen kommen.
Vor allem bei kleinen Kindern kann das Chikungunya-Fieber auch Auswirkungen auf das Nervensystem beziehungsweise die Leber haben. Ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben vor allem Menschen mit Herzschwäche, Blutzuckerkrankheit oder hohem Blutdruck, Neugeborene sowie Personen, die älter als 65 Jahre alt sind. Einen gefährlichen Risikofaktor stellen auch Schwangerschaften dar, da die Mutter die Erkrankung auf das Kind übertragen kann.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Menschen, die vor einer Reise nach Indien, Südostasien oder Afrika stehen, sollten sich vorsorglich gegen das Chikungunya-Virus impfen lassen. Beim Verdacht auf eine Infektion ist umgehend ein Arzt zu konsultieren. Ein typisches Warnzeichen, das einer ärztlichen Abklärung bedarf, ist das starke Fieber, welches meist mit Schüttelfrost, Kopfschmerzen und Gliederschmerzen verbunden ist. Charakteristisch sind vor allem die starken Gelenkschmerzen. Urlaubsheimkehrer, die starke Schmerzen in den Armen und Beinen verspüren, sollten mit dem Hausarzt sprechen.
Selbiges gilt, wenn plötzlich Hautausschläge oder Bindehautentzündungen auftreten, die sich auf keine andere Ursache zurückführen lassen. Ein schwerer Verlauf ist beim Chikungunya-Fieber zwar unwahrscheinlich, eine rasche Behandlung lässt die Symptome jedoch schneller und ohne Komplikationen abklingen.
Eltern, Kinder und Schwangere sollten beim Verdacht auf eine ernste Erkrankung in jedem Fall zum Arzt gehen. Dies gilt insbesondere dann, wenn Blutungen beobachtet werden – ein Anzeichen für den sogenannten hämorrhagischen Verlauf, welcher unbehandelt tödlich enden kann. Sollten die Symptome nach spätestens drei bis vier Tagen nicht abklingen, ist ein Arztbesuch erforderlich.
Behandlung & Therapie
Gegen das Chikungunya-Fieber existiert bisher kein wirksamer Impfstoff zur ursächlichen Therapie der Viruserkrankung. Erst in den letzten Jahren ist die seit den 1950er Jahren bekannte Erkrankung durch betroffene Reiserückkehrer in der westlichen Welt in den Fokus gerückt, so dass jetzt erst klinische Pilotversuche für einen Impfschutz stattfinden.
Entsprechend beschränken sich die therapeutischen Maßnahmen für die vom Chikungunya-Fieber Betroffenen bislang auf eine Verminderung der symptomatischen Beschwerden. Zur Minimierung der zum Teil stark ausgeprägten Gelenkschmerzen kommen nichtsteroidale Antirheumatika und Analgetika (Schmerzmittel) sowie fiebersenkende und entzündungshemmende Mittel zum Einsatz, die gegebenenfalls über längere Zeit verabreicht werden müssen.
Physikalische Maßnahmen können unterstützend zur Minimierung der für Chikungunya-Fieber typischen Gelenkbeschwerden wirken, insbesondere wenn diese über einen längeren Zeitraum nicht abklingen. Daneben werden in einigen Fällen zur Vermeidung einer Dehydration (Austrocknung) durch hohes Fieber Infusionen zur Verbesserung des Flüssigkeitshaushaltes angewandt.
Ferner sollten von Chikungunya-Fieber Betroffene unbedingt die Einnahme von Acetylsalicylsäure vermeiden. Acetylsalicylsäure beeinträchtigt die Funktion der Blutplättchen, die bei Chikungunya-Fieber in erniedrigter Konzentration vorliegen.
Aussicht & Prognose
In den meisten Fällen kann das Chikungunya-Fieber gut behandelt werden, sodass es zu einem positiven Krankheitsverlauf und zu einer vollständigen Heilung kommt. Vor allem bei einer frühzeitigen Diagnose treten in der Regel keine besonderen Komplikationen auf.
Wird die Krankheit später entdeckt, so kann die Krankheit weitere Entzündungen, wie zum Beispiel eine Leberentzündung oder eine Lungenentzündung auslösen, wenn sie nicht behandelt wird. Auch können neurologische Störungen eintreten. Das Chikungunya-Fieber führt nur sehr selten und vor allem ohne Behandlung zum Tode des Patienten.
Ein schwerer Krankheitsverlauf tritt häufig nur bei Menschen im hohen Alter oder bei Menschen mit akuten Krankheit auf, wodurch das Immunsystem geschwächt ist. Sollte das Chikungunya-Fieber während einer Schwangerschaft auftreten, so kann sich die Erkrankung auch auf das Kind übertragen und das Kind infizieren.
Da die Erkrankung nicht kausal behandelt werden kann, werden ausschließlich die Symptome des Fiebers mit Hilfe von Medikamenten behandelt. In der Regel klingen die Beschwerden nach ungefähr einer Woche wieder ab. Nur in wenigen Fällen leiden die Betroffenen mehrere Monate an den starken Gelenkschmerzen und benötigen eine intensive medizinische Behandlung.
Vorbeugung
Da bislang kein Impfstoff gegen das Chikungunya-Fieber existiert, kann der Erkrankung lediglich durch eine Expositions-Prophylaxe vorgebeugt werden. Hierzu gehören Mückenschutzmittel und das Tragen langärmeliger Kleidung bei Aufenthalt in gefährdeten Gebieten. Da die Erreger übertragenden Mücken auch tagsüber aktiv sind, sollten sowohl nachts als auch tagsüber lange Hosen und Hemden getragen werden. Bereits von Chikungunya-Fieber Betroffene verfügen über eine lebenslange Immunität.
Nachsorge
Da der Chikungunya-Virus nicht direkt bekämpft werden kann, gibt es auch keine gängige Nachsorge oder Nachbehandlung. Während der Behandlung werden lediglich die Symptome behandelt. In dieser Zeit ist vor allem Bettruhe wichtig. Ist das Fieber überstanden, ist es wichtig, langsam wieder in Gang zu kommen. Der Kreislauf könnte nach längerer Liegezeit noch nicht in Schwung sein.
Wichtig ist ebenfalls, auch nach dem Fieber genügend zu trinken. Während des Fiebers verliert man sehr viel Wasser, welches im Anschluss dem Körper wieder zugeführt werden muss. Ein Arzt muss kontrollieren, ob weitere Schmerzmittel nach dem Fieber notwendig sind. Oftmals wird im Anschluss der Behandlung auch Physiotherapie verschrieben, um eventuell anhaltenden Gelenkschmerzen entgegenzuwirken.
Der Arzt kontrolliert nach Linderung der Symptome und Senkung des Fiebers, ob die Blutwerte wieder im Normalbereich sind und legt fest, welche möglichen Nachsorge-Leistungen noch notwendig sind. Die Patienten sollten darauf achten, sich nach der Erkrankung nicht zu überanstrengen und schrittweise und langsam in den normalen Tagesablauf überzugehen. Ein Fieber wie das Chikungunya-Fieber kann, je nach Stärke, den Körper und das Immunsystem sehr schwächen und den Blutdruck in den Keller treiben.
Das können Sie selbst tun
Nach aktuellem medizinischen Stand ist kein Medikament verfügbar, das den Viruserreger des Chikungunya-Fiebers direkt bekämpft, so dass nur eine symptomatische Behandlung möglich ist.
Die ersten Krankheitsmerkmale bei der Chikungunyaviruserkrankung sind hohes Fieber und starke, teils unerträgliche Muskel- und Gelenkschmerzen, die mittels Fiebersenkern und Schmerzmitteln gelindert werden können. Als wirksam haben sich hierbei Paracetamol und nicht-steroidale Entzündungshemmer wie Ibuprofen oder Naproxen erwiesen. Von Aspirin und anderen Salicylaten wird hingegen abgeraten, da diese die Auswirkungen des Chikungunya-Fiebers verschlimmern können, indem durch die Hemmung der Blutplättchengerinnung starke Blutungen hervorgerufen werden können.
In manchen Fällen geht das Chikungunya-Fieber mit einem Hautausschlag einher, der üblicherweise von alleine abklingt, so dass kein Behandlungsbedarf besteht. Um den Heilungsverlauf zu unterstützen ist es ratsam, Bettruhe einzuhalten und viel Wasser zu trinken, um einer Dehydrierung sowie Mineralienverlust entgegenzuwirken, die mit dem hohen Fieber einhergehen. Nach Abklingen des Fiebers ist leichte Bewegung sinnvoll, um die Muskeln und Gelenke wieder an Belastung zu gewöhnen.
Bislang besteht kein Impfschutz gegen das Chikungunya-Fieber, das durch Stechmücken der Aedes-Gattung überwiegend im asiatischen und afrikanischen Raum übertragen wird. Eine Prophylaxe ist demnach nur in Form von entsprechender Schutzkleidung und Repellents möglich.
Quellen
- Diesfeld, H.J., Krause, G., Teichmann, D.: Praktische Tropen- und Reisemedizin. Thieme, Stuttgart 2003
- Hof, H., Dörries, R.: Medizinische Mikrobiologie. Thieme, Stuttgart 2014
- Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012