Engwinkelglaukom
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei diversen Onlineshops ist es heute möglich, Brillen nach bestimmten Vorgaben und Wünschen zu bestellen. Jedoch deutet nicht jede Sehschwäche oder Sehstörung auf das notwendig sein einer Brille hin. Dem Leiden können mehrere Ursachen zugrunde liegen. Eine Ursache, die in den letzten Jahren vermehrt auch bei jüngeren Menschen auftritt, ist das Glaukom. Dieser Artikel befasst sich mit einer Spezialform der Erkrankung, dem Engwinkelglaukom. Was ist darunter zu verstehen? Wie erfolgt eine Therapie? Wie kann der Krankheit vorgebeugt werden? Das und vieles mehr wird nachfolgend erläutert.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist ein Engwinkelglaukom?
Das Glaukom, umgangssprachlich als Grüner Star bekannt, zeigt sich darin, dass der Sehnerv durch diverse Ursachen geschädigt ist. Damit einhergehend kommt es zu Ausfällen des Gesichtsfeldes. Weiterhin ist der Augeninnendruck enorm erhöht. Es werden verschiedene Formen des Glaukoms unterschieden, wie z. B. das Offenwinkelglaukom, das Normaldruckglaukom, das Sekundärglaukom oder auch das Engwinkelglaukom, mit welchem sich dieser Artikel vermehrt befasst.
Das Engwinkelglaukom äußert sich darin, dass der Kammerwinkel verengt ist und sich somit der Widerstand der abfließenden Augenflüssigkeit erhöht. Da die Regenborgenhaut bei dieser Erkrankung mehr als normal gewölbt ist, behindert diese den Abfluss zudem. Besonders in der Dunkelheit ist der Kammerwinkel verengt, da die Pupille geweitet ist. Daher kann es besonders nachts zu einem enormen Anstieg des Augeninnendrucks (Glaukomanfall) kommen, was unbedingt notärztlich behandelt werden muss.
Ursachen
Es gibt keine bestimmte Ursache, die zur Glaukomerkrankung führt. Grundsätzlich ist jedoch anzuführen, dass ein erhöhter Augeninnendruck damit zusammenhängt. Weiterhin wird der Sehnerv nicht ausreichend mit Blut versorgt. Diese Unterversorgung kann es ebenfalls begünstigen, an einem Glaukom zu erkranken.
Unsere Augen benötigen Augenwasser, um alle Funktionen für normales Sehen zu gewährleisten. Dieses Augenwasser wird produziert, kann jedoch beim Engwinkelglaukom nicht normal abfließen. Daher entsteht ein Druck, welcher ständig auf den Sehnerv einwirkt. Dieser Druck verengt den Nerv, was letztlich zu einer Beeinträchtigung der Sehfähigkeit führt.
Weitere Ursachen, die eine Erkrankung begünstigen, sind eine Kurz- oder Weitsichtigkeit, tiefer Blutdruck, Stoffwechselerkrankungen, hohes Alter, eine dünne Hornhaut oder erbliche Faktoren.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Wie bereits erwähnt, kann sich der Augeninnendruck manchmal nur nachts auf ein kritisches Maß erhöhen, weshalb die Erkrankung daher augenärztlich unerkannt bleiben kann. Daher fallen auch keine Symptome auf.
Wenn Beschwerden, wie Sehstörungen oder Ausfälle beim normalen Sehen beobachtet werden, ist eine Erkrankung meist fortgeschritten. Eine vollständige Regeneration ist nun nicht mehr möglich, da der Sehnerv bereits geschädigt ist. Dennoch sollte unbedingt ein Augenarzt aufgesucht werden, um das Fortschreiten des Glaukoms einzudämmen. Ohne dieses Vorgehen erblindet der Erkrankte.
Bei einem akuten Anfall treten plötzlich starke Schmerzen in einem Auge und der entsprechenden Kopfseite i. V. m. Übelkeit und Erbrechen auf. Es handelt sich um einen Winkelblock. Das Kammerwasser im Auge kann nun nicht mehr abließen. Es können Augeninnendruckwerte von bis zu 70 mmHg entstehen. Daher muss schnell gehandelt werden, um eine Erblindung zu verhindern.
Damit im Zusammenhang steht oft ein harter Augapfel und das Wahrnehmen von Schleiern oder Ringen bei Lichtquellen. Manche Patienten sprechen auch von einer "ständig nebligen Sicht" oder einem verschwommenen Sehen.
Bereits bei Babys kann ein angeborenes Glaukom zu Schäden bis hin zur völligen Erblindung führen. Daher sollte bei Neugeborenen von bereits erkranken Glaukompatienten sofort eine Untersuchung dahingehend vorgenommen werden, um Schäden auszuschließen bzw. sofort behandeln zu können. Wird bei einem Erwachsenen ein angeborenes Glaukom festgestellt, zeigt sich dies oft durch eine trübe Hornhaut, erhöhte Lichtempfindlichkeit oder ständig tränende Augen. Eine Operation ist die einzige Möglichkeit auf Besserung.
Komplikationen
Aufgrund der oft erst späten Erkennung der Erkrankung, kann diese unbehandelt fortschreiten. Somit können sich bereits unheilbare Schäden am Sehnerv entwickelt haben. Ist die Erkrankung bereits weit fortgeschritten, kann eine Operation nötig werden, um das Augenlicht zu erhalten. Dabei muss ein künstlich hergestellter Abflusskanal im Auge geschaffen werden.
Im Zusammenhang mit einer Operation können jederzeit Komplikationen auftreten, wie Infektionen, Blutungen, Wundheilungsstörungen, Probleme bei der Narkose o. a. Im Spezialfall einer Augenoperation können Blutungen oder schmerzhafte Entzündungen im Auge auftreten, die zu gereizten und geschwollenen Augen führen.
Die Lasermethodik wird ebenfalls zur Behandlung eines Glaukoms eingesetzt. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um eine dauerhafte Lösung. Da diese Behandlung immer wieder vorgenommen werden muss, können sich Vernarbungen und Entzündungen bilden.
Wird die Erkrankung im nicht fortgeschrittenen Stadium festgestellt, wird sie meist mit Hilfe von Augentropfen behandelt. Diese Tropfen müssen ein Leben lang verabreicht werden. Dafür werden oft Alpha-Agonisten oder Prostaglandine eingesetzt. Diese Medikamente senken wirksam den Innendruck im Auge. Komplikationen im Bereich dieser Behandlungsmethode sind bis auf leicht brennende Augen beim Einbringen der Tropfen nicht bekannt. Vereinzelt wurde von leichten allergischen Reaktionen auf Inhalts- oder Konservierungsstoffe berichtet.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Wer unter nachlassender Sehkraft leidet, sollte unbedingt einen Augenarzt aufsuchen. Dies ist jedoch nicht nur Personen höheren Alters zu empfehlen. Wird weiterhin eine Veränderung beim Sehen gespürt, wie z. B. verschwommenes Sehen, "verbogene" Ränder, Löcher bzw. schwarze Flecke im Bild oder ständige Blitze, sollte unverzüglich ein Facharzt aufgesucht werden. Wird keine ärztliche Behandlung in Anspruch genommen, führt diese Erkrankung zur Erblindung.
Ein weiteres Anzeichen für eine Engwinkelglaukomerkrankung sind ständige Kopfschmerzen oder schmerzende Augen. Sind diese Schmerzen über mehrere Tage hinweg zu beobachten, sollte ebenfalls ein Arztbesuch geplant werden. Treten zudem Übelkeit und Erbrechen auf und sind die Augen gerötet, sind dies ebenfalls Anzeichen für eine Erkrankung.
Liegt in der Familie bereits eine Erkrankung diesbezüglich vor, sollten andere Familienangehörige regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen zur Bestimmung des Augendrucks in Anspruch nehmen. Ebenfalls sollte jede über 40-jährige Person augenärztliche Kontrollen durchführen lassen, da mit zunehmendem Alter das Risiko einer Erkrankung steigt. Dabei können bereits kleine Veränderungen wahrgenommen werden, die im normalen Alltag unbemerkt bleiben würden.
Diagnose
In den seltensten Fällen wird das Engwinkelglaukom selbst aufgrund von Schmerzen o. a. festgestellt. Die Erkrankung wird durch einen gründlichen Optiker oder Augenarzt bemerkt. Diese verfügen über Geräte zur Augendruckmessung. Wird ein hoher Augeninnendruck gemessen, ist das bereits ein Anzeichen des Glaukoms. Ein Augeninnendruck ab 21 mmHg wird als kritisch angesehen und führt zu weiteren Untersuchen.
Daher wird der Augenarzt das Gesichtsfeld untersuchen, um weitere Einschränkungen zu erkennen. Weiterhin wird der Augenhintergrund mit einem Augenspiegel untersucht. Es wird eine vergrößerte Aushöhlung (Exkavation) an der Stelle zu sehen sein, wo der Sehnerv austritt. Je nachdem, wie tief und wie weit ausgedehnt diese Aushöhlung bereits ist, kann geschätzt werden, inwieweit der Sehnerv geschädigt ist.
Außerdem werden Laser eingesetzt, um den Sehnerv als Ganzes genau vermessen zu können. Dabei wird der HRT (Heidelberg Retina Tomograph) zum Einsatz kommen. Per Hornhautpachymetrie wird die Dicke der Hornhaut bestimmt. Um die Stärke der Nervenfasern in unmittelbarer Nähe des Sehnerves zu ermitteln, kann die OCT (Optische Kohärenztomografie) oder GDx (Laser Polarimetrie) eingesetzt werden.
Die Anwendung dieser Verfahren wird Aufschluss geben, ob eine tatsächliche Glaukomerkrankung vorliegt oder nicht. Wer auf Verdacht einer bestehenden Erkrankung zwecks eindeutiger Diagnosestellung vom Augenarzt zu einer solchen Untersuchung geschickt wird, muss keine Kosten erstatten. Ansonsten sind diese Untersuchungen meist nicht in der kassenärztlichen Leistung enthalten.
Behandlung & Therapie
Wird ein Glaukom als solches erkannt, sollte eine sofortige Behandlung erfolgen. Ist die Erkrankung in einem Frühstadium, werden keine massiven Eingriffe notwendig sein.
Eine Behandlung mit Augentropfen wird zunächst erfolgen. Es werden Tropfen mit Wirkstoffen der Prostaglandine, Cholinergika oder Betablocker eingesetzt. Medikamente dieser Art sollen den Innendruck im Auge senken, den Kammerwasserabfluss erleichtern sowie die Ziliarkörpertransparenz vergrößern. Eine Kombination aus verschiedenen Wirkstoffen ist ebenfalls möglich. Wird kein Stillstand des Glaukoms erreicht oder tritt sogar eine Verschlechterung ein, kann eine Lasertherapie als operativer Eingriff nötig werden. Meist reicht es jedoch zu Beginn aus, einfach mehrmals am Tag zu tropfen.
Ist eine Operation unumgänglich, wird beim Engwinkelglaukom oft die Durchtrittspforte des Kammerwassers per Laser optimiert. Damit wird der Fluss des Kammerwassers zwischen den Augenkammern verbessert. Bei anderen Behandlungsmethoden wird der Ziliarkörper verödet oder die Argonlasertrabekuloplastik kommt zum Einsatz, was ebenfalls den Fluss des Kammerwassers verbessert.
Die Iridektomie ist eine andere Möglichkeit zur Erhaltung und Verbesserung des Sehens. Per Laser wird an der Bindehaut, der Lederhaut und am Ziliarkörper ein kleiner Eingriff vorgenommen. Um den Augeninnendruck zu senken wird ebenso die Kataraktoperation angewandt, bei der die Regenbogenhaut behandelt wird.
Aussicht & Prognose
Liegt die Diagnose "Engwinkelglaukom" vor, kann dies zunächst durchaus ein Schock sein. Es bestehen jedoch gute Aussichten auf ein Leben ohne Einschränkungen. Geheilt werden kann diese Erkrankung zwar nicht. Dennoch kann aufgrund einer sofortigen augenärztlichen Behandlung genau festgestellt werden, im welchem Krankheitsstadium sich der Patient befindet. Wird dann eine entsprechende Behandlung begonnen, kann das Glaukom gestoppt werden. Das Augenlicht kann erhalten werden.
Wird ein Glaukom jedoch nicht behandelt, führt dies unweigerlich zur Erblindung. Ebenso verhält es sich mit einem Glaukomanfall, welcher vorstehend erläutert wurde. Erfolgt auch hier keine sofortige ärztliche Behandlung, verliert der Patient auf diesem Auge sein Augenlicht.
Vorbeugung
Auf diesem Gebiet gibt es keine direkte Möglichkeit der Prophylaxe. Wichtig ist, dass jeder seine Wahrnehmung schärft und auf Veränderungen der Sehfähigkeit sofort reagiert. Hier gilt "Früherkennung erhält Augenlicht"!
Wer an Diabetes oder Durchblutungsstörungen leidet, sollte regelmäßig Augenarzttermine wahrnehmen. So können der Augeninnendruck sowie die allgemeine Beschaffenheit der Augen ständig kontrolliert werden. Ebenso sollten Personen, bei denen bereits bekannte Glaukomerkrankungen in der Verwandtschaft vorliegen, regelmäßig beim Facharzt vorstellig werden.
Nachsorge
Ein Engwinkelglaukom sollte immer zuerst von einem Arzt behandelt werden. Dabei sind die Möglichkeiten zur Nachsorge in den meisten Fällen stark eingeschränkt, sodass der Betroffene in erster Linie auf die Entfernung der Erkrankung angewiesen ist, um weitere Komplikationen und Beschwerden zu verhindern. Je früher die Krankheit dabei erkannt wird, desto besser ist in der Regel der weitere Verlauf dieser Erkrankung.
In den meisten Fällen kann das Engwinkelglaukom mit Hilfe von Augentropfen oder durch andere Medikamente relativ gut behandelt werden. Besondere Komplikationen treten dabei nicht auf, wobei der Betroffene jedoch auf die richtige Dosierung achten sollte.
Weiterhin sind nicht selten operative Eingriffe notwendig, um die Beschwerden dauerhaft zu lindern. Dabei sollte sich der Patient nach einem solchen Eingriff auf jeden Fall ausruhen und den gesamten Körper schonen, wobei vor allem die Augen geschont werden sollten. Auch nach einem erfolgreichen Eingriff sind regelmäßige Untersuchungen sehr sinnvoll. In den meisten Fällen verringert sich die Lebenserwartung des Betroffenen durch diese Erkrankung nicht.
Das können Sie selbst tun
Eine selbstständige Behandlung dieser Erkrankung ist nicht möglich. Daher sollte jeder Patient regelmäßig alle vorgeschlagenen Untersuchungen wahrnehmen. So kann ein Fortschreiten der Krankheit sofort festgestellt werden.
Bei wem das Engwinkelglaukom frühzeitig festgestellt wurde, sollte unbedingt die verordneten Augentropfen regelmäßig und im exakten Zeitabstand anwenden. Darüber hinaus sollte jeder Betroffene auf eine gesunde Lebensweise achten. Das schließt ein, sich regelmäßig zu bewegen, eine gute Augenpflege zu betreiben und auf eine gesunde Ernährung zu achten.
Dem entsprechend sollte Nikotin bzw. ein übermäßiger Alkoholgenuss vermieden werden, da diese den Organismus unnötig vergiften. Stattdessen sollten reinigende und entschlackende Lebensmittel verzehrt werden. Dazu gehören Obst, Gemüse und Keimlinge. Heilfasten bringt einigen Patienten ebenfalls Erleichterung. Weiterhin sollte versucht werden, Stresssituationen auf ein Minimum zu reduzieren.
Außerdem muss auf die Belastung der Augen geachtet und diese - wenn möglich - reduziert werden. Es kann gezieltes Augentraining durchgeführt werden. Das sorgt für Linderung und verbessert die psychische Beschaffenheit der Betroffenen. Hierzu eine Übung: der Arm wird mit Daumen nach oben ausgestreckt, während der Arm in verschiedene Richtungen bewegt wird, den Daumen beobachten, dabei wird jedoch der Kopf nicht mitgedreht. Als Betroffener kann somit jeder Verschiedenstes tun, um trotz Erkrankung ein erfülltes und ausgefülltes Leben führen zu können!
Quellen
- Augustin, A.J.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2007
- Burk, A. et al.: Checkliste Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
- Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014