Endokrine Drüsen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die endokrinen Drüsen sind Hormondrüsen, die ihre Sekrete direkt in die Blutbahn abgeben. Die Steuerung des gesamten endokrinen Systems obliegt der Hirnanhangsdrüse. Bei Organerkrankungen der endokrinen Drüsen kommt der Hormonhaushalt durcheinander und insbesondere Stoffwechselbeschwerden stellen sich ein.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Endokrine Druesen?

Durch das Hormonsystem werden bei Mehrzellern Stoffwechselprozesse und Organfunktionen geregelt. Das hormonelle System umgreift alle endokrinen Drüsen.
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Das Wort endokrin stammt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie nach innen abgebend. Endokrine Drüsen sind demnach Drüsen, die ohne Ausführungsgang direkt nach innen ins Blut sekretieren. Davon zu unterscheiden sind die exokrinen Drüsen. Sie geben ihre Sekrete durch einen Ausführungsgang apokrin, ekkrin, holokrin oder merokrin in einen Hohlraum ab.

Die meisten Drüsen des Menschen sind exokrine Drüsen. Lediglich die Hormone werden ohne Ausführungsgang direkt ins Blut sekretiert. Daher steht der Ausdruck endokrine Drüse in der Regel gleichbedeutend mit dem der Hormondrüse. Die Hirnanhangsdrüse, die Nebennierenrinde und die Schilddrüse sind so zum Beispiel endokrine Drüsen. Die Bauchspeicheldrüse hat dagegen sowohl endokrine als auch exokrine Eigenschaften. Zusammen bilden alle endokrinen Drüsen das endokrine System, das auch als Hormonsystem bekannt ist.

Anatomie & Aufbau

Drüsen besitzen im Gebiet des Parenchyms spezielle Epithelzellen, die zuweilen in Kapseln aus Bindegewebe eingebettet sind. Anders als exokrine Drüsen bestehen endokrine Drüsen aus sogenannten Zellinseln, in deren Umgebung eine netzartige Struktur aus dicht aneinander gelegenen Blutgefäßen liegt. Bei exokrine Drüsen findet in den Drüsenkörpern die Synthese der Sekrete statt. In einer Halbkugelform werden exkrine Drüsen von Sekretionswegen umschlossen, die das Sekret in die Blutbahnen ableiten.

Mit diesen Wegen sind oft weitere Gangsysteme verbunden, die das Sekret direkt an die Organe leiten, die es weiterverarbeiten sollen. Die Sekretionswege fehlen bei endokrinen Drüsen. Das Blut wird in diesem Fall zum Transportmedium. Dieser Transportweg gibt den Drüsen eine weite Reichweite. Es gibt allerdings auch viele parakrine endokrine Drüsen. Ihre Hormone haben nur die Organe der umittelbaren Umgebung zum Ziel. Manchmal handelt es sich bei ihren Sekreten sogar um autokrine Sekrete, die die produzierende Drüse selbst wieder aufnimmt.

Funktion & Aufgaben

Durch das Hormonsystem werden bei Mehrzellern Stoffwechselprozesse und Organfunktionen geregelt. Das hormonelle System umgreift alle endokrinen Drüsen. Im menschlichen Organismus bilden die Hypophyse, die Zirbeldrüse, die Schilddrüse und die Nebenschilddrüse zusammen mit den Nebennieren und dem Inselorgan das endokrine System. Auch die Drüsen in den menschlichen Geschlechtsorganen sind endokrin. Dasselbe gilt für bestimmte Zellen des Herzmuskels, in denen Peptide produziert werden.

Der Hypothalamus verbindet das Zwischenhirn mit dem Hormonsystem. Diese Stelle steuert die Hormonausschüttung, indem sie insbesondere der Hypophyse stimulierende Befehle schickt. Auch die Hypophyse selbst ist eine zentrale Stelle des endokrinen Systems, denn die Hormone der Hirnanhangsdrüse stimulieren die Sekretion wieder anderer Hormone aus der Schilddrüse, den Nebennieren und den Gonaden. Durch die Hormone der Nebenschilddrüse wird vor allem der Calciumhaushalt im Organismus geregelt. Von der Bauchspeicheldrüse werden nach der Stimulation durch das Hypophysenhormon vowiegend Insuline ins Blut abgegeben und die Nebennieren sekretieren Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol her.

Im Inselorgan der Gonaden werden dagegen die Geschlechtshormone produziert und sekretiert. Das endokrine System ist somit an lebenswichtigen Regulierungsprozessen im Organismus beteiligt. Vor allem die Fortpflanzung, der Stoffwechsel und die Wachstumsprozesse sind enokrine Prozesse, aber auch der Knochenaufbau und der Blutdruck werden teilweise durch Hormone der endokrinen Drüsen gesteuert. Insbesondere Fehlregulationen im Bereich der Stresshormone haben lebensbedrohliche Konsequenzen. Da das Hormonsystem ein perfekt abgestimmtes Netzwerk aus Einzelsystemen ist, beeinflussen sich die einzelnen Drüsen gegenseitig. Wenn also die Sekretion in einer der endokrinen Drüsen fehlerhaft ist, so stellen sich in der Regel auch bezüglich der anderen Drüsen Probleme ein.


Krankheiten

Die Gruppe der endokrinen Erkrankungen beinhaltet verschiedene hormonelle Erkrankungen. Diese Krankheiten sind entweder durch eine Unterproduktion oder durch eine übertriebene Produktion von bestimmten Hormonen gekennzeichnet. In der Regel liegt das Problem in beiden Szenarien entweder an der Drüse selbst oder an der Hypophyse. Falls die Drüse für die überdurchschnittliche oder unterdurchschnittliche Hormonproduktion verantwortlich ist, liegen in der Regel Organerkrankungen oder Verletzungen in den jeweiligen Organen vor.

Schilddrüsenerkrankungen und Nebennierenerkrankungen sind weit verbreitete Ursachen. Falls die Nebennieren eine fehlregulierte Hormonproduktion betreiben, stellen sich zuweilen Symptome wie eine Stammfettsucht, eine Zuckerkrankheit oder Bluthochdruck ein. Auch Depressionen und Abgeschlagenheit treten oft auf. Vergleichbare Symtome stellen sich bei einer Erkrankung der Nebenschilddrüsen ein. So stehen vor allem psychiatrische Krankheitsbilder oft mit einer Erkrankung der Nebenschilddrüsen in Zusammenhang. Auch Magengeschwüre und Nierensteine stehen manchmal in Zusammenhang mit einer solchen Erkrankung. Wenn die Hypophyse dagegen die Ursache einer fehlregulierten Hormonproduktion und Sekretion ist, dann kann der allgemeine Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht geraten.

Das kann zum Beispiel nach Gehirnverletzungen vorkommen oder durch einen Tumor im Bereich der Hirnanhangsdrüse verursacht werden. Bei manchen Erberkrankungen ist die Hypophyse auch abnorm ausgebildet. Die Stimulierung anderer Hormondrüsen durch die Hirnanhangsdrüse kann so erschwert sein. Genauso kann ein hormonproduzierender Tumor den Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht bringen. Solche hormonaktive Tumore treten zum Beispiel oft an der Bauchspeicheldrüse auf, aber auch die Hirnanhangsdrüse kann von solchen Tumoren betroffen sein.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Kugler, P.: Der Menschliche Körper. Anatomie, Physiologie, Pathologie. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2017
  • Schwegler, J., Lucius, R.: Der Mensch – Anatomie und Physiologie. Thieme, Stuttgart 2016

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