Metabolisches Syndrom
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Krankheiten Metabolisches Syndrom
Das metabolische Syndrom besteht aus vier verschiedenen Faktoren: Bluthochdruck, Übergewicht, Insulinresistenz und einer Veränderung der Blutfettwerte. Treten alle vier Faktoren gemeinsam auf, stellen sie ein großes Risiko für koronare Herzkrankheiten dar.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist ein metabolisches Syndrom?
Das metabolische Syndrom wird in Deutschland nicht einheitlich definiert. Die Krankheit wird meistens entweder bei der Insulinresistenz oder bei Beschwerden zugeordnet, die aus dem Lebensstil entstehen. Im Endeffekt handelt es sich beim metabolischen Syndrom um die Kombination mehrerer, auch einzeln auftretender, Krankheiten:
Bluthochdruck, Übergewicht, Insulinresistenz und eine Veränderung der Blutfettwerte. Dieses "tödliche Quartett", wie das metabolische Syndrom auch genannt wird, ist häufig für koronare Herzkrankheiten verantwortlich. Die offizielle Definition des metabolischen Syndroms hat sich in den letzten Jahren öfter geändert.
Ursachen
Zusätzlich treten aber auch weitere Faktoren auf. Für Übergewicht ist zum Beispiel eine genetische Veranlagung relevant. Auch Medikamente können eine Rolle spielen. Andere Erkrankungen, zum Beispiel eine Schilddrüsenunterfunktion, können ebenfalls Übergewicht bedingen. Ursachen des Bluthochdrucks können Störungen des Hormonhaushalts, Nierenschäden oder Störungen des Herz-Kreislauf-Systems sein.
Meistens liegen die tatsächlichen Ursachen aber im Dunkeln. Insulinresistenz hat mit einer genetisch bedingten Stoffwechselstörung zu tun. Hauptursache für das Metabolische Syndrom bleibt aber ein ungesunder Lebensstil.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Das metabolische Syndrom äußert sich durch die Krankheitsbilder wie Übergewicht, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung, erhöhter Blutzucker. Die Betroffenen bemerken häufig zunächst Anzeichen einer Adipositas, wobei das Übergewicht sich auf den Bauchraum konzentriert.
Begleitend dazu treten Symptome wie Bauchschmerzen, Luftnot oder Brustenge auf. Ein erhöhter Blutdruck äußert sich unter anderem durch Symptome wie Kopfschmerzen, Bruststechen, Schmerzen in den Gliedern und eine andauernde Unruhe. Eine Fettstoffwechselstörung führt zu Diabetes, der sich unter anderem durch ein starkes Durstgefühl, ausgeprägten Harndrang und ein eingeschränktes Sehvermögen äußert.
Diabetes-Patienten sind zudem oft abgeschlagen und leiden immer wieder an Übelkeit und Erbrechen sowie einem unspezifischen Juckreiz auf der Haut. Fettstoffwechselstörungen machen sich oft erst durch die Folgen einer Gefäßverkalkung bemerkbar. Äußerlich sind sie an den typischen Fettknötchen an den Händen, Füßen, Augenlidern und am Gesäß zu erkennen.
Jeder Dritte, der am metabolischen Syndrom erkrankt ist, hat Schlafapnoe, welche sich durch nächtliche Atemaussetzer und die daraus resultierende Abgeschlagenheit und Müdigkeit äußert. Das metabolische Syndrom entwickelt sich über Monate oder Jahre und wird oft erst erkannt, wenn bereits ernste gesundheitliche Probleme entstanden sind. Risikofaktoren wie Übergewicht oder ein erhöhter Blutdruck bedürfen deshalb immer einer ärztlichen Abklärung.
Diagnose & Verlauf
Die vier Einzelkrankheiten des metabolischen Syndroms werden meistens einzeln diagnostiziert. Von Übergewicht spricht man dann, wenn der Body-Mass-Index über 25 liegt. Adipositas, also krankhaftes Übergewicht, beginnt bei einem Body-Mass-Index von 30. Je ausgeprägter das Übergewicht ist, umso größer sind auch die Risiken für Folgekrankheiten.
Arterielle Hypertonie, also Bluthochdruck, diagnostiziert der Arzt in erster Linie durch Blutdruckmessungen. Bleibt die Hypertonie unbehandelt, können Herzkrankheiten, Arteriosklerose und andere Organschäden entstehen. Ein erster Verdacht auf Insulinresistenz ist oft ein hohes Körpergewicht. Bei allen Patienten mit Typ-II-Diabetes liegt eine Insulinresistenz vor. Diabetes führt unbehandelt zu schweren Organschäden.
Veränderte Blutfettwerte werden über eine Blutuntersuchung festgestellt. Treten alle vier Krankheiten gemeinsam auf, ist ein metabolisches Syndrom diagnostiziert. Bleiben alle vier Krankheitsbilder bestehen, ist die Gefahr von koronaren Herzkrankheiten sehr groß. Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt und plötzlicher Herztod können die Folgen des metabolischen Syndroms sein.
Komplikationen
Nicht selten ist auch der Stoffwechsel der Patienten gestört, sodass die Aufnahme von Nahrung zu Schmerzen führt. Die Patienten können auch an einem plötzlichen Herztod versterben. Durch dieses Syndrom wird die Lebenserwartung deutlich verringert. Weiterhin kommt es durch das Übergewicht zu unterschiedlichen Einschränkungen im Leben der Patenten. Diabetes kann dabei zu verschiedenen Schäden an den inneren Organen führen und die Lebenserwartung noch weiter verringern.
Die Behandlung dieses Syndroms kann mit Hilfe von Medikamenten erfolgen. Komplikationen treten dabei in der Regel nicht ein. Allerdings müssen die Betroffenen auch auf Alkohol oder auf Zigaretten verzichten und sind auf eine strenge Diät angewiesen. In vielen Fällen können die meisten Beschwerden damit schon eingeschränkt werden.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Menschen, die Übergewicht, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen oder Diabetes haben, sollten bereits im Vorfeld eines metabolischen Syndroms regelmäßig einen Arzt aufsuchen. Sinn und Zweck dieser Maßnahme ist es, das metabolische Syndrom nach Möglichkeit zu verhindern. Das metabolische Syndrom verursacht keine Schmerzen oder nennenswerten Beschwerden. Seine Entwicklung bleibt deswegen häufig unbemerkt.
Ist bereits ein metabolisches Syndrom diagnostiziert worden, wird der regelmäßige Arztbesuch noch wichtiger. Das metabolische Syndrom kann schwerwiegende Folgeerkrankungen nach sich ziehen, beispielsweise Herz-Kreislauferkrankungen. Diese Entwicklung gilt es zu verhindern. Ihr wird mit geeignete Maßnahmen entgegengewirkt. Der Arzt kann beispielsweise zu einer Diät raten, die die Senkung der Blutfettwerte und der Cholesterinwerte zum Ziel hat.
Bluthochdruck und Diabetes müssen einem Monitoring unterzogen werden, um sie stabil zu halten. Gegebenenfalls muss eine medikamentöse Behandlung eingeleitet werden. Liegt der Verdacht auf eine genetisch bedingte Erhöhung bestimmter Blutwerte vor, müssen entsprechende Untersuchungen vorgenommen werden. Es kann sich dabei beispielsweise um das LDL-Cholesterin oder ein bestimmtes Lipo-Protein handeln. Diese können gegebenenfalls per Apherese entfernt werden.
Der Arzt wird Betroffene möglicherweise zu einem Ernährungsberater schicken. Die Ernährungsweise muss dem metabolischen Syndrom angepasst werden. Auch die notwendige Diätmaßnahme kann ärztlich überwacht werden. Der Arzt kann außerdem zu mehr Bewegung raten. Unterstützend kann dem Betroffenen zu einer Verhaltenstherapie geraten werden.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung eines metabolischen Syndroms erfolgt meistens über eine Änderung des Lebensstils. Aber auch hier muss zwischen den vier Krankheitsbildern unterschieden werden: Übergewicht sollte durch mehr Bewegung und eine Ernährungsumstellung allmählich abgebaut werden.
Hierzu gibt es verschiedene Modelle, die teils von den Krankenkassen unterstützt werden. Eine Insulinresistenz wird ebenfalls durch mehr Bewegung und eine Reduzierung der täglichen Kalorienzufuhr behandelt. Zusätzlich werden teils hohe Insulingaben verordnet, um den Kreislauf der Insulinresistenz zu durchbrechen. Gegen Bluthochdruck werden meist Medikamente verordnet, die die Blutdruckwerte normalisieren sollen.
Zusätzlich muss auch hier der Patient seinen Lebensstil ändern, um die Krankheit in den Griff zu bekommen. Den Patienten wird geraten, das Rauchen zu unterlassen, sich mehr zu bewegen und Übergewicht abzubauen. Auch bei Fettstoffwechselstörungen, die die Blutfettwerte verändern, sollte der Patient seinen Lebensstil ändern.
Teilweise wird die Vitamin-D-Zufuhr bei Patienten mit einem metabolischen Syndrom erhöht. Zur Therapie des metabolischen Syndroms sollte außerdem eine ausführliche Beratung des Patienten gehören. In dieser Beratung wird er über die Risiken seiner Krankheit aufgeklärt und erhält Hilfestellungen zur Änderung seines Lebensstils.
Aussicht & Prognose
Die Prognose des metabolischen Syndroms ist abhängig von der individuellen Ausprägung der vorhandenen Störungen. Bei einem ungünstigen Krankheitsverlauf treten alle vorhandenen Unregelmäßigkeiten gemeinsam auf. Diese führen zu einem lebensbedrohlichen Zustand. Es kann daher zu einem vorzeitigen Ableben und damit zu einer ungünstigen Prognose kommen. Die Erkrankung setzt sich aus vier verschiedenen Faktoren zusammen. Je weniger dieser Faktoren sich zeigen, desto besser ist im Normalfall die weitere Aussicht.
Für den Entwicklungsverlauf ist ebenfalls entscheidend, wie die Mitarbeit des Patienten für eine Veränderung gestaltet ist. Die Lebensführung muss unverzüglich optimiert werden und an die natürlichen Bedürfnisse des Organismus angepasst werden. Darüber hinaus ist das Gewicht im Normalbereich des BMI zu halten. Ein ungesunder Lebensstil durch die Aufnahme von Schadstoffen und einen Bewegungsmangel führt zu einer Zunahme der Beschwerden und damit zu einem kritischen Zustand.
Bei einer frühzeitigen Diagnosestellung und einer sofortigen Veränderung der Lebensweise durch den Betroffenen, verbessern sich die weiteren Aussichten. Eine Genesung des metabolischen Syndroms ist möglich. Dafür ist neben einer medizinischen Versorgung eine Umstellung der alltäglichen Vorgänge zwingend erforderlich. Nur durch eine dauerhafte Veränderung der Ernährung, eine vitaminreichen Kost sowie die Vermeidung von Alkohol und Nikotin kann langfristig eine Beschwerdefreiheit eintreten.
Vorbeugung
Da ein metabolisches Syndrom in erster Linie mit dem Lebensstil zu tun hat, ist ein gesunder Lebensstil das beste Mittel zur Vorsorge. Dazu gehört eine Ernährung, die viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukte, dafür wenig Zucker enthält. Regelmäßige Bewegung ist ebenfalls wichtig. Auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum sollte dagegen verzichtet werden. Mit diesen Grundregeln kann jeder einem metabolischen Syndrom effektiv vorbeugen und die Risiken für koronare Herzkrankheiten minimieren.
Nachsorge
Nachdem ein chronischer Bluthochdruck gelindert wurde, fühlen sich die Patienten oftmals müde, erschöpft und abgeschlagen. Da das Metabolische Syndrom ein komplexes Krankheitsbild ist, bei dem verschiedenste Komplikationen auftreten können, richtet sich die Nachsorge vor allem in dem Verhindern eines Verschlimmerns des Zustand.
Mit entsprechenden Medikamenten wird dem auftretenden Fettstoffwechselstörungen, erhöhten Blutzuckerwerten und Bluthochdruck begegnet. Die verordneten Medikamente können Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden oder Hautveränderungen bedingen. Die Nachsorge konzentriert sich, ähnlich wie die Vorsorge, darauf, die Ursachen des Metabolischen Syndroms langfristig abzuwenden, indem darauf geachtet wird, welche Faktoren die Erkrankung begünstigen.
Das können Sie selbst tun
Eine Anpassung der Ernährung ist meist ebenfalls notwendig, denn nur der Aufbau gesunder Essgewohnheiten und eine Vermeidung ungesunder Speisen und Getränke können vor Spätfolgen schützen. Empfohlen wird eine kalorien- und fettreduzierte Mischkost aus Ballaststoffen und komplexen Kohlenhydraten. Eine individuelle Beratung durch den Arzt oder einen Ernährungsberater erleichtert das Zusammenstellen eines passenden Ernährungsplans. Der Patient sollte auch auf Genussmittel verzichten. Rauchen und Alkohol sind bei einem metabolischen Syndrom nicht zu empfehlen, da dies im Zweifelsfall nur weitere gesundheitliche Probleme hervorruft. Patienten, die Medikamente einnehmen, sollten die Medikation in Rücksprache mit dem Arzt an den neuen Lebensstil anpassen, damit das metabolische Syndrom möglichst ungehindert reduziert werden kann.
Falls die Beschwerden nicht abklingen sollten, wird am besten der zuständige Arzt informiert. Womöglich ist dann eine begleitende Arzneimittel-Behandlung oder eine anderweitige Therapie erforderlich.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Lehnert, H., Werdan, K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2006
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013