Heberden-Arthrose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Heberden-Arthrose ist gekennzeichnet durch schmerzende Hand- und Fingergelenke mit Knötchenbildung. Steife Finger, Schwellungen und Schmerzen sind bestimmend für die meist chronisch verlaufende Erkrankung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Heberden-Arthrose?

Schematische Darstellung Unterschied zwischen gesundem Gelenk, Arthritis und Arthrose. Klicken, um zu vergrößern.

Die Heberden-Arthrose gehört zum Formenkreis der sogenannten degenerativen Gelenkerkrankungen, welche Hände und Finger betrifft. Weil diese Form der Gelenkerkrankung als Polyarthrose auftritt, sind meist beide Hände und alle Finger in unterschiedlichem Ausprägungsgrad betroffen.

Die Heberden-Arthrose verläuft als entzündliche Knorpelerkrankung progredient, also chronisch fortschreitend. Benannt ist die rheumatische Erkrankung nach dem Arzt William Heberden, der von 1710 bis 1801 in England lebte. Fälschlicherweise wird angenommen, es handele sich bei der Heberden-Arthrose um eine reine Alterserscheinung, dem ist jedoch nicht so, obwohl die Erkrankung jenseits des 50. Lebensjahres vermehrt auftritt.

Nachweisbar ist der Verschleiß in den Fingergelenken bereits bei manchem Dreißigjährigen. Bei arthrotischen Veränderungen der großen Gelenke sind beide Geschlechter prozentual gleichermaßen betroffen, nicht so bei der Heberden-Arthrose, denn Frauen sind von dieser speziellen Form der Fingergelenksarthrose statistisch zehnmal häufiger betroffen. Wie andere Arthrosekrankheiten auch entwickelt sich auch die Heberden-Arthrose schleichend.

Ursachen

Bei der Fingerpolyarthrose handelt es sich um ein sogenanntes idiopathisches Krankheitsbild, es konnte also bis heute keine eindeutige Ursache gefunden werden. Es gibt jedoch konkrete Hinweise, dass die genetische Disposition ein entscheidender Faktor beim Ausbruch der Erkrankung darstellt.

Außerdem steigt jenseits des 50. Lebensjahres das Krankheitsrisiko an. Nach Ende der Regelblutungen, Postmenopause, sind Frauen häufig von Heberden-Arthrose betroffen. Es konnte herausgefunden werden, dass der Heberden-Arthrose ein Defekt der Knorpelschicht der Fingergelenke zugrunde liegt. Haut und Haare wachsen nach, geschädigte Knorpelstrukturen im Erwachsenenalter dagegen nicht.

Außerdem können Knorpelschädigungen mit zunehmendem Alter nur noch schlecht oder gar nicht mehr repariert werden. Auf dem Boden dieser Knorpelabnutzung entsteht durch entzündliche Veränderungen mit der Zeit das typische klinische Bild einer Heberden-Arthrose. Meist sind die Fingermittel- und Fingerendgelenke beider Hände betroffen, ebenfalls können das Daumensattelgelenk sowie im Handgelenk die Verbindungen zwischen Elle und Speiche oder Kahnbein und Speiche von einer Heberden-Arthrose betroffen sein.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Heberden-Arthrose nimmt einen schleichenden Verlauf. Oft treten anfangs noch keine Symptome auf, weshalb die Erkrankung meist lange Zeit unbemerkt bleibt. Im Verlauf der Erkrankung treten zunehmend starke Schmerzen auf, die von der Hand bis in die Finger ausstrahlen können. Die Finger fühlen sich steif an und neigen zu Schwellungen.

Die Beschwerden treten zunächst nur bei Bewegungen auf und bleiben schließlich auch in Ruhephase bestehen. Die Beweglichkeit der Finger reduziert sich zunehmend, wobei oft nur einzelne Finger oder bestimmte Bereich der Hand betroffen sind. Phasenweise kann es zu Gelenkschwellungen, Rötung und Überwärmung kommen.

Bei Beteiligung der Fingerendgelenke entstehen an den Fingern zystische Verdickungen, aus denen gallertartige Flüssigkeit austreten kann. In den weiteren Stadien kann es zu knöchernen Verdickungen rechts und links der Gelenke kommen, die oft ebenfalls mit starken Schmerzen verbunden sind.

Wird die Heberden-Arthrose nicht frühzeitig behandelt, kann sie weitere Beschwerden und Komplikationen nach sich ziehen. Typischerweise stellt sich nach einigen Monaten bis Jahren ein Gelenkverschleiß ein, der sich durch starke Schmerzen und Bewegungseinschränkungen äußert. Im fortgeschrittenen Stadium kann die betroffene Hand nicht mehr oder nur noch unter starken Schmerzen bewegt werden.

Diagnose & Verlauf

Diagnose und Verlauf einer Fingergelenksarthrose hängen unmittelbar mit Früh- oder Spätsymptomen zusammen. Eine ärztliche Diagnose sollte möglichst frühzeitig erfolgen, um zeitnah eine adäquate Behandlung einzuleiten und damit das Voranschreiten des Krankheitsprozesses zu verlangsamen. Als heilbar gilt die Heberden-Arthrose allerdings nicht.

Meist kann die Diagnose beim Allgemeinmediziner oder Rheumatologen anhand der klinischen Symptome gestellt werden. Als typische Frühsymptome treten Ermüdungsschmerzen, Belastungsschmerzen sowie ausstrahlende Schmerzen auf. Unterbleibt eine Therapie verfestigt sich das Krankheitsbild mit der Zeit und mündet in Dauerschmerz, Bewegungseinschränkung, mit ausgeprägter Wetterfühligkeit und Nachtschmerz. Die Anamnese und die Blickdiagnose der typischen Knoten ermöglichen in vielen Fällen eine Diagnose, die zusammen mit den klinischen Symptomen und bildgebenden Verfahren erhärtet werden kann.

Das konventionelle Röntgenbild der Hände gilt auch heute noch als "Goldstandard" für die sichere Diagnose der Heberden-Arthrose. Besonders in den Spätstadien der Erkrankung sind im Röntgenbild sogenannte Sklerosierungen, Gelenkspaltverschmälerungen und Osteophyten nachweisbar. Der Krankheitsverlauf ist meist schleichend, fortschreitend-chronisch.

Komplikationen

Durch die Heberden-Arthrose leidet der Patient in den meisten Fällen an starken Schmerzen in den Händen und Gelenken. Diese Schmerzen führen dabei bei den meisten Patienten zu starken Einschränkungen in der Bewegung und im Alltag und damit zu einer Verringerung der Lebensqualität. Die Gelenke der Finger werden dabei in der Regel steif und es treten Schmerzen auf.

Die Schmerzen können ebenso in Form von Ruheschmerzen auftreten und damit zu Schlafbeschwerden beim Patienten führen. Ebenso bilden sich Knoten an den Gelenken der Finger. Die Belastbarkeit des Patienten nimmt durch diese Schmerzen extrem ab und in vielen Fällen ziehen sich die Betroffenen aus dem Leben zurück. Die Diagnose der Heberden-Arthrose erfolgt relativ einfach durch eine Röntgenaufnahme, sodass die Behandlung schon frühzeitig beginnen kann.

In vielen Fällen werden die Beschwerden allerdings zuerst ignoriert, wenn die Schmerzen nicht besonders stark sind. Es ist allerdings nicht möglich, die Heberden-Arthrose ursächlich zu behandeln. Aus diesem Grund werden vor allem die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen behandelt, die durch diese Krankheit auftreten. Dabei kommt es nicht zu weiteren Komplikationen. Auch ein operativer Eingriff ist in der Regel möglich.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Da es bei der Heberden-Arthrose zu einer deutlichen Verschlechterung der Beschwerden und nicht zu einer Selbstheilung kommt, muss diese Krankheit in jedem Fall von einem Arzt untersucht und behandelt werden. In der Regel ist ein Arzt dann aufzusuchen, wenn der Betroffene unter sehr steifen Fingergelenken leidet. Diese können nicht mehr ohne Weiteres bewegt werden, sodass es zu starken Einschränkungen im Alltag des Betroffenen kommt. Auch starke Schmerzen an den Fingern selbst können eintreten und ebenfalls auf die Heberden-Arthrose hindeuten.

Diese Schmerzen breiten sich dabei auch bis in die Hand aus. An den Fingergelenken bilden sich häufig kleine Knoten, die ebenso ein Symptom der Heberden-Arthrose darstellen und untersucht werden sollten. Häufig leiden die Betroffenen auch unter Wetterfühligkeit oder unter nächtlichen Schmerzen, die sich auch negativ auf die Psyche des Patienten auswirken können.

Die Diagnose der Krankheit kann durch einen Allgemeinarzt oder durch einen Orthopäden erfolgen. Die weitere Behandlung richtet sich nach dem Zustand des Patienten und wird meist durch verschieden Übungen oder durch Kortisonspritzen durchgeführt.

Behandlung & Therapie

Eine kausale, also ursachenbezogene Therapie der Heberden-Arthrose ist nicht möglich, alle zur Verfügung stehenden Therapiemaßnahmen sind darauf ausgerichtet, dem Patienten ein möglichst schmerzfreies Leben zu ermöglichen und den Erhalt der Bewegungsfähigkeit der Fingergelenke bestmöglich zu fördern.

Im Vordergrund der therapeutischen Maßnahmen stehen also, neben der stetigen Verbesserung der Symptome und des Beschwerdebildes, eine Verzögerung der Progression. Die Schmerzsymptomatik wird vor allem durch entzündliche Prozesse an den degenerativen Knorpelveränderungen hervorgerufen. Demzufolge kann eine Reduktion der Schmerzsymptomatik durch die hoch dosierte Gabe von antientzündlichen Medikamenten erreicht werden. Dabei kommen sogenannte nichtsteroidale Antirheumatika wie Ibuprofen, Acetylsalicylsäure oder Paracetamol zum Einsatz.

Eine Entzündungshemmung kann bei schweren Krankheitsverläufen auch mit Kortison erreicht werden. Eine orale Dauermedikation mit Kortison ist wegen der erheblichen Nebenwirkungen nur noch in Ausnahmefällen angezeigt. Außerdem können hoch dosierte Glukokortikoide direkt in betroffene Fingergelenke injiziert werden.

Der Einsatz dieser und anderer Pharmaka sollte sich jedoch auf die Entzündungs- und Schmerzperioden beschränken. Neben diesen Medikamenten stellt die physikalische Therapie mit Fangopackungen oder Bewegungsbehandlungen eine wichtige Säule der Behandlung dar. Letzte Möglichkeit ist die versteifende Operation der Fingerendgelenke.

Aussicht & Prognose

Eine Arthrose gilt grundsätzlich als unheilbar. Einzig bei Kindern können sich die Gelenkknorpel regenerieren. Die Erkrankung schreitet in allen anderen Fällen kontinuierlich voran. Eine Therapie kann die Entwicklung lediglich verzögern. Die Prognose kann daher als durchwachsen bezeichnet werden. Patienten müssen dank einer geeigneten Versorgung allerdings keine Schmerzen erleiden. Wird eine Arthrose gar nicht behandelt, geht sie schnell in den Verlust der motorischen Fähigkeiten über.

Übermäßig oft erkranken Frauen nach den Wechseljahren an der Heberden-Arthrose. Im Vergleich zu gleichaltrigen Männern ist ihr Risiko zehnmal so hoch. Sie bilden in Bezug auf alle Erkrankte die größte Gruppe. Statistisch gesehen werden knapp 200 von 100.000 Frauen von der Arthrose heimgesucht. Im Endstadium sind starke Bewegungseinschränkungen der Hände typisch. Ein Kraftverlust macht alltägliche Handgriffe schwer. Frauen und Männer sind oft auf Hilfe im Haushalt angewiesen.

Betroffene lindern die bekannten Beschwerden über allgemeine Maßnahmen, eine pharmakologische Behandlung sowie eine Physiotherapie. Gerade die Krankengymnastik erweist sich als äußerst effektiv. Zu den allgemeinen Maßnahmen gehören unter anderem orthopädische Hilfsmittel. Auch der Konsum von Lebensmitteln mit Omega 3 Fettsäuren hat sich bewährt.


Vorbeugung

Es existiert keine spezifische Vorbeugung gegen Heberden-Arthrose. Es konnte auch nicht nachgewiesen werden, dass die Ernährung oder die Ausübung spezieller beruflicher Tätigkeiten irgendeinen Einfluss auf Pathogenese oder Ausbruch einer Heberden-Arthrose haben könnten. Bei genetischer Disposition oder gehäuftem familiären Auftreten von Heberden-Arthrose sollte die Diagnose so früh wie möglich gestellt werden, um den chronischen Krankheitsverlauf durch geeignete Therapiemaßnahmen so lange wie möglich hinauszuzögern.

Nachsorge

Bei der Heberden-Arthrose stehen dem Betroffenen einige Maßnahmen der Nachsorge zur Verfügung. Dabei ist in erster Linie die frühzeitige Erkennung und Behandlung dieser Krankheit wichtig, damit es nicht zu weiteren Komplikationen oder Beschwerden kommt. Schon bei den ersten Symptomen und Anzeichen der Heberden-Arthrose sollte dabei ein Arzt konsultiert werden, um weitere Komplikationen oder eine weitere Verschlechterung der Beschwerden zu verhindern.

Bei dieser Krankheit kann eine Selbstheilung nicht eintreten. Die Behandlung erfolgt durch die Einnahme von Medikamenten. Die Betroffenen sind in erster Linie auf eine regelmäßige Einnahme und auch auf die richtige Dosierung der Medikamente angewiesen, damit die Beschwerden richtig gelindert werden können. Bei Nebenwirkungen oder bei Wechselwirkungen sollte immer zuerst ein Arzt konsultiert werden.

Ebenfalls ist häufig eine Physiotherapie notwendig, um die Heberden-Arthrose zu behandeln. Viele der Übungen aus einer solchen Therapie können dabei auch im eigenen Zuhause durchgeführt werden, wodurch die Beschwerden gelindert werden. Dabei sind die Patienten häufig auf die Hilfe und Unterstützung der eigenen Familie und der Freunde angewiesen. Vor allem psychische Verstimmungen oder Depressionen werden dadurch verhindert oder gelindert. Die Lebenserwartung des Patienten wird durch die Heberden-Arthrose in der Regel nicht verringert.

Das können Sie selbst tun

Regelmäßige Bewegungsübungen helfen bei einer Heberden-Arthrose, die Fingergelenke zu kräftigen und ihre Beweglichkeit zu erhalten. Besonders bewährt hat sich das Drücken eines Softballs, auch im Wasser durchgeführte Bewegungsübungen sind sehr effektiv und werden in der Regel als angenehm empfunden. Wohltuend sind ebenfalls warme Bäder mit dem Zusatz von Heublumen oder Moorsubstanzen.

Gegen einen von Entzündungserscheinungen geprägten akuten Arthroseschub sollte dagegen mit Kälteanwendungen in Form von Eispackungen oder kalten Quarkumschlägen vorgegangen werden. Zusätzlich ist meist eine Schmerz- und Entzündungstherapie unter ärztlicher Aufsicht erforderlich, unterstützend können Medikamente auf pflanzlicher Basis zum Einsatz kommen.

Hier ist vor allem die schmerzstillend und entzündungshemmend wirkende Wurzel der Teufelskralle zu nennen, auch Zubereitungen aus Brennnessel, Weidenrinde und Arnika können die Beschwerden lindern.

Das Einhalten einiger Vorsichtsmaßnahmen im Alltag kann die Krafteinwirkung auf die Fingergelenke senken und einer Verschlechterung entgegenwirken. Schwere Lasten sollten nie einseitig und nicht mit ausgestreckten Fingern getragen werden.

Zum Auswringen nasser Wäsche empfiehlt es sich, eine Auswringhilfe zu verwenden, beim Aufhängen der Wäsche sind Aufsteckklammern ohne Federspannung herkömmlichen Wäscheklammern vorzuziehen. Handwerker sollten große Werkzeuge bevorzugen, bei deren Verwendung die Hand weit geöffnet bleiben kann. Ist die Beweglichkeit der Finger bereits stark eingeschränkt, erleichtern Hilfsmittel wie elektrische Dosenöffner, spezielle Flaschenöffner und Stifthalter den Alltag.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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