Dressler-Syndrom
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Dressler-Syndrom wird eine besondere Form einer Herzbeutelentzündung bezeichnet, die nicht auf Krankheitserregern, sondern auf einer Art Spätreaktion des Immunsystems auf zerstörtes Herzmuskelgewebe beruht. Der auslösende Faktor kann ein Herzinfarkt, eine Herzmuskelverletzung oder eine Operation am Herzen sein. Es stellen sich meist typische Entzündungsreaktionen wie Fieber und eine Leukozytose ein sowie häufig auch ein Perikard- oder Pleuraerguss.
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Was ist das Dressler-Syndrom?
Als Dressler-Syndrom wird eine atypische Herzmuskelentzündung (Myokarditis) bezeichnet, die mit typischen Entzündungssymptomen einhergeht, allerdings ohne dass nachweisbare Krankheitserreger an der Entzündung beteiligt wären. Das Immunsystem hat in diesem Fall nicht auf pathogene Keime reagiert, sondern in einer Art Autoimmunreaktion auf abgestorbenes Myokardgewebe.
Es handelt sich dabei um Herzmuskelgewebe, das aufgrund eines Herzinfarktes, einer Verletzung oder aufgrund einer Operation nekrotisiert wurde. Die typischen Entzündungsreaktionen, die sich daraufhin mit einer Zeitverzögerung von wenigen Tagen bis mehreren Wochen, in einzelnen Fällen sogar bis zu zwei Monaten, zeigen können, sind vergleichbar mit denen, die sich nach einer typischen bakteriellen Infektion einstellen.
In beiden Fällen ist es das Immunsystem, das die Symptome hervorruft. Es werden auch Fälle beobachtet, bei denen es wiederholt zu Brustschmerzen kommt, die denen einer Angina pectoris ähneln und damit einen erneuten Myokardinfarkt „vortäuschen“.
Ursachen
Das Dressler Syndrom steht zwar immer im Zusammenhang mit nekrotisiertem Myokardgewebe, aber die Vorgänge, die eine derartige Spätreaktion des Immunsystems hervorrufen, sind (noch) nicht vollständig verstanden. Als äußerst wahrscheinlich wird angenommen, dass es in dem abgestorbenen Gewebe zur Bildung von Immunkomplexen kommt.
Immunkomplexe bestehen aus einem Antigen und aus Antikörpern in Form von Immunglobulinen, die an die Antikörper binden können. Das Antigen besteht in diesem Fall aus teilabgebauter Myokardzellen, also körpereigener Zellsubstanz, die vom Immunsystem markiert und zum weiteren Abbau „freigegeben“ wird. Beim Dressler Syndrom handelt es sich demnach um eine autoimmunähnliche Reaktion.
Voraussetzung für das Entstehen der Krankheit sind immer zerstörte Myokardzellen wie sie durch einen Herzinfarkt, durch Verletzungen oder durch chirurgische Eingriffe am Herzen oder an den Herzklappen entstehen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Das Dressler Syndrom kann eine Vielzahl spezifischer und unspezifischer Symptome begleitet wie allgemeine Entzündungszeichen. Häufig tritt Fieber auf wie es bei vielen „echten“ Infektionskrankheiten beobachtet wird, aber auch andere Zeichen, die auf eine Entzündung hindeuten, sind zu beobachten. Typisch ist das Auftreten einer Perikarditis, einer Entzündung des Herzbeutels mit häufig zu beobachtendem Flüssigkeitseintrag.
Vielfach stellen sich auch eine Pleuritis (Brustfellentzündung) und eine Pneumonie (Lungenentzündung) ein. Die Brustfell- oder Lungenfellentzündung kann sich als sichtbares Zeichen in blutigem Auswurf zeigen. Die Lungenfellentzündung wird ebenfalls häufig von einer Flüssigkeitsansammlung, einem Pleuraerguss, begleitet. In der Regel lassen sich auch laborchemisch typische Entzündungsreaktionen feststellen.
Meist zeigt sich eine Leukozytose mit einem deutlichen Anstieg der Leukozyten, was auf eine akute Entzündungssituation hinweist. Ebenso kommt es zu einer Erhöhung der C-reaktiven Plasmaproteine (CRP), was immer als Indiz für eine akute Entzündung gedeutet werden kann. Das Dressler Syndrom kann auch von Brustschmerzen begleitet werden, die denen eines Myokardinfarkts ähneln, ohne dass sich beispielsweise ein auffälliger EKG-Befund ergibt.
Diagnose & Verlauf
Aufgrund der teilweise unspezifischen Krankheitssymptome ist die einwandfreie Diagnose des Dressler-Syndroms nicht immer einfach zu treffen. Wichtig ist der Zeitpunkt des Auftretens der Symptome. Diese zeigen sich typischerweise zwei Wochen bis maximal drei Monate nach einem Myokardinfarkt oder einem chirurgischen Eingriff am Herzen.
Weitere Symptome wie Fieber, allgemeines Krankheitsgefühl und der Nachweis eines Perikardergusses sollten ebenfalls vorliegen. Auch laborchemisch sollten sich Anzeichen einer Leukozytose und ein erhöhtes CRP zeigen. Zur Absicherung der Diagnose sollten andere Verursachungen der Symptome differentialdiagnostisch abgeklärt und ausgeschlossen werden.
Die Krankheit kann unbehandelt zu einem chronischen Verlauf führen mit unterschiedlicher Prognose. Grundsätzlich ist das Dressler-Syndrom medikamentös behandelbar mit guter Prognose. Allerdings ist nach Ausheilung ein rezidivierendes Auftreten nicht ausgeschlossen.
Komplikationen
Beim Dressler-Syndrom kommt es in der Regel zu Erkrankungen und Komplikationen am Herzen. Falls das Syndrom nicht behandelt wird, kann es im schlimmsten Fall auch zum Tod kommen. Der Patient leidet beim Dressler-Syndrom an einem starken Fieber und ist dadurch in seinem Alltag eingeschränkt.
Oft entsteht daraus auch eine Entzündung im Herzbeutel. Diese kann ebenso zu einer Lungenfellentzündung übergehen, wobei es dann zum Bluthusten kommt. Nicht selten leiden Patienten bei Bluthusten auch an Panikattacken. Der Betroffene hat auch an Schmerzen in der Brust zu leiden, welche den Schmerzen bei einem Herzinfarkt ähnlich sind. Dressler-Syndrom kann allerdings relativ gut behandelt werden, sodass daraus keine weiteren Komplikationen entstehen.
Dazu werden verschiedene Medikamente verwendet, Antibiotika schlagen dabei nicht an. In schwerwiegenden Fällen kann es auch zu einem Kreislaufschock kommen. Dieser ist auch mit einem sehr niedrigen Blutdruck und einem schnellen Puls verbunden. Falls dieser akute Zustand nicht behandelt wird, kommt es zum Tode.
Daher ist in diesem Fall ein medizinischer Eingriff notwendig. Die Lebenserwartung wird bei einer rechtzeitigen Behandlung nicht verringert. Komplikationen können dann entstehen, wenn das Dressler-Syndrom von einem Infarkt ausgelöst wurde und es dadurch zu Lähmungen und Einschränkungen im Alltag kommt.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Da es beim Dressler-Syndrom nicht zu einer Selbstheilung kommt, muss in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden. Die Beschwerden selbst können allerdings unspezifisch sein, sodass die Erkrankung nicht immer sofort erkannt wird. In der Regel ist der Arzt dann aufzusuchen, wenn es nach einem operativen Eingriff zu Fieber oder zu starkem Husten kommt.
Auch ein blutiger Auswurf kann auftreten und deutet ebenso auf das Dressler-Syndrom hin. Weiterhin erkranken die meisten Betroffenen auch an einer Entzündung in der Lunge oder im Brustfell, sodass eine ärztliche Behandlung notwendig ist.
In vielen Fällen tritt das Dressler-Syndrom noch dann auf, wenn sich der Betroffene im Krankenhaus befindet, sodass auch direkt eine Behandlung mit Antibiotika eingeleitet werden kann. Sollte sich der Betroffene nicht mehr in einem Krankenhaus befinden, so kann ein Allgemeinarzt oder auch direkt das Krankenhaus aufgesucht werden. In der Regel kommt es bei einer rechtzeitigen Diagnose und Behandlung zu einem positiven Krankheitsverlauf ohne Komplikationen.
Behandlung & Therapie
Da es sich beim Dressler-Syndrom nicht um irgendeine Art von Infektion und keinesfalls um eine bakterielle Infektion handelt, kann auch kein Antibiotikum anschlagen. Die Krankheit ist normalerweise medikamentös gut behandelbar. Zur Wahl stehen ASS (Acetylsalicylsäure), die uns allen als Hauptwirkstoff im Aspirin bekannt ist oder andere entzündungshemmende und fiebersenkende Antiphlogistika auf nicht-steroidaler Basis wie Ibuprofen, Diclofenac und viele andere.
In hartnäckigen Fällen können auch Glukokortikoide, also Steroidhormone wie Cortison oder Prednisolon zum Einsatz kommen. Bei schweren Verläufen des Dressler Syndroms kann eine lebensbedrohliche Herzbeuteltamponade drohen. Es handelt sich dabei um eine schwerwiegende Komplikation, die durch einen Perikarderguss entstehen kann. Es kommt dadurch zu einem geringer werdenden Füllungsgrad des Herzens mit Blut.
Die Herzbeuteltamponade wird von einem schnellen Puls begleitet und einem kaum noch messbar niedrigen Blutdruck. Es werden damit fast alle Symptome eines unmittelbar lebensbedrohlichen Kreislaufschocks erfüllt. Zur Behebung des lebensbedrohlichen Zustands kann eine Herzbeutelpunktion mit anschließender Herzbeuteldrainage notwendig werden.
Aussicht & Prognose
Das Dressler-Syndrom führt zu sehr schwerwiegenden Beschwerden und Komplikationen. Es muss daher in jedem Fall behandelt werden, da der Betroffene ansonsten verstirbt. Eine Selbstheilung tritt bei diesem Syndrom nicht ein.
Sollte das Dressler-Syndrom nicht behandelt werden, so leiden die Patienten an einem hohen Fieber und weiterhin an einer Herzbeutelentzündung. Diese ist mit starken Schmerzen verbunden, wobei die Betroffenen auch müde und abgeschlagen wirken. Ebenso kann es zu einer Entzündung an der Lunge kommen, welche mit Atembeschwerden verbunden ist. In den meisten Fällen verringert sich die Lebenserwartung des Patienten drastisch, wenn das Dressler-Syndrom nicht behandelt wird.
Eine frühzeitige Behandlung wirkt sich dabei immer positiv auf den weiteren Verlauf der Erkrankung aus und kann schwere Komplikationen verhindern. Die Behandlung selbst erfolgt durch die Einnahme von Medikamenten und lindert die Beschwerden. Allerdings ist häufig auch ein operativer Eingriff notwendig, um die Beschwerden vollständig einzuschränken. Dabei treten meist keine besonderen Komplikationen auf. Allerdings ist auch bei einer erfolgreichen Behandlung die Lebenserwartung des Betroffenen eingeschränkt. Der weitere Verlauf hängt dabei auch stark von der genauen Ursache des Syndroms ab.
Vorbeugung
Direkt vorbeugende Maßnahmen, die das Auftreten des Dressler-Syndroms wirksam verhindern könnten, existieren nicht. Empfehlenswert ist eine gewisse Aufmerksamkeit gegenüber ersten Symptomen und Anzeichen nach Ereignissen wie Myokardinfarkt, Herzoperation oder Herzverletzung, die einem Dressler-Syndrom in der Regel vorausgehen.
Das Auftreten der Krankheit nach den vorgenannten Ereignissen ist allerdings nicht zwanghaft, sondern tritt nur in einem geringen Prozentsatz der Betroffenen auf, so dass von einem vorbeugenden Medikamenteneinsatz nach einem Herzinfarkt oder nach einer Herzoperation abzuraten ist.
Nachsorge
Beim Dressler-Syndrom stehen dem Patienten in den meisten Fällen nur sehr wenige Maßnahmen der Nachsorge zur Verfügung. Dabei muss in erster Linie eine frühzeitige und schnelle Behandlung der Erkrankung durchgeführt werden, um weitere Komplikationen zu verhindern und die Lebenserwartung des Betroffenen nicht zu verringern. Im schlimmsten Falle kann es durch das Dressler-Syndrom zum Tode des Betroffenen kommen, falls sich der Herzmuskel entzündet.
Die Behandlung selbst wird mit Hilfe von Medikamenten durchgeführt. Dabei kommt es zwar nicht zu besonderen Komplikationen oder zu anderen Beschwerden, jedoch sollte der Betroffene immer auf eine richtige Einnahme achten, die vom Arzt verordnet wurde. Ebenfalls ist zu beachten, dass Schmiermittel nicht über einen längeren Zeitraum eingenommen werden sollten.
Auch eine gesunde Lebensweise mit einer gesunden Ernährung kann sich dabei sehr positiv auf den weiteren Verlauf des Dressler-Syndroms auswirken. Dabei sollte der Betroffene möglichst auch auf die Einnahme von Alkohol oder auf das Rauchen verzichten. Auch anstrengende oder stressige Tätigkeiten sollten dabei gemieden werden, um das Herz nicht unnötig zu belasten. In vielen Fällen ist auch die Unterstützung und Pflege durch die eigene Familie sehr sinnvoll, welche den Alltag des Betroffenen erleichtern kann.
Das können Sie selbst tun
Das Dressler-Syndrom besitzt die Erscheinung einer entzündungstypischen Verlaufsform ohne Nachweis von Krankheitserregern. Dahinter verbirgt sich jedoch eine nicht zu unterschätzende Herzmuskelentzündung, die durch abgestorbenes Herzmuskelgewebe, nach einem Unfall, einer Herz-Operation oder eines Herzinfarktes allmählich entsteht. Ein geschwächtes Immunsystem gilt als Symptom-Auslöser, da die körpereigene Abwehr das nekrotische Gewebe nicht korrekt abstoßen kann. Somit kann die Selbsthilfe nur eingeschränkt angewandt werden.
Durch die konsequente Einnahme vorgeschriebener Medikamente kann das Syndrom relativ rasch behandelt werden. Allerdings kann die Erkrankung einen chronischen Verlauf nehmen sowie ein rezidivierendes Verhalten zeigen. Befolgt der Patient einige Regeln, können diese im Rahmen der Selbsthilfe und nach Genesung leicht angewandt und umgesetzt werden. Im Vordergrund stehen eine gesunde Lebensweise und der Erhalt beziehungsweise die Stabilisierung und Stärkung des Immunsystems.
Empfehlenswert ist ausreichend Bewegung an der frischen Luft, bestehend aus Spaziergängen in der Natur sowie sanfter Sport, wie Schwimmen, Aqua Training oder Tai-Chi. Saunagänge dürfen nur mit ärztlicher Genehmigung vorgenommen werden.
Schlechte Angewohnheiten wie Rauchen, Alkohol- und Drogenkonsum sind schon im Hinblick auf das allgemeine Wohlbefinden einzustellen. Auch die Essgewohnheiten sollten in Richtung einer fettarmen und vitaminreichen Kost, die viel Omega-3-Fettsäuren enthält, angepasst werden. Dies gilt besonders für Betroffene mit Diabetes mellitus und erheblichem Übergewicht.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
- Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004