Dünndarmkrebs

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Tumore des Dünndarms, wie Dünndarmkrebs, gehören zu den eher seltenen krankhaften Veränderungen des Darmtraktes und sind durch einen etappenweisen Verlauf der Erkrankung gekennzeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Dünndarmkrebs?

Zunächst treten bei einem Dünndarmkrebs keine Symptome auf. Nach einiger Zeit werden unspezifische Symptome beobachtet, die auch bei anderen Erkrankungen vorkommen können. So leidet der Patient häufig unter Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung und Durchfall.
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Der Dünndarmkrebs oder Dünndarmtumor kann als Geschwulst definiert werden, die sich in einem spezifischen Bereich des Darmes, also im Verdauungstrakt manifestiert. Der Dünndarmkrebs kann in Abhängigkeit von seiner typischen Beschaffenheit und der enthaltenen Zellarten sowohl als gutartiger als auch bösartiger Tumor erkannt werden.

Ein gutartiger Dünndarmtumor wird als Dünndarmpolyp, eine bösartig Geschwulst als Dünndarmkrebs bezeichnet. Da der Dünndarm aus verschiedenen Zonen besteht, muss der Dünndarmtumor nicht auf ein spezielles Areal beschränkt sein und kann im kompletten Dünndarm lokal begrenzt auftreten.

Aus diesem Grund erfolgte eine Klassifizierung beim Dünndarmtumor in Abhängigkeit von dessen Lokalisierung. Neben dem Dünndarmtumor im Zwölffingerdarm kann sich ein Dünndarmkrebs auch im Leerdarm oder im Krummdarm entwickeln. Die bösartige Form beim Dünndarmtumor ist typisch für den Bereich des Zwölffingerdarms.

Ursachen

Im Rahmen der gezielten Ursachensuche konnte bislang noch nicht eindeutig geklärt werden, welche Auslöser für die Entstehung von Dünndarmkrebs in Frage kommen. Gegenwärtig werden verschiedene Begleit- oder Vorerkrankungen wie Morbus Crohn, die sogenannten Polyposis-Syndrome und das Peutz-Jeghers-Syndrom als erbliche Ursachen sowie eine verringerte Abwehrkraft des Immunsystems für die Ausprägung vom Dünndarmtumor in die engere Wahl gezogen.

Neben den inneren Faktoren als Auslöser für das Wachstum vom Dünndarmtumor kommen möglicherweise auch äußere Einflüsse wie Krebs auslösende Substanzen aus der Nahrung wie Konservierungs- und Farbstoffe sowie verschiedene chemische Stoffe als ursächliche Gründe in Betracht. Insbesondere bei Menschen, die unter einer HIV-Infektion leiden und eine Organtransplantation überstanden haben, kann sich ein Dünndarmtumor bilden.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Zunächst treten bei einem Dünndarmkrebs keine Symptome auf. Nach einiger Zeit werden unspezifische Symptome beobachtet, die auch bei anderen Erkrankungen vorkommen können. So leidet der Patient häufig unter Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung und Durchfall. Im weiteren Verlauf der Erkrankung treten Blutungen und kolikartige Schmerzen hinzu.

Durch das Wachstum des Tumors kann es in Extremfällen auch zu einem lebensbedrohlichen Darmverschluss kommen. Dieser kündigt sich ebenfalls durch kolikartige Schmerzen im Bereich des Nabels sowie durch Erbrechen an. Oft kommt es dann auch zu einer vermehrten Gasansammlung im Darm, schweren Blähungen und Verstopfungen.

Allerdings treten die zuletzt genannten Symptome nur bei tiefer gelegenem Dünndarmkrebs auf. Wenn der Tumor in höheren Abschnitten des Dünndarms angesiedelt ist, fehlen diese Symptome häufig. Ohne Behandlung werden immer mehr Darmabschnitte befallen. Zunächst breitet sich der Krebs in den Nachbarschlingen des Darms aus und führt zu Verwachsungen. Neben einem Darmverschluss kann es in späteren Phasen der Erkrankung auch zu Darmdurchbrüchen und Blutungen kommen.

Dabei handelt es sich um lebensgefährliche Komplikationen, die sogar noch vor der Ausbildung von Metastasen zum Tod führen können. Nach der Metastasierung über die Lymphknoten können Tochtergeschwülste in der Lunge, den Knochen und anderen Organen wachsen. Schließlich kann sich der Krebs innerhalb des Bauchfells ausbreiten und zu erheblichen Wasseransammlungen im Bauchraum führen.

Diagnose & Verlauf

Der Dünndarmkrebs macht sich erst ab einem gewissen Größenumfang bemerkbar. Der Dünndarmtumor verursacht in Abhängigkeit von einer gewissen Wachstumsstufe typische Beschwerden wie Verstopfungen, Übelkeit und Erbrechen sowie Schmerzen im Unterbauch. Auch die Verdauungstätigkeit kann in Abhängigkeit von der Art des Dünndarmtumors beeinträchtigt werden.

Viele Menschen klagen im fortgeschrittenen Stadium beim Dünndarmtumor über blutigen Stuhl und blutige Absonderungen aus dem Darm. Beim Fortschreiten des Tumorwachstums kann ein bösartiger Dünndarmtumor zur Bildung von Metastasen durch die Streuung von Zellen führen, die sich in anderen Organen festsetzen und dort ein Krebswachstum auslösen.

Die Diagnose beim Dünndarmtumor ist recht vielfältig und erfolgt mit technischen Verfahren wie einer röntgengestützten Untersuchung, der Spiegelung des Darmes, einer Diagnostik mit Ultraschall und einer operativen Eröffnung der Bauchhöhle. Diese wird auch als explorative Laparotomie bezeichnet.

Bei Menschen mit wenig Körpergewicht kann ein großer Dünndarmtumor mit der Hand gefühlt werden. Labordiagnostische Untersuchungen von Stuhl geben außerdem Hinweiszeichen darauf, dass im Darm ein Tumor vorhanden ist. Die endgültige Abklärung, ob es sich um Dünndarmkrebs handelt, erfolgt erst durch weiterführende Maßnahmen.

Komplikationen

Charakteristisch bei Dünndarmkrebs ist der Darmverschluss durch den Tumor. Der anschließende Durchbruch durch die Darmwand verursacht eine Bauchfellentzündung. Typische Begleiterscheinungen sind Bauchschmerzen, Verstopfung, Blut im Urin, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Diese Gesundheitsstörungen sind lebensbedrohlich und erfordern sofortige Behandlungsmaßnahmen und intensive medizinische Betreuung.

In der Regel sind diese Komplikationen ein Anzeichen von fortgeschrittenem Darmkrebs. Art und Umfang der Gesundheitsstörungen bestimmen den Krankheitsverlauf und damit auch die Heilungschancen. Bei gutartigen Dünndarmtumoren in Form von Darmpolypen, kleinen Tumoren ohne Befall der Lymphknoten und benachbarter Organe mit Metastasen besteht eine günstige Prognose.

Typische schwerwiegende Störungen sind das Übergreifen von Tumoren und Metastasen auf die benachbarten Organe wie Leber, Nieren und Blase. Durch diesen Krankheitsverlauf kann es zu abgedrückten lebensnotwendigen Blutgefäßen sowie Infarkt und Absterben des Darms und weiterer betroffener Organe kommen. Am häufigsten ist die Leber von der Ausbreitung der Tumore und Metastasen betroffen.

Es kommt zu Gerinnungsstörungen, Leberversagen, Bewusstseinsstörungen und Ödemen. Langanhaltender Husten mit Blutauswurf ist ein Hinweis darauf, dass der Krebs bereits bis in die Lungen gestreut hat. Die Überlebensrate fünf Jahre nach Ausbruch der Erkrankung beträgt abhängig von den Komplikationen und dem Krankheitsstadium 95 bis 5 Prozent.

Befindet sich der Patient bereits im Endstadium der Erkrankung, ist die Prognose immer negativ, da auch mit entsprechenden Therapien und Behandlungen innerhalb weniger Wochen oder Monate der Tod eintritt. Ohne Behandlung verläuft Dünndarmkrebs immer tödlich.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Dünndarmkrebs verursacht meist erst – wenn überhaupt – im fortgeschrittenen Stadium Beschwerden. Es empfiehlt sich deshalb, ab einem Alter von 50 Jahren oder schon davor mit der Darmkrebsvorsorge zu beginnen. Menschen, in deren näherer Verwandtschaft Fälle von Darmpolypen oder anderen Krebsarten vorliegen, sollten bereits in jüngeren Jahren zur regelmäßigen Früherkennung gehen. Selbiges gilt für andere Risikogruppen wie Patienten mit einer überwundenen Darmkrebserkrankung oder Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Eine ärztliche Abklärung empfiehlt sich spätestens dann, wenn erste Symptome einer ernsten Darmerkrankung auftreten. Dies können ungewöhnlich starke Magenbeschwerden wie Erbrechen, Übelkeit oder Schmerzen sowie Blutablagerungen im Stuhl sein. Sollten ernste Symptome wie ein Darmverschluss oder kolikartige Bauchschmerzen auftreten, muss umgehend ein Notarzt gerufen werden.

Darüber hinaus sollte mit starken Blähungen, fehlendem Stuhlgang und einem Gewichtsverlust zum Arzt gegangen werden. Generell gilt: sobald Beschwerden auftreten, die sich auf keine bestimmte Ursache zurückführen lassen und nach einigen Tagen nicht zurückgehen, ist medizinischer Rat gefragt.

Behandlung & Therapie

Die Auswahl der Behandlung wird durch die Art des Dünndarmtumors bestimmt. Ein gutartiger Dünndarmtumor oder Dünndarmpolyp kann operativ entnommen werden. Die Operation stützt sich entweder auf eine endoskopische Verfahrensweise oder eine sogenannte offene Operation mit einem normalen Bauchschnitt.

Die endoskopische Variante wird teilweise auch zur Entnahme von Gewebsproben bei Verdacht auf Dünndarmkrebs eingesetzt.

Wird im Rahmen der Diagnostik ersichtlich, dass der Dünndarmtumor bösartig ist und als Dünndarmkrebs in Erscheinung tritt, wird die operative Entfernung in Kombination mit einer anschließenden Strahlen- und Chemotherapie angewandt. Einige Tumorarten können ohne chirurgische Entfernung nur auf Basis einer Strahlenbehandlung ausgeheilt werden.

Aussicht & Prognose

Da es sich beim Dünndarmkrebs um eine Tumorerkrankung handelt, hängt der weitere Verlauf sehr stark vom Zeitpunkt der Diagnose und von der Ausbreitung des Tumors ab. Sollte es schon zu einer Metastasierung gekommen sein, so verringert sich dadurch in der Regel die Lebenserwartung des Betroffenen deutlich und der Dünndarmkrebs kann nicht vollständig geheilt werden.

Bei einer frühzeitigen Diagnose erhöhen sich jedoch die Chancen auf einen positiven Krankheitsverlauf. Sollte der Dünndarmkrebs nicht behandelt werden, so leiden die Betroffenen an Verstopfung, Durchfall und an starken Bauchschmerzen. Es kann dabei auch zu einer dauerhaften Übelkeit oder zu blutigem Stuhlgang kommen. Die Lebensqualität der Betroffenen wird durch die Erkrankung erheblich eingeschränkt und verringert.

Je früher der Dünndarmkrebs entfernt wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Krebs noch nicht weiter im Körper ausgebreitet hat. Durch operative Eingriffe und eine Chemotherapie können die Beschwerden dabei gut gelindert werden. Eine Chemotherapie ist allerdings mit starken Nebenwirkungen verbunden. Weiterhin kann sich auch eine gesunde Lebensweise sehr positiv auf den Verlauf der Erkrankung auswirken und die Entstehung von Dünndarmkrebs verhindern.


Vorbeugung

Zur Vorbeugung beim Dünndarmtumor sind bis jetzt keine wesentlichen Vorgehensweisen bekannt. Lediglich eine mögliche frühzeitige Erkennung kann bei einem Dünndarmtumor als Krebs eine Chance auf Heilung erhöhen. Darüber hinaus beinhaltet die Prophylaxe gegen Dünndarmkrebs die Eindämmung zentraler Risikofaktoren und eine gesunde Lebensweise.

Diese basiert im Zusammenhang mit einer Dünndarmtumor Vorbeugung auf der Vermeidung ungünstiger Lebensgewohnheiten, die sich insbesondere mit der Aufnahme von Alkohol, Nikotin und krebserzeugenden Inhaltsstoffen in der Nahrung ergeben. Eine ballaststoff- und vitaminreiche Ernährung, ausreichend Bewegung zur Kräftigung der körpereigenen Immunabwehr und ein gesundes Körpergewicht können einem Dünndarmtumor vorbeugen.

Nachsorge

Die Nachsorge richtet sich nach Art der vorausgegangenen Therapie. War eine Dünndarmresektion unumgänglich, werden zusätzlich Fachteams zur Seite gestellt. Häufig kommt es zu einem Kurzdarmsyndrom, welches die Nährstoffaufnahme erschwert. Hier ist eine spezielle, überwachte Diät unumgänglich. Ebenso kann dies weitere Operationen zur Folge haben.

Bei notwendiger Anlage eines künstlichen Darmausganges (Anus praeter, Stoma), wird ein geschultes Team (Stomatherapeuten) die Nachsorge nebenst Facharzt mitbetreuen und überwachen. Das Krankenhaus kann nach fünf bis sieben post-op Tagen bei regelrechter Nahrungsaufnahme und Ausscheidung verlassen werden. Die weitere Nachsorge findet zu Hause statt; möglicherweise in Zusammenarbeit mit einem Pflegedienst.

Eine Nahtentfernung erfolgt meist zehn bis zwölf Tage postoperativ durch den behandelnden Arzt oder Hausarzt. Dieser muss ebenso den Verlauf überwachen und bei Resorptionsstörungen, die auf ein Kurzdarmsyndrom hindeuten, entsprechende Maßnahmen einleiten. Denkbar wäre unter anderem eine Parenteralernährung via Portimplantat in eine zentrale Vene.

Wurde ein Entlastungsstoma appliziert, kann dieses später zurückverlegt werden. Waren operative Maßnahmen nicht indiziert, erfolgt eine regelmäßige Verlaufskontrolle des befallenen Gebietes (inklusive Lymphknoten und Metastasen in Nachbargebieten) nach Chemotherapie oder Bestrahlung. Bei wiederkehrendem Karzinom sind Maßnahmen zur Behandlung (keine Heilung; nur Eindämmen des Karzinoms so weit als möglich) zu erläutern und durchzuführen. Dies erfolgt via Chemotherapie, Bestrahlung und/oder medikamentös.

Das können Sie selbst tun

Dünndarmkrebs muss unbedingt von einem Arzt behandelt werden. Selbsthilfemaßnahmen sollen nur ergänzend zur ärztlich verordneten Therapie durchgeführt werden.

Ein wichtiger Beitrag, den der Patiet selbst leisten kann, liegt in der Reduktion von Risikofaktoren, die mit bestimmten Lebens- und Ernährungsgewohnheiten einhergehen. Bestimmte Faktoren sind nachweislich mit einem erhöhten Risiko für Darmkrebs verbunden. Dazu zählen eine ballaststoffarme, fettreiche Ernährung sowie der regelmäßige Konsum von Fleisch- und Wurstware.

Es wird vermutet, dass durch die hohe Verweildauer dieser Lebensmittel im Darm krebserregende Stoffe länger mit der Darmschleimhaut im Kontakt bleiben und die Darmzellen beeinträchtigen. Kontraproduktiv sind außerdem Übergewicht, Bewegungsmangel sowie der übermäßige Konsum von Alkohol und Nikotin. Positiv soll sich dagegen der Stoff Chlorophyll auswirken, der in grünen Salaten und grünem Gemüse enthalten ist. In der Naturheilkunde wird Chlorophyll auch als isolierter Wirkstoff gegen Darmkrebs eingesetzt.

Patienten, bei denen ein Stoma (künstlicher Darmausgang) nötig wurde, leiden darunter oftmals vor allem seelisch. Neben einer Psychotherapie kann hier auch der Kontakt zu anderen Betroffenen helfen, sich mit den neuen Lebensumständen zu arrangieren. Hierzu gibt es diverse Selbsthilfegruppen, die auch online präsent sind. Auf den Seiten vieler dieser Vereine werden auch Produkte vorgestellt, die das Leben mit Stoma erleichtern.

Quellen

  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Messmann, H.: Klinische Gastroenterologie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014

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