Holokrine Sekretion

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 20. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der holokrinen Sekretion werden Drüsenzellen selbst zum Bestandteil eines Sekrets, indem sie bei der Sekretion zugrundegehen. Ein solcher Mechanismus liegt im menschlichen Organismus bei der Sekretion von Talg vor. Sowohl Überproduktionen, als auch Unterproduktionen des Talgs können pathologisch sein.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die holokrine Sekretion?

Die holokrine Sekretabgabe findet sich zum Beispiel bei den menschlichen Talgdrüsen. Die sekretierenden Zellen werden selbst zum Sekret und zerfallen bei der Sekretion komplett. Talgdrüsen hier oberhalb der Haarwurzel, gelb dargestellt.

Die holokrine Sekretion ist ein Sekretionsmodus exokriner Sekretdrüsen. Neben der holokrinen Sekretion verfügt der menschliche Organismus über die Modi der apokrinen und ekkrinen Sekretion.

Die holokrine Sekretabgabe findet sich zum Beispiel bei den menschlichen Talgdrüsen. Vor allem im Zusammenhang mit der Apoptose, also dem programmierten Zelltod wird der holokrine Sekretionsmodus der Talgdrüsen gerne assoziiert.

Die sekretierenden Zellen werden bei der holokrinen Sekretion selbst zum Sekret und zerfallen bei der Sekretion komplett. Sie werden von nachwachsenden Drüsenzellen ersetzt, die sich Richtung Drüsenlumen vorschieben. Dieses Vorschieben neuer Zellen entfernt die alten Drüsenzellen so weit von der Basalmembran, dass sie nicht mehr ausreichend ernährt werden können. In einer Folge dessen degenerieren sie, verlieren den Kontakt zu den umliegenden Zellen und werden abgestoßen. Erst aus der zerfallenen Membran und dem Inhalt der Zellen ergibt sich das fettig anmutende und eigentliche Sekret.

Funktion & Aufgabe

Am Beispiel der Talgdrüsen lässt sich die holokrine Sekretion im Detail nachvollziehen. Der Talg wird von sogenannten Talgzellen intrazellulär gebildet. Mehrere Talgzellen befinden sich im Innenraum jeder Talgdrüse. Erst durch das Aufplatzen der einzelnen Zellen gelangt der Talg an die Oberfläche der Haut. Das Talgsekret enthält so sowohl Triglyceriden, als auch Wachsestern und Fettsäuren.

Jede Talgdrüsenwand gleicht der epidermalen Basalzellschicht. Sie ist mit einer Keimschicht ausgestattet, auf der sich permanent neue talgproduzierende Zellen bilden. Von der Basalzellschicht findet so permanent eine Regeneration das Epithels statt. Ein Teil der Zellen verbleibt in Form von Stammzellen nahe der Basalmembran. Der andere Teil wird durch die nachkommenden Zellen verschoben, verliert den Kontakt zur Membran und wandert Richtung Lumen. Je weiter die Zellen verschoben werden, desto weniger kann eine diffusionsbasierte Ernährung stattfinden.

Die Talgzellen begeben sich auf ihrer Wanderung in die Drüsenmitte und produzieren dabei ununterbrochen Fette. Die Lipide werden von der Zelle gesammelt und gespeichert. Lipidtropfen bilden sich auf der Oberfläche und verbinden die wandernden Talgzellen miteinander. Sobald eine Talgzelle die Mitte der Drüse erreicht, geht sie aufgrund der gespeicherten Fette und der Ernährungslage allmählich zugrunde. So entsteht aus den Fetten zusammen mit den Zellbestandteilen der geplatzten Talgzelle eine Art Talgbrei. Wenn sich dieser Brei durch den Ausgang der Follikel auf die Hautoberfläche hinaus schiebt, werden die Hornzellen der Follikelwand abgerissen und wandern gemeinsam mit dem Talgbrei auf die Haut hinaus.

Wieviel Talg täglich auf diese Weise produziert wird, wird von der Veranlagung und von den Hormonen bestimmt. Auch das Alter, der Ernährungszustand und verschiedene Umwelteinflüsse können sich auf die Talgproduktion auswirken. Durchschnittlich liegt die Tagesproduktion bei ein bis zwei Gramm pro Tag. Ohne den Talg oder die holokrine Sekretion würde die Hautoberfläche vertrocknen.

Holokrine Sekretion bilden im menschlichen Organismus nur die Talgdrüsen. Die großen verzweigt alveolären Talgdrüsen des Menschen liegen meist an Haarschäften. Auf der Haut liegen die kleinen einfach alveolären Talgdrüsen. Meibohmsche Drüsen heißen die stark verzweigten und alveolären Talgdrüsen am Augenlid und die kleinen Talgdrüsen an den Wimpern werden auch als Zeiss'sche Drüsen bezeichnet.


Krankheiten & Beschwerden

Die holokrine Sekretion der Talgdrüsen kann durch verschiedene Erkrankungen gestört sein. In der Regel macht sich eine gestörte Talgabgabe in Form von Hautkrankheiten oder zumindest Auffälligkeiten auf der Haut bemerkbar. Wenn eine übermäßige holokrine Sekretion vorliegt, ist die Rede auch von Seborrhö. Diese Erscheinung kann im Rahmen der Parkinson Krankheit, der Akromegalie oder der Phenylketonurie und Thyreotoxikose symptomatisch sein. Die Haut wird dabei anormal fettig.

Eine Sonderform der Erscheinung ist die gestörte Sekretion aufgrund einer Talgdrüse die durch Überproduktion verschlossenen ist. Bei diesem Phänomen stellt sich nach gewisser Zeit ein sogenannter Talgstau ein. Die Poren der Haut erweitern sich und bieten Krankheitserregern damit beste Eintrittsmöglichkeiten. Außerdem fördert der Talgstau die Bildung von Mitessern. Dieses Phänomen liegt zum Beispiel im Rahmen von Akne vor.

Davon zu unterscheiden ist eine verminderte holokrine Sekretion, wie sie Sebostatiker erleiden. Ihre Haut wird rissig und anormal trocken. Auch Entzündungen der Talgdrüsen können Auswirkungen auf die Funktionsfähigkeit und damit die holokrine Sekretion haben. Bei solchen entzündlichen Reaktionen ist von einer Sebadenitis die Rede, die beim Menschen eher selten auftritt und zu irreversiblen Schäden an den holokrinen Drüsen führen kann. Als idiopathische Erkrankung ist die Sebadenitis mitsamt ihrer Ursachen bislang nicht abschließend erforscht. Eine genetische Ursache wird gegenwärtig vermutet.

Eine ebenso seltene Erscheinung ist das Talgdrüsenkarzinom. Bei diesem bösartigen Krebs entarten die Zellen, aus denen sich eigentlich Talgdrüsen bilden sollten.

Eine häufige Erkrankung der Talgdrüsen am Auge ist das Gerstenkorn, das auch als Hordeolum bekannt ist. Diese Erscheinung ist in der Regel bakteriell bedingt und löst eine schmerzende Entzündung aus, die sich in einer Rötung und Schwellung des Augenlids äußert.

Quellen

  • Dirschka, T., Hartwig, R.: Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2011
  • Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Sterry, W., Worm, M., Burgdorf, W.: Checkliste Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2014

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